SS ORIANA / 1: 500/ Bearbeitung eines Download-Modells von Senaun

  • Hallo Modellbaufreunde !


    Mein nächstes Modell soll einer der ungewöhnlichsten Liner werden, den das letzte Jahrhundert hervorgebracht hat, die ORIANA von P&O. Sie ist für mich aus drei Gründen ungewöhnlich:


    - Sie fuhr nicht - wie alle anderen Liner von Rang und Namen - auf der Route von Europa nach Nordamerika, sondern von Southampton
    nach Australien.
    - Sie hatte einen turboelektrischen Antrieb, Dampfturbinen trieben Generatoren und die Elektromotoren an.
    - Ihre auf die Schiffsmitte konzentrierten Proportionen wichen total von denen klassischer Liner ab.


    Wenn ihr dieses Schiff nicht mögt, dann seid ihr in guter Gesellschaft. Die ORIANA hat im erlauchten Kreis der ugly ships eine prominente Stellung.


    Grundlage meines Modells ist ein japanischer free download von Senaun. Das Modell ist im Maßstab 1:560 veröffentlicht. "Vater und Sohn" hat hier in diesem Forum darüber berichtet.
    Wenn man sich die Bögen genauer anschaut, dann stellt man schnell fest, dass das Modell nicht sonderlich detailliert ist. Die über vier Decks reichenden Galerien im Heck sollen auch nicht geöffnet dargestellt werden. Wenig begeistert bin ich auch von der Rumpfkonstruktion. Sie besteht in der Mitte aus einem Kasten, Vor- und Achterschiff sind wie die mdk-Modelle spant- und längsträgerfrei. Ich werde ein konventionelles Spantgerüst bauen.


    Die zweite Grundlage meines Modells sind Deckspläne, ein Längsschnitt und viele Fotos von dem letzten oriental liner. Zu den Daten will ich hier nicht mehr schreiben, sie können im Netz nachgelesen werden.


    Mal sehen wie weit mich meine Begeisterung für dieses Schiff durch den Bau des Modells trägt.


    Das Originalfoto ist von ssmaritime.com

  • Moin Henning,


    starkes Projekt! Ich hatte die ORIANA als Plastikbausatz von Revell. Vor ein oder zwei Jahren ist er als Retro-Auflage wieder erschienen und ich hätte fast zugeschlagen. Neben den Aufbauten mittschiffs ist auch das Heck ein Markenzeichen, ähnlich wie bei der CANBERRA. Ein wirklich interessanter Liner - Viel Erfolg!

    Schockvideos: Pinguine verspeisen den selben Eisbären gleich zweimal 8o Nur für starke Nerven hier und hier!


    Viele Grüße, Nils

  • Bevor das B-Deck aufgesetzt und die Bordwände angebracht werden können, müssen die am Heck geöffneten Decks C, D und E ausgebaut werden. Unten auf dem E-Deck befinden sich die Mooring-Winden, im Aufbau die Wäscherei. Darüber auf Deck D ist der Junior´s Club, wobei ich nicht weiß, ob das ein Kindergarten oder ein Jugendtreff ist. In dem baugleichen Aufbauteil darüber auf Deck C ist die Bibliothek.


    Ich hatte eigentlich vor, die Relings wie bei der TITANIC aus weiß bedruckter Folie zu bauen, allerdings kommen meine beiden Lieferanten nicht in die Füße - und abwarten kann ich nicht. So sind sie aus Karton (weiß auf grau).

  • Uff, die Bordwände anzupassen, war nicht leicht. Im Heck mit den Arkaden habe ich drei Anläufe gebraucht, im Bugbereich zwei. Abweichend vom Modellbaubogen, der den weißen Rumpf eines Kreuzfahrtschiffes darstellt, habe ich den Rumpf wie im Ursprungszustand beige eingefärbt.


    Die weiß auf Folie gedruckte Reling ist inzwischen eingetroffen, so dass ich sie noch einbauen konnte. Auf dem D-Deck, wo der Junior´s Club ist, ist eine Reling mit senkrechten, enger stehenden Streben zu Einsatz gekommen.

  • Nachdem ich auch die Stb.-Bordwand angebracht habe, konnte ich mich den Aufbauten widmen. Mittschiffs steht eine zweigeschossige Aufbauwand, die wie im Heckbereich gegenüber der Bordwand zurückgesetzt ist, so dass auch wieder eine Arkade entsteht. Ich bin mir sicher, dass diese Schatten spendende Bauweise zurückzuführen ist auf das Fahrtgebiet der ORIANA, das ja überwiegend in tropischen Gewässern lag.


    Hinter der Aufbauwand liegen die Kabinen der ersten Klasse. Im Rumpf sind die Kabinen der Touristenklasse untergebracht, viele davon sind Vierbettkabinen mit 10m² Fläche. Die ORIANA war halt nicht nur ein Luxusliner, sondern auch ein Auswandererschiff. Während heutige Kreuzfahrtschiffe für 1.000 Passagiere eine Vermessung von 40.000 BRZ brauchen, konnte die ORIANA mit 42.000 t 2.100 Passagiere aufnehmen.

  • Hallo Henning,


    wird (mal wieder) ein tolles Modell - obwohl die Form des Originals in der Tat gewöhnungsbedürftig ist. Sieht hinten aus wie ein Karnickelstall :D


    Das mit dem Maßstab haut fast hin.
    Das gezeigte Modell ist in 1:200 - der Parallelbau als Lazarettversion in 1:250 wächst ebenfalls.
    Wir bauen also zwar paarweise, aber eben zwei Schiffe zeitgleich (oder gleichzeitig?)


    In jedem Fall brauchst Du weniger Klebstoff - die Riesenwanne verschlingt schon deutlich Material vom gelben Vogel aus der Tube :D


    Wir bleiben dran - am Bau und an Deinem Bericht.


    Gruß
    Peter

  • Bevor ich die Aufbauwände anbringen konnte, musste ich mir überlegen, wie ich die Rettungsboote in ihren Nischen befestigen konnte. Ich habe mich für diese Bootslagerungen entschieden, die das Original nicht hat. Hier sind sie an den Davits aufgehängt und irgendwie nach innen angeschlagen.


    Mit dem Anbringen der im Bereich des B- und des A-Decks durchbrochenen Aufbauwände kommt ein Hauch von ORIANA in dieses Modell.

  • Hallo Henning,
    die Boote waren wohl wie die der Canberra befestigt. Bei You Tube gibt es es für ~ 3min einen kleinen "Film" ( Bilder, die herangezogen werden), die einige Informationen hergeben. Die Pallen waren rot gepönt.
    Ulrich

                                                                                   Artikel 1 GG:

    Die Würde des Menschen ist unantastbar.

    Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt



  • Moin, moin Henning,


    die ORIANA ist wirklich ein etwas ungewöhnliches Schiff gewesen und als Modell auch sehr spektakulär. Schiffbauerisch waren die achteren vier Arkaden-Bereiche übereinander m.E. etwas gewagt.......ich möchte mir nicht vorstellen was passiert wäre, wenn von achtern mal eine größere Welle in die Arkaden "eingestiegen" wäre........zumal sich der dann aufgebaute Wasserdruck nur sehr schlecht abbauen konnte.......naja, vielleicht kommen auch nur mir solche Gedanken........ :whistling:



    Gruß
    HaJo

    Exercitatio artem parat!

  • Hallo Henning,
    warum "leider"? Mit dem Filmchen meinte ich die Oriana. Da habe ich mich etwas ungenau ausgedrückt.
    Ulrich

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  • Inzwischen habe ich mir den Film über den Bau der ORIANA angesehen. Es ist ein sehr schönes Dokument aus der Zeit der späten 50-er Jahre. Lisbett war auch noch ganz jung.


    Mit den Aufbauten bin ich gut vorangekommen. Interessant ist sicher das halb überdachte Stadion.

  • Nach den Aufbauten auf dem Badedeck und dem aufgesetzten Tennisdeck sind die grauen Flächen für weitere Aufbauten zum ersten mal für mich überschaubar geworden. Ich kenne kein Schiff, bei dem die Aufbauten und die Decks so unübersichtlich sind wie bei der ORIANA. Wahrscheinlich liegt es daran, dass die Decks nicht nur die Aufgabe haben, zu verhindern, dass es in die darunterliegenden Aufbauten hineinregnet, sondern auch für große freie Decksflächen Schatten zu spenden.

  • Heute gib es was zu zeigen ! Ich habe nämlich die Aufbauten fertig und auch den Schornstein und das Lüfterbauwerk aufgesetzt. Damit hat die ORIANA ihre Silhouette gefunden. Bis auf einen marginalen Radarmast gibt es bei diesem Schiff keine Masten. In den nächsten Arbeitsschritten wird es darauf ankommen, das Modell zu verdichten z.B. mit 22 Rettungsbooten und mit 8 Wippkränen.

  • Ich bleibe dabei - ein sehr interessantes Schiff, Henning!


    Very British! :)

    Fertig: MS WILHELM GUSTLOFF, 1:250



    Aufwachen - es ist 5 vor 33...

  • Mit den großen und prägnanten Bauteilen ist es jetzt vorbei. Feinschliff ist angesagt. Um den Rumpf etwas plastischer zu machen habe ich heute die Schotten und die Klüsenverstärkungen auf die Bordwand geklebt, das Namensschild ausgewechselt (Schrift war als Liner rot !), ein paar Relings ergänzt und achtern Floßstationen eingebaut, die später von Rettungsinseln ersetzt wurden. Außerdem habe ich das Emblem von Königin Elizabeth I am Bug angebracht. Nach ihrem Kosenamen ORIANA wurde das Schiff benannt. Auch very british, jedenfalls bundesrepublikanisch undeutsch.

  • Hallo Henning,
    wenn man das Schiff so wachsen sieht, verschwindet irgendwie die "Häßlichkeit" , und es wird immer interessanter und dem Auge gefälliger.
    Ulrich

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    Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt



  • Ich hatte das Abschlussdeck des Schornsteinsockels falsch eingebaut. Deshalb musste ich den Schornstein umdrehen, so dass er die Naht und auch die Lüftungsgitter vorn hatte. Das habe ich jetzt korrigiert. Außerdem bin ich mit der Ausrüstung des Backdecks angefangen. Das Deckshaus beherbergt die 4. Badeanstalt, die den Besatzunsmitgliedern vorbehalten ist. Den ersten Wippkran habe ich weitgehend umkonstruiert.

  • Nachdem ich die 22 Boote samt Davits, insgesamt acht Wippkräne und einigen Kleinkram gebaut habe, ist meine ORIANA nun fertig. Ich hoffe, dieser ungewöhnlichste aller Liner gefällt euch.


    Reinhard hat mich gefragt, wie es mir, der fast nur 250-er Modelle gebaut hat, denn mit diesem 500-er geht. Ich hatte kein großes Problem damit, weil ich auch nicht der große Detail-Enthusiast bin. Wenn ein Schiff schon viele interessante Details hat, dann muss es die auch zeigen. Und das tut die ORIANA nicht. Winden und Poller sind auf nicht einsehbaren Decks versteckt, die Boote stehen in Nischen, Masten und Takelung hat auch das Original kaum. Es ist also ein ganz dankbares Modell für den kleinen Maßstab.


    Aufwändiger als erwartet war der Bau des Modells. Der Download-Bogen hat keine brauchbare tragende Struktur. Der Deckssprung besteht aus einem waagerechten Bereich mittschiffs und zwei geraden Rampen an Bug und Heck. Das war mir zu einfach und deshalb habe ich es geändert mit der Folge, dass alle stehende Teile überarbeitet werden mussten. Die Deckssignatur war mir auch zu einfach. Aus diesem Grund enthält mein Modell keine einziges unbearbeitetes Teil aus dem Modellbaubogen.


    Ein Problem des halben Maßstabs besteht darin, dass sich die Verarbeitungsungenauigkeiten leider nicht halbieren. Obwohl sie absolut nicht größer sind als bei meinen anderen Modellen, fallen sie einem doch stärker ins Auge, weil sie sich im Verhältnis zur Schiffsgröße verdoppeln. Ich glaube, dass kleinmaßstäbige Modelle deshalb in unserem Medium der hochauflösenden Kameras schlecht wegkommen. Wenn Jan Pappenheimer das Foto bis zum Anschlag vergrößert, dann stellt er fest, dass die Detaillierung flach ist und die Verarbeitungsqualität auch zu wünschen übrig lässt.


    Ich lasse mich davon aber nicht entmutigen. Ich habe vor, irgendwann noch einmal eine der detailarmen Trailerfährn in 1:500 zu bauen. Sie haben in Nordsee, Ostsee und Mittelmeer einen erheblichen Anteil am Frachtverkehr, werden aber von den Modellbaubogenanbietern konsequent gemieden.


    Zum Schluss danke ich euch für euer Interesse, auch wenn es dieses mal nicht so rege war.


    Henning

  • Hallo Henning, manchmal ist weniger mehr. Gerade bei diesemModell kommt das gut zur Geltung. Trotz seiner "Häßlichkeit" ist es ein sehr interessantes Modell.
    Ulrich

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    Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt



  • Moin Henning, Glückwunsch zu diesem äußerst interessanten Liner! Das Modell ist doch sehr gut gelungen und ich finde es wie das Vorbild auch nicht hässlich. Es entspricht halt nicht dem gängigen Design. Der Decksaufbau erinnert mich bspw. an die allerdings deutlich kleinere STOCKHOLM. Nur das Lüfterbauwerk in Schornsteinoptik hätte man sich sparen können.


    Ich bin gespannt, was Du als nächstes interessantes Vorbild wählst. Ich fände ja das Seebäderschiff ROLAND VON BREMEN spannend... :whistling:

    Schockvideos: Pinguine verspeisen den selben Eisbären gleich zweimal 8o Nur für starke Nerven hier und hier!


    Viele Grüße, Nils

  • Moin Henning,


    herzlichen Glückwunsch zur Fertigstellung dieses Modells mit seiner aussergewöhnlichen Silhouette!


    Ich bin übrigens weit davon entfernt, diese ORIANA als "hässlich" oder "in den Proportionen nicht so gelungenes Schiff" zu bezeichnen.
    Die Optik ist vielleicht ungewöhnlich, aber hochinteressant und beileibe nicht "missraten", sondern, wie mir scheint, sehr durchdacht, bei längerem Betrachten ausgewogen und hat einen hohen Wiedererkennungswert.


    "Durchdacht" zum Beispiel deswegen, weil sich auch die Brücke und Offizierskammern bei diesem Schiff nahezu in der Schiffsmitte und damit am vergleichsweise ruhigsten Punkt des Schiffes befinden; ein etwaiges "Stampfen" in schwerer See war sicher bei dieser Anordnung weit weniger zu spüren als bei konventionell gezeichneten Linern.


    Danke, dass wir am Werden des Modells dieses britischen Ostasienliners teilhaben konnten!

    Fertig: MS WILHELM GUSTLOFF, 1:250



    Aufwachen - es ist 5 vor 33...

  • Hallo Henning,


    super Modell. Klasse, wie und in welcher Zeit Du solche Dinge umsetzt. Man hat das Gefühl, Dein Basteltag hat allein 24 Stunden - und manchmal kommt die Nacht dazu.


    Auch ich finde die Linien des Liners sehr interessant - bleibe aber dabei, dass das Heck gewöhnungsbedürftig ist. Es durchbricht die elegante Rumpfform
    Wenn ich mir hier die Heckform der klassischen Liner vorstelle - das wäre viel besser .


    Auf jeden Fall:
    Glückwunsch zur Fertigstellung


    Peter