Rundgang über das Museum Schiffshebewerk Henrichenburg

  • Hallo Kartonmodellbauer,


    wie an anderer Stelle schon erwähnt möchte ich euch zu einem virtuellen Rundgang über das Gelände des alten Schiffshebewerkes Henrichenburg bei Castrop Rauxel einladen.


    Dieser Museumsstandort wurde 1992 im Rahmen einer Feier eröffnet und ist eines von acht Standorten des Industriemuseums des Landschaftverbandes Westfalen Lippe.


    Details über das Museum und die anderen Standorte kann man hier nachlesen:


    http://www.lwl.org/LWL/Kultur/…rtal/S/henrichenburg/ort/


    Das Herzstück des Museums ist natürlich das alte Hebewerk von 1899, das von Kaiser Wilhelm II persönlich eingeweiht wurde. Nach der Stilllegung wurde leider vieles demontiert, und in der Maschinenhalle sind dadurch nur noch Teile der ursprünglichen Einrichtung vorhanden. Das Museum konnte einiges rekonstruieren und an anderer Stelle ausgediente, baugleiche Elemente erwerben und im Museum wieder aufbauen.

  • In der ersten Phase war nur das Hebewerk selber, das Motorgüterschiff Franz Christian und ein kleiner Teil des so genannten Unterwassers für die Besucher freigegeben. Das Museum hatte schon lange vor seiner Eröffnung fleißig Exponate auch außerhalb Deutschlands gesammelt um sie der Nachwelt zu erhalten.


    In einer zweiten Phase ab etwa 1998 begann man auch das Oberwasser wieder zu fluten. Hier sollte eine Werft entstehen, wo die vielen anderen Schiffe sukzessive restauriert und dann der Öffentlichkeit präsentiert werden sollten. Doch leider war die Nahtstelle zum Hebewerk selber undicht und es trat massiv Wasser aus. Der Oberwasserkomplex musste komplett wieder abgelassen, abgedichtet und saniert werden.


    Heute sind all diese Probleme jedoch behoben, und auch in diesem Teil des Museums warten viele interessante Exponate auf den Besucher. Zum Zeitpunkt meines Besuches war aber wieder vieles Baustelle, und besonders die Schiffe des Museums sind momentan nicht so zugänglich wie man es wohl gerne hätte. Dafür sollte der Besucher aber Verständnis aufbringen. Denn ein solcher Fundus an Fahrzeugen der Binnenschifffahrt muss erst einmal saniert, dann wieder saniert und immer wieder saniert werden.

  • Am besten zu erkennen am Motorgüterschiff Franz Christin. Bei der Eröffnung 1992 gerade frisch restauriert und wie aus dem Ei gepellt liegt sie heute wieder in der Werft um generalüberholt zu werden. Ja, so schnell vergeht die Zeit.


    Einige der Schiffe des Museums möchte ich nun näher vorstellen. Die meisten der folgenden Informationen habe ich aus dem Buch Historische Binnenschiffe für das Museum Schiffshebewerk Henrichenburg, erschienen 1988 unter der ISBN 3-921980-24-0 ,herausgefischt. Das Buch ist zumindest im Museum immer noch erhältlich


    Das Bereisungsboot Nixe wurde 1939 erbaut und diente zuerst beim preußischen Maschinenbauamt Magdeburg - Rothensee. Nach 1945 gehörte es zum Wasser- und Schifffahrtsamt Hitzacker. 1971 wurde das Schiff außer Dienst gestellt und in die Niederlande verkauft, von wo es schließlich in das im Aufbau befindliche Museum verbracht wurde.

  • Der Dampfschlepper Fortuna wurde schon 1909 erbaut. Aus der Anfangszeit ist wenig überliefert. Aus einem Meßbrief des Jahres 1928 geht der Name Midgard, Heimathafen Oldenburg, hervor. Die wechselvolle Geschichte verschlug das Schiff 1937 unter dem Namen Zufall nach Wesermünde, 1943 dann als Helgoland nach Landsberg/Warthe. Nach 1945 verblieb es in der damaligen DDR, um dann 1974 schließlich von einem Niederländer gekauft zu werden. Nunmehr unter dem Namen Fortuna erwarb das Museum 1985 das Schiff, das letzte Mal unter Dampf stand es 1987. Wegen seines schlechten Erhaltungszustandes wurde es 1999 an Land gesetzt.


    Das Dampftankschiff Phenol wurde 1903/1904 in den Niederlanden erbaut. Als einziges erhaltenes und nicht umgebautes Exemplar seiner Art wurde es 1986 vom Museum erworben, als es schon auf Grund gesunken und nur mehr ein Wrack war. Die Phenol transportierte bis 1954 eben diesen Stoff Phenol (Karbolsäure), ein Nebenprodukt der Kohlechemie.

  • Viel Phantasie benötigt der Betrachter um in diesem merkwürdigen Gebilde den Ausflugsdampfer Express zu erkennen, der 1884 auf einer Pariser Werft vom Stapel lief. Bis 1937 versah sie ihren Dienst für Ausflügler, dann erfolgte der Umbau zum Büroschiff und 1962 nach abermaligen Verkauf zu einem Wohnboot. Das Museum nahm sich 1990 dieses Exponates an und wie man sieht wartet es immer noch auf seine Restaurierung.


    Die kleine hübsche Motorbarkasse ist bislang in keiner der Schilder oder Beschreibungen zu finden gewesen, man darf gespannt sein was wohl aus ihr wird.

  • Als letztes Schiff möchte ich dann noch den Schleppkahn Ostara vorstellen. Erbaut 1928 in den Niederlanden ist es das letzte original erhaltene Wechselschiff, sowohl geeignet für den Rhein als auch durch seine Maße für den Einsatz auf den Kanälen. Die preußische Ordnungfreudigkeit hatte für Kähne dieser Art genaue Maße festgelegt um zu garantieren dass sie alle Hebewerke und Schleusen der damaligen Zeit passieren konnte. Seit 1989 gehört die Ostara zum Museum. Die Ostara hatte keinen eigenen Antrieb und musste geschleppt werden. Und sollte an den Schleusen und Hebewerken ein derartiger Kahn in den engen Wassertrog wurden kleine Lokomotiven eingesetzt um sie zu treideln. Irgendwie logisch: Wie soll der Kahn in den Trog kommen, wenn der dazugehörige Schlepper schon die Schleuse bzw. das Hebewerk passiert hat!

  • Das das Museum übrigens schon eine lange Tradition hat was unser Hobby betrifft erkennt man an folgender Vitrine. Der Modelbaubogen der Franz Christian ist leider schon ausverkauft. Hartmut Scholz konstruierte diesen Bogen 1991 in 1:100, damals gab es eine Zusammenarbeit zwischen dem Museum in Henrichenburg und Dr. Stölting vom DSM in Bremerhaven. Ich persönlich verbinde mit dem Bogen eine schlechte Erinnerung, mein Versuch ihn 1999 zu bauen schlug fehl.


    Wer etwas mehr Zeit mitbringt sollte sich in unmittelbarer Nähe auch noch die alte Schachtschleuse von 1914 (Inbetriebnahme) ansehen. Seit 1990 stillgelegt ist sie ein heute ein beliebtes Ausflugziel. In unmittelbarer Nähe gibt es einen Ausstellungsraum über die moderne Entwicklung des Dortmund Ems Kanal aber das ist wieder eine ganz andere Geschichte