RMS Connaught, 1860 - noch'n Raddampfer!

  • Hallo zusammen!
    Der Herbst zieht ein, und das heißt ich habe wieder mehr Zeit für's Hobby! Die Anglia hat mir so viel Spaß gemacht, daß ich gleich einen weiteren Raddampfer nachgeschoben habe. Es handelt sich hier um das Postschiff "Connaught" das von 1860 bis 1897 zusammen mit seinen drei Schwestern Ulster, Munster und Leinster zweimal täglich den Postdienst zwischen Kingstown und Holyhead bestellte.

  • Der Postvertrag wurde 1859 zwischen der Royal Mail und der City of Dublin Steam Packet Co. abgeschlossen. Um einen reibungslosen Anschluß mit den Eisenbahnen nach London und Dublin zu gewährleisten waren nur 3 Stunden zur Überquerung des Irischen Kanals vorgesehen. Bei Überschreitung drohten schwere Vertragsstrafen. Es wurden also Schiffe benötigt, die bei jedem Wetter 17 1/2 Knoten schafften. Das ist heutzutage ein Schneckentempo, aber 1860 war es noch unerhört.


    Die Konstrukteure schreckten aber vor Ihrer Aufgabe nicht zurück. Connaught und zwei ihrer Schwestern wurde von James Laird entworfen und gebaut. Das dritte Schiff entstand bei Samuda Bros. nach Laird's Plänen. Laird produzierte ein Meisterstück der Schiffsbaukunst. Und eine Kunst war es damals wirklich: Zu dieser Zeit gab es noch keine Testbecken und Windkanäle. Ob eine Konstruktion erfolgreich war stellte sich oft erst bei der Testfahrt heraus.

  • Um das über hundert Meter lange Schiff auf die geforderte Geschwindigkeit zu bringen standen Laird zwei Antriebsmöglichkeiten zur Verfügung: Schraube oder Schaufelräder. Schiffsschrauben waren noch relativ neu. Wohl war bekannt, daß manche Schraubendampfer bei gleicher Maschinenleistung schneller als Raddamfer waren, aber ihre Leistung war im Vorab schwer einzuschätzen. Schaufelräder aber waren zu diesem Zeitpunkt zur höchsten Effizienz entwickelt, ihre Leistung war bekannt.


    Connaught und Ihre Schwestern wurden also mit gewaltigen Schaufelrädern ausgestattet. Ihr Durchmesser war 34ft (10.3m), sie hatten je 14 Schaufelblätter von 12 x 4ft (3.6m x 1.2m). Die Blätter waren beweglich montiert. Über eine exzentrische Achse wurde Ihr Eintauchwinkel senkrecht gehalten, was einen (kleinen) Geschwindigkeitsvorteil herauskitzelte. Die Maschinen waren ebenso gewaltig: zwei-Zylinder oszillierende Dampfmaschinen entwickelten 4600 ihp. Die Kessel verschlangen über 9 Pfund Kohle pro ihp pro Stunde - 64 Tonnen für eine Überfahrt!



    Im Maßstab 1:250 werden die Räder knapp 42mm Durchmesser haben. Ich habe meinen Ehrgeiz daran gesetzt, sie beweglich darzustellen. Wir werden sehen ob das was wird!

  • Nun zum Stand der Konstruktion: Das Spantengerüst ist fast fertig. Das Problem hier ist der lange, schmale Rumpf (42cm x 4cm). Um ein Verwinden zu vermeiden habe ich hier weitere Längsspanten eingezogen. Vielleicht probiere ich auch eine Kastenbauweise wie bei manchen polnischen Modellen. Mal sehen.


    Um die Lagerung der Räder einigermaßen präzise zu machen werde ich wohl die Ausleger mit Holz o.ä. verstärken müssen. Wer Purist ist kann's natürlich auch ohne versuchen.



    Das wär's für heute!



    Viele Grüße: Oliver

  • Hallo Oliver,
    da kommt wieder ein anspruchsvolles Modell auf uns zu. Gerade die vielen Schornsteine machen es ein eindrucksvolles Bild. Mit den Ausmaßen hat es ja mit 1:10 Zerstörerproportionen. War das Schiff im Original auch ein schnelles Schiff?
    Es freut mich, dass du dich weiterhin der Schaufelraddampfern annimmst. Vielleicht wäre auch mal ein Mississippiheckraddampfer in Deiner Planung?


    Mit vielen Grüßen


    modellschiff

                                                                                   Artikel 1 GG:

    Die Würde des Menschen ist unantastbar.

    Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt



  • Hallo Oliver, nice to see you back! I thought you would be cutting paper by now? The design is coming along very nicely.

    best regards
    mit herzlichen grussen


    Fred


    In Build:
    Panzerkreuzer Infanta Maria Teresa

    Edited once, last by Royaloakmin ().

  • Hallo Ulrich - das wichtigste habe ich vergessen! Connaught überschritt auf ihrer Probefahrt 18 Knoten, und war damit das schnellste Passagierschiff ihrer Zeit. Dieser Rekord wurde in Britischen Gewässern erst zwanzig Jahre später gebrochen. 1883 wurden die vier Schiffe umgebaut und liefen danach noch schneller. Erst 1897 wurden sie durch Schraubendampfer ersetzt.


    @ Fred - you're right, this one has been in the till for a while. However, I got next to no work done during the Summer. This is more a restart than a continuation. I'll continue the thread on papermodelers as well.


    Cheers,



    Oliver

  • Quote

    Original von Oliver Weiß
    Wie bei britischen Schiffen noch in das 20te Jahrhundert üblich war die Brücke offen, die Offiziere und Steuermänner (acht bei schwerem Wetter) waren jedem Sturm schutzlos ausgesetzt. Angeblich erhöhte das die Wachsamkeit.


    Hallo Oliver,


    soweit ich weiß, wurde dieser Gedanke nicht nur bei britischen Schiffen lange vertreten. Die Bundesmarine hatte noch in den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts offene Brücken...


    Auch die großen Frachtsegler, etwa von Laeisz, besaßen offene Ruderstände, vor dem Kartenhaus. Aber bei den Großseglern war ja auch der freie Blick auf die Segel zum Steuern notwendig.

    Fertig: MS WILHELM GUSTLOFF, 1:250



    Aufwachen - es ist 5 vor 33...

  • Wau! Seit Oktober war hier Funkstille! Da seh' ich's wieder: Meine besten Tage opfere ich dem schnoeden Broterwerb, und die Kunst muss leiden :)


    Ein bischen was hat sich aber getan: Das Unterwasserschiff ist fertig. Nach der altbewaehrten Methode aus Querstreifen zusammengesetzt, danach verspachtelt und verschliffen. Die rote Farbe ist Grundierung, die mir aber in diesem Fall so passend schien dass ich am Schluss nur einen Klarlack verwenden werde. Gestern habe ich dann das obere Spantengeruest angebracht. Meine Magnet-Helling habe ich durch Einsatz mehrerer Legoteile verbessert. Die Magneten habe ich mit Epoxykleber verankert. Jetzt kann ich bequem alle moeglichen Halterungen zusammenstecken, mit den magnetisierten Teilen als Basis. Meiner Frau sage ich "Lass das ewige Kopfschuetteln, dann kriegst Du auch keine Genickschmerzen", aber es hilft ja nichts...


    Gruss: Oliver

  • Und jetzt mit oberen Spanten. Wie Ihr seht habe ich zwei zusaetzliche Laengsspanten eingezogen. Da diese schlanke Dame 42cm lang aber nur 4cm breit wird hielt ich das fuer angeraten. Alles ist schoen gerade und stabil geworden. Die Muehe hat sich also gelohnt. Naja, Muehe ist relativ - ich habe mir so'n Schneidknecht zugelegt, dem ist's egal wie viele Spanten er schneidet ;)



    Gruss: Oliver

  • Hallo Freunde
    mit einem Seiten-Breitenverhältnis von 1:10 hatte der Dampfer Zerstörereigenschaften und müsste demnach sehr schnell gewesen sein.Oliver, was verstehst du unter Schneidknecht?.


    mit freundlichen Grüßen


    modellschiff

                                                                                   Artikel 1 GG:

    Die Würde des Menschen ist unantastbar.

    Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt



  • Hi Oliver, it's good to see progress on Connaught. I would stick to card (maybe 2mm?) for your paddlebox supports.

    best regards
    mit herzlichen grussen


    Fred


    In Build:
    Panzerkreuzer Infanta Maria Teresa

  • Jan: Eben den!
    Ulrich: guckst Du hier


    Meine Erfahrungen damit sind recht gut - allerdings ist das Teil wirklich nur zum konstruieren oder scratch-building geignet. Die Genauigkeit beim Ausschneiden gedruckter Teile läßt (zumindest bei meiner Einheit) zu wünschen übrig. Die Schnittgenauigkeit selbst ist aber ausgezeichnet. Ich mache es inzwischen so, daß ich die Bogen nicht erst ausdrucke, sondern gleich schneide. Dadurch erhalte ich praktisch eine "Platine". Nur mit der Nummerierung ähnlicher Teile muß ich aufpassen. Zwar kann der craftRobo auch Beschriftungen einritzen, das einzustellen ist mir aber zu viel Aufwand.


    Gruß: Oliver

  • Hello Oliver,
    Great to see you back to work on Connaught. The long period of "radio silence" was cause for concern. But the images look good. Always a pleasure to get a look at your "pioneering" work.
    Regards,
    Mike