Nach meinen Erfahrungen mit dem Bau der OKZ-32 in Verbindung mit der Freude, die das fertige Modell vermittelte möchte ich nun wieder eine Lok bauen. Diesmal jedoch in meinem bevorzugten Maßstab 1:25 und mit etwas mehr Pfiff! Meine Wahl fiel auf den Bausatz der PU-29 von Angraf.
Der Baubogen:
Ca. 7.300 Teile auf 57 Bögen mit 24×34 cm verteilt ... braucht keine weiteren Worte ... bedeutet einfach mehrere Monate Bastelspaß! Die Teile sind sauber gedruckt, allerdings haben Nachmessungen einige Ungenauigkeiten ergeben, die entsprechende Berücksichtigung verlangen. Auch einige Fehler im Vergleich mir Originalplänen und Fotos sind mir aufgefallen, da werde ich noch im Verlauf des Bauberichts darauf eingehen. Das fertige Modell inkl. Tender wird eine Länge von ca. einem Meter haben.
Es gibt für diesen Bogen mehrere Lasersätze für Räder, Spanten, Verstärkungen, Laufgitter usw. Obwohl ich die alle gekauft habe, werde ich nur sehr wenig davon verwenden. Für das, was ich vorhabe sind die meisten Teile einfach zu ungenau. Das fällt schon sehr unangenehm auf, wenn mann die Seitenteile des Fahrgestells auf den Originaldruck legt und Abweichungen im Millimeter-Bereich hat ...
Auf Basis des Originalbogens, Originalplänen, Originalfotos und einem hervorragenden Baubericht von einem echten Lok Profi im Kondradus Forum werde ich mein Modell überarbeiten und mit einigen Besonderheiten ausführen. Auch neue Techniken und Anwendungen für den Modellbau werden zum Einsatz kommen.
Die Planung:
Das Fahrwerk wird voll beweglich sein und mit einem verborgenen Elektromotor angetrieben sein. Scheinwerfer, Führerhaus und seitliche Gestängesicht wird mit LED beleuchtet sein. Viele Teile werden wie beim Original mit Sechskantschrauben verschraubt sein. Der Motor wird in der vorderen Kesselstütze verborgen sein und mittels nahezu unsichtbarer Antriebsachsen die 4 Hauptachsen mit den 8 großen Rädern im 8WD betreiben.
Der Baubericht:
Diesmal werde ich nicht jeden Abschnitt in allen Details erklären, sondern nur große Zwischenschritte mit einigen Fotos und Text dokumentieren. Meine Techniken sind ja hinlänglich bekannt und ich will niemanden langweilen. Zwischen den einzelnen Berichten bleibt ja genug Zeit und Platz für Fragen und Diskussion.
Der Antrieb:
Die Räder sollen also angetrieben werden und die Funktion des Gestänges beim Dampfbetrieb simulieren.
Dazu ist es notwenig mit höchster Präzession und Festigkeit zu arbeiten. Pro Achse wird im Lagerblock ein Getriebe mit Kugellager, Gleitlagern und zusätzlichen Querachsen eingebaut sein. Obwohl die Lagerblöcke im Bausatz nicht ganz dem Original entsprechen, werde ich sie verwenden, da nur so die notwenige Stabilität gegeben ist und nur so die Getriebe unterzubringen sind. Von diesen Lagerblöcken ist im fertigen Modell kaum etwas zu sehen, die werden von den Rädern und dem Gestänge weitgehend verdeckt. Da muß ich halt Kompromisse eingehen.
Die beiden Hauptträger des Fahrgestells werden aus einem Stück und Papier sein. Dieses Papier wird jedoch mit Melaminharz getränkt und industriell verpreßt sein ... sprich aus 1 mm dickem HPL (Hartpapier) sein. Aus Gründen der Genauigkeit werden diese beiden Teile mit einer CNC-Fräse ausgefräst. Diese HPL-Platten werden dann beidseitig mit den Papierteilen aus dem Bogen kaschiert. So kann ich sicherstellne, daß die Achsabstände exakt gleich sind ... im Bausatz sind sie das nämlich nicht, da gibt es teilweise erhebliche Abweichungen und aus Erfahrung (OKZ-32) weiß ich, daß es dann ziemliche Probleme beim Gestänge und bei der Bremsanlage gibt.
Im nächsten Schritt werden die Hauptachsen und die Lagerblöcke mit diesen Hauptträgern verschraubt. Hierfür verwende ich M1 Schrauben mit Sechskantkopf SW 1,6 mm. Diese Schrauben sind auch die Ursache für einige weitere graue Haare auf meinem Kopf. Es gibt diese Schrauben und Muttern bei vielen Anbietern zu kaufen - allerdings gibt es weltweit kein vernünftiges brauchbares Werkzeug dafür. D.h. es gibt keine Steckschlüssel für Sechskant 1,6 mm. Also war selbermachen gefragt ... nun wie macht man so etwas selbst? Die Lösung waren zöllige Wurmschrauben mit einem 1/16" Imbus (nicht gerade einfach zu besorgen in Europa), die abgedreht und in einem Messingrohr verklebt wurden. Dadurch erhält man ein sehr dünnwandiges Werkzeug, mit dem man auch sehr eng beieinander stehende Schrauben noch gut erreichen kann.
Die Querverstrebungen des Fahrwerks werden in Schichtbauweise (grenzenloser Einsatz des Schneidplotters) aus 0,15 mm dickem Papier aufgebaut und kleine Messingwinkel integriert. Diese Winkel werden dann gebohrt und mittels Schrauben mit dem Hauptträger verbunden. Diese Bauart ergibt einen sehr stabilen Rahmen, der die notwendige Genauigkeit aufweist und die Kräfte des Antriebs gut verkraftet
Die Lagerblöcke mit dem Getriebe sind aus Karton, wobei alle Innenecken und Lagersitze durch üppigen Einsatz von Bondec verstärkt wurden.
Die Räder habe ich bereits in vielen verschiedenen Varianten zur Probe gebaut, aber aufgrund der Komplexität und des unglaublichen Zeitaufwands für jedes einzelne Rad, werde ich die Räder im 3D-Druck herstellen lassen. Die Laserräder und auch die Räder des Bausatzes entsprechen leider in keiner Weise dem Original und sind daher in der Form nicht verwendbar. Die Fehler, die ich entdeckt habe: 3 verschiedene Größen des Gegengewichts, Durchbrüche bei der Verstärkung des Excenterlagers, Schwimmhäute beim Übergang der Speichen zur Felge, Form der Speiche am Übergang zur Nabe. Genaugenommen müßte das Gegengewicht um einige Grad in Fahrtrichtung verdeht sein im Vergleich zur Symmetrieachse ... aber darauf habe ich auch verzichtet, sonst wären es noch mehr verschiedene Versionen.
Demnächst dann mehr, auch mit Fotos
Josef