Polnische Panzerwagen Wz. 28 + 29 / Maly Modelarz / 1:25 [FERTIG]

  • Hallo Freunde der Schere!
    Nun möchte ich euch auch mal wieder mit einem Baubericht beglücken. Eigentlich sind es sogar drei in Folge denn die Modelle stammen mehr oder weniger aus einem Bogen. Verarbeitet habe ich einen alten Maly Modelarz von 5/1987 mit polnischen Panzerspähwagen aus der Zeit von vor 1939, sozusagen der Stolz der polnischen Panzerwaffe vor dem 2. Weltkrieg. Damals hat der Konstrukteur auf dem Bogen ein Fahrzeug vom Typ wz.29 und eines vom Typ wz.28 untergebracht, letzteres konnte dann noch in einer anderen Variante als wz.34 gebaut werden.
    An dieser Stelle möchte ich dann mal etwas in die Geschichte der Originale abschweifen, denn ich finde das gehört dazu besonders wenn es sich um Objekte handelt die im Krieg nur eine Randerscheinung waren. Direkt nach dem Ende des 1. Weltkrieges erhielt dass noch junge Polen militärische Hilfe besonders aus Frankreich in Form von ausrangierten Kriegsmaterial. Darunter waren dann auch so Panzer wie der Renault FT 17 oder Panzerspähwagen wie der Ford Tfc. Nach einigen Jahren suchten die Polen aber nach neueren und besseren Lösungen und meinten sie in den Halbkettenfahrgestellen von Citroen gefunden zu haben. Sie orderten 135 Fahrgestelle bei den Franzosen, bauten 90 davon zu Panzerspähwagen um und die restlichen zu Lkw und Artillerieschleppern. Die daraus entstandenen Panzerspähwagen wurden nach einigen Test offiziell 1928 als wz.28 in der polnischen Armee eingeführt. Der wz.28 sah so aus:

  • Schon nach kurzer Zeit offenbarten diese Fahrzeuge jedoch beträchtliche Mängel, die Geländegängigkeit ließ stark zu wünschen über und auch die Geschwindigkeit war sehr niedrig. Die Ketten waren verschleißanfällig und der Beanspruchung im Gelände nicht gewachsen. Daher beschloss man die Fahrzeuge umzubauen und ersetzte die hintere Kettenkonstruktion durch eine einfache Hinterachse mit Doppelbereifung. Die Versuche liefen sehr zufrieden stellend und dieses Fahrzeug wurde dann 1934 als wz.34 in der polnischen Armee eingeführt. Bis zum Kriegsausbruch am 1.9.1939 waren 87 Fahrzeuge umgebaut worden, lediglich drei Exemplare blieben noch als wz.28 erhalten. Der wz.34 sah so aus:

  • Seit 1928 wurden in Polen LKW - Fahrgestelle vom italienischen Typ S.P.A. 25C in Lizenz gebaut. Auf diesem Fahrgestell baute man nun einen Panzerspähwagen auf der nach kurzen Tests unter der Bezeichnung wz.29 in die polnische Armee übernommen wurde. Dieses Fahrzeug lief auch unter der allgemeinen Bezeichnung Ursus. Die Konstruktion zeigte schon nach kurzer Zeit deutliche Schwächen, das Fahrgestell war für offenes Gelände ungeeignet, es fehlte der Allradantrieb. Der Motor war zu schwach um ausreichend Strom für ein Funkgerät zu liefern, der einzelne Mann im Turm sollte drei Waffen gleichzeitig bedienen und noch über Handsignale (!) Kontakt zu seinem Umfeld halten. Nur zehn dieser Fahrzeuge wurden gebaut, sie nachfolgen Bilder geben einen Einblick:

  • Keines dieser Fahrzeuge hat den Krieg überstanden, die wenigen Exemplare die den Angriff der Wehrmacht überstanden wurden zu Polizeizwecken oder im Kampf gegen Partisanen auf dem Balkan eingesetzt und gingen dann verloren. Heute gibt es wohl Nachbauten basierend auf alten Plänen und Fotos. Wer sich genau dafür interessiert dem sei die Homepage http://derela.republika.pl/armcarpl.htm empfohlen, dort ist die gesamte Entwicklung der polnischen Panzerwaffe ausführlich dokumentiert.
    So, nun habe ich wohl genug Geschichte gequakt, nun kann es endlich mit dem Modellbau losgehen. Als erstes habe ich mir aus dem Bogen den wz.29 herausgepickt, die schaurig - schrecklich schöne Farbgebung ließ mir keine Ruhe. Einige technische Daten gefällig? OK, hier kommen sie:
    Gewicht: 4,8t
    Besatzung: 4 Mann
    Länge: 5,49 m
    Breite: 1,85 m
    Höhe: 2,47 m
    Bewaffnung: 1 Kanone 37 mm
    3 MG 7,92 mm
    Motor: 35 PS
    Max.Geschw. 35km/h


    Begonnen habe ich entgegen der Nummerierung mit den Rädern, wenn diese fertig sind kann ich viel entspannter an den Rest heran gehen. Die Detaillierung war zwar nicht ganz so hoch wie es heute bei vielen Konstruktionen Standart ist aber das Ergebnis war sehr überzeugend. Die Radinnenseiten habe ich mit Filzschreiber nachcoloriert da hier keine bedruckten Bauteile waren, die Paßgenauigkeit war akzeptabel. An einigen Stellen waren kleine Anpassungen notwendig, der eine oder andere Durchmesser war minimal daneben.

  • Da die Bauteile auf dem Bogen recht ziellos angeordnet waren habe ich dann erst einmal Baugruppen gebildet, was gehörte zum Fahrgestell, was zum Turm, was zum Aufbau. Die Räder waren da schon komplett und konnten beiseite gelegt werden.

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    Das Unvollendete liegt in der Natur.


    Es ist eine große Kunst, ja Weisheit, im richtigen Moment aufzuhören.


    Wir sollten uns alle vor dem Perfektionismus in acht nehmen.

  • Der Aufbau des Panzerwagens war recht simpel und auch ohne Bauanleitung mit den wenigen Skizzen schnell überschaut. Obwohl das Fahrzeug über keine Inneneinrichtung verfügte konnte man alle Luken geöffnet darstellen. Ich verzichtete darauf, denn wer will dann schon auf ein Spantengerüst blicken. Bei den Maly Modelarz musste man immer darauf achten ob die unbedruckten Rückseiten später noch zu sehen sind und diese dann in einer passenden Farbe nacharbeiten, gut zu erkennen bei den Schürzen an der Unterseite.

  • Zwischendurch habe ich zu Testzwecken den Turm aufgesetzt, der schwarze Streifen am Turmboden war die extrem verstärkte Platte. Der Polygone Turm bildete leider keine ebene untere Fläche, die verstärkte Platte zwang daher dann alle anderen Bauteile in die notwendige Form. Später habe ich dann den hässlichen dunklen Streifen mit Farbe nachgearbeitet.

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  • In dieser Situation habe ich dann das Fahrwerk und die Räder montiert. Die Konstrukteure versuchten immer den Fahrzeugen einen gewissen Spielwert mit auf den Weg zu geben indem die Räder z. B. lenkbar sein sollten. Zusammen mit der doch recht detaillierten Achsaufhängung und den Blattfedern kam dabei immer ein sehr wackeliges Gebilde bei heraus. Daher habe ich die Räder so stark verklebt das jede Bewegung unmöglich wurde, um die stark belastete Hinterachse zu stabilisieren habe ich die Hinterräder sogar an den Kotflügeln befestigt. Viele Modellbauer die ihre polnischen Modelle mit drehbaren Rädern ausgerüstet haben mussten später feststellen dass ihre Achskonstruktionen den massiven Aufbauten aus verstärkten Karton nicht standhielten und sich langsam eindrückten.

  • Der Turm mit seiner massiven Bewehrung. Der arme Kommandant im Turm war alleine, sollte alle Waffen bedienen, nach feindlichen Fliegern Ausschau halten und den Rest der Besatzung führen. Nebenbei war er auch für die Kommunikation zu den Nachbarfahrzeugen und der Infanterie verantwortlich. Später wurde die Bewaffnung daher oft reduziert und die Luken verschlossen. Die Bewaffnung entstand aus Messingrohren die ich mit der Farbe Gunmetall von Revell lackiert habe, auch die farblich nachbearbeite Platte des Turmbodens ist gut erkennbar. Hierbei verwendete ich Farben von Modelmaster.

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  • Das ganze Fahrzeug in seiner vollen Pracht bei seinem ersten öffentlichen Auftritt. Das gesamte Modell wurde noch in mehren Lagen mit UV Schutzlack von Marabu überzogen, die älteren polnischen Drucke danken es oft mit einer geglätteten Oberfläche und weniger intensiven Farben. Nun werde ich mich dem zweiten Modell aus dem Bogen zuwenden, und dann werde ich diesen Bericht fortsetzen. Das dauert aber noch ein wenig.

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  • Hallo Axel,


    hast de fein gemacht =D>


    meint


    Herbert von der Ostsee

    Die letzten Arbeiten: Lotsenversetzboot Frya, Antonow AN 10, Saporoshez SAS 966, Werftkran, Bunkerboot, MS Schwerin, MS Vasoula, Fregatte Berlin, FLB 40-3, Forschungsschiff Valdivia, MV Estvard Dana, Trimaran FOB TRIM, L-60 Brigadyr, MS Stralsund, Dampfer Imperator, Tauchboot TRIESTE, Fähre Loch Fyne


    In Arbeit: Eisbrecher Stephan Janzen


  • Hallo an alle zusammen!
    Vielen herzlichen Dank für das viele Lob. Offen gestanden habe ich mit diesem Bogen noch eine gewisse "Jugenderinnerung" verbunden, 1989 war dies der erste polnische Bogen den ich damals von Waldmann aus München geliefert bekam. Als damals ahnungsloser Verbauer von Möwe- und JFS - Bogen habe ich dieses Modell natürlich gründlich in den Sand gesetzt und an meinen modellbauerischen Qualitäten stark gezweifelt. Aber dann habe ich mir von dem Bogen noch einige Exemplare geholt und beiseite gelegt und gedacht: Kommt Zeit, kommt Unrat. Dass dies nun aber erst nach 16 Jahren der Fall sein würde hatte ich mir aber wohl selber in meinen kühnsten Träumen nicht ausgemalt...


    Aber egal, was nicht passt wird passend gemacht!


    Axel

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    Edited once, last by Axel Huppers ().

  • Hallo Axel,


    dies ist nur die kleine Variante, ist genauso schön =D> wie dein Mercedes dieses Bild ist hier auch im Forum.


    Grüße
    Ernst

  • So liebe Kartonfreunde,
    weiter geht es bei schnippelt mit, wir kommen nun zum nächsten Schritt. Als zweites Fahrzeug aus der ganzen Reihe habe ich mir den Panzerspähwagen wz.34 vorgenommen. Und wie es sich gehört noch etwas Wissenswertes zu Beginn:


    Besatzung: 2 Mann
    Gefechtsgewicht: 2,2 t
    Länge: 3,75m
    Weite: 1,95m
    Höhe: 2,22m
    Bewaffnung: 1 MG Kal. 7,92mm oder eine 37 mm Kanone
    Max. Geschw.: 55 km/h
    Reichweite: 180 km
    Motorleistung: 25 PS


    Begonnen habe ich wieder mit den Rädern, die Paßgenauigkeit war gut, aber an einigen Stellen wie den Radkappen musste minimal nachgearbeitet werden. Die Radlaufflächen waren allerdings sehr knapp bemessen, nach dem ersten Rad gab ich ein wenig mehr Spiel und erreichte eine vollständige Ummantelung. Beachten musste ich auch die Anzahl und die Ausführung der Räder: Bei den Vorderreifen waren die Felgen nach außen gewölbt, bei den Hinterreifen nach innen. Das Ersatzrad hat die Felge ebenfalls nach innen. Auf den Bildern und Zeichnungen die ich aus dem Internet gesammelt hatte konnte ich dies genau erkennen. Allerdings hatte es sich der Konstrukteur doch etwas einfach gemacht: Der Modellbauer sollte denselben Kegelstumpf halt einmal mit der bedruckten Seite nach innen, dann nach außen verarbeiten.

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  • Der Aufbau war kein Problem, die Paßgenauigkeit ließ aber mitunter zu wünschen übrig. Die schraffierten Flächen sollten allesamt ausgeschnitten werden, nur warum war nicht zu erkennen. Da es keine Inneneinrichtung gab wären geöffnete Türen und Blenden Unsinn gewesen. Besonders Vorsicht war bei der Montage der Bodenplatte geboten: Die ganze Konstruktion war in sich leicht krumm, bei dem Versuch die Unterseite gerade zu ziehen habe ich im ersten Anlauf beinahe den gesamten Aufbau verzogen und musste einiges neu anfertigen.

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  • Zwischendurch habe ich zu Vergleichszwecken die verschiedenen Fahrzeuge nebeneinander gestellt. Und dann kam noch ein Monteur in 1:24 dazu und begutachtete meine Ergebnisse. Richtig glücklich war er mit dem Fahrzeug nicht, sicher war es ihm ein wenig zu klein
    Ich habe später die Maßangaben der Originale nachgeprüft und mit erstaunen festgestellt: Diese Fahrzeuge waren wirklich so klein! Und dann kam auch noch einer von der Montageleitung zur Zwischenkontrolle

  • Der fertige Aufbau mit Unterboden. Diese fertige Konstruktion in sich ist recht stabil, aber Vorsicht, beim Bau neigt sie dazu sich zu verziehen! An der Unterseite musste ich einiges anpassen und überstehende Flächen abschneiden, auch musste ich einiges von der Rückseite einfärben. Ein guter kräftiger Filzschreiber vom Typ Edding 3000 setzte sich auf diesem Karton gut durch.

  • Die Räder stabil zu befestigen war auch wieder so eine Sache. Wieder wollte es der Konstrukteur schön detailgenau machen, aber wie die ganze Konstruktion dann anschließend stabil werden sollte erwähnte er nicht. Oft haben Modellbauer versucht ihre Fahrzeuge mit beweglichen Rädern oder gar Lenkung auszustatten. Das Ergebnis ist zwar filigran aber auch recht wackelig, und so manches Modell streckt dann nach einiger Zeit alle viere von sich. Da verklebe ich die Räder doch lieber stabil und verzichte auf die rollenden Eigenschaften. Und was habe ich Depp natürlich falsch gemacht? Ich erzählte doch anfangs ganz stolz von den verschiedenen Radfelgen, und prompt vertausche ich die Vorder- mit den Hinterrädern. Also alles ab und noch mal ankleben!!! Kardanwelle, Auspuffrohr und Achsen entstanden wieder aus diversen Messingröhrchen lackiert mit Farbe von Revell.

  • Der Turm als solches war simpel, das einsame Maschinengewehr besteht wieder aus Messingrohr lackiert mit Gunmetall von Revell.

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  • Und nun traten natürlich auch wieder die Experten von der technischen Abnahme auf den Plan und prüften alles sorgfältig. Die Figuren sind übrigens wirklich auch in 1:24, nicht in 1:22,5. Ich war auch sehr skeptisch und habe alles nachgemessen aber die Panzerwagen waren so kleine Konservenbüchsen. Und in der Ursprungsfassung als Halbkettenfahrzeug wz.28 sollten sich sogar drei Mann(!) hineinzwängen.
    Dieses letzte Fahrzeug aus der Reihe, der wz.28, wird auch noch gebaut und hier vorgestellt. Aber bis dahin kann erst einmal wieder ein wenig Wasser den Rhein hinunter fließen.

  • Einer fehlte ja noch im Bunde, der wz.28, sozusagen der erste von 1928. Viel sagen über dieses Fahrzeug brauche ich eigentlich nicht mehr, denn er ist weitestgehend identisch mit dem wz.34. Aus dem ursprünglichen Maly Modelarz konnte man wahlweise eines der beiden Fahrzeuge bauen. Im Gegensatz zum späteren Umbau wz.34 waren einige Daten noch anders:


    Besatzung: 3 Mann
    Max. Geschw: ca. 30 35 km/h


    Für den Bauvorgang gilt das gleiche wie für den vorher verarbeiteten wz.34, nur dass hier die Doppelbereifte Hinterachse durch eine kleine Kette ersetzt wurde. Die Konstruktion ist im Verhältnis zu anderen modernen Kettenkonstruktionen zwar sehr primitiv aber erfüllt am Modell dann doch den gewünschten Effekt.


    Mein Fazit wie auch bei den vorher verarbeiteten Fahrzeugen von Maly Modelarz: Es bedarf nicht immer der tausenden von Teilen um ein nett anzusehendes Modell zu erstellen. Der Gesamteindruck ist für mich persönlich dass was zählt und ich glaube, der ist bei diesen Fahrzeugen gar nicht so schlecht getroffen, trotz ihres Alters.

  • hallo axel!


    wie immer bei dir, supersauber gebaut und schön anzusehen, kompliment! =D> =D> =D>


    bitte mehr davon,


    und viele grüsse aus köln, robert