Polarfrachtschiff FENJA DAN / 1:250 / Eigenkonstruktion

  • Hallo Modellbaufreunde !


    Als nächstes Modell habe ich mir das Polarfrachtschiff FENJA DAN vorgenommen. Vielen von euch ist dieses Schiff dadurch bekannt, dass es als Wilhelmshavener Schnellbaubogen veröffentlicht wurde. Mein Modell ist aber kein skaliertes 1:500 Modell, sondern eine Eigenkonstruktion. Ich habe schon bei dem ersten Teil, der Grundplatte gesehen, dass der Schnellbaubogen im Heckbereich deutlich vom Generalplan abweicht. Ich betrachte das nicht unbedingt als Fehler von Meister Neubert, sondern als Maßnahme, die Baubarkeit des 1:500-Modells zu vereinfachen. Im Foto habe ich beide Konturen einmal übereinander gelegt.


    Die FENJA DAN wurde 1959 von der Lürssen-Werft in Bremen-Vegesack für die dänische Reederei J.Lauritzen gebaut. Sie ist ca. 99 m lang, 14,50 m breit, mit 3469 BRT vermessen und hat eine Tragfähigkeit von 4365 t. Der aufgeladene Dieselmotor leistet 2890 PSe und ermöglicht eine Geschwindigkeit von 13,5 kn.


    Der Einsatz in polaren Gewässern fordert einen verstärkten Rumpf. Im Bugbereich beträgt die Plattenstärke 25 mm, rund um das Schiff liegt ein Eisgürtel von 16 mm Dicke. Das Schiff hat einen Eisbrecherbug, von dem oberhalb der Wasserlinie allerdings nichts zu sehen ist. Die Schraube wird durch 6 Finnen geschützt, die Eisstücke abweisen. Hinter dem Ruder ist ein Eissporn angeordnet, der bei Rückwärtsfahrt eine Beschädigung des Ruders verhindern soll.


    Das Fahrtgebiet der FENJA DAN waren der botnische Meerbusen, das zu Dänemark gehörende Grönland und Kanada. Das Schiff hat einen recht voluminösen Aufbau, was darauf zurück zu führen ist, dass es auch als Schulschiff für 18 Seefahrtschüler diente.


    Grundlage für mein Modell ist ein Generalplan. Die Seitenansicht ist aus der Zeitschrift "Schiff und Hafen".


    Soweit erst mal

  • Und nun geht es los.


    Das Spantgerüst hat zwei Längsträger, um vor dem Anbringen der Bordwände eine torsionssteife Konstruktion zu bekommen. Die mittlere Luke will ich geöffnet darstellen. Die anderen beiden Luken habe ich aber auch ausgeschnitten, damit sich das Deck leichter an Sprung und Balkenbucht anpasst. Im Achterschiff habe ich Stringer angebracht, die für mich weniger für die Formstabilität der Bordwände wichtig sind. Ich brauche sie als Abwicklungshilfen, da ich das Heck in zwei Streifen abwickeln möchte.

  • Hallo Henning,


    toll, dieses Schiff würde auch in mein "Beuteschema" passen. Mit meiner modifizierten Nella Dan bin in den letzten (Seil)zügen.

    Gruß


    Willi


    Gewalt

    ist die letzte Zuflucht

    der Unfähigen

    (Isaac Asimov

    192 - 1992)

  • Moin, moin Henning,


    die FENJA DAN hat es wirklich verdient, dass du sich ihrer noch einmal konstruktiv annimmst - ist ein feines Schiffchen.....und aus meinem Heimatstädtchen :) !


    Gruß
    HaJo

    Exercitatio artem parat!

  • Hallo,
    da ich die Fenja Dan in der 250er aufgepeppten Form mit ein Paar Veränderungen mal gebaut habe, bin ich sehr gespannt wie die Könnerkonstruktion von Henning aussehen wird.
    Ulrich

                                                                                   Artikel 1 GG:

    Die Würde des Menschen ist unantastbar.

    Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt



  • Nach Spantgerüst und Decks waren die Bordwände dran, die ich mit der Butterbrot-Papier-Methode abgewickelt habe. Ich habe mir vorgenommen, dieses Modell zum großen Teil aus 120g-Tonerkarton zu bauen. Ich habe größere Restbestände von unseren Modellen MARIA S. MERIAN (rot) MEERKATZE (grau) und BAD BRAMSTEDT (beige) eingelagert, die hier gut zum Einsatz kommen können. Die Bordwände konnte ich aber nicht auf Tonerkarton ausdrucken, weile diese viele weiße Aufschriften haben für Namen, Heimathafen, Amings, Freibordmarke und Wappen. Ich habe deshalb das auf den weißen Color-Copy Karton gedruckte Rot in 5-er Schritten so lange abgedunkelt, bis es mit dem Tonerkarton übereinstimmte. Der erste Versuch mit den gedruckten Innenschanzen und den Schanzkleidstützen aus Tonerkarton verlief befriedigend.

  • Hallo Hening,
    wie das mit der roten Farbe funktioniert habe ich verstanden. Aber wie kriegt man genau die weißen Schriften etc. auf den Karton?
    Ulrich

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  • Hallo Ulrich !


    Der Karton ist ja weiß. Wenn etwas weiß werden oder bleiben soll, dann druckt es der Drucker eben nicht. Oder meintest du die Schrifttypen ? Da bietet Windows ja eine große Auswahl, außerdem kann man die Schriften in der Dicke der Buchstaben und im Winkel auch noch verändern.


    Irgendwie bin ich mir sicher, dass du beides nicht gemeint hast.


    Henning

  • Jetzt ist auch der schwierigere, achtere Teil der Bordwand angebracht.


    Ich baue meine Modelle meistens so, dass die Grundplatte in der Konstruktionswasserline (CWL) liegt. D.h. die Schiffe sind voll abgeladen und betankt. Diese Vorliebe hat ihre Wurzeln in meiner Kindheit, als ich die hohen Wasserpässe der frühen Wilhelmshavener schon nicht leiden mochte. Bei Frachtern wie LEVERKUSEN und SCHWABENSTEIN mochte das ja durchaus realitätsgetreu sein, aber bei Seebäderschiffen wie der WAPPEN VON HAMBURG I und RÜSTRINGEN bzw. beim Fischdampfer NÜRNBERG war es einfach daneben. Folglich habe ich meine Schiffsmodelle mit hohem Wasserpass nach Art des Manta-Fahrers tiefergelegt. Mein älterer Bruder hat mir gezeigt, wie man das macht.


    Meine FENJA DAN hätte ruhig ein bischen mehr Rumpf zeigen können.

  • Moin, moin Henning,



    sieht klasse aus :thumbup: ! Der schmale Wasserpass mit entspr. Bordwand macht das Modell "schlank".
    Ähhh......Ulrich fragt wohl, wie die weiße Beschriftung auf den roten Tonkarton (?) der Bordwand kommt.....Rotring-Stift (z.B. Isograph) mit weisser Tinte :D ? Oder Bordwand per Tintenstrahldruck und weiße Schrift entsteht durch Aussparung beim Drucken......oder so......


    Gruß
    HaJo

  • Ich bin jetzt mit dem Aufbau angefangen. Ich habe mich für die Farbe beige entschieden wie bei der NELLA DAN, weil die meisten Fotos so sind. Es gibt aber auch Fotos von einem weißen Aufbau, so wie er im Wilhelmshavener Schnellbaubogen dargestellt ist. Bevor das nächste Deck, das interessanterweise im Generalplan als Brückendeck bezeichnet wird, aufgesetzt wird, mussten noch ein paar Details gebaut werden, Poller, Königsroller und ein Verholspill.

  • Hallo,
    recht schnittig sieht das Modell aus.eigfentlich schade dass durch das aufgesetzte Deck die Poop nicht mehr zu sehen ist. Aber das Schiff war nun mal so konstruiert.
    Ulrich

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  • Mit dem Aufbau bin ich heute ein ganzes Ende weitergekommen. Zunächst waren das Spantgerüst und die Aufbauwände auf dem Brückendeck einzubauen einschließlich eines Niederganges zum Hauptdeck an Bb. Dann konnte das Bootsdeck aufgesetzt werden, was die Voraussetzung dafür war, dass die umlaufende 2-3 geschossige Aufbauwand installiert werden konnte. Auf dem Brückendeck befindet sich achtern der Schulungsraum für die Seefahrtschüler, ansonsten die Kabinen für die Ingenieure und deren Assistenten.

  • Ein schöner, klassischer Aufbau!
    Und in der Cremefarbe wirkt er sehr passend zum Rot des Rumpfes, was allerdings natürlich auch daran liegen kann, dass ich diese Farbkombination von den Möwe-Modellen gewohnt bin (und auch damals schon schön fand!).

    Fertig: MS WILHELM GUSTLOFF, 1:250



    Aufwachen - es ist 5 vor 33...

  • Moin, moin Henning,
    auch mir gefällt die Farbkombination....sieht gut aus! Wobei die überwiegende Anzahl der Schiffe der Reederei J. Lauritzen - und gerade die älteren Bauten - diese Farbkombination roter Rumpf/ beige- bzw. cremefarbener Aufbau aufwiesen. Es gab/gibt wohl aber auch eher weiße Aufbauten sowie z.B. auch weiße Aufbauten mit beigefarbenen Kränen samt deren Unterbau.


    Das Lauritzen-Kühlschiff INDIAN REEFER - das spätere Seebäderschiff ROLAND VON BREMEN des Seebäderdienstes D. Oltmann - fuhr sowohl in der klassischen rot/beigen Farbkombination als auch mit einem weißen Rumpf mit weißen Aufbauten. Die INDIAN REEFER (Baujahr 1939) hatte übrigens noch ein Schwesterschiff, die ARGENTINIAN REEFER (Baujahr 1941).


    Gruß
    HaJo

    Exercitatio artem parat!

  • Hallo Henning,



    Deine Fenja gefällt mir richtig gut!


    Eine Frage: Hast Du die Holzdecks aufgedoppelt, das am Rand ein Wassergang ist? Das wirkt sehr plastisch.


    Viele Grüße
    Imogen

    My mind is like my Internet Browser.

    I have 19 tabs open, 3 are frozen and I have no idea where the music is coming from....

  • Hallo Imogen !


    Ich habe die Holzdecks nicht aufgedoppelt, obwohl es in Wirklichkeit so ist. Ich habe kein Foto zur Verfügung, das mir darüber Auskunft gibt, welche Farbe der Wassergang hat. Ich war deshalb frei in der Farbgestaltung und habe mich, um einen plastischen Effekt zu erreichen, für einen starken Kontrast entschieden.


    Henning

  • Im Ruderhaus, in dem auch der Kartenraum und die Funkstation untergebracht sind, befinden sich weiter achtern, unter dem Schornstein, Funktionsräume und Notstromaggregate. Damit ist der Aufbau fertig. Als ich dabei war, die Bauchbinde und die Buchstaben J und L auf demSchornstein zu zeichnen, habe ich mich gefragt, ob die weiß oder auch beige sind. Beige ist wohl richtig, allerdings hätten die Namen am Rumpf dann auch beige gehört.

  • Sehr chic, Henning.
    Ich bin nicht sicher, ob die Binde und die Buchstaben am Schornstein nicht tatsächlich weiß waren, ebenso wie der Schiffsname.

    Fertig: MS WILHELM GUSTLOFF, 1:250



    Aufwachen - es ist 5 vor 33...

  • Ich habe bei beiden Fotos Zweifel, ob das weiß ist, Nils. Das erste Foto hat einen deutlichen Blaustich, beim zweiten Foto ist das Eis am Schanzkleid viel weißer, als die Aufbauten angestrahlt von einer niedrig stehenden Sonne.

  • Moin, moin zusammen,
    zur Farbgebung der Lauritzen-Schiffe hatte ich ja schon oben etwas geschrieben. Das Beige der Aufbauten war in den 50er und 60 Jahren sicherlich vorherrschend. Insofern steht der FENJA DAN durchaus das Farbkleid der Whv` ner NELLA DAN. Schriftfarbe war dann identisch mit der Aufbaufarbe - da holt der Seemann doch beim Pönen nicht noch einen anderen extra Farbpott mit weißer Farbe aus der Farblast....... :D.....ausserdem hatte damals jede Reederei ihren eigenen Farbenplan.
    Aber die alten Lauritzen-Kühlschiffe fuhren auch ganz in einem weißen Anstrich......(s. INDIAN REEFER).



    Wenn die Sonne auf das helle Beige knallt, sieht das auf den ersten Blick wie ein Weiß aus........den Unterschied zum "richtigen" Weiß erkennt man dann nur im direkten Vergleich. Erst mit den neueren Schiffen scheint das etwas durcheinander zu gehen.....Aufbauten in beige......in weiß......Aufbauten in weiß mit beigefarbenen Kränen......weiße Schrift (wenn weiße Aufbauten).....anbei Foto (Quelle Wikipedia)....
    Henning, Farbgebung ist m.E. bei der FENJA DAN völlig o.K.!


    Gruß
    HaJo

  • Die Teile für die Luken und Windenhäuser zu zeichnen ist keineswegs ein Pappenstiel. Das Hauptdeck hat Sprung und Bucht, beides muss sich an den Unterkanten der Luken und Windenhäuser wiederfinden. Außerdem sind die senkrechten Kanten der Lukensülle und der Aufbauwände abgerundet, deshalb gestern kein Baufortschritt. Bei dem Wilhelmshavener Schnellbaubogen sind die Luken und die Windenhäuser rechteckige Kästen.

  • Moin Henning,


    wieder mal ein Volltreffer nach meinem Geschmack!


    Beste Grüße und weiterhin erfolgreiche Verdichtung,


    Manfred

    Es muss nicht alles perfekt sein, was gut tut.

  • Hallo Henning,
    aber dieses "mühsame Ernähren des Eichhörnchen" bringt Leben auf`s Modell.
    Ulrich

                                                                                   Artikel 1 GG:

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  • Hauptdeck und Backdeck sind jetzt vollständig ausgerüstet, außerdem habe ich etwas Ladung in die großen Luke verfrachtet. Morgen geht es weiter mit der Ausrüstung der Windenhäuser. Die Querstrebe in der Mitte der großen Luke wird im Baubericht als Herft bezeichnet. Sie trägt die aufgefalteten McGregor-Lunkendeckel und die Stütze für die 5t Ladebäume. Diese Herft kann mit eigenem Ladegeschirr herausgenommen werden um, wie in meinem Modell dargestellt, lange Ladegüter verstauen zu können.

  • Eigentlich wollte ich ja mit der Ausrüstung der Windenhäuser anfangen, aber dann habe ich gestern Abend ein Foto bemerkt, das die Lukensüll-Stützen zeigt. Ich hatte sie schon vermisst, weil ich mir nicht vorstellen konnte, wie diese Lukensülle ihre Stabilität ohne Aussteifungen bekommen sollen. Aber im GP waren sie im Gegensatz zu den Schanzkleid-Stützen nicht eingezeichnet, weshalb ich sie auch nicht gebaut habe. Jetzt ist die Welt wieder in Ordnung. Außerdem habe ich die aufgestellten Lukendeckel und dazwischen die Ladebaumstütze gebaut.

  • Richtig schön, Henning!
    Das Rot wirkt an den Details sehr elegant.

    Fertig: MS WILHELM GUSTLOFF, 1:250



    Aufwachen - es ist 5 vor 33...

  • Moin Henning,
    das Modell ist toll. Und der Vergleich mit dem Schnellbaubogenmodell, den man ja eigentlich nicht machen darf, bestärkt diesen Eindruck immens. Wie schade, dass diese eigentlich ganz schönen kleinen Modelle im Möwe-Verlag durch einfaches "Aufblasen" so misshandelt wurden.
    Gruß aus dem nassen Flensburg
    Jochen

  • Vier Ladewinden, drei Lüfter, und acht Steuerstände mit zwei Unterständen habe ich heute gebaut. Im Generalplan ist an Bb. auf dem über das Windenhaus hinauskragenden Deck ein Reserve-Rettungsboot eingezeichnet. Im Wilhelmshavener Schnellbaubogen ist sogar auch an Stb. eines vorgesehen. Auf den Fotos, die ich zur Verfügung habe, ist kein Rettungsboot zu sehen, also baue ich auch keines. Es kommen an der Bordwand noch kleine Kräne hinzu, die sind allerdings für die Gangways.

  • Heute habe ich die letzten Winden und Steuerpulte gebaut und außerdem den Vormast. Der hat einen sechseckigen Querschnitt und er trägt mit dem Fahrstand das bei meinem Modell einzige Merkmal eines Polarschiffs. Von hier aus lässt sich die Eissituation unmittelbar vor dem Schiff wesentlich besser beobachten. Es handelt sich dabei keineswegs nur um einen klimatisierten Ausguck, sondern um einen echten Fahrstand mit Ruder, Maschinentelegrafen, Radar und Kompass.

  • Heute war der zweite Mast an der Reihe. Er ist etwas einfacher, weil er keinen Fahrstand hat. Die Masten sind seitlich verstagt. Der 5t- Ladebaum ist praktisch eine Umwicklung eines 0,3mm starken Stahldrahtes mit 120g Tonerkarton. In der Mitte kommt eine zweite Wicklung hinzu, um den teleskopartigen Verlauf des Ladebaums nachzubilden. Getakelt habe ich nur den Hanger, der den Baum hisst und fiert. Die Hangerwinde ist versteckt in dem Lüfter, der auch das Lümmellager trägt.

  • Sehr schön, Henning?


    Ist das alles mit WonderWire getakelt?


    Der Aufbau macht auch einen tollen Eindruck!

    Fertig: MS WILHELM GUSTLOFF, 1:250



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