Moin zusammen,
das was hauptsächlich Hajo und Eberhard, aber auch andere in den vorigen Beiträgen so ausführlich wie sachlich richtig dargestellt haben, war gemeint, als ich eingangs schrieb, dass das Video kaum Fragen offen lässt.
Nach der Diskussion zum Video muss ich nun aber noch ein paar Gedanken anfügen: Anfangs bekommt man mit, dass die Maschine angelassen wurde. Dem Schiffsführer war also bewusst, dass er sich bei stehender Peilung in eine kritische Lage bringen könnte. Später meine ich den hektischen Kommandos entnehmen zu können, dass auch das Kommando Maschine rückwärts gegeben wurde. Auch das ein unsinniges Vorgehen, da bei Rückwärts laufender Maschine die Manövrierfähigkeit schlagartig abnimmt. Wie einfach wäre doch die Situation bei dem anliegenden Hoch-am-Wind-Kurs mit einem leichten Auffieren der Segel und Abfallen nach Backbord, und zwar OHNE Zuhilfenahme der Maschine, zu entschärfen gewesen.
Dann kommen die Schallsignale "fünfmal kurz" zweimal hintereinander. Sollten diese Signale von dem Frachter stammen, wären sie richtig gegeben. Falls der Segler diese Signale abgegeben haben sollte, was angesichts der Tonfrequenz eher anzunehmen ist, wäre dies der Beweis der völligen Fehleinschätzung der rechtlichen Lage seitens der Schiffsführung.
Ich habe dem Video entnehmen können, dass von ca. 12 bis 15 Personen keine einzige eine Schwimmweste trug, außer derjenigen, die zuletzt ins Bild springt. Auch dies ist ein Hinweis für verantwortungsloses Handeln seitens der Schiffsführung.
Auch das hatte ich mit meiner Meinung im Sinn, dass das Video kaum Fragen offen lässt.
Spannend ist für mich jetzt nur noch die Frage, wodurch es zu dieser Folge eklatanter Fehleinschätzungen und falscher Kommandos bzw. Fehlinterpretationen kommen konnte. Insoweit sind unbedingt die Ergebnisse der BSU-Untersuchung abzuwarten.
Als Segler mit vielen Tausend Meilen im Kielwasser in nordeuropäischen, mediterranen, karibischen und atlantischen Gewässern stehen mir angesichts des oben verlinkten Videos die Haare zu Berge.
So sehr ich die wichtige Arbeit Freiwilliger im Dienste der Erhaltung historischer Schiffe zu schätzen weiß, so sicher kann ich auch sagen, dass ein guter Berufskapitän nicht unbedingt auch ein guter Skipper auf einem Segelboot sein muss und Idealismus nicht Sachverstand ersetzen kann.
Auch wird aus einem guten Lkw-Fahrer nicht automatisch ein guter Motorradfahrer, es sind halt trotz gleicher Regeln verschiedene Welten.
So, nun habe ich zu diesem Thema wohl alles gesagt.
Beste Grüße,
Manfred
PS: Meine gestrige Fahrt auf der Cap San Diego auf der Elbe mit nächtlichem Einlaufen in den Hamburger Hafen war total spannend. Kann ich nur jedem Interessierten wärmstens empfehlen.