Leuchtturm Muckle Flugga (Eigenkonstruktion) [fertig]

  • Liebe Modellbaufreunde,


    die Ferien sind vorbei, und sie waren produktiv. Nicht nur, dass ich mein Faltboot mehrfach auf- und zugefaltet habe, ich habe in unserem "FeWo-Stützpunkt" auch Karton gefaltet. Es sind zwar nur kleine Modelle, aber dafür habe ich einiges fertigbekommen, was schon lange halbfertig irgendwo rumlag. Entstanden sind diese Modelle (die Links führen zu meinen englischsprachigen Bildergalerien):


    Postkartenmodell "Villa Bärenfett" (zum Aufwärmen)
    Astromedia-Sextant (endlich justiert)
    Lotsenboot "Mercury" (nicht schön gebaut)
    Automaton "Bewitched" (schwungvolle Hexe)
    Inselbahn Sylt (Nivea-Nostalgie in H0)
    Canalboat Cabin (Kabine eines britischen "narrowboat", 1:18, noch nicht fertig)
    und vor allem
    meine Eigenkonstruktion des Leuchtturms Muckle Flugga.


    Hier folgt jetzt ein Baubericht zu diesem Leuchtturm.


    Den Leuchtturm habe ich nicht so sehr als Leuchtturmmodell geplant, sondern als Beispiel und Versuch, Gelände zu modellieren. Also habe ich mir ein Stück interessanten Felsen gesucht. Auf solchen stehen oft Leuchttürme, und als ich gefunden habe, dass der Leuchtturm "Muckle Flugga" das nördlichste Gebäude der Britischen Inseln ist, stand die Entscheidung fest. Wer bringt es fertig, einen Turm mit so einem schönen Namen *nicht* zu bauen? Trotzdem, Schwerpunkt sollte die Geländemodellierung bleiben und in dem Sinne habe ich das Projekt auch auf meiner (englischsprachigen) Seite http://flyhi.de/modellbau/modellbau_04_muckleflugga.html beschrieben.
    Das Projekt hatte ich schon 2007 angefangen, und zuerst dachte ich an eine Art Konstruktionsbaukasten als Berechnungshilfe für 3D-Triangulationen. Na ja, inzwischen habe ich Google Sketchup entdeckt, und damit ging das Projekt dann schneller voran. Tatsächlich schlägt Sketchup m.E. für solche Aufgaben die meisten CAD-Systeme um Längen (ich kenne einige, bin Maschinenbauingenieur), vor allem, wenn man die intuitive Benutzbarkeit berücksichtigt.
    Die Modellbögen sind dann irgendwann Ende 2007 oder Anfang 2008 auf einer Reise im Copyshop entstanden (besseres Schreibmaschinenpapier, max. 100g/qm), und jetzt ist endlich ein Modell daraus geworden. Da meine Frau ihren Aquarellkasten dabei hatte, wurde das ganze zum Schluss auch noch farbig.


    Und so ging es los: Materialsammlung im Internet. Google Earth (die rote Linie im Bild zeigt das, was später tatsächlich Modell wurde) und Google image search lieferten einiges Material, weitere Daten kamen von Websites, die sich mit Leuchttürmen beschäftigen.


    Einiges Hin- und Herrechnnen brachte die Entscheidung für einen Baumaßstab von 1:1000 (maßgeblich war die Randbedingung "max. A4", wegen Copyshop und Urlaubs-Transportbeschränkung).


    Das Google Sketchup-Modell könnt ihr euch von der oben angegebenen Webseite herunterladen (Weitergabe an andere bitte nur als Link oder mit Urheberhinweis).


    Grüße,
    Lutz

  • Wie gesagt, als Konstruktionsprogramm habe ich Google Sketchup gewählt (v6 und später v7). Damit habe ich zunächst auf der Basis des Luftbildes charakteristische Konturen festgelegt (Meeresspiegel, Plateaus, Felsgrate). Anhand der Foto und der bekannten Daten (vor allem Lichthöhe = 66m über Meeresspiegel) habe ich diese Linien dann nach Augenmaß und groben Messungen in die richtigen Höhen bewegt.


    Diese Linien habe ich dann durch weitere Linien und Flächen verbunden, um die gesamte Felsoberfläche zu gestalten. Besonders markante Felsflächen habe ich als vier-oder mehreckige Flächen gestaltet, dazwischen stellen Dreiecksflächen die Übergänge und Verbindungen her. Die Flächen habe ich anhand der Fotos weiter angepasst, bis sie dem Eindruck auf den Fotos weitestgehend entsprachen. Die nächsten Bilder zeigen das virtuelle Ergebnis im Vergleich mit den maßgeblichen Fotos und als eingefärbtes Modell komplett mit den Gebäuden.


    Soweit die virtuelle Pracht, jetzt muss es nur noch zu einer materiellen Konstruktion werden.

  • Jetzt beginnt der konstruktive Teil, wenn auch vorerst immer noch virtuell. Als Stützkonstruktion dient eine Säule, die gleichzeitig die beiden Plateauflächen stellt; in meinem endgültigen Konstruktionsmodell habe ich aus Gründen der Baubarkeit (Zugang zu Klebeflächen etc.) weitere Stützflächen vorgesehen. Dann habe ich aus den Außenflächen Teilflächen gebildet, die in sich ganz oder nochmals aufgeteilt in eine Ebene auffaltbar sind. Das zweite Bild zeigt ein Beispiel dafür. Das Auffalten habe ich von Hand erledigt. Inzwischen gibt es für Sketchup auch recht gut beurteilte Programme, die das Verebnen halb- oder vollautomatisch erledigen, ich habe bisher aber keine Erfahrung damit.


    Die nächsten beiden Bilder zeigen alle definierten, farbig codierten und "explodierten" Teilflächen und die Basisfläche, an der man die Aufteilung noch einmal gut erkennen kann. Die grauen Klebeflächen sind für die Mittelsäule und die zusätzlichen (im Weißmodell noch nicht benutzten) Stützkonstruktionen gedacht.


    Es wird langsam Zeit, dass etwas Papier in Erscheinung tritt. Dieser Schritt ist nicht bildlich dokumentiert: Ich habe JPEG-Exporte im Copyshop drucken lassen. Leider kann die kostenlose Sketchup-Version keine maßstäblichen Drucke ausgeben, dazu braucht man die Pro-Version (ca. EUR 330,- im Frühjahr 2009).

  • Das Papier habe ich nun, jetzt wird es aber wirklich materiell. Die ersten beiden Bilder zeigen die noch offene Konstruktion mit der zentralen Platausäule und den ersten beiden Außenflächen-Bauteilen (Farbcodes gelb und orange).


    Von hier aus habe ich das Modell im Gegenuhrzeigersinn weitergebaut. Hier ist der Fels bereits komplett geschlossen und fertig zusammengefügt, nur die Gebäude fehlen noch:


    Die kleinen Felszacken links unten auf dem letzten Bild waren schwer zusammen- und an die richtige Stelle zu bekommen, weil kein Zugriff auf die Klebelaschen mehr bestand (in den Boden konnte ich keine Löcher schneiden, der bestand nämlich aus einem anderen, noch in Folie verpackten Bausatz :). Im großen und ganzen passte es aber bis zum letzten Teil alles recht gut. Probleme gab es nur durch das dünne Papier, das sich bei Korrekturversuchen schnell eindrückte.

  • Auf den nächsten Bildern sind jetzt auch die Gebäude montiert. In meinen Augen ziemlicher Fummelkram, aber euch Schiffsmodellbauer wird das wohl wenig bis gar nicht beeindrucken.


    Das Weißmodell ist ja ein Kontrollmodell, deswegen hier noch mal ein Vergleich zwischen zwei Ansichten, jeweils aus dem virtuellen Sketchup-Modell und dem Weißmodell:


    Ist OK, denke ich. Und hat Spaß gemacht.

  • Da ich nun schon mal so weit war, habe ich das Ganze dann auch noch angemalt. Ob das dem Modell geholfen hat, bin ich nicht sicher; erstens bin ich kein guter Maler, zweitens stellte sich das Beschaffen von vernünftigen Pinseln in der Urlaubsgegend als eines der letzten großen Abenteuer dieser Zeit heraus (und ich habe verloren). Ein weiteres Problem war, dass die Farbe der Felsen auf den verschiedenen Fotos sehr verschieden aussah; das ist normal, aber ich musste mich beim Kolorieren natürlich für irgendwas entscheiden. Weil ich manchmal mit sehr nassen Wasserfarben gearbeitet habe, hat das Modell teilweise auch noch die Form vorloren oder sprang auf (einige Klebelaschen des dünnen Papiers rissen unter der Spannung an den Knicklinien ab) und musste repariert werden. Wie auch immer, hier sind die Ansichten, die mir vergleichsweise am besten gefallen haben:

  • Zu guter Letzt noch einmal "the proof of the pudding", der Vergleich zwischen den ursprünglichen Aufnahmen, von denen ich ausgegangen war, und dem fertigen Modell. Zuerst der vergleich mit der Google Earth-Aufnahme (s.u.)


    Das gefällt mir, bei aller Bescheidenheit, recht gut. Und dann noch einmal die NW- und die WSW-Ansicht im Vergleich (s.u.)


    So, das war es jetzt aber wirklich. Es sind vielleicht nicht genügend Bilder vom tatsächlichen Baufortschritt dabei, aber mein Hauptziel war ja auch der Versuch einer Dreiecksflächenkonstruktion, und das Weißmodell ist nur der Beweis, dass man das Ergebnis auch tatsächlich bauen kann. So gesehen war es für mich ein gelungener Versuch. Vielleicht hat es euch auch etwas Spaß gemacht, die Geschichte meines Leuchtturmfelsens mitzuerleben. Es war mein erster größerer Post hier; ich hoffe, ich habe nicht gegen irgendwelche Regeln verstoßen. Falls doch, bitte ich um Verzeihung und Hinweise, wie es besser geht.


    Weiterhin fröhliches Kleben wünscht euch
    Lutz

  • Quote

    Original von pietschker
    ... Vielleicht hat es euch auch etwas Spaß gemacht, die Geschichte meines Leuchtturmfelsens mitzuerleben. ...


    Hallo Lutz,


    das kann mal wohl sagen!


    Dieser spezielle Virus sitzt!
    Das Modell muss ich auch unbedingt bauen!

    Fertig: MS WILHELM GUSTLOFF, 1:250



    Aufwachen - es ist 5 vor 33...

  • Hallo Lutz,
    die Wirkung deines Modells is einfach Klasse, da gibt es nichts zu rütteln.
    Da freut sich die Gemeinde über weitere Projekte aus deiner Hand.


    Gruß Robi

    Jean Luc Picard ( USS Enterprise): Die Summe der Intelligenz auf dem Planeten bleibt immer gleich, nur die Bevölkerung wächst.


    Andere haben Flugzeugträger, wir haben die Gorch Fock.


    I´m a Billiever, #17, Go Buffalo

  • Moin Lutz!


    Auch ich bin schwer beeindruckt von Deinem Projekt und vor allem von der Konstruktion.
    Spendierst Du dem Modell noch Texturen per Computer?
    Aber eine klasse Umsetzung des Originals hast Du mit diesem Modell hinbekommen.


    CU


    Rocky

  • Quote

    Originally posted by Mathias NöringSpendierst Du dem Modell noch Texturen per Computer?


    Das Problem ist, wie? Mache ich es in Sketchup, bekomme ich es ohne Profi-Version nicht vernünftig gedruckt, und einen ordentlichen Vektor-Export bekomme ich auch nicht hin, sonst könnte ich das Finish in Illustrator oder Freehand machen. Bliebe JPEG-Export (wie ich es jetzt gemacht habe) und färben per Photoshop LE. Gefällt mir irgendwie nicht richtig, und wäe auch ein neues Projekt.
    Ich übe zur Zeit den Umstieg von Freehand auf Illustrator (muss ich für meine Plakate sowieso machen, siehe hier, unten auf der Seite), vielleicht gönne ich mir doch mal Sketchup Pro und übe dann daran. Mal sehen, was die Steuerrückzahlung so hergibt ?(
    Erst mal will ich jedoch ein paar von den "ewig halbgebauten" fertigstellen, dann kommt vielleicht wieder was eigenes.