Kartonmodellbau bei den Hochdahler Modelltagen 2009 -Bericht-

  • Vom 04. bis 11.10.09 veranstaltete das Eisenbahn- und Heimatmuseum Erkrath-Hochdahl e.V. eine Modellausstellung im vereinseigenen Lokschuppen, der als Ausstellungs- und Veranstaltungsraum (auch für kulturelle Veranstaltungen) dient, und mit einem Restaurant verbunden ist.
    Der Verein stellt im Lokschuppen und dem Freigelände historische Loks und Eisenbahnwaggons aus, restauriert altes Zugmaterial (in einer gesonderten Wartungshalle), und befasst sich vorwiegend mit der Geschichte der Eisenbahnstrecke Düsseldorf - Elberfeld (heute Wuppertal Hbf), die eine Besonderheit aufweist: zwischen dem Bahnhof Erkrath und dem Bahnhof Hochdahl (zwischenzeitlich ein Stadtteil von Erkrath) befindet sich eine 2,5 km lange Steilstrecke mit 33 Promille Steigung, die bis zu den letzten Jahrzehnten die steilste Einsenbahn-Hauptstrecke Europas war.


    Für die Überwindung dieser Steilstrecke war die Zugkraft der früheren Dampflokomotiven nicht ausreichend, so dass man am Bahnhof in Hochdahl eine einzigartige Seilzuganlage errichtete, die zunächst von stationären Dampfmaschinen angetrieben wurde, und über Umlenkrollen und ein kilometerlanges Zugseil Schlepphilfe leistete.
    Da die Anlage nicht wirtschaftlich arbeitete, baute man die stationären Dampfmaschinen ab, und betrieb die Seilzuganlage über Umlenkrollen so, dass talwärts fahrende Züge oder Lokomotiven den bergwärts fahrenden Zügen Schlepphilfe leisteten.
    Die Seilzuganlage war von 1841 bis 1927 in Betrieb.
    Danach wurde fallweise auf der Steilstrecke eine zweite Lock vorgespannt oder leistete Schubhilfe.
    1963/64 erfolgte die Elektrifizierung der Strecke. Danach war nur noch in ganz vereinzelten Fällen ein Nachschieben durch eine zusätzliche E-Lok erforderlich.


    Über die Seilzuganlage in Hochdahl hat die frühere Deutsche Bundesbahn ein Buch mit einer Vielzahl von hochinteressanten Fotos, Zeichnungen, alten Plänen und Auszügen aus historischen Dokumenten auf 138 Seiten und einem Faltblatt herausgegeben (siehe Bild 06), das u.a. im Shop des Lokschuppens angeboten wird.


    Bild 01 und 02: Lockschuppen und Restaurant Olive


    Bild 03: Beginn der Steilstrecke vom Bahnhof Erkrath aus


    Bild 04 und 05: Denkmal der Seilzuganlage: eine originale Umlenkrolle in ihrem Schachtkasten.


    Bild 06: Buch: Die Seilzuganlage in Hochdahl von Meinolf Sucker, Herausgeber: Deutsche Bundesbahn, Regionalabteilung Düsseldorf, erweitere Neuauflage

  • Wie in den vergangenen Jahren (siehe auch hier und hier) war auch dieses Jahr der Kartonmodellbau wieder vertreten.


    Die Ausstellung wäre völlig an mir vorbeigerauscht, wenn nicht Hans Loh bei dem Treffen in Duisburg beiläufig erwähnt hätte, dass er am Sonntag wieder im Lokschuppen sei.
    Auf Nachfrage erzählte er, dass er diesmal wegen des Platzbedarfs einer großen Eisenbahnanlage aus dem Lokschuppen in einen Waggon umquartiert worden sei. Er wirkte dabei irgendwie enttäuscht und leicht verstimmt.


    Am 11.10.09 besuchte ich die Ausstellung. Dabei sind die nachfolgenden Fotos entstanden.


    Bild 07: Lockschuppen, links daneben Ausstellungs-Waggon


    Bild 08: Ausstellungs-Waggon


    Bild 09: Eingang zum Ausstellungs-Waggon


    Bild 10: Ja wo isser denn, der Kartonmodellbau?


    Bild 11: Ach ja, da hinten


    Bild 12: kleine , aber feine Besetzung: Werner Völker (links) und Hans Loh: Kartonmodell-Konstrukteure unter sich beim Workshop CAD-Programme

  • Wie immer in den letzten Jahren war Hans Loh aus Erkrath bei den Hochdahler Modelltagen präsent, wie er auch an lokalen und regionalen Kartonmodell-Events zunehmend teilnimmt, so dass ich in den letzten Jahren oft Gelegenheit hatte, im Rahmen von Berichten aus Duisburg, Dortmund, Oberhausen, Wuppertal und Hochdahl seine Modelle im Bild zu zeigen.

    Er ist ein überaus produktiver Kartonmodellbauer und ein eifriger Konstrukteur von Kartonmodellen, und konstruiert Modelle in verschiedenen Sparten, zumeist kleine, relativ einfache Nischen-Modelle in kräftigen Farben und mit einem unverwechselbaren Charme.


    Im Bereich Schiffe sind es zumeist Binnenfahrzeuge oder kleinere Schiffe, oft Segelschiffe, in der Mehrzahl aus dem Bereich Norddeutschland, Holland und der Nordseeküste im Maßstab von 1:87 und 1:250 und hat sich auch schon am Maßstab 1:1000 versucht, wobei er die Aufbauten in Sandwich-Bauweise aus Bierdeckeln (!) erstellte.
    Im Bereich Architektur sind es vor allem Leuchttürme, Windmühlen und örtliche und regionale Bauwerke, vorwiegend im Maßstab 1:250.
    Im Bereich Schienenverkehr konstruiert er hauptsächlich in den Maßstäben 1:87, 1:160 und 1:250.
    Die Modelle arrangiert er zumeist in kleinen Dioramen.

    Wer sich für Modelle von Hans Loh interessiert, kann sich gerne über die aus der Telefonauskunft ersichtliche Anschrift mit ihm in Verbindung setzen.


    Bild 13: Hans Loh führt Kartonmodellbau-Techniken im Ausstellungs-Waggon vor


    Bild 14 bis 15: Eine Auswahl von Modellen / Dioramen, teils von ihm konstruierte, teils von ihm gebaute Kartonmodelle


    Bild 16 bis 18: Zwei Dampflokomotiven in 1:87, davon die Tender-Lokomotive 3-achsig (T 3) auf Bild 18 eine Eigenkonstruktion von Hans Loh

  • hallo helmut!


    danke für deinen bericht, wieder was dazugelernt, von diesem feinen museum wusste ich bis heute nichts.


    kommt sofort auf meine "wochenendmitmoppedausfahrtsmussliste"


    kleine anfrage: sehen wir dich am 27. bei uns in kölle?


    erwartungsvolle grüsse aus köln, robert

  • noch Hans Loh:


    Bild 19:Polarforschungsschiff Grönland in 1:100, DSM Bremerhaven, gebaut von Hans Loh, und Dampfschlepper Teniers, 1:100, Modell erhältlich beim Schiffshebewerk Henrichenburg, ein Baubericht findet sich hier


    Bild 20: HMV-Hafen-Diorama (im Bau, etwas erweitert)1:250, mit Dampfeisbrecher Stettin, 1:250 Wilhelmshavener Modell


    Bild 21: Burg Hohenzollern, Schreiber / Aue-Verlag, 1:250

  • noch Hans Loh:


    Hans Loh stellte in Hochdahl auch wieder sein Diorama Düsselschlösschen aus.
    Das Diorama ist mein Favorit unter den Modellen von Hans Loh.


    Das Düsselschlösschen, ein Weinlokal, so genannt wegen der nahen Einmündung der Düssel in den Rhein, wurde 1902 in Düsseldorf in der Nähe des Schlossturms am Rheinufer auf engstem Raum gebaut, und entwickelte sich zum beliebten Treffpunkt und zu einem der Wahrzeichen der Stadt.
    Im 2. Weltkrieg wurde es bei Bombenangriffen beschädigt, und kurz nach dem Krieg abgerissen, auch um Platz für die damalige Rheinuferstraße zu schaffen.


    Hans Loh hat das Bauwerk nach alten Plänen, Fotos und Zeichnungen als Kartonmodell gestaltet, und in ein nicht vorbildgetreues, liebenswertes Diorama integriert.


    Bild 22 bis 26: Diorama Düsselschlösschen, 1:250, konstruiert und gestaltet von Hans Loh, aus verschiedenen Blickwinkeln, (zum Vergleich: Bild 25 und 26 aus der Froschperspektive, einmal ohne Blitz, einmal mit Blitz aufgenommen)

  • Werner Völker aus Solingen trat erstmals als Aktiver bei den Hochdahler Modelltagen auf.


    Der im Ruhestand befindliche gelernte Schreiner und spätere Planungs-Ingenieur ist seit
    seiner Kindheit neben anderen Hobbies auch dem Virus Cartonicus verfallen, und fing
    vor rund 17 Jahren an, Modelle selbst zu entwerfen.
    Passend zum gängigen Maßstab der Eisenbahner legte er sich, auch aus Platzgründen,
    auf den Maßstab 1:87 fest, und konzentriert sich hauptsächlich auf Panzer der Wehrmacht, versucht sich aber auch an Flugzeugen und vereinzelt an Architektur-Modellen.
    Zunächst zeichnete er von Hand, nutzt aber zwischenzeitlich ein CAD-Programm.


    Seine Modelle stellt er regelmäßig bei der Intermodellbau Dortmund in einer Vitrine aus. Über diese Vitrinen-Modelle bei der Intermodellbau Dortmund habe ich hier schon berichtet.


    Bild 27: Werner Völker führt an dem Kontrollbau zur verbesserten Auflage seines Eigenheims, eines typischen Bergischen Kotten die Techniken des Kartonmodellbaus vor.


    Bild 28 und 29: Seine selbst konstruierten Panzermodelle in 1:87, eine inzwischen stattliche Anzahl, stellte er im Ausstellungs-Waggon in einer Vitrine aus


    Bild 30 und 31: ebenso seine Flugzeug-Modelle, Geschützmodelle, das Modell seines Eigenheims und das einer S-Bahn-Haltestelle

  • Der alte Flugmotor von Hochdahl-Trills:


    Bild 46 bis 49: Im Bericht über die letztjährige Veranstaltung (hier) hatte ich einen alten Flugzeugmotor erwähnt.
    Es handelt sich um einen Flugzeugmotor Bristol Hercules, 14-Zylinder-Doppelstern, der zu einem viermotorigen Bomber, Handley Page Halifax, der Royal Canadian Air Force (RCAF) gehörte, der am 21.11.1944 nach einem alliierten Bombenangriff auf ein Werk zur synthetischen Ölherstellung in Castrop-Rauxel auf dem Rückflug Richtung England kurz vor der Stadtgrenze Düsseldorf über Hochdahl-Trills von einem Nachtjäger abgeschossen wurde, explodierte und in mehreren Teilen abstürzte.
    Von den sieben Besatzungsangehörigen (6 kanadische und ein englischer Flieger) überlebten nur zwei, der Pilot und der Heckschütze) den Absturz, wobei der Heckschütze sich zunächst der Gefangennahme entziehen konnte, und erst Tage später auf seiner Flucht entdeckt und gefangengenommen wurde.
    Er wurde als einziger noch lebender Beteiligter in Kanada ermittelt, und besuchte den Absturzort und die Gräber seiner gefallenen Kameraden auf dem Soldatenfriedhof Reichswald bei Kleve.
    Der Motor steht inzwischen auf einem Sockel und der Vorsitzende des Eisenbahn- und Heimatmuseum Erkrath-Hochdahl e.V., Herr Kampschulte, gab auf entsprechende Frage an, dass die Plexiglas-Abdeckkuppel und die Gedenktafel in Auftrag gegeben sei, und demnächst das geplante Denkmal eingeweiht werden könne.


    Bild 50 und 51: Die Recherche zum Motor und die Geschichte rund um den Absturz werden in eindrucksvoller Weise geschildert in dem Buch:
    Hanna Eggerath und Thomas Boller: Der alte Flugmotor von Hochdahl-Trills, Sutton Verlag 2007


    Mich rührt der Motor persönlich ganz besonders an: einmal wegen der packenden Hintergrundsgeschichte, und zum anderen, weil er etwa zur meiner Geburt gebaut worden sein muss, also quasi einen gleichaltrigen Zeitzeugen darstellt.

  • Schlußbemerkung:


    Eine kleine, aber feine Kartonmodellbau-Präsentation haben Hans Loh und Werner Völker bei den Hochdahler Modelltagen 2009 abgeliefert.
    Schade nur, dass das Publikumsinteresse durch die räumlich von der Ausstellungshalle getrennte Unterbringung naturgemäß beeinträchtigt wurde, denn nur ein Teil der Besucher nahmen Notiz von dem Ausstellungs-Waggon.


    Vielleicht findet sich zur Ausstellung im nächsten Jahr eine bessere Lösung, und wenn es nur eine auffälligere Ausschilderung wäre.


    Zum Schluss noch zwei Bilder von dem Modell des Veranstaltungsorts, konstruiert von Hans Loh:


    Bild 52 und 53: Modell des Lokschuppens Hochdahl, 1:250, von Hans Loh


    Freundliche Grüße


    Helmut

  • Hallo Harald,


    dieses Jahr finden die Hochdahler Modelltage -natürlich im Lokschuppen- an den Wochenenden
    Samstag, 02. + Sonntag, 03. Oktober
    Samstag, 09. + Sonntag, 10. Oktober

    statt.
    Ich gehe davon aus, dass Hans Loh und Werner Völker wieder aktiv sein werden, habe aber von beiden noch keine definiten Angaben.


    Freundliche Grüße


    Helmut