Kartonmodellbau auf Reisen

  • Unterwegs auf Reisen mit zwei Fahrradtaschen – ist da noch Platz für Kartonmodellbau?
    Nach meiner Erfahrung – ja!


    Voraussetzung ist natürlich, dass man sich auf kleinere Modelle beschränkt.
    Was für den Baumaßstab 1:1000 spricht.
    Und Voraussetzung ist natürlich eine gewisse Übung.
    In einem schaukelnden Zug Kleinteile auszuschneiden und zu verkleben (und nicht zwischendurch zu verlieren) ist für Anfänger/innen eher stressig, und nicht, wie ich es erlebe, eine Form von Entspannung.



    Aber wer es ruhiger mag, kann sich beim Basteln ja auf Hotel- und Pensionszimmer beschränken.
    Oder auf sonnige (und windgeschützte) Terrassen.


    Das nötige Werkzeug passt (samt im Bau befindlichem Modell) nach meiner Erfahrung übrigens in eine kleine Tupperdose.


  • Moin Ulrich/Theo,


    eine sehr gute Idee! Ich habe zu Weihnachten eine Kiste bekommen, mit der ich bei mehrtägigen Urlaubsreisen aktiv werden kann. Dein Maßstab ist zweifellos noch besser für mobilen Kartonbau geeignet und die Ergebnisse können sich sehen lassen.


    Viel Erfolg beim aktuellen Modell, ich sehe einen Rumpf und konnte die Worte "Fracht-Motorschiff" entziffern. Bin auf die Bilder gespannt!

    Schockvideos: Pinguine verspeisen den selben Eisbären gleich zweimal 8o Nur für starke Nerven hier und hier!


    Viele Grüße, Nils

  • Hallo Walter,
    ich fürchte, der Fernsehturm mit seinen 30cm Länge ist dann doch zu groß für die reisende Tupperdose ...


    Und hier nun einige Bauberichte "aus der Dose":


    Eines der ersten Schiffe, das ich auf Reisen gebaut habe, war das Seebäderschiff „Bunte Kuh“ – ein relativ einfacher Schnellbaubogen aus dem Möwe Verlag Wilhelmshaven im Maßstab 1:500, den ich auf 1:1000 skaliert habe.
    Einige wenige Bauteile, die im Modelbogen nur auf den Decksflächen aufgezeichnet waren, habe ich durch Bildbearbeitung verdoppelt, und zusätzlich aufgeklebt. Dabei waren die rote Sitzbänke (wenn auch ohne Lehnen) im Maßstab 1:1000 schon ein gewisse Herausforderung.

  • Hallo lieber Namensvetter,
    das nenn ich mal Begeisterung für den Modellbau. Die allermeisten Leute surfen mit ihrem Laptop oder anderen elektronischen Geräten während einer Reise im Netz herum usw- Aber Modellbau im Zug, das ist einen gute Übung für Augen- und Handkoordination und der Hingucker für die anderen Fahrgäste.
    Ulrich

                                                                                   Artikel 1 GG:

    Die Würde des Menschen ist unantastbar.

    Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt



  • ...wunderbare Anregung für meine nächste Radreise...

    Ja Harald und dann kann man praktisch die Spanten unter dem Sattel aufdoppeln. Eine neue Methode für unseren Till aka Gummikuh. :P


    LG
    René

    ....es ist 5 vor 33

    Demokratie ist alternativlos!

    "sei a Mensch"

  • Schön, dass mein Thema anregend wirkt!
    Das ist ja wahrscheinlich auch ein Sinn solcher Foren.


    Weiter mit den Bauberichten von unterwegs:


    Nach der "Bunten Kuh" folgte – weil er ja auf der Fahrstrecke der Seebäderschiffe nach Helgoland liegt – der Leuchtturm „Roter Sand“ – ein Modellbaubogen des Schiffahrtsmuseums Bremerhaven im Maßstab 1:100, wieder skaliert auf 1:1000.
    Wie man sieht - auch im kleinen Maßstab versuche ich auf Stablitität zu achten - hier mit dem (gedoppelten) Innengerippe des Leuchtturms.

  • Respekt, ihr Reisenden mit Bastelkoffer!
    Für meinen Teil kann ich nur feststellen, dass ich zwei fixe Bastelorte habe (beide im Keller) einer hier zu Hause und einer in Schweden (auch zu Hause). Beim sonstigen Reisen is' nich' mit Basteln, sonst ohne Frau :cursing: !


    Gruß, Jupp

  • Ahoi Theo,


    tolle Idee !!!!!


    Ich war vier Jahre lang Leiter von zwei mobilen TÜV-Stationen der Bundeswehr.
    An den Abenden in den Hotels hatte ich stets meine mobile Werkstatt mit dabei und habe Schiffe gebaut.
    Mein Maßstab von 1:500 war bezüglich der Größe der Modelle und der Transportmöglichkeiten sehr förderlich :D


    Mittlerweile bin ich seit vielen Jahren beruflich bedingt in der Woche von zuhause abwesend.
    So habe ich an meinem Zweitwohnsitz auch meine Zweitwerft eingerichtet.



    Herzliche Grüße und weiterhin fröhliches ruckelfreies Schneiden
    Jo

  • Im Möwe Verlag Wilhelmshaven gibt es noch weitere Schnellbaubogen im Maßstab 1:500, darunter einige Frachtschiffe.


    Mein erstes Modell aus dieser Reihe, wieder skaliert auf 1:1000, war das Fracht-Motorschiff „Krefeld“.
    Auch hier die Baugruppen überschaubar, und mit zunehmender Fertigstellung kam dann das Staunen über die formschöne Schiffsästhetik.


    Und wie das im Urlaub so geht – als ich das Modell einem Bekannten im benachbarten Ferienhaus zeigte, kam heraus, dass er als junger Mann bei einer Reederei gearbeitet hat und auch gelegentlich in der Passagierkabine dieses Schiffes (oder zumindest diese Schiffstyps) mitgefahren ist. Hinter welchem der Fenster diese Kabine liegt, konnte er mir am Modell zeigen.

  • Beim Bau des Tank-Motorschiffes „Friedrich Jung“ (ein weiterer Schnellbaubogen vom Möwe Verlag Wilhelmshaven im Maßstab 1:500, skaliert auf 1:1000) brauchte ich erstmals Fotos des Originals, um die Anordnung der Decksaufbauten nachzuvollziehen. Eindrucksvoll und gruselig zugleich die Bilder, die das Schiff in reichlich abgewirtschaftetem Zustand vor der nigerianischen Küsten zeigen.


    Die Masten wurden mit 0,1mm Stahldraht verstärkt, auch die Ladebäume habe ich aus diesem Draht gefertigt.
    Und schließlich noch als Zugabe dünne Relingstreifen and Deck und Aufbauten.

  • Beim Basteln auf Reisen erlebe ich manchmal zugleich auch eine Reise „nach innen“.


    Beim Bau der vorgestellten Frachtschiffe stiegen merkwürdig „heimatliche“ Gefühle auf. Nach einigem Nachspüren kam ich dem auf die Spur: als Kind war ich (in den späten 1960er Jahren) häufiger bei meiner Tante in Bremerhaven zu Besuch. Da sie direkt am Alten Hafen wohnte (dort, wo heute das Kolumbus-Center steht), ergab sich das regelmäßige „Schiffegucken“ quasi zwangsläufig. Und auch, wenn es nicht die „Krefeld“ oder die „Friedrich Jung“ war – den Anblick ähnlicher Frachtschiffe (ich erinnere mich noch an die „Pontos“) habe ich damals förmlich aufgesaugt.


    Und dann entdeckte ich, dass nicht wenige der Modellschiffe auch in dem Büchlein von Hans G. Prager, „Was weißt du von der Waterkant?“ vorgestellt wurden, das mich seid Kindheitstagen bei allen Nordseeurlauben begleitete ..

  • Hallo nach Theiland,
    da gibt doch das letzte Foto einen schönen Gruß aus der alten Heimat. Wunderschön in Szene gesetzt. So macht das Modellbauen ganz besonderen Spaß.
    Ulrich

                                                                                   Artikel 1 GG:

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    Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt



  • Gibt es eigentlich auch eine Untergrenze dessen, was sich auf Reisen bauen lässt? Einen Versuch war es wert. Beim Ensemble der bisher gebauten Schiffe fehlte noch ein Seenotkreuzer. Hier verwendete ich das Alstermodell des Seenotkreuzers „Georg Breusing“ im Maßstab 1:250. Skaliert auf 1:1000, ergibt sich eine Schiffslänge von knapp 3 cm. Also nichts für schwache Nerven.


    Beim Bau war es dann auch wichtig, die Teile wirklich erst unmittelbar vorm Verbauen auszuschneiden, weil sonst die Gefahr einfach zu groß ist, dass die Bauteile auf Nimmerwiedersehen verschwinden.


    Wie man sieht, lässt sich auch noch in dieser Baugröße ein Innengerippe für den Schiffsrumpf bauen. Das Deckshaus wurde mit kleinen Pappstückchen verfüllt, um die Stabilität zu erhöhen. Mast, Rettungsnetzständer (auf dem Vorschiff) und Schutzbügel (über dem Beiboot auf dem Achterschiff) wurden aus 0,1 mm Stahldraht angefertigt.


    P.S. Sorry, dass die eingestellten Bilder so kleinformatig sind. Aber gegenwärtig kann ich Bilder über 200 kb nicht hochladen. Keine Ahnung, wieso das so ist.

  • Nach dem erfolgreichen Bau des Seenotkreuzer-Kleinstmodells habe ich mich gleich an einen weiteren Winzling gewagt: den HAPAG-Lloyd Schlepper „Sirius“, im Original ein Wilhelmshavener Modellbaubogen in 1:250, hier skaliert auf 1:1000.


    Schon vorher war – allerdings auf dem heimischen Basteltisch – eine auf 1:1000 skalierte Version des HAPAG-Lloyd Kreuzfahrtschiffes „Europa“ entstanden (im Original ein Schreiber-Modellbogen im Maßstab 1:200), zu dem dieser Schlepper der gleichen Reederei natürlich passt.


    Auch hier werden Rumpf und Deckshaus durch das stark verkleinerte Innengerippe getragen. Bei der Zuordnung der winzigen Bauteile zahlte sich aus, dass ich das Modell vorher schon einmal im Maßstab 1:250 gebaut hatte. Schornsteinanlage und Mast wurden wieder durch 0,1 mm Stahldraht stabilisiert.

  • Moin Ulrich,


    SIRIUS und EUROPA gefallen mir auch ganz prima - Das ruft Erinnerungen bei mir wach :rolleyes: Da wünsche ich doch noch viele Reisen mit Bauspaß!

    Schockvideos: Pinguine verspeisen den selben Eisbären gleich zweimal 8o Nur für starke Nerven hier und hier!


    Viele Grüße, Nils

  • Die nächsten Modelle „aus der Dose“ waren wieder etwas größer.


    Zunächst das Feuerschiff „Weser“ – der Originalbogen stammt wieder aus dem Wilhelmshavener Verlag, und wurde dann auf 1:1000 skaliert. Wieder eines der Modelle, bei der der Blick auf die Bauzeichnungen im Originalbogen hilfreich ist, um die Bauteile zuzuordnen. Die Masten wurden aus 0,2 mm Stahldraht hergestellt und gelb lackiert, der Leuchtfeuer-Mast wurde mit Büroklammerdraht verstärkt.


    Hier wurde auch noch einmal ein weiterer Vorteil des kleinen Maßstabes sichtbar: gerade Feuerschiffe haben eine Menge Kleinteile, die den Bau aufwendig machen. Nicht so in 1:1000: da sind die Filigranteile schlicht nicht baubar, und darum schritt der Gesamtbau ziemlich zügig voran.

  • Als nächstes folgte das Lotsenschiff „Weser“ (noch mit weißem Rumpf, ein weiterer Schnellbaubogen vom Möwe Verlag Wilhelmshaven im Maßstab 1:500, skaliert auf 1:1000). Hier war beim Zusammenbau der Teile der gelegentliche Blick auf den Baubericht zu einem ähnlichen Modell im Forum (Modell 1:250) hilfreich.


    Langsam klärt sich, woher die Probleme beim Hochladen der Bilder kommen.
    Wenn ich kartonbau.de mit Firefox öffne, kann ich (je nach "Tagesform" des Browsers) nur Bilder mit maximal 200 kb hochladen, manchmal nur bis 160 kb.
    Wenn ich dasselbe mit meinem uralten Windows-Explorer mache (wie gerade jetzt), sind auch Bildgrößen von 350 kb kein Problem.
    Hat jemand eine Erklärung für dieses Phänomen?

  • Eine weitere Schiffsgattung fehlte bisher noch bei dem Bericht „aus der Dose“: die Fischereischiffe.


    Der Fischdampfer „Nürnberg“ ist ursprünglich ein Wilhelmshavener Modellbaubogen im Maßstab 1:250, hier wieder skaliert auf 1:1000. Die Rumpfwände zeigen breite rote Streifen unterhalb der Wasserlinie (unbeladener Zustand des Schiffes?). Ich finde, dass diese breiten Streifen eher die Rumpfästhetik stören, und habe deshalb von den Streifen etwa die Hälfte abgeschnitten. Was zur Folge hatte, dass ich nun auch die Spanten des Innengerüstes um etwa 1 mm abschneiden musste. Beim Ankleben der Bordwände an den Rumpf zeigte sich, dass das Ganze jetzt nicht mehr passgenau abschloss. Zum Kaschieren half dann die Nacharbeit mit roter Farbe.
    Bei der Anordnung der Decksaufbauten half wieder der Blick auf Fotos diverser Bauberichte; die Masten wurden aus 0,2 mm Stahldraht, der Ladebaum aus 0,1 mm Stahldraht hergestellt und gelb gestrichen.

  • Das nächste Modell ist nicht direkt „auf Reisen“ entstanden, sondern während einer Konferenz. Und ich danke den Kolleginnen und Kollegen, dass sie meine Bastelei staunend und wohl auch manchmal kopfschüttelnd toleriert haben. Umgekehrt konnte ich feststellen, dass die Bastelei meine Aufmerksamkeit im Blick auf das Konferenzgeschehen nicht beeinträchtigte. Ich erinnere mich, dass zu meinen Studentenzeiten Kommilitoninnen ihr Strickzeug in die Vorlesungen und Seminare mitbrachten – nicht immer zur Freude der Unterrichtenden.


    Das Fischereischiff „Hans Böckler“ ist ein Heckfänger. Das Modell ist wieder ein Schnellbaubogen vom Möwe Verlag Wilhelmshaven im Maßstab 1:500, skaliert auf 1:1000. Rumpf und Deckshaus waren einfach zu bauen. Komplizierter war der Heckbereich mit den Aufwindeeinrichtungen für die Fangnetze. Aber glücklicherweise gibt es im Modellbauforum einen ausführlichen Baubericht, der zur Anordnung der Teile keine Fragen offen ließ. Masten und Bäume wurden wieder aus Stahldraht geformt und angestrichen (nach Abschluss der Reise am heimischen Basteltisch – ein Farbenset nehme ich eigentlich nicht mit auf Reisen), außerdem brachte ich am Deckshaus und auf dem Vorderdeck noch Relingsstreifen an.