Bunker "LB 37", freier Download in 1:25

  • Hallo Kartonmodellbaufreunde,


    nach längerer Zeit möchte ich mich gerne auch einmal wieder mit einem Baubericht am Forenleben beteiligen. Es handelt sich um einen Bunker des "Tschechoslowakischen Walls" welcher im Original 1937 bis 1938 in großen Stückzahlen in der damaligen Tschechoslowakei zum Schutz vor einen deutschen Angriff gebaut wurde.
    Der Modellbaubogen selber ist ein freier Download in 1:25, welchen ich hier schon einmal einschließlich geschichtlichem Hintergrund vorgestellt habe:


    Bunker aus Tschechien von 1937 in 1:25


    Ergänzend dazu empfehle ich die Betrachtung dieses Videos, welches einen sehr umfangreichen Überblick über die Geschichte und die heutigen Besichtigungsmöglichkeiten bietet:


    https://www.youtube.com/watch?v=xaqe7M4NA94


    Zur Einstimmung noch einmal ein paar Bilder des Originals des "LB 37", dazu die Panzersperren, die "Tschechenigel", die kommen später auch noch beim Modell hinzu.

  • Der Modellbaubogen ist in schwarz - weiß gehalten und soll vom Modellbauer selber koloriert werden. Ich entschied in diesem Falle, einmal mit dementsprechenden Tonpapier zu experimentieren. Im Original haben diese Bunker eine mehrfarbige Tarnung gehabt, auf welche ich nun jedoch verzichten wollte. Vielleicht baue ich das ganze Gebilde irgendwann noch einmal und experimentiere dann mit Tarnflecken und Bemalungsmöglichkeiten. Aber für dieses Mal verzichtete ich darauf bewusst.


    Der Konstrukteur hatte ferner beabsichtigt, dass bei einigen Bauteilen die Rückseiten später die Außenseiten darstellen sollen. Dies hatte den Vorteil, dass die schwarzen Konturlinien nicht mehr zu sehen waren. Die Bezeichnung "vnutorna strana" (die innere Seite) auf den Bauteilen machte darauf aufmerksam.


    Wichtig war von Beginn an, alle Flächen großzügig zu verstärken und mit stabiler Finnpappe zu hinter kleben. Die Paßqualität war gut und ließ vorerst keine Schwächen in der Konstruktion erkennen.

  • Im nächsten Schritt wurden dann die MG - Scharten, der abgewinkelte Eingangsbereich mit der inneren Bunkertür und die Luftauslässe gefertigt. Einzelne Bauteile musste ich hier aus Messingdraht fertigen und später lackieren. An dieser Stelle machte ich mir auch das erste Mal Gedanken, ob und wie eine Bewaffnung dargestellt werden könnte. Konstruktiv ist dazu nichts auf dem Bogen vorhanden. Ich verwendete daher ein Maschinengewehr welches ich einem Bogen des Panzers "Pz.Kpfw 38 (t)" von "ModellHobby" entnahm.


    Der verwinkelte Eingangsbereich war insofern schon eine Herausforderung als dass der Konstrukteur auf einen Liniencode und auf Laschen verzichtet hatte und ich mir die mögliche Biegerichtung an Hand der Skizzen zusammenraten durfte. Dazu habe ich mir dann selber Laschen gemacht und alles wieder sorgfältig verstärkt.

  • Die Bauteile wurden sodann eingeklebt und anschließend bekam der Bunker sein verstärktes Dach. Hierbei musste ich die Kartonstärke der Verstärkungen berücksichtigen, da diese natürlich nicht vorgesehen war.


    Die kleine runde Öffnung links von der Tür war übrigens ein Handgranatenauswurfrohr. Damit konnte die Besatzung zu aufdringliche "Besucher" davon überzeugen dass es ausgesprochen ungesund wäre noch näher zu kommen.


    Die Rundungen an der Bunkerdecke waren dann allerdings die erste große Schwachstelle des Bogens. Entweder habe ich etwas falsch interpretiert oder aber der Konstrukteur hat hier wirklich geschlampt, jedenfalls passte es nicht so wirklich wie ich es mir erhofft hatte. Etliche Bauteile mussten durch vorsichtiges anpassen und bei schneiden eingefügt werden. An den gekrümmten Stellen habe ich sogar Bauteile neu erstellt und eingefügt. Die seitlichen "Ohren" sind mir dabei besonders missglückt. Hierbei tröstete ich mich jedoch darüber hinweg dass bei der späteren Gestaltung als Diorama diese Stellen verdeckt sein werden.

  • Im nächsten Bauabschnitt kam dann das "Finish" am eigentlichen Bunker: Die Periskope für die Beobachtung, die erwähnten Maschinengewehre und die äußere Bunkertür. Letztere war ein besonders filigranes Gebilde, wobei ich aber auch Bauteile eingespart habe. Konstruktiv waren nämlich auch noch Riegel und Scharniere im Bogen vorhanden. Da allerdings sah in keinen Sinn drin, denn diese Bauteile wären später nicht mehr zu sehen gewesen. Also habe ich sie einfach weggelassen.


    Die merkwürdigen Drahtgebilde, im Original Moniereisen, hatte ich anfangs als Halterungen für Stacheldraht interpretiert. Später las ich dann jedoch, es waren Halterungen für Tarnnetze. Leider gab es nirgendwo Originalbilder, welche Bunker mit Tarnnetzen zeigen. Aber auch Stacheldraht habe ich dort auf keinem der Bilder gefunden. Wie im Original ließ ich sie also einfach aus der Bunkerdecke herausragen.


    An dieser Stelle habe ich das Objekt dann schließlich gründlich mit Klarlack überzogen. Die Arbeiten am eigentlichen Bunker waren nunmehr abgeschlossen, und der Lack schützte die Oberfläche nun vor den weiteren Arbeitsschritten.

  • Der Bunker sollte in ein Diorama eingebettet werden. Nun war es damals so, man hatte diese Bunker an der feindwärts zugewandten Seite mit einer so genannten "Zerschellerschicht" ausgestattet. Diese Schräge bestand aus aufgehäuften Bruchsteinen die mit Erde überdeckt und mit Gras bepflanzt wurden. Sinn war, Granateinschläge sollten absorbiert werden. Versuche hatten wohl ergeben, das Granaten bis Kaliber 15 cm der Feldartillerie wirkungslos verpufft wären.


    Also besorgte ich mir aus dem Baumarkt eine Holzplatte im Format 50 cm x 50 cm und lackierte diese grau vor. Dann wurde der Bunker darauf platziert und die Zerschellerschichtschräge aus Karton nachgebildet. Einige Unebenheiten modellierte ich sodann durch Verwendung von Leichtstrukturpaste aus dem Künstlerbereich hinzu. Und zu guter Letzt wurde alles schön mit Weißleim bestrichen und mit Streumaterial aus dem Modellbahnzubehör eingepudert.


    Voila!

  • Die weitere Gestaltung des Geländes umfasste dann auch noch Panzersperren. Auf der gleichen Internetseite hat wohl der gleiche Konstrukteur auch noch passende Panzersperren, "Tschechenigel" genannt, zur Verfügung gestellt. Auch hier druckte ich die Datei auf Tonpapier aus, lackierte die fertigen Sperren mit Klarlack und gruppierte sie zu einer schönen Reihe.


    Den Stacheldraht entnahm ich dann dem RC - Modellbauzubehör in 1:16, er kann z.B. hier bezogen werden:


    http://www.heng-long-panzer.de…im-shop-stacheldraht-1-16


    Ich muss anmerken, ich bin natürlich manchmal auch faul und bequem. Eigentlich sollten auch die Schraubenköpfe, mit welchen die Träger der Sperren verbunden waren, nachgebildet werden. Ich sah jedoch keinen Sinn darin, stundenlang kleine Piseldinger von 1 mm Größe aufzukleben, die im fertigen Diorama höchstens die sprichwörtlichen Nietenzähler begeistert hätten. Also habe ich sie - weggelassen! Und wer jetzt argumentiert, ich hätte ja auch die Lasercutteile von "Drafmodel" nehmen können: Ich habe sie bestellt, geliefert bekommen und probiert, und bin zu der Überzeugung gekommen: Lohnt sich für mich nicht!

  • Zu guter Letzt wurde dann noch eine Besatzung rekrutiert. Und hier steckte ich mal wieder in einem historischen und finanziellen Dilemma: Bei der Besetzung des Sudetenlandes 1938 durch die Wehrmacht fielen die meisten Bunker in die Hände der Deutschen. Diese wurden oft in kurzer Zeit desarmiert und verwendbare Bauteile wurden in den Westwall oder den Atlantikwall verbracht. Also konnte der Bunker nur dann vollständig sein, wenn die Wehrmacht gerade einmarschiert.


    Das nächste Problem, vernünftige passende Figuren sind schwer zu finden und recht teuer. Und einige "Preiser" - Wehrmachtsfiguren hatten sich in den letzten Jahren bei mir angesammelt und lagen recht nutzlos herum.


    Also ließ ich meine Phantasie etwas spielen: Die Wehrmacht marschiert in das Gebiet ein, erste Voraustrupps haben die Bunker schon erreicht und hinter sich gelassen. Ein Soldat, gerade erst aus der Grundausbildung, wurde abgestellt, um Plünderungen und Aktivitäten von Widerständlern zu verhindern. Ein zweite, nachfolgende Kolonne, marschiert rechts und links auf dem Gelände zügig vorwärts um ihre zugewiesenen Ziele zu erreichen. Dabei reitet ein etwas hochnäsiger Offizier auf seinem Pferd stolz am Wachposten vorbei, dem irritiert nicht anders einfällt als artig das Gewehr zu präsentieren.


    Der Bau des Modells und vor allem die Geländedarstellungen haben mir große Freude bereit. Das dieses Diorama jedoch so schnell derartige Maße annimmt hatte ich nicht erwartet. Ursprünglich hatte ich sogar geplant, einen leichten Panzer noch zu integrieren. Dies hätte jedoch wohl jeden vernünftigen räumlichen Rahmen gesprengt.


    Axel Huppers

  • Hallo Axel,
    das hast du ja super gebaut, hat mir Freude gemacht deinem Baubericht zu folgen.
    Hast du vielleicht noch den Link zu den Panzersperren?
    Ich habe zwar ein wenig bei Papermodellers.sk gesucht doch trotz Übersetzung nicht so wirklich fündig geworden.


    Grüße
    Reiner

  • Moin zusammen,


    gute Arbeit!!! Schade, daß dieses sehr künstlerische Tarn-"Gemälde" nicht drauf ist.


    Ein kleiner Haken noch... das ist ein flankierender Bunker, der vorbeiziehende Gegner mit Feuer überziehen sollte.


    Der Eingang war mit Sicherheit eine feste Stahltür und kein Gittertörchen, denn da befindet sich die -gasdichte- Zugangsschleuse mit MG-Scharte.


    Und die Drahthaken am Dach waren mit Stacheldraht ordentlich locker umwickelt, um ein Besteigen des Bunkerdaches zu verhindern...


    Gruß
    Hadu

    Vielleicht kommt der Tag, an dem mehr Leute checken, dass Idiotie nicht links oder rechts ist, sondern in erster Linie daher rührt, dass jemand ein Idiot ist! (M. Tegge)




    www.modell-und-geschichte.jimdo.com


    Mitglied der Luft'46-Gang

  • Moin Hadu,


    danke für deine Ergänzungen. Ich hatte mir im Vorfeld das 1994 erschiene Buch "Der Tschechoslowakische Wall" von Martin Ráboň, Tomáš Svoboda, Karel Vančura, Milan Blum zugelegt.


    Daraus zitiere ich folgende Passage: "Der Eingang mit einer Stahlgittertüre konnte aus einer Scharte für Handfeuerwaffen verteidigt werden. Die Anlagen waren mit einem Handlüfter ausgestattet, der bei einem Luftdurchsatz 800 m³je Stunde für einen Überdruck von ca. 5 Pa. sorgte. Die angesaugte Außenluft konnte zwar die verbrauchte und durch die Waffenwirkung kohlenmonoxidgesättigte Innenluft verdrängen, es fehlten jedoch Filteranlagen, die zu den bereits eingebauten Lüftern erst am 5.9.1938 von der Firma "Chema" angeboten wurden. Aus diesem Grunde hätten bei einem Einsatz von chemischen Kampfmitteln die Besatzungen mit aufgesetzten Gasmasken die Anlagen verteidigen müssen.


    Der Eingang in die LB - Baureihe 37 ist fast identisch mit dem der SB kleiner Baustärke. Das erste Hindernis für den Angreifer stellt eine Stahlgittertür dar, die durch einen Handgranatenauswurf geschützt ist. Darüber hinaus konnte diese Gittertür von einer Schießscharte bestrichen werden. Hinter diesem Zwischenraum befindet sich eine 10 mm dicke Panzertür mit einer weiteren Scharte."


    Der Raum hinter der Scharte war für ein Maschinengewehr zu gering wie ich bei meinem Besuch 2015 selber sehen konnte. So wäre dort nur der Einsatz von Handfeuerwaffen möglich gewesen.


    Hier ein Foto, links oben ist die Scharte zu sehen, rechts unten saß der Kommandant. Vor Ort erläuterte man mir, es sei Platz für max. sieben Mann gewesen, drei für jedes Maschinengewehr an den Flanken, was auch einen Beobachter für das jeweilige Periskop beinhaltete. Der Kommandant dazwischen an seinem Tischchen. Und die Betonqualität wirkt nun auch wahrlich nicht gerade überzeugend... ;)

    Images

    Das Unvollendete liegt in der Natur.


    Es ist eine große Kunst, ja Weisheit, im richtigen Moment aufzuhören.


    Wir sollten uns alle vor dem Perfektionismus in acht nehmen.

  • Moin zusammen,


    Himmel, was für eine selbstmörderische Todesfalle... Gittertür! Handgranatenauswurf! Nicht Druck/Gasdicht...! Ein paar beherzte Pioniere mit Haftladung und Flammöl...auweia! 10mm starke "Panzertür"...nä. Aberwitzig!


    Ich kann nur hoffen, daß diese Schachteln nie benutzt wurden.


    Gruß
    Hadu

    Vielleicht kommt der Tag, an dem mehr Leute checken, dass Idiotie nicht links oder rechts ist, sondern in erster Linie daher rührt, dass jemand ein Idiot ist! (M. Tegge)




    www.modell-und-geschichte.jimdo.com


    Mitglied der Luft'46-Gang

  • Hallo Axel, Hallo Rainer,


    Hier ein Foto, links oben ist die Scharte zu sehen, rechts unten saß der Kommandant. Vor Ort erläuterte man mir, es sei Platz für max. sieben Mann gewesen, drei für jedes Maschinengewehr an den Flanken, was auch einen Beobachter für das jeweilige Periskop beinhaltete. Der Kommandant dazwischen an seinem Tischchen. Und die Betonqualität wirkt nun auch wahrlich nicht gerade überzeugend...


    ... und am Platz des Kommandanten, quasi zu seiner Rechten, am Boden des Bunker, lagert standardmäßig ein antiquiertes alkoholisches Getränk nach Pilsener Art der örtlichen tschechischen Brauerei, so dass dem Erfolg jeglicher Abwehrmaßnahmen der Besatzung jener Bunkeranlage des "Tschechoslowakischen Walls" gegenüber den vorrückenden faschistischen deutschen Wehrmachtseinheiten nichts mehr im Wege stehen möge... :D
    Ja, dann Prost und Mahlzeit, lube ceske brati (zu deutsch: liebe tschechische Brüder)... ;)


    Duck und wech


    Alfred