HMB Endeavour - Shipyard, 1:96

  • Hallo Kartonbauer,


    nachdem ich längere Zeit rein lesend hier im Forum unterwegs war, will ich nun meinen ersten Baubericht beginnen. Die Endeavour ist nicht mein erstes Modell, aber mein erster Segler und mein erstes Projekt von diesen Ausmaßen. Ich werde mir Zeit lassen, Schritt für Schritt, es hetzt mich niemand … :cool:


    Das Schiff lief 1764 als Kohlefrachter „Earl of Pembroke“ vom Stapel. 1768 wurde es von der Royal Navy aufgekauft und zum Expeditionsschiff umgebaut. Der Grund dafür waren die durchwachsenen Erfahrungen, die man mit Fregatten auf Entdeckungsreisen gemacht hatte. Der Auftrag des „HMB Endeavour“ getauften Schiffes und seines frisch beförderten Kapitäns James Cook bestand darin, auf Tahiti den Transit der Venus zu beobachten, der ansonsten erst mehr als 100 Jahre später erneut stattgefunden hätte und von dem sich die Royal Society eine genauere Bestimmung der Entfernung zur Sonne und damit eine präzisere Navigation auf See erhoffte. Am 26. August 1768 brach die Endeavour mit 96 Mann an Bord von Plymouth auf (die „Earl of Pembroke“ war auf 16 Mann Besatzung ausgelegt). Ihre Fahrt führte sie über Rio de Janeiro und durch die Magellanstraße nach Tahiti, wo die Wissenschaftler im Juli 1769 den Venustransit beobachteten. Danach kehrte Cook nicht zurück, sondern durchquerte die Südsee, umrundete Neuseeland und kartografierte die Ostküste Australiens. Dabei erlitt die Endeavour Schiffbruch auf einem Ausläufer des Great Barrier Riffs, konnte jedoch von der Besatzung geborgen und provisorisch repariert werden. Im Oktober 1770 erreichte sie das holländische Batavia (heute Jakarta) und wurde komplett überholt. Nach drei Monaten wurden die Anker erneut gelichtet für die Rückkehr nach England über das Kap der guten Hoffnung. Am 13. Juli 1771 erreichte die Endeavour wieder Plymouth. Danach wurde sie zum Frachter zurückgerüstet und an einen zivilen Eigner verkauft, der sie unter dem Namen „Lord Sandwich“ wieder in ihrer ursprünglichen Bestimmung einsetzte. Im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg wurde die „Lord Sandwich“ mehrfach von der Royal Navy gechartert, um Soldaten und Versorgungsgüter in die aufmüpfigen Kolonien zu bringen. Dabei verliert sich ihre Spur, ob und auf welcher Seite sie den Krieg überdauerte, ist bis heute nicht abschließend geklärt.


    Für die Endeavour gibt es ein von Karl-Heinz Marquardt geschriebenes Buch aus der Reihe „Anatomy of the Ship“, das ich neben einigen anderen Quellen als Referenz verwenden werde. Eine weitere Leseempfehlung ist Cooks Expeditionstagebuch, das im 19. Jahrhundert mehrmals veröffentlicht wurde und auch einige Schiffsdetails beschreibt. Das Copyright ist längst abgelaufen, das E-Book kostet nur wenige Cent.

  • Moin Dagon,


    die ENDEAVOUR - Modelle mit Geschichte - da wünsche ich ein gutes Gelingen; der alte Fuchs hat schon ganz genau gewußt, warum er ein solches Schiff für seine Reisen wählte ... ich kenne diesen Bausatz nicht, hoffe aber, daß die Proportionen getroffen sind ..


    mit liebem Gruß
    Wilfried

  • Hallo Robert,
    Ich bin auf deinen Baubericht gespant. Den Bogen wie auch das Buch von K.H. marquardt hab ich vorliegen. Der Bogen schaut sehr gut aus die Grafik ist um Lichtjahre besser als der der La Belle.
    Hau rein
    Gruß Uwe

    Man lebt ruhiger, wenn man nicht alles sagt was man weiß, nicht alles glaubt, was man hört und über den Rest einfach nur lächelt.

  • Wie schön, ein weiteres Shipyard-Segelschiff, was hier entsteht! Ich bin gespannt und drücke Dir die Daumen. ;) Auf jeden Fall hast Du in mir einen neugierigen Dauerbesucher auf Deiner Werft! :D

  • Erstmal vielen Dank für die guten Wünsche,


    @wilfried: Ich hatte vor einigen Wochen – leider nur leihweise – ein Faksimile der Originalpläne in der Hand, die Proportionen kommen schon hin, der „schwangere Guppy“ des Frachtseglers kommt gut rüber.


    Uwe: Echt jetzt? Ich bin von der Grafik eigentlich nicht begeistert, gerade die Holzteile wirken eher steril, naja – siehe unten …


    Einige Worte zum Bogen: Dieser stammt aus dem Jahr 2009 und ist damit zusammen mit Victory und Enterprize der älteste im aktuellen Programm des Verlages. Das merkt man beispielsweise an den fehlenden LC-Spanten, die sind bei jüngeren Modellen enthalten. Die Grafik scheint so ein Mittelding zu sein, laut Wilfried besser als bei früheren Shipyard-Bögen, allerdings meiner Meinung nach auch noch nicht gut genug um auf eine Komplettbemalung verzichten zu können. Möge sich der geneigte Leser an Hand der Fotos selbst ein Urteil bilden...
    Der Bogen besteht aus 10 A3-Teilebögen sowie drei Seiten Schablonen für Masten, Rahen und Segel. Die Bauanleitung wird von drei Seiten Schwarzweißfotos vertreten, die den Bau des Rumpfes, der Beiboote und einiger Kleinteile zeigen. Typisch für Shipyard ist die Großaufnahme des Rumpfes mit sämtlichen verwendeten Teilen und einigen zusätzlichen Bauskizzen. Ein bisschen Text gibt’s auch noch, ein paar Zeilen Googledeutsch sind aber nicht der Rede wert. Der Fototeil ist dafür umso beeindruckender: Je zwei Seiten Detailfotos des Modells vom Titel und einer HMS Enterprize (im Gegensatz zur Endeavour voll getakelt, vermutlich ist das der Grund). Als Sahnehäubchen noch drei Seiten mit Aufnahmen von dem Nachbau, der in Sydney vor Anker liegt. Der ist von 1995 und nicht mehr ganz auf dem neuesten Stand der Forschung, dennoch sind die Bilder sehr hilfreich.
    Leider ist die dunkle Seite der Macht ebenfalls mit von der Partie: in Form der vier Seiten Takelplan. Der ist übersichtlich, sinnvoll gekürzt und vom Konzept her wirklich gut gemacht, aber eben auch so voller Fehler, dass ein Arbeiten damit quasi unmöglich wird. Von kleineren Schnitzern wie der unklaren Befestigung des Außenklüvers und der Stagsegel rede ich jetzt nicht, stattdessen von richtigen Patzern wie der offensichtlich vergessenen Nummerierung der Brassen (die man daher auf dem Belegplan nicht zuordnen kann). Der Knüller sind die Rahfalls: Auf der Skizze der Masttakelung sind sie liebevoll dargestellt, im Belegplan hingegen tauchen sie gar nicht erst auf.
    Ich werde mich also eher an den Takelplan im Buch von Herrn Marquardt halten. Da dieser allerdings ungekürzt und damit eher unübersichtlich ist, werde ich wohl am Ende dem Beispiel in Jürgens Bellona-Thread folgen und einen Dummy bauen müssen. Aber so weit sind wir noch nicht, erstmal bis zur Takelage kommen …

  • Ahoi Dagon,
    die Bausatzbeschreibung lässt deutlich werden, welche Herausforderung Du da vor dem Bauch hast. Wenn Dir die Grafik nicht gefällt, würde ich ernsthaft darüber nachdenken, alle bedruckten Teile nachträglich zu streichen. Man ärgert sich doch sonst nur, dass man ein ansonsten gut gebautes Modell nicht wirklich gelungen findet, weil die aufgedruckten Farben und Strukturen nicht überzeugen.
    Und was die Takelpläne anbelangt: Richtigerweise hast Du Dir ja schon entsprechende Fachliteratur zu Rate gezogen. Empfehlenswert ist auch die dicke Fibel von Marquardt: "Bemastung und Takelung von Schiffen des 18. Jahrhunderts". In Verbindung mit dem Mondfeld hat man da eine sehr solide Grundlage. Aber wie Du selbst schreibst: Erst mal dahin kommen! :D Also hau rein. :thumbup:

  • Hallo Dagon,


    Da hast Du Dir ja was schönes ausgesucht. Auch ich beginne mich immer mehr zum bemalen der älteren Shipyardmodelle durchzuringen. Auf jeden Fall bin ich sehr gespannt auf den weiteren Fortschritt.


    Gruß
    Fritz

  • Moin zusammen,


    Du hast recht, das Buch von Marquardt ist traumhaft und sehr ausführlich. In dem Maßstab gilt eh, lieber weglassen als falschmachen!


    Frohes Schaffen! :thumbup:


    Gruß
    Hadu

    Vielleicht kommt der Tag, an dem mehr Leute checken, dass Idiotie nicht links oder rechts ist, sondern in erster Linie daher rührt, dass jemand ein Idiot ist! (M. Tegge)




    www.modell-und-geschichte.jimdo.com


    Mitglied der Luft'46-Gang

  • Hallo zusammen,



    meine letzten Zweifel an der Komplettbemalung sind nun ausgeräumt, auch dank eurer Worte. Schneidmatte bereit, Ersatzklingen geordert, los geht’s …


    … mit dem Spantengerüst. Sieht nicht nach Kohlefrachter aus? Ist es auch nicht. Die Beiboote erschienen mir als willkommene Fingerübung, nicht nur fürs Bemalen, sondern auch für den allgemeinen Umgang mit dem Bogen (und der Bauanleitung). Als nächstes stehen dann die Experimente mit den Farben an. Wenn mein Kunstlehrer gewusst hätte,
    dass ich in meinem Leben noch einmal freiwillig einen Pinsel in die Hand nehmen würde … :D


    Bis demnächst


    Robert

  • Beiboote! Da beneide ich drum. Aus mir unverständlichen Gründen gibt es die nämlich bei der 1:72-Mercury nicht. Nicht mal als Zusatz-Kit, schade. :(


    Dann mal gutes Gelingen weiterhin - mach Deinen Kunstlehrer stolz! :D

  • Aus mir unverständlichen Gründen gibt es die nämlich bei der 1:72-Mercury nicht.



    Das wundert mich, da Shipyard bei der Endeavour ausdrücklich darauf hinweist, dass es sich um die selben Beiboote wie bei der Enterprize handelt, die ja ein Schwesterschiff der Mercury war. Ich könnte mir höchstens vorstellen, dass der Detaillierungsgrad der Boote nicht ausreichend für die größeren und teuren LC-Bausätze war. Jürgen hat bei seiner 1:72-Bellona die Beiboote nach einer interessanten Technik scratch gebaut (hier). Vielleicht wär das was für dich?


    Die Bemalungsversuche sind abgeschlossen, ich bin mit dem Ergebnis einigermaßen zufrieden, das Holz gefällt mir jetzt wesentlich besser. Immerhin das erste Mal … :rolleyes: Dabei habe ich auch bemerkt, dass es von Vorteil ist, statt der Originalteile SW-Fotokopien zu verwenden. Stellt man dabei die Helligkeit auf die höchste Stufe, werden selbst dunkelblaue Bauteile fast komplett entfärbt, während Umrisse und Details im Druck erhalten bleiben und auch nach der Bemalung noch zu sehen sind. Das wird bei der Bordwand sicherlich noch nützlich werden.
    Die Bilder zeigen ganz links Jolle, Pinasse und Langboot in unterschiedlichen Stadien des Zusammenbaus. Bei der Decksfärbung habe ich mich für ein wesentlich blasseres Sand als im Bogen entschieden, weitere Experimente habe ich da aber noch nicht gewagt. Eine Innnenfärbung der Beplankung ist im Bogen nicht vorgesehen, ich habe mich mit dem Rot an den Modellfotos von der Enterprize orientiert. Auf den anderen Bildern sieht man die Pinasse beim Aufziehen der Außenhaut. Auch die Beplankung der Boote vermisse ich im Bogen, da muss ich mir noch was einfallen lassen, so kann es jedenfalls nicht bleiben.



    Bis zum nächsten Mal
    Robert

  • Das wundert mich, da Shipyard bei der Endeavour ausdrücklich darauf hinweist, dass es sich um die selben Beiboote wie bei der Enterprize handelt, die ja ein Schwesterschiff der Mercury war. Ich könnte mir höchstens vorstellen, dass der Detaillierungsgrad der Boote nicht ausreichend für die größeren und teuren LC-Bausätze war. Jürgen hat bei seiner 1:72-Bellona die Beiboote nach einer interessanten Technik scratch gebaut (hier). Vielleicht wär das was für dich?

    Danke für den Link - der wird sofort gespeichert, zum Zwecke des Abkupferns. Das Fehlen der Boote bedauere ich echt, also werde ich mal schauen, wie ich sie auch in Scratch-Bauweise herstellen kann. :thumbup:

  • Hallo Kartonbauer,


    die Beiboote sind abgeschlossen. Wie beim letzten Mal schon erwähnt ist eine Außenbeplankung der Boote im Bogen nicht vorgesehen. Bild 2 zeigt also den offiziellen Endzustand der Rümpfe. Dass die Boote auf den Baustufenfotos in der Anleitung noch schlechter aussehen ist da nur ein schwacher Trost. Zwei Wege zur Abhilfe: SSM (Spachteln, Schleifen, Malen) für die original GFK-Optik 8| oder Beplankung im Eigenbau. Naja, ne richtige Auswahl ist es nicht. Immerhin ist eine Abwicklung der Bootsrümpfe ja bereits vorhanden. Bild 3 zeigt wie ichs gemacht habe. Die Abschnitte der Außenhaut werden erneut kopiert, ausgeschnitten und aneinander aufgeklebt. Die Planken (Anzahl aus Marquardts Buch entnommen) werden an den Kanten der Abschnitte in gleichmäßigen Abständen aufgetragen und die Punkte mehr oder weniger freihand miteinander verbunden. Angenehmer Nebeneffekt: die Planken sind – historisch korrekt – in der Rumpfmitte breiter als an den Steven. Der Rest ist simpel: erneut kopieren, aufdoppeln, ausschneiden, aufkleben (Bild 4), malen. Bild 5 zeigt den fertig bemalten Rumpf des Langbootes mit angebrachtem Kiel. Ruder und Riemen werden erst später gefertigt, es fehlen also nur noch Dollborde und Barghölzer, damit es aussieht wie auf Bild 6. Drei von vier Schiffen im Bogen habe ich damit fertig, bin also sozusagen bei 75% ...

  • Hallo Robert,
    Mir gefallen Deine Boote.
    welche Farbe hast du genommen?
    Kein Airbrush oder?
    Gruß Uwe

    Man lebt ruhiger, wenn man nicht alles sagt was man weiß, nicht alles glaubt, was man hört und über den Rest einfach nur lächelt.

  • Hallo Robert,


    gut gemacht! Die Boote sehen gut auch. Ich nehme an, dass das kein Airbrush ist, sieht so aber sicher eher besser aus!


    Gruß
    Fritz

  • welche Farbe hast du genommen?


    Hallo Uwe,


    Ich gehe mal davon aus, dass du den Holzton meinst, alles andere sind Standard-Acrylfarben (Deep Yellow, Vermillion Red, Van Dyke Brown, Titanium White), alles gepinselt. Der Holzton ist ebenfalls Acryl, Yellow Ochre (Gelbocker/676) und Burnt Siena (Gebranntes Siena/684) im Verhältnis 2:1. Die Farbe wird leicht verdünnt, nur damit sie sich besser streichen lässt, und in zwei Schichten nicht-deckend aufgetragen. Wichtig sind dabei zwei Dinge: 1. Weißer Untergrund. Ich habe verschiedene Grundierungsfarben versucht, Weiß brachte die besten Ergebnisse, es verleiht der Farbe Tiefe und Leuchtkraft indem es die Unregelmäßigkeiten hell hervorhebt. 2. Borstenpinsel. Haarpinsel verteilen die Farbe zu gleichmäßig, das ist hier nicht gewünscht. Ein 3 mm breiter, flacher Borstenpinsel hat sich in diesem Fall bewährt. Streichen in Plankenrichtung versteht sich von selbst.


    Als kleinen Vorgeschmack auf Kommendes hier noch ein Bild des Hauptlängsspants (2 mm dick). Übrigens das einzige Teil des Bogens, das größer ist als DIN A4.

  • Und weiter im Programm ...


    Das Spantengerüst ist eher unspektakulär, nur halt ein wenig bauchiger als sonst … Da ich mir die Möglichkeit bewahren will, die Lüftungsklappen im Rumpf (28 Stück!) geöffnet darzustellen, habe ich die dahinter liegenden Spantenräume geschwärzt. Die Spanten sind 1 mm dick und versprechen so hinreichend Stabilität. Die Kombüse (Bild 4) ist ein niedliches Detail, leider später fast unsichtbar. Den Laderaumboden hingegen kann man später durch Niedergänge und die Frachtluke sehen. Offiziersmesse und Große Kajüte (Bild 6) beschließen diesen Bauabschnitt. Die Fensterkreuze habe ich ausgeschnitten und mit Folie hinterklebt, daher musste ich auch eine Wand versetzen, die ansonsten genau in einem Fenster geendet hätte. Bisher gab es keine Probleme mit der Passform, alles geht saugend ineinander.

  • Hallo Kartonbauer,
    Heute gibt’s zu Beginn ein kleines Suchspiel (Bild 1): Was stimmt auf diesem Bild nicht? Davon mal abgesehen gab es beim Anbringen der ersten Beplankungsschicht (zwei sind im Bogen vorgesehen, bei mir werden es wohl drei werden) keine großen Hindernisse. Laschen auf die Spanten und von vorn nach hinten durch. Die zusätzliche Längslasche auf der Steuerbordseite erwies sich als überflüssig, an Backbord habe ich sie weggelassen. „Überflüssig“ meint dabei „hat auch nicht viel gebracht“, ein wenig drücken sich die Spanten doch durch. Ich werde den Rumpf an den schlimmsten Stellen verschleifen und auf die nächste Beplankungsschicht hoffen.
    Die Form des Schiffes ist nun schon gut zu erkennen. Offensichtlich standen bei der Entwicklung dieses Schiffstyps Dinge wie Eleganz und Geschwindigkeit ganz oben im Lastenheft – im Kapitel „Worauf verzichtet werden kann“. Aber einen gewissen Charakter hat der Frachter schon – breiter Bug, schmales Heck, flacher Rumpfboden, eeeeewig langes Achterdeck. Das kann ein reizvolles Modell werden!

  • "Beim Teil 26 ist der Pfeil in die falsche Richtung."
    Ist schon richtig, aber vermutlich nur rechts / links vertauscht.
    Gruß, Renee

    Im Wald boten sich mir zwei Wege dar.

    Ich nahm den, der weniger betreten war!

  • Schlickrutscher hat recht, es ist tatsächlich der Pfeil in der falschen Richtung aufgedruckt. Links und rechts kann man kaum verwechseln, da die Teile entsprechend mit "l" und "p" beschriftet sind (lewej/prawa - poln. links/rechts). Da die Teile am Heck vorgeformt werden mussten, hab ich eine ganze Weile knobeln müssen ... ?( Aber es passt und damit ist's gut, wenn das der einzige Bauteilfehler im Bogen ist beschwere ich mich nicht. Beim nächsten mal gibts dann die Inneneinrichtung der Großen Kajüte ... ich freu mich schon drauf.

    "Die meisten Dinge gehen nicht durch Gebrauch kaputt, sondern durch Putzen."


    E. Kästner

  • Hab ganz schön suchen müssen, doch Du hast das schon richtig montiert! Durch die mehrfachen Schichten wird auf Dauer nicht unbedingt ein Durchdrücken der Spanten bestehen bleibe, doch würde ich jetzt auch lieber schleifen, um sicher zu gehen.


    Gruß
    Fritz

  • Das Schiff lief 1764 als Kohlefrachter „Earl of Pembroke“ vom Stapel.


    Mal eine Frage, hat jemand schon mal von einem Modell der "Earl of Pembroke" gehört? Das ist sicherlich auch ein interessantes Modell um die Unterschiede zur "Endeavour" vor dem Umbau zu sehen. Auch sollen diese Kohlefrachter ein spezielles Rigg gehabt haben was die "Endeavour" nicht mehr hatte.


    LG Michael

  • Hallo Michael,


    Von einem Modell der "Earl of Pembroke" habe ich noch nichts gehört. Marquardt schreibt in seinem Buch über das Rigg der "EoP" von einteiligen Masten sowie breiteren und niedrigeren Segeln, ein sogenanntes "cat rig". Das hat mit dem heute unter diesem Begriff geführten einmastigen Layout sicher nichts gemeinsam, aber es war auf jeden Fall deutlich leichter als das Rigg der Endeavour. Marquardt verweist als Quelle auf die Abbildung einer "Cat" in der Architectura Navalis Mercatoria (1768) von Frederick Chapman, das Buch gibt es heute in verschiedenen Nachdrucken für etwa 15€, ich habe es leider (noch) nicht da ...


    Hoffentlich konnte ich trotzdem ein wenig weiterhelfen
    Robert

    "Die meisten Dinge gehen nicht durch Gebrauch kaputt, sondern durch Putzen."


    E. Kästner

  • Ahoi Dagon, das schaut richtig gut aus! Und dieser kleine Pfeil-Fehler bei Teil 26l zeigt nur, dass man bei jedem Teil sicherheitshalber nochmal nachdenken sollte, bevor man blind der Bauanleitung traut. Wer lebt, darf Fehler machen - unter diesem Motto sind eben auch die Shipyard-Bögen zu betrachten. Habe das sowohl bei der Papegojan als auch aktuell bei der Mercury einige Male bestätigt bekommen. Aber stur eine Bauanleitung abarbeiten kann ja schließlich jeder - hier ist eben Mitdenken gefragt! :D


    Die Inneneinrichtung der Kapitänskajüte wird sicher ein Hingucker - mach genug Fotos, denn später sieht man ja davon leider nix mehr. Aber man weiß, dass es da drin ist - und das lässt das Modellbauerherz vor Stolz anschwellen. :thumbsup:


    Also, viel Erfolg weiterhin - ich bleibe ein treuer Beobachter Deines Bauberichts. :)

  • ... Aber stur eine Bauanleitung abarbeiten kann ja schließlich jeder - hier ist eben Mitdenken gefragt! :D


    ...


    Das empfiehlt sich bei jedem Modell - zumindest schadet es nicht... :D

    Fertig: MS WILHELM GUSTLOFF, 1:250



    Aufwachen - es ist 5 vor 33...

  • Hallo,
    zum Thema Innenasicht der Kapitänskajüte. Diese lag bei den alten Schiffen immer achtern. So müsste es doch möglich sein, den Heckspiegel abnehmbar zu gestalten. Dann könnte man die Kajüte gut betrachten.
    Viele Grüße
    Ulrich

                                                                                   Artikel 1 GG:

    Die Würde des Menschen ist unantastbar.

    Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt



  • Ahoi Kartonbauer,


    Wie schon angekündigt, gehts heute ans Möbelbauen. Bild 1 zeigt die Teile für die vier Stühle, Bild 2 die Teile für einen Stuhl. Das Aussticheln der Stuhllehnen ist für mich momentan wohl der Gipfel des Machbaren, aber viel fitzeliger wird es in dem Bogen auch nicht. Wer schonmal einen IKEA-Hocker zusammengebaut hat, dürfte die Bauanleitung hier nicht brauchen, ist halt bloß ohne Schrauben und hundertmal kleiner ... (Bild 3). Der Tisch auf Bild 4 ist schon bemalt, die Kommode bekommt keine zusätzliche Farbe, das Dekor nachzuzeichnen traue ich mir nicht. Auf Bild 5 die Sitzgruppe: Die Tischdecke ist Eigenbau,die Seekarte stammt tatsächlich aus Cooks Feder und zeigt die Nordinsel Neuseelands. Die Große Kajüte auf der Endeavour war übrigens nicht für den Kapitän vorgesehen, sondern als Arbeitsraum für die an der Expedition beteiligten Wissenschaftler. Die eigentliche Kapitänskajüte war ein fensterloses Kabüffchen mit 2 x 3 m Grundfläche. Der Kamin in Bild 6 ist keine Kopie wie alle anderen Teile, sondern ein Scan. Rechts sieht man noch zwei Sitzbänke und den Ruderschacht. Decksbalken (nein, Rechtschreibkorrektur, nicht Drecksbalken! Decksbalken!! :cursing: ) noch eingezogen, dann kann als nächstes das Deck drauf. Den Heckspiegel habe ich schon ausgeschnitten, entsprechende Lichtquelle vorausgesetzt kann man durch die Heckfenster durchaus noch in die Kabine schauen.

    So müsste es doch möglich sein, den Heckspiegel abnehmbar zu gestalten.


    Die Idee hat was, ich werde sie mir für spätere Modelle merken. Bei der Endeavour scheitert sie leider an den Details: So sind die Läden der Heckfenster getakelt und werden an Deck befestigt, wie auch die Sorgketten des Ruders. Vor dem Abnehmen des Heckspiegels müsste man also erst ein halbes Dutzend Strippen lospfriemeln.

  • Hallo Dagon,
    Das Innenleben der Kajüte gefällt mir sehr. Das Schmanckerl ist die Karte der Südinsel Neu Seelands auf dem tisch. solche Kleinigkeiten beleben ein Modell ungemein. Gibt es auf dem Deck über der Kajüte einen Luke oder ein Gräting, die man abnehmen könnte, um dann von oben auf die Karte hineinsehen zu können? Oder Du lässt ein paar Deckplanken aufliegen, die man dann abnehmen kann.
    Viele Grüße
    Ulrich

                                                                                   Artikel 1 GG:

    Die Würde des Menschen ist unantastbar.

    Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt



  • Heute nur ein kurzes Update, ich war in den letzten Tagen nicht so produktiv. Der Grund dafür ist wenig erfreulich, mehr dazu gleich. Deck und Heckspiegel habe ich eingepasst und angeklebt, die Details der Großen Kajüte sind durch die Heck- und Seitenfenster weiterhin sichtbar, die von Ulrich vorgeschlagene Lösung mit abnehmbaren Decksplanken traue ich mir nicht zu. Wäre auch schwierig, das Deck ist ziemlich vollgestellt. Beim Einpassen der drei (Back, Kuhl, Achterdeck) Decks waren einige Nacharbeiten nötig, offensichtlich war ich bei der Montage des Spantengerüstes nicht genau genug. Um die Korrekturen zu verdecken sowie Verzug zu vermeiden, habe ich beschlossen die oberste Schicht der Decks nachträglich aufzubringen und zu bemalen. Und genau das war das Verhängnis … Bei der Farbmischung habe ich wohl einen Fehler gemacht, jedenfalls mutierte das helle Sand des Decks über Nacht zu einer Mischung aus Schlammbraun und Honiggelb. Das Acrylfarben beim Trocknen nachdunkeln war mir zwar bewusst, aber so stark? Und vor allem: Was nun? Einen dunkleren Ton mit einem helleren zu übermalen bringt eher wenig, zumal das wohl Details wie Fischungen oder Decksnägel endgültig überdecken würde. Bei einer weiteren Kartonschicht auf dem misslungenen Deck fürchtete ich um die Paßgenauigkeit der Bordwandabschlüsse sowie der Aufbauten (Kranbalken, Bratspill, etc.) Daher entschloss ich mich zu einer radikaleren Lösung: Der sehr stabile Rumpf erlaubt ein
    (vorsichtiges!) Abschleifen des Decks. Weder angenehm noch kurzweilig, diese Arbeit, aber sie hat sich gelohnt. Der zweite Versuch passte, auch farblich. Bild 3 zeigt den Nachher-Zustand, die alte Farbe ist an den Lukenausschnitten noch sichtbar. Die Planken müssen noch geritzt werden, dann geht es mit der nächsten Schicht der Rumpfbeplankung weiter.



    Die gute Nachricht: Marquardts Takelage-Bibel ist vorgestern angekommen. Hadu hat recht – das Buch IST ausführlich. Bis an die Grenze zur Realsatire. Für die Endeavour ist es nicht unbedingt nötig, das AotS-Buch ist eigentlich ausreichend um die Takelage nachvollziehen zu können. Für ein Schiff dieser Zeit, das weniger gut dokumentiert ist als dieses, stellt es jedoch eine schier unerschöpfliche Quelle von Details dar.

  • Hallo Dagon,


    geht dochj jetzt mit der Decklsfarbe, auch wenn nir einwenig mehr in die Hellbraunfarbe noch besser gefallen hätte.


    Gruß
    Fritz

  • Moin zusammen,


    petcarli


    Die Decks waren nie braun, sondern weissgrau, vielleicht mit einem leichten Hauch braun bei frisch abgezogenen Decksplanken.


    Dagon


    Solche Bücher sind goldwert...und der alte Satz "weniger ist mehr" kann da helfen ;)


    Frohes Schaffen!!!


    Gruß
    Hadu

    Vielleicht kommt der Tag, an dem mehr Leute checken, dass Idiotie nicht links oder rechts ist, sondern in erster Linie daher rührt, dass jemand ein Idiot ist! (M. Tegge)




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    Mitglied der Luft'46-Gang

  • Rumpfbeplankung, Teil 2/3. Im Bogen sind nur zwei Schichten vorgesehen, von denen die äußere auf 0,5 mm verstärkt werden soll. Ich habe mich für drei Schichten mit je 0,3 mm entschieden, wobei die äußeren beiden aus identischen Teilen bestehen. Dadurch hoffte ich, eventuelle Problemstellen frühzeitig zu entdecken. Dass bereits das erste Teil eine solche Problemstelle zeigte, war aber so nicht geplant (Bild 1). Grundsätzlich dürfte der Fehler zwar eher bei mir als beim Bogen liegen, am Ende spielt er aber ohnehin kaum eine Rolle. Sämtliche Stoßkanten des ÜWS werden noch irgendwie verblendet oder abgedeckt, Ungenauigkeiten lassen sich so gut kaschieren, was den Rumpf doch recht entspannt zu bauen macht, zumindest verglichen mit den Horrorstories aus den Revenge-Bauberichten … Die anderen Bilder sprechen für eigentlich für sich (und für das schöne Wetter). Das UWS habe ich wieder teilweise verschliffen, vor allem am Bug (Bild 3). Die Lüftungsöffnungen im Rumpf werde ich erst ausschneiden wenn die dritte Schicht draufkommt um exakte Passung zu gewährleisten. Das letzte Bild zeigt dann schon die ersten Teile der dritten Schicht: die Innenseite der Fußleisten (ein Schanzkleid im engeren Sinne hatte die Endeavour nicht, lediglich eine Reling) in Rot und den blauen Streifen auf der Außenwand, alles wieder in SW kopiert, geritzt und mit Acrylfarben bemalt.


    Beim Lesen in Cooks Expeditionstagebuch bin ich auf einen interessanten Eintrag gestoßen. Er datiert auf den 12. Oktober 1770, kurz nach dem Einlaufen der Endeavour in Batavia:
    „About 9'o clock in the Evening we had much rain, with some very heavy Claps of Thunder, one of which carried away a Dutch Indiamen's Main Mast by the Deck, and split it, the Maintopmast and the Topgallantmast all to shivers. She had had an Iron Spindle at the Maintopgallant Mast head which had first attracted the Lightning. The ship lay about 2 cable lengths from us, and we were struck with the Thunder at the same time, and in all probability we should have shared the same fate as the Dutchman, had it not been for the Electrical Chain which we had just before got up; this carried the Lightning or Electrical matter over the side clear of the Ship. The Shock was so great as to shake the whole ship very sencibly. This instance alone is sufficient to recommend this Chains to all ships whatever, and that of the Dutchman ought to Caution people from having Iron spindles at their Mast heads.“
    Offensichtlich war die Endeavour als eines der ersten Schiffe mit einem primitiven Blitzableiter versehen, Marquardt erwähnt dieses Detail nicht. Der Eintrag deutet an, dass die Kette erst kurz vor einem Gewitter angebracht wurde. Weiß irgendjemand mehr über diese „electrical chains“ oder „lightning chains“? Speziell die Art der Anbringung interessiert mich, es wäre bestimmt ein reizvolles Detail für das Modell ...

  • Hallo Dagon,


    Ketten bei Bedarf als Blitzableiter zu nehmen ist auch heute noch eine gelegentliche (allerdings auch leider fast vergessene) Praxis beim Hochseesegeln.


    Insbesondere bei Kunststoff- und Holzschiffen hängt man bei Gewittern, denen man nicht ausweichen kann, eine an einem Stahlwant befestigte Kette (oder ein passendes, dickeres Stück Stahldraht) aussenbords ins Wasser.


    Zu der damaligen Praxis kann ich allerdings nichts beitragen.

    Fertig: MS WILHELM GUSTLOFF, 1:250



    Aufwachen - es ist 5 vor 33...

  • Hallo Dagon,
    Das schaut ja schon prächtig aus. Ich glaub so ohne schleifen geht auch gar nicht.
    Die Idee es mit drei Belankungsschichten zu probieren ist gut,halt ich mal im Hinterkopf.
    Gruß Uwe

    Man lebt ruhiger, wenn man nicht alles sagt was man weiß, nicht alles glaubt, was man hört und über den Rest einfach nur lächelt.