Hanse-Kogge, Schreiber, 1:100

  • Liebe Kartonfreunde,


    heute möchte ich Euch mein neues Projekt vorstellen. Da ich mich sehr für die Handelsschifffahrt interessiere, gehe ich mit diesem Schiff an den Anfang des aufstrebenden Handels des Spätmittelalters (1250 – 1500). Als Merkmal dieser Epoche kann man die Pest (der schwarze Tot), ab 1347, oder die Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern, um 1450, nennen. Die Wirtschaft erlebte trotz der Pest eine Blüte. Das Spätmittelalter war die Zeit des aufsteigenden Bürgertums der Städte und der Geldwirtschaft. Genannt seien die italienischen Stadtstaaten, die Städte Flanderns und der Städtebund der Hanse an Nord- und Ostsee. Die Hanse bewirkte durch den schwunghaften Handel eine weitere Besiedelung Nord- und vor allem Osteuropas durch hauptsächlich deutsche Kolonisten.


    Als Modell dieser Zeit habe ich die Bremer Hanse-Kogge von Schreiber im Maßstab 1:100 gewählt. Inspiriert haben mich meine Besuche in Bremerhaven während der Kartonmodellbautreffen, da dort das Original der Kogge von 1380 ausgestellt ist, und die ansprechende Gestaltung des Schreiberbogens in Bezug auf seine Farben. Das Original der Kogge war sicherlich nicht das größte Frachtschiff seiner Zeit. Es ist nicht leicht Daten zu der Ladefähigkeit des Schiffes zu finden. Schätzungsweise konnten in etwa 150-160 cbm / etwa 120 t transportiert werden. Zur Besatzungstärke konnte ich keine Angaben finden. Ich würde da mal 8-15 Mann schätzen. Vielleicht kennt jemand eine gute Quelle hierzu. Bei dem Bau dieses Modells möchte ich einen besonderen Akzent auf Mast und Takelage sowie Kartonbautechniken legen. Außerdem überlege ich, zu einem späteren Zeitpunkt, die Kogge dann noch einmal in 1:250 zu bauen.


    In unserem Forum findet man einen Baubericht von Hansrainer Peitz sowie schöne Galeriebilder von Volkmar Adler und Bonden.


    Wer mehr über das Original erfahren möchte, dem empfehle ich diesen Link auf Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Bremer_Kogge


    Der Bau beginnt mit dem Aufdoppeln von zwei Seiten Bauteile auf die mitgelieferten Bögen Graupappe. Aua – mir schmerzen jetzt schon die Finger, wenn ich an das Ausschneiden denke.


    Viele Grüße
    Matthias

  • Hallo Matthias,
    erst mal viel Erfolg mein Bau der Kogge, deren Fund ja der Startchuss zur Gründung des DSM war. Das Museum hat eine sehr umfangreiche Dokumentation über dieses Schiff herausgegeben, die alles über dieses Lastensegler zeigt.
    Ulrich

                                                                                   Artikel 1 GG:

    Die Würde des Menschen ist unantastbar.

    Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt



    Edited once, last by modellschiff ().

  • Hallo Ulrich,


    Dank für Deinen Zuspruch. Ich hatte mich am 02.05. im Museumsshop nach Unterlagen über die Kogge umgesehen, aber nur Bücher über den damaligen Fund und die Konservierung des Schiffes entdeckt. Leider war nichts über die Schiffbautechnik oder die Segeltechnik der Kogge dabei. Kennst Du ein Buch / Material mit dem erwähnten Schwerpunkt?


    Viele Grüße aus Hamburg
    Matthias

  • Moin, moin Matthias,


    aahh.....den Baubericht hast du mir ja bereits beim letzten Nordlichtertreffen "angedroht" - klasse :thumbsup: !


    Das Thema "Kogge" ist ja sehr interessant, nicht nur vom Schiffbau her, sondern auch der historische und merkantile Bezug zur Hanse. Letzte Woche habe ich an einer Stadtführung durch Wismar teilgenommen, wo das Thema "Hanse" auch sehr im Vordergrund der Stadtgeschichte steht. Ich wünsche dir viel Erfolg beim Bau, eine ruhige Hand und viel Freude. Ich kann mich noch gut an den Bagger-Fund der Bremer Kogge erinnern (ich war damals 5 Jahre alt), die Zeitungen waren voll davon und mein Vater erklärte mir die große Bedeutung dieses historischen Fundes.


    Gruß von der Ostsee
    HaJo

    Exercitatio artem parat!

  • Ja, leider gibt es über die alten Koggen nicht soviel.


    Da wäre zunächst das Standartwerk dces DSM:


    http://www.amazon.de/Hanse-Kog…l&keywords=hansakogge


    Das ist wahrscheinlich das Buch, das Du selbst im DSM gesehen hattest.


    Und, aber wesentlich umfangreicher:


    http://www.ebay.de/itm/1216299…_trksid=p3984.m1436.l2648


    Aber DAS möchte ich gerne haben!!!


    Gibt es bei Amazon, wobei ich es aber MIT Pläne haben möchte!!!


    Oder Du gibst mal bei Amazon Hansekogge als Suchbegriff ein......

    Grüße


    Dietmar


    Alle Bilder sind - sofern nicht anders benannt - von mir.

  • HaJo, danke für die Wünsche.


    @ der Schnibbler: Interessante Buchtipps! Insbesondere der Buchtitel "Das Hanseschiff im ausgehenden 15. Jahrhundert" klingt vielversprechend. Hast Du es gekauft? Falls ja, sende doch mal das Inhaltsverzeichnis als PN. Das würde mich sehr interessieren.


    Liebe Kartonfreunde,


    Also nun zum Bauen. Halt, zuerst die Vorbereitungen: Ich habe die Baubögen mit UV-Schutzlack, matt, von Marabu eingesprüht und dann, nach dem Trocknen, die entsprechenden Seiten auf die Graupappe geklebt. Hier verwende ich UHU FF schwarz, damit sich der Karton nicht wellt. Zum Verteilen des Klebstoffes auf die großen Flächen habe ich einen Zahnspachtel aus dem Baumarkt benutzt. Das ergibt einen sehr gleichmäßigen Kleberauftrag.


    Dann kam das Ausschneiden der ersten verstärkten Bauteile. War gar nicht so schlimm, denn ich habe zum ersten Mal einen Japanspachtel mit Moosgummiunterlage als Schneidelineal ausprobiert. Den Tipp hat Ully hier im Forum mal vorgestellt. Man kann den Spachtel viel besser festhalten als ein schmales Stahllineal und durch die Moosgummiunterlage verrutscht es viel seltener. Das war eine große Hilfe.
    Die Bauanleitung sagt in Bezug auf den ersten Bauabschnitt, man solle zuerst Vorder- und Achtersteven auf die Kielplatte kleben, dann die Spanten drauf und zum Schluß das Deck auf die Konstruktion kleben. Da die Teile aber nur recht stramm aufeinander passen, empfehle ich möglichen Nachbauern diese Reihenfolge umzukehren: Zuerst die Spanten durch die Schlitze des Decks stecken, dann Vorder- und Achtersteven einpassen und zum Schluß die Kielplatte aufkleben. Das geht so sehr gut mit viel geringem Beschädigungsrisiko für das Spantengerüst.


    Noch ein Tipp: Viele gedoppelten Bauteile werden über Schlitze miteinander verbunden. Da die Schlitze aber eng sind, ist es recht schwer die Bauteile durchzustecken. Dies ging erheblich leichter, nachdem ich das zu steckenden Teile leicht mit einer Flachzange an der Verbindungsstelle zusammengedrückt habe. Dadurch wurde dieser Teil minimal schmaler und passte ohne Beschädigungsgefahr. Einfach – aber wirkungsvoll.


    Am Ende des ersten Bauabschnittes wird man mit einem wirklich stabilen und kräftigen Spantengerüst belohnt.


    Viele Grüße aus Hamburg


    Matthias

  • Liebe Kartonfreunde,

    Als nächstes Bauteil wurde der massive Betingsbalken im Bugbereich gefertigt. Er hat im Prinzip die gleiche Funktion wie eine Nagelbank und dient dem Belegen von Tauen und Leinen. Hier wurde in erster Linie das Ankertau belegt.


    Das Bauen geht einfach indem mehrere Kartonteile aufeinander geklebt werden und wenn man schön die Kanten färbt, sieht das Teil auch gut aus.


    Da ich an passender Stelle auch immer etwas über meine angewandten Kartonbautechniken schreiben möchte, bin ich auch an Euren Kommentaren und Erfahrungen hierzu interessiert. So können möglicherweise alle etwas dazu lernen. Also, macht gerne Eure Anmerkungen.


    Viele Grüße aus Hamburg


    Matthias

  • Liebe Kartonfreunde,


    Im dritten Bauabschnitt wurden verstärkende Längsspanten für die Bugschanz gebaut. Hier musste ich die Aussparungen mehrfach nachschneiden, da ich diese wohl zu eng ausgeschnitten hatte. Am besten fügt man die Teile erst trocken zusammen, schaut sich die Ausrichtung von allen Seiten genau an und klebt sie dann erst Stück für Stück an. Angebaut sieht es dann so aus.


    Viele Grüße aus Hamburg


    Matthias

  • Hallo Matthias...
    Ich verfolge Deinen Bau der Hansekogge mit großem Interesse.
    Ich kenne diese oder eine ähnliche Kogge aus meinem Besuchen im DSM in Bremerhaven und stehe jedes mal staunend davor.
    Das Spantengeüst schaut schon recht stabil aus und Deine Längsspanten für die Bugschanz machen sich ausgesprochen gut. :thumbup:
    Ich kämpfe zur Zeit ja auch wieder an einem historischen Modell herum und nehme zum "Verdoppeln" auf Pappe entweder
    den Bodürenkleber von Metylan oder seit neustem auch einen DEKO-Sprühkleber von Tartan, den ich mal beim Diskouter erworben hab.
    Aber schreib doch mal etwas über die Maße in 1:100 oder leg einen Kugelschreiber dazu.
    Gruß, Renee:

    Im Wald boten sich mir zwei Wege dar.

    Ich nahm den, der weniger betreten war!

  • Hallo Renee,


    schön das Du dabei bist. Ja, auch ich verfolge Deinen Baubericht der chinesischen Dschunke sehr gerne. Ich konnte Dein Modell bereits in Bremerhaven in im Original bewundern. Leider habe ich Dich am Modell nicht angetroffen.


    Die Kogge ist in 1:100 bezüglich der Größe der Teile schon sehr kommod. Der Rumpf hat eine Länge von 21 cm und misst 8 cm in der Breite.


    Viele Grüße aus Hamburg


    Matthias

  • Liebe Kartonfreunde,


    Als nächstes folgt die Außenhaut im Unterwasserschiffsbereich. Diese Bauteile werden von vielen Modellbauern „geliebt“. Ich bin gemäß Bauanleitung vorgegangen und hatte zum Glück kaum Probleme. Zuerst wird das Teil trocken angesetzt, am Heck und am Bug leicht vorgerundet und wieder kontrolliert. Die Referenzpunkte für den guten Sitz des Teils sind die Eckpunkte des Kiels mit dem Achter- und Vordersteven. Dann wird zuerst am Achtersteven angeklebt, trocknen lassen, dann weiter zum Bug die Laschen an die Kielplatte geklebt, trocknen lassen und zum Schluss die Laschen mit dem Vordersteven verklebt. Keinen Kleber auf die Spanten geben, denn die Außenhaut liegt auch so weitestgehend an, und ich habe die Hoffnung, dass somit die Spanten nicht durchdrücken werden.


    Soweit ging das ganz gut. Eine Korrektur musste ich machen: Steuerbord achtern wellte sich die Außenhaut leicht nach innen – hier habe ich eine Strebe eingeleimt, die die Außenhaut wieder nach außen drückt.


    Die Backbordseite ging genauso. Das sieht so ganz gut aus. Allerdings: An backbord mittschiffs habe ich eine Ausbuchtung nach außen erhalten. Siehe viertes Bild. Das Bauteil liegt leider nicht am Spant an. Ich fürchte, das wird für Schwierigkeiten sorgen, wenn die Bordwand des Überwasserschiffs dran kommt.


    Vielleicht hätte ich diesen minimalen Versatz beim Verkleben besser vermeiden können, wenn ich beide Bauteile parallel von achtern nach vorne verbaut hätte.


    Viele Grüße aus Hamburg
    Matthias

  • Hallo Matthias,


    ich würde mal abwarten, wie sich diese Beule beim Bepflanzen des ÜW-Schiffs darstellt.


    Zur Not kannst Du immer noch an der Beule eine "Planke" rausnehmen, etwas einkürzen und wieder einsetzen.


    Viel Glück weiterhin, sieht schon viel versprechend aus!

    Fertig: MS WILHELM GUSTLOFF, 1:250



    Aufwachen - es ist 5 vor 33...

  • Liebe Kartonfreunde,


    Also hier dämmerte mir zum ersten Mal warum der Bogen von Schreiber den Schwierigkeitsgrad „3“ erhalten hat. Mit der Bordwand hatte ich wirklich meine Mühe. Zuerst habe ich am Bug begonnen zu kleben und dann festgestellt, dass es achtern ziemlich verschoben enden würde. Also, die frische Verleimung wieder gelöst. X(


    Dann habe ich entschieden, mich an den Markierungen der Innenschanz zu orientieren und die Verklebung in der Mitte auf Deckshöhe zu beginnen. Das klappte soweit ganz gut. Ich bekam die Markierungen für die Schanzkleidstützen gut zur Deckung und die untere Verklebung mit dem Unterwasserschiff ging auch leicht, da ich innen durch den Rumpf greifen konnte, um die Verklebung etwas zu korrigieren. Achtern war das Bauteil jetzt allerdings ca. 1 mm zu lang. Naja, abschneiden geht immer. Hab´ ich dann auch gemacht.


    Im Bugbereich hatte ich nun aber einen schönen Spalt. :( Den konnte ich nicht mehr vermeiden. Was nun? Die Bordwand wieder abreißen? Nö. Dann hatte ich eine Idee: ich könnte einen Streifen dazwischen flicken! Im Kartonbau geht das ja relativ einfach. Also habe ich das Bauteil aus dem Sicherheitsscan neu ausgedruckt. Natürlich passte der Farbton nicht – war zu blass. Nun war statt Kantenfärben die Vorderseite färben angesagt. Das hat geklappt. Die Farbdifferenz ist akzeptabel. So sieht die Reparatur nun aus. Wenn man es nicht weiß, dann fällt es nicht auf. Es ist so ein schönes Gefühl, wenn der Frust nachlässt. Und dies war die gute Seite.


    Viele Grüße aus Hamburg
    Matthias


  • Hi Matthias...
    Ich sag mal:
    "Gut gepfuscht und Murks vermieden!" :thumbup:
    So und nicht anders werden "Die" wohl früher auch gearbeitet haben.
    Handwerker eben und keine 3D Software Artisten.
    Gruß, Renee

    Im Wald boten sich mir zwei Wege dar.

    Ich nahm den, der weniger betreten war!

  • Liebe Kartonfreunde,


    Natürlich verursachte die Beule backbord mittschiffs Schwierigkeiten (siehe vorletzter Beitrag Bild 4). So konnte ich die Bordwand kaum sauber anbringen. Also entschloss ich mich die Reparatur mittels Entlastungsschnitt durchzuführen. Damit der Schnitt optisch möglichst wenig auffällt, habe ich mit einer Pinzettenschere entlang der aufgedruckten Strukturen der Planken geschnitten und dann das Bauteil an den Mittelspant geklebt.

    Als nächstes habe ich die Bordwand anhand der Markierungen der Schanzkleidstützen ausgerichtet, mit Nadeln an den Rumpf geheftet und dann Stück für Stück verklebt. Somit ist der Rumpf nunmehr geschlossen und ich bin einigermaßen zufrieden damit.


    Viele Grüße aus Hamburg


    Matthias

  • Klasse gelöst, das Problem! :thumbup:


    Du kannst zu Recht mit dem Ergebnis zufrieden sein, Matthias, finde ich.

    Fertig: MS WILHELM GUSTLOFF, 1:250



    Aufwachen - es ist 5 vor 33...

  • Liebe Kartonfreunde,


    Helmut, danke für Deinen Zuspruch.


    Begleitend zum Bau meiner Kogge habe ich zwei schöne Bücher von Dietmar Tillmann (der Schnippler) geliehen bekommen. Eines ist vom Förderverein Deutsches Schiffahrtsmuseum Bremerhaven und enthält unter anderem eine interessante Beschreibung über das Seemannsleben zur Hansezeit. Diese möchte ich hier auszugsweise wiedergeben (Quelle: Die Hanse-Kogge von 1380, 2. Aufl. 1989, Klaus-Peter Kiedel, S. 74 – 80).


    War auf einem der Schiffbauplätze der Hansestädte ein neues Schiff fertiggestellt worden, so ging der zukünftige Kapitän gewöhnlich als erste Person an Bord. Kapitäne gehörten in der Hansezeit den angesehenen Kreisen der Städte an, nicht selten waren sie unter den Ratsherren und sogar Bürgermeistern zu finden. Es wurde erwartet, dass sie eine Familie hatten und vermögend waren. Schließlich waren die ihnen anvertrauten Werte groß und zudem die Kapitäne nicht, wie heute zumeist, Angestellte einer Reederei, sondern Unternehmer. Sie hielten eine oder mehrere Parten an dem von ihnen befehligtem Schiff, waren also Miteigentümer. Ihre Einkünfte bezogen die Schiffer somit aus dem Gewinn, den das Schiff erwirtschaftete. Den anderen Anteilseignern waren sie natürlich Rechenschaft schuldig, konnten von diesen auch Anweisungen hinsichtlich des Fahrtgebietes und der Ladung bekommen.


    Wenn das Ende der Winterpause – zwischen dem 11. November und 22. Februar ruhte die Schifffahrt allgemein – in Sicht kam, warb der Kapitän die Mannschaft für sein Schiff an. Der Heuervertrag war für beide Seiten bindend. … Seine Auswahl traf der Kapitän nach Augenschein und den Angaben der Bewerber über ihre Leistungsfähigkeit. Zeugnisse schrieb man noch nicht, es ist aber denkbar, dass der Schiffer den Matrosen durch gezielte Fragen auf den Zahn fühlte. Erwies sich ein Mann auf der Reise zur Seefahrt untauglich, beispielsweise durch ständige Seekrankheit, so konnte er zudem mit Minderung oder Verlust der Heuer bestraft werden.


    (Fortsetzung folgt)

  • Liebe Kartonfreunde,


    (Quelle: Die Hanse-Kogge von 1380, 2. Aufl. 1989, Klaus-Peter Kiedel, S. 74 – 80):

    Seinen Verdienst bezog der Seemann nicht nur aus der vereinbarten Heuer, sondern auch aus der „voringhe“, der Führung: Der Besatzung stand ein gewisser Anteil am Laderaum zur Nutzung zur Verfügung. Waren, von denen sie sich einen gewinnbringenden Absatz im Zielhafen erhoffte, konnte sie hier unterbringen. Weitere Verdienstmöglichkeiten bestanden beim Laden und Löschen, wofür ein Windegeld gezahlt wurde, sowie beim Umschaufeln und Kühlen, beispielsweise einer Getreideladung auf See.


    Seine Ausrüstung brachte der hansische Seemann in Kisten selbst an Bord. Viel wird es nicht gewesen sein: Neben der Kleidung, vor allem einen Kapuzenmantel (Gugel) und einer Strumpfhose, führte jeder auch Waffen bei sich soweit die Mittel reichten. …


    Man nimmt häufig an, dass für ein Handelsschiff der Hansezeit auf etwa 10 Tonnen Tragfähigkeit ein Besatzungsmitglied zu rechnen ist. Doch auch auf unserer nur knapp 90 Tonnen tragenden Hanse-Kogge von 1380 dürften bis zu 20 Mann gefahren sein. Dass mitunter, besonders in Kriegszeiten, wesentlich mehr Personen an Bord waren, versteht sich von selbst. Noch bis in das 14. Jahrhundert hinein ist eine Einteilung der Besatzung in verschiedene Berufe kaum festzustellen. Dann jedoch wird allmählich eine Aufgabenteilung deutlich. Schiffsjungen und Matrosen, Koch, Zimmermann, Bootsmann, Steuerleute, Schiffsschreiber und auf größeren Schiffen sogar ein Proviantmeister werden in den Quellen genannt.


    Die Schiffsbesatzungen kamen sowohl aus den Städten als auch den ländlichen Gegenden. Ausländer fuhren auf den Hanseschiffen in nicht geringer Zahl zur See, vor allem Skandinavier und Niederländer. Letztere stellten sogar viele Kapitäne; berühmt wurde Simon von Utrecht, der es schließlich bis zum Hamburger Bürgermeister brachte.

    (Fortsetzung folgt)

  • Hallo Matthias,


    als bekennender Interessent der Mittelalterarchäologie und -geschichte danke ich Dir für diese spannenden Zusatzinfos über das mittelalterliche Seemansdasein.
    Das Schiffchen bzw. den Bau verfolge ich seit Beginn sowieso.


    Bin gespannt was noch kommt.


    Gruss aus dem subtropischen Trier


    Rolf

    Klebe Deinen Traum!


    Auf Helling:

    span. Panzerschiff Numancia 1900, Heinkel Models, DRK Hilfsschiff Flora,Lotsenschiff Gotthilf Hagen
    als nächstes geplant:
    TMS Seatrout,HMV
    Fertig: MS Koblenz WHV/Jade,Dampfer Albatros HMV,Bugsier 14

  • ...
    als bekennender Interessent der Mittelalterarchäologie und -geschichte danke ich Dir für diese spannenden Zusatzinfos über das mittelalterliche Seemansdasein.
    ...


    Diesem Dank schließe ich mich uneingeschränkt gerne an!!

    Fertig: MS WILHELM GUSTLOFF, 1:250



    Aufwachen - es ist 5 vor 33...

  • Hallo,
    ich schließe mich an, zumal ich es immer mehr bewundere, wie welchen einfachen Mittel die früheren Seeleute sich orientierten und ihre Schiffe handhabten.
    Ulrich

                                                                                   Artikel 1 GG:

    Die Würde des Menschen ist unantastbar.

    Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt



  • Liebe Kartonfreunde,


    ich danke ebenfalls für Euer Interesse. Es geht weiter:



    (Quelle: Die Hanse-Kogge von 1380, 2. Aufl. 1989, Klaus-Peter Kiedel, S. 74 – 80):




    … Auf See führte die Besatzung ein sicherlich nach heutigem Maßstab mit nicht sehr viel Komfort ausgestattetes Leben, doch es war wohl nicht wesentlich entbehrungsreicher, wenn auch vielleicht mehr Gefahren ausgesetzt als an Land. Die Dauer der Fahrten war naturgemäß sehr unterschiedlich. Im kleinen Verkehr von Lübeck nach Danzig wird man etwa 4 Tage unterwegs gewesen sein, von Lübeck nach Bergen etwa 9 Tage. Ungünstige Witterungsbedingungen führten nicht selten zu enormen Verzögerungen.



    Hütten oder kajütenähnliche Unterkünfte hatte es auf Binnenschiffen mitunter schon seit der Römerzeit gegeben. Auf Seeschiffen war man lange Zeit rückständiger. Die Wikinger stellten während der Liegezeiten Zelte auf, zum Teil an Bord. Vereinzelt gab es wohl auch schon feste Aufbauten. … Gewöhnlich aber schliefen die Seefahrer des frühen Mittelalters auf engem Raum unter Deck oder im Beiboot des Schiffes. Wärme spendete eine Art Schlafsack aus Fell. Ähnliche Zustände müssen wir uns auf den Schiffen der frühen Hansezeit vorstellen. Auf der in der Weser gefundenen Hanse-Kogge fanden sich aber bereits Spuren zweier Kajüten im Achterschiff unter dem Kastelldeck. Hier dürften die „Achtergäste“, Kapitän und Steuermann, vielleicht auch ein mitreisender Passagier, Unterkunft gefunden haben. Wahrscheinlich sollte die ja noch nicht fertiggestellte Kogge auch noch ein Vorderkastell erhalten. Hier hätte sich dann ein, wenn auch sehr beengter Raum für die Unterbringung der Leute „vor dem Mast“ angeboten. Ansonsten werden die Seeleute auch 1380 noch unter Deck, im Frachtraum, Schutz vor den Unbilden des Wetters gesucht haben.



    Die Verpflegung an Bord war eintönig. Die Auswahl der mitgeführten Lebensmittel musste dem Gebot der Haltbarkeit folgen, und als Konservierungsverfahren waren lediglich das Trocknen, Räuchern und das Salzen bekannt. Üblich war der Wechsel zwischen Fleischtagen, an denen es gesalzenes Rindfleisch oder Speck mit Erbsen und Bohnen gab, und Fischtagen, an denen man gesalzenen Hering, Dorsch oder Kabeljau und ebenfalls Hülsenfrüchte aß. Auch der Schiffszwieback war bereits bekannt. Als Getränk gab es in erster Linie ein leichtes Bier. Da die Schiffe im Mittelalter noch nicht allzulange ohne Unterbrechung unterwegs waren, wirkten sich die Mangelkrankheiten als Folgen einseitiger, vitaminarmer Kost noch nicht in dem Maße aus, wie das von späteren Fahrten nach Übersee bekannt ist.



    Eingekauft wurde der Proviant gewöhnlich vom Kapitän. Die Mahlzeiten nahm man zu genau festgelegten Zeiten ein. Die Zubereitung eines warmen Essens war wegen der Brandgefahr nur auf ausdrückliches Geheiß des Kapitäns erlaubt. Schickliches Benehmen bei Tisch suchten Verordnungen zu fördern, in denen bestimmt wurde, daß niemand mehr Bier nehmen sollte als ihm zustand, bei Tisch nicht unflätig geredet oder gar die Notdurft erledigt werden sollte.



    (Eine Fortsetzung folgt noch)


  • Moin, moin Matthias,


    vielen Dank für den sehr interessanten Baubericht :thumbup: und die Einführung in das Seemann-Leben zur Zeit der Hanse-Koggen. Ja, hart war das Leben an der Küste.... :whistling: ....


    Gruß von der Ostsee
    HaJo

    Exercitatio artem parat!

  • Hi Matthias...
    Schöne Recherche und lese-freundlich umgesetzt. :)
    Ich freu mich auf die Fortsetzung und zwar
    a) dieser Recherche und
    b) des Bauberichtes
    Gruß, Renee

    Im Wald boten sich mir zwei Wege dar.

    Ich nahm den, der weniger betreten war!

  • Liebe Kartonfreunde,


    (Quelle: Die Hanse-Kogge von 1380, 2. Aufl. 1989, Klaus-Peter Kiedel, S. 74 – 80):


    … Im übrigen wird man es mit der Hygiene an Bord wahrscheinlich nicht sehr streng gehalten haben. Wenn es etwa den Besatzungen untersagt war, in den Häfen Abfälle in das Wasser zu werfen, so geschah dies nicht um der Reinlichkeit willen, sondern um die Wassertiefe zu erhalten. Immerhin stellte man beim Wiederaufbau der Kogge im Deutschen Schiffahrtsmuseum zur allgemeinen Überraschung fest, daß im Achterbereich dieses Schiffes bereits eine relativ moderne Toilette vorhanden war. Sie bestand aus einem Toilettenkasten, der hinter der Steuerbordkajüte und nach unten frei über dem Wassereingebaut worden war. Den Deckel des Kastens hatte man mit einem großen, kreisrunden Loch versehen, das vorn, der männlichen Anatomie entgegenkommend, eingekerbt war. Sicherlich benutzte nur die Schiffsführung diese Toilette. Die Mannschaft wird entweder, wie noch Jahrhunderte später auf kleinen Küstenschiffen, einen Eimer bzw. ein kleines Faß benutzt oder sich über die Bordwand geschwungen haben.

    Die auf See zu verrichtenden Arbeiten waren vielfältiger Natur. Schiffsjungen und Matrosen mussten unter dem Kommando des Bootsmannes oder Steuermannes das Segel und die Takelage bedienen, Wache halten, das Lot werfen, am Ruder stehen und allerlei Pflegearbeiten ausführen. Mitunter war auch die Ladung umzustauen, wofür es allerdings zusätzliche Bezahlung gab. Um den ständigen Betrieb des Schiffes zu gewährleisten, wird man auch zur Hansezeit bereits das System der zwei Wachen, d.h. die Einteilung des seemännischen Personals in zwei einander ablösende Gruppen gekannt haben. Dies erforderte natürlich die gerechte Einteilung der Arbeits- und Ruhezeit und damit irgendeine Form der Zeitmessung. Die Überlieferung einer Schiffssanduhr aus dem Ende des 13. Jahrhunderts ist in diesem Zusammenhang beachtenswert.

    An der Spitze des seemännischen Personals stand der Steuermann. Er hatte nicht nur weitgehende Kommandobefugnisse an Bord, sondern war auch für die Navigation, das Abstecken des Kurses verantwortlich. Er war dem Kapitän gegenüber aufgrund seiner seemännischen Erfahrung freier als die übrigen Besatzungsmitglieder, zumal der Kapitän nicht in erster Linie als Seemann, sondern als Vertreter der Schiffseigentümer an Bord fungierte.

    Die nicht direkt seemännischen Berufsgruppen an Bord werden, wie auch in späteren Zeiten, von der Einteilung der Wachen verschont geblieben sein. Die Aufgaben von Koch und Zimmermann, später auch noch Segelmacher, brauchen nicht näher erläutert zu werden. Der Schiffsschreiber hatte das Bordtagebuch zu führen und nach Art des heutigen Superkargos die Ladung zu beaufsichtigen sowie den Kapitän bei den Geschäftsvorgängen im Hafen zu unterstützen. Dem Proviantmeister schließlich, der nur auf sehr großen Schiffen vom 15. Jahrhundert an zu finden war, oblag der Kauf, die Lagerung, Beaufsichtigung, Ausgabe und Qualitätskontrolle der Lebensmittel.

    Auch die mitreisenden Kaufleute blieben vom Borddienst nicht völlig verschont. Sie konnten beispielsweise zum Wachdienst herangezogen werden. Darüber, womit man sich in der Freiwachen Bord der Koggen beschäftigte, liegen uns nicht viele Berichte vor. Feiern abzuhalten bedurfte jedenfalls der Genehmigung durch den Schiffer. Offiziell war häufig auch das Spielen an Bord verboten, doch wird man sicherlich nicht mit einer allzu engstirnigen Auslegung dieser Bestimmung zu rechnen haben. Strenger gehandhabt wurde wohl das Verbot für die Besatzung, sich den an Bord mitreisenden Passagieren allzu eifrig zu nähern.

    Harte Arbeit, räumliche Enge und Abgeschiedenheit haben von jeher dem Seemann an Bord das Leben nicht leicht gemacht. Auch auf den Koggen sah sich eine bunt zusammengewürfelte Mannschaft vor das Problem gestellt, auf Wochen oder Monate gut miteinander auszukommen, ohne dass der Einzelne sich in eine Privatsphäre zurückziehen konnte. …

    Das Verlassen des Schiffes im Hafen war gewöhnlich erst nach dem Löschen und Ballastnehmen erlaubt. Bei Aufenthalten in fremden Häfen mussten die Seeleute nachts an Bord zurückkehren. Unpünktliches Erscheinen, vor allem bei Abfahrt des Schiffes, wurde hart bestraft. War der Landgang allzu stürmisch verlaufen und hatte sich der Seemann durch Stolpern infolge Trunkenheit ein Bein gebrochen oder bei einer Schlägerei ein blaues Auge geholt, so musste er für den Schaden selbst aufkommen. Die Fürsorgepflicht der Reeder erstreckte sich nicht auf die Folgen übermütigen Verhaltens.


    Alles in allem scheint die Seefahrt zur Zeit der Hanse nicht das schlechteste Los gewesen zu sein. Die Lebens- und Arbeitsbedingungen dürften denen an Land entsprochen haben, abgesehen vielleicht von den besonderen Gefahren auf See, die aber ja zu allen Zeiten durch Abenteuerlust und den Reiz der Ferne ausgeglichen wurden. Über größeren Personalmangel auf Koggen äußern sich die Quellen jedenfalls nicht.


    (Ende)


    Viele Grüße
    Matthias

  • Hallo Matthias!


    Vielen Dank für die Darstellung des seemännischen Lebens auf der Kogge.
    Die Beschreibung ist sehr lebendig und lässt beim Lesen "Bilder im Kopf" entstehen; zumindest geht es mir so!


    Ich liebe solche einen Baubericht begleitenden Texte.

    Fertig: MS WILHELM GUSTLOFF, 1:250



    Aufwachen - es ist 5 vor 33...

  • Hallo Matthias,
    die Dokumentation der Kogge ist im Kabel Verlag erschienen:
    Die Kogge von Bremen, Band I.


    Werner Lahn: Bauteile und Lebenslauf.
    ISBN 3-8225-0186-7


    Schriften des Deutschen Schiffahrtmuseums Band 30


    Dem Buch mit 249 Seiten sind über 30 großflächige Pläne mit Rissen etc. beigefügt. Pläne z. T. Maßstab 1:10 bzw. 1:20.


    Das Ganze war in einer blauen Mapper verpackt. Dazu gibt es noch eine deutsch-englisches Lexikon maritimer Fachausdrücke.
    Leider ist kein Erscheinungsjahr abgedruckt. Aber das Datum der Pläne lautet 1989. Also ist das Werk um 1990 oder etwas später erschienen.
    Ulrich

                                                                                   Artikel 1 GG:

    Die Würde des Menschen ist unantastbar.

    Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt



  • Hallo Ulrich,


    vielen Dank für Deinen Buchhinweis. Das Material wäre in der Tat sehr informativ. Ich habe gerade mal bei Amazon nachgeschaut. Der Preis: EUR 260,- ;(


    Viele Grüße


    Matthias

  • Liebe Kartonfreunde,


    Im Gegensatz zu den früheren römischen Frachtschiffen oder den Wikingerschiffen besaß die Kogge ein am Achtersteven drehbar eingehängtes Heckruder. Dieses verbesserte die Steuereigenschaften erheblich. In dem bereits erwähnten Buch konnte ich nachlesen, dass die erste Abbildung einer Kogge mit Heckruder auf einem Siegel von Elbing im Jahre 1242 erscheint. Diese Ruderkonstruktion ist also mindestens bereits 150 Jahre in Verwendung, als die Kogge gebaut wurde. Das Heckruder hat sich so bewährt, dass es bis heute nicht durch eine andere Steuereinrichtung ersetzt zu werden brauchte.


    Im Schreiber-Bogen werden zwei mit Graupappe verstärkte Kartonteile für dieses Bauteil aufeinander geklebt. Um die Nahtstelle zu verdecken und unterschiedliche Schnittkanten der Graupappe auszugleichen, habe ich die Kante mit Holzfeinspachtel bearbeitet und angeschliffen. Das gibt eine schöne gerade und glatte Kante an diesem starken Bauteil. Aus Versehen habe ich dann zuerst die Klebekannte zum Rumpf statt der Außenkante gespachtelt. Tja, man soll die Bauteile doch immer zuerst anpassen.


    Die Kantenoberfläche kann man dann sogar noch mit Aquarellfarbe färben. Das geht zwar nicht sehr gut, da der Untergrund nun nicht mehr saugend ist, aber mehrfach aufgetragen haften die Farbpigmente auch auf der Spachtelmasse. Habt Ihr Erfahrungen mit Spachtelmasse? Welche hat sich aus Eurer Sicht bewährt?


    Die aufgedruckten Metallbeschläge habe ich aus dem Sicherheitsscan ausgeschnitten und aufgedoppelt. Die Aufdopplung fällt zwar nicht sofort in Auge, aber unterbewusst erzielt diese Plastizität schon ihre Wirkung.


    Morgen werde ich das neue Internationale Hansemuseum in Lübeck besuchen. Ich bin gespannt, was es dort zu sehen gibt.


    Viele Grüße
    Matthias

  • ...
    Morgen werde ich das neue Internationale Hansemuseum in Lübeck besuchen. Ich bin gespannt, was es dort zu sehen gibt.


    ...


    Da würde ich einen Bildbericht seeehr begrüßen... :)

    Fertig: MS WILHELM GUSTLOFF, 1:250



    Aufwachen - es ist 5 vor 33...

  • Liebe Kartonfreunde,


    kürzlich habe ich das neue Hansemuseum in der Lübecker Altstadt besichtigt. Das Museum ist ganz neu und erst im April oder Mai 2015 eröffnet worden. Die Ausstellung zeigt das kaufmännische Leben zur Zeit der Hanse und die Bedeutung der Hanse allgemein. Der Rundgang ist multimedial gut gemacht und man erhält einen sehr guten Überblick über diese Epoche. Es gibt recht viel auf modernen Touchscreens zu lesen und viele nachgebaute Szenarien. Für (kleine) Kinder ist es eher nicht geeignet, aber für interessierte Erwachsene ist es klasse. Die Schifffahrt, Schiffbau und die Koggen sind nur ein kleiner Aspekt in der Ausstellung. Es ist halt ein Hansemuseum und kein Schifffahrtsmuseum. Was für mich neu war: der "Container" der Hansezeit war wohl das Fass, als Transportverpackung für Waren aller Art.


    Ein Besuch lohnt sich und ich werde auch noch ein zweites Mal hinfahren. Aufgrund der Lichtverhältnisse habe ich nur wenige Fotos gemacht. Ach ja, das große Hanseschiff auf dem 2. Bild gehört nicht mit zum Museum. Das konnte man aber zufällig von der Terrasse aus sehen.


    Viele Grüße


    Matthias

  • Moin Matthias,


    vielen Dank für den Bericht und die Bilder.
    Die Bezeichnung "Hanseschiff" ist mir nicht geläufig. Es wäre schön, wenn Du diesen Begriff etwas genauer erklären würdest. Ohne deinen Hinweis hätte ich das Schiff auf dem zweiten Bild als Karacke angesehen, trotz des Mastes auf dem Vorkastell.


    Viele Grüße
    Gustav

  • Hallo Gustav,


    ich war mir beim Schreiben unsicher bezüglich des genauen Schifftyps und habe deshalb den Oberbegriff "Hanseschiff" gewählt. Ich habe soeben nachgeschaut, und bin wie Du der Meinung, dass das Schiff eine Karacke ist.


    Viele Grüße


    Matthias

  • ... und habe deshalb den Oberbegriff "Hanseschiff" gewählt. ...


    Und damit liegst Du gar nicht so verkehrt. Bei dem Schiff handelt es sich um die Kraweel LISA VON LÜBECK. Alles Nähere dazu ist HIER nachzulesen.
    Beste Grüße aus der anderen Hansestadt ;)
    Fiete

  • Hallo Leute,


    ja, die verschiedenen Bezeichnungen für die Schiffstypen sind so ein Thema. Ich habe nochmal bei Wikipedia nachgeschaut und möchte kurz die folgenden Charakteristiken für die erwähnten Schiffstypen darstellen:


    Kogge: Klinkerbauweise, ein Mast mit einem Rahsegel


    Kraweel: auch Karavelle genannt, Weiterentwicklung, glattbeplankt (Kraweelbauweise), mehrere Masten mit Rahsegel/Lateinersegel, Vorder- und Achterkastell


    Karacke: Weiterentwicklung des Kraweels, glattbeplankt, drei Masten, zwei Rahsegel, ein Lateinersegel, Vorder- und Achterkastell


    Diese Nennungen sind sicherlich nur grob und kurz, aber im Wesentlichen ist hier wohl die Größensteigerung der Schiffe als Grundlage zu sehen.


    Viele Grüße


    Matthias

  • Liebe Kartonfreunde,


    mittlerweile hat die Kogge ihren Vorder- und Achtersteven erhalten und auch die Innenschanz an Steuerbord und Backbord ist fertig. Die Arbeiten waren nicht schwierig, denn es handelt sich ja um relativ starke Kartonteile. Lediglich auf das vollständige Kantenfärben sollte man achten. Diese Baugruppe ergibt eine schöne plastische Struktur, wie ich finde. Im Bereich von Bug- und Heckschanz habe ich zusätzliche Aufdopplungen vorgenommen. Am Heck werden diese später wahrscheinlich unter den Aufbauten nicht mehr sichtbar sein.


    Viele Grüße


    Matthias