Eigentlich war ein Folgeprojekt nach der Otter noch nicht so bald geplant (Weihnachten und so ...), aber man hat ja sonst nix zu tun
Auf der Suche nach einem passenden Modell stoße ich in meinem Stapel auf den britischen Monitor HMS Roberts von JSC.
Der Maßstab 1:400 ist absolutes Neuland für mich. Dafür ist, bzw. wird das Schiffchen unter 30cm lang.
Also genau richtig für mein "IKEA-Vitrine Rastermaß".
Vorgestellt wurde der Bogen vor längerer Zeit schon von El Chefe an dieser Stelle.
Eine Suche in den Bauberichten ergab auch einen Treffer, und zwar ist das Modell hier schon mal von Axel Schnitker gebaut worden.
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Vorweg ein büschen was Hüstorisches:
Die HMS Roberts bildete mit ihrer Schwester HMS Abercrombie sozusagen den "krönenden Abschluß" in der Entwicklung der britischen Monitore.
Insgesamt sind zwischen 1914 - 1965 für die Royal Navy 42 Monitore verschiedener Größen u. Kaliber gebaut worden und im Einsatz gewesen.
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Als maßgeblichen Initiator dieser plumpen, unförmigen, aber entsprechend zweckmäßigen Schiffe kann man unzweifelhaft den damaligen First Lord of the Admirality, Winston Churchill, nennen.
Nachdem die Westfront Ende 1914 zu einer festgefahrenen Grabenfront geworden war, forderte er Schiffe mit schweren Geschützen, um das seeseitige Ende der Front an der belgischen Küste bombardieren zu können.
Auf Grund der flachen Küstengewässer in der Nordsee taugten konventionelle Schiffe mit entsprechend schwerer Artillerie (Schlachtschiffe, Kreuzer, usw.) tiefgangsbedingt nur sehr wenig für diese Aufgabe.
Mit diesen Vorgaben entstand letztendlich der Monitor als Coastal Offence Vessel, als Plattform für Küsten- u. Landzielbeschießungen.
Immerhin sind im Verlauf des 1.WK vierzig dieser Schiffe für die RN gebaut bzw. in Dienst gestellt worden.
So dürften die kleinen Monitore Severn u. Mersey den "Kaisertreuen" Schiffbauern im Zusammenhang mit der Geschichte des Kl.Kreuzers Königsberg in Ostafrika ein Begriff sein.
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Zwischen den beiden Weltkriegen hat die britische Marine keine neuen Monitore gebaut bzw. in Dienst gestellt.
Einerseits wären solche Schiffe nur von sehr begrenztem Wert gewesen. Andererseits, und dies wird der Hauptgrund gewesen sein, wären sie unter den Bedingungen der Flotten- u. Tonnageverträge der 20er u. 30 Jahre wegen ihrer Kaliber zu den Schlachtschiffen gezählt worden.
Und die Admiralität hätte sicher keins ihrer schönen Schlachtschiffe zugunsten so einer häßlichen Flunder abgewrackt oder desarmiert.
So besaß die Royal Navy zu Beginn des 2.WK also nur 3 Monitore in einem halbwegs dem Zweck entsprechendem Zustand:
die Erebus, Terror und Marshal Soult, alles Veteranen des Ersten Weltkrieges.
Zusätzlich existierten noch einige der kleinen Monitore und das Schwesterschiff der Soult, die Marshal Ney, allerdings nur in einer Rolle als Hilfsschiffe.
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So war es Winston Churchill, der die Monitore wiederaufleben ließ.
Es war aber kein so großes Programm wie 25 Jahre zuvor geplant.
Das Grundkonzept der neuen Monitore basierte in großen Teilen tatsächlich auf den letzten WW1 Konstruktionen, nämlich Erebus u. Terror.
Natürlich wurden zeitgemäße Neuerungen und Änderungen in die Entwürfe integriert, wie Luftabwehrgeschütze, Radar, moderne Feuerleitung, usw.
Am 30.April 1940 wurde HMS Roberts (BauNr 573) bei John Brown / Clyde auf Kiel gelegt, am 01.Januar 1941 vom Stapel gelassen und am 27.Oktober 1941 in Dienst gestellt
Bemerkenswert ist, und vielleicht nicht allgemein bekannt, der Geschützturm der neuen Roberts stammte vom WW1 Veteran Marshal Soult. Auch die 15in Geschütze selber hatten schon eine "Geschichte".
Während seiner Dienstzeit hatte Roberts mehrere Refits, bei denen die Rohre turnusmäßig getauscht wurden. So führte der Monitor Geschütze u.a. von den Schlachtschiffen Malaya, Resolution, Courageous, Warspite. Das letzte (linke) Geschütz von 1944 bis zur Verschrottung stammte sogar von der Mighty Hood.
Nach Kriegsende in Europa wurde der Monitor für den Einsatz in Asien um- bzw. ausgerüstet und war auf dem Weg in den Indischen Ozean. Japan kapitulierte jedoch, bevor Roberts Indien erreichte, so daß das Schiff wieder in die Heimat zurückbeordert wurde.
Am 22.November 1945 traf Roberts wieder in Plymouth ein.
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Bis zu ihrer Verschrottung Ende 1965 diente der Monitor als verankertes Artillerieschulschiff, dann Wohnschiff für die Reserveflotte und als schwimmende Pier in Stützpunkten.
Am 03.August 1965 erreichte es im Schlepptau von RN Schleppern die Abwrackwerft und wurde abgebrochen.
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Die HMS Roberts und ihre Geschichte sind erstaunlich gut dokumentiert. In den Weiten des WWW findet sich so manches Bilddokument und Beschreibungen zu Schiff und Waffen.
Die unten aufgeführten Links sind die am einfachsten zu findenden
das Schiff:
- Wikipedia - Roberts class monitor
- uboat.net - Roberts class monitors
- Naval-History .net - Roberts class
- Fotos Roberts class (beide WW1 & WW2)
die Bewaffnung:
- Wikipedia - 15in Mk I Naval Gun
- Imperial War Museum - 15in Guns / Ausstellung
... und nicht zu vergessen, die Literatur:
Ian Buxton´s BIG GUN MONITORS
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Oh man, ist das lang geworden
Also, auf gehts, ans Modell, die Klinge gewetzt, die Schneidmatte angewärmt.
Die Spantkonstruktion, oder besser Klötzchen- u. Schachtelkonstruktion des Rumpfes, ist in Arbeit. Sobald sich die Teile zu einem erkennbaren Ganzen vereint haben, geht es weiter.
Grüße aus Rostock,
Peter