Faszination Modellbau der Sinsheimer Messegesellschaft

  • Hallo Bastelgemeinde,


    im laufe dieser Woche kam die Meldung, dass die Faszination Modellbau Karlsruhe im März 2013 nicht mehr stattfinden wird.
    Die Messegesellschaft hat auf ihrer Homepage andere Ziele im Auge. Dazu zählt der Modelleisenbahnsektor und der Modellflugsektor zusammen mit den RC Trucks und Fahrzeugen.
    Die Sparte Schiffsmodellbau, Plastikmodellbau und Kartonmodellbau kommt darin nicht mehr vor. :(
    Eigentlich war das zu erwarten. Wer aufmerksam in den letzten Jahren durch die Hallen in Sinsheim und Karlsruhe gewandert ist hat das schon bemerkt. Viele Kleinhändler sind aus wirtschaftlichen Gründen weggeblieben oder auf kleinere Messen ausgewichen.


    Ich selbst war aus naheliegenden Gründen (kurze Fahrstrecke) seit 1995 mit meinen Papiermodellen präsent. 1999 hat dann die Messe Sinsheim über den Schiffsmodellbauverein Heilbronn zum Ausstellen von Schiffen aus Papier speziell aufgerufen. Dieser Kontakt wurde Dank Axel Huppers und dem Nauticus stark unterstützt. Somit hatte der "Mannheimer Kreis" die ständige Präsenz auf dieser Messe. Anfang des Jahrhunderts wurde dann der Stand von den Freunden der IG Kartonmodellbau betreut, da der "Mannheimer Kreis" ja nur eine ideelle Gruppierung ist und kein Verein oder IG; die Messe Sinsheim aber unbedingt einen Ansprechpartner haben muß. Wir haben dann als unseren Sprecher den Manfred gewonnen und durch beruflichen Ambitionen hat er diesen Teil die ganzen Jahre hinweg auch hervorragend organisiert!! :thumbup: Danke Manfred.


    Natürlich haben sich in diesem Kielwasser der Ideellen Austeller auch die Händler gruppiert und hier gute Absatzmärkte gefunden, denn man kann ja erst mal die Bastler fragen bevor man was kauft. So mancher wird sich an die große Verkaufsfläche von S&S in Sinsheim erinnern und an die damit getätigten Umsätze.


    Die Sinsheimer Messe ist ja auch damit angetreten direkt nach der Spielwarenmesse Nürnberg für ein ganz normales Publikum die Neuheiten zu haben, welche in Nürnberg nur dem Fachverkäufer vorbehalten war.


    Somit ergibt sich für mich persönlich, auf diverse kleine Lokale Ausstellungen auszuweichen und die Messe in Mainz hat ja inzwischen auch große Dimensionen angenommen.


    Fazit: Dortmund, Leipzig und Friedrichshafen bleiben uns als Großmessen erhalten.
    Dortmund: weil es schon immer die Klassische Modellbaumesse ist und war
    Leipzig: weil außer dem Modellbau auch Spiele und ander Hobbys vertreten sind
    Friedrichhafen: weil die Messe vom starken schweizer Franken buchstäblich überrannt wird.



    Gruß Werner

  • Hey Werner


    Vielen Dank für Deine Ausführungen!
    Es ist äusserst bedauerlich, dass Karlsruhe sich so entwickelt. Aber die Messeleitung wird schon wissen was sie tut ;(
    Da Karlsruhe ja von der Schweiz auch nicht sooooo weit weg ist, wird da wohl eine recht breite Kundschaft aus bleiben. Insbesondere da diese Messe Zeitlich in einem idealen Abstand zu Friedrichshafen lag.


    Auch mit dem Ausbleiben der RC-Schiffe wird da eine weitere "Randgruppe" draussen bleiben.
    Da ist ja bei den grossen Herstellern (Robbe/Graupner) auch eine Abkehr von den Schiffen fest zu stellen. Naja, ein Schiff kauft man, baut es in 6 bis 10-Monatiger Arbeit zusammen und dann fährt das Ding über Jahre hinweg. Ein RC-Auto oder -Flugzeug wird halt bei einer Fehlmanipulation schnell mal verschrottet und muss dann ersetzt werden. Das ist für die Hersteller natürlich viel interessanter und macht wirtschaftlich mehr Sinn... X(


    Aber ich betrachte das sowohl aus der Kartonbauerischen als auch aus der RC-Schiffbauerischen Sicht auch als Chance für die kleinen, die noch die entsprechende Innovation bieten können und wollen. Ich gehe davon aus, dass damit die Vielfalt in diesen Bereichen eher zunimmt.


    Nun sind wir gefragt, diese kleinen Hersteller und Messen zu unterstützen. Ergreifen wir diese Chance! :thumbsup:


    Freundliche Grüsse
    Peter

  • Hallo Werner,


    in der Tat ein traurige Entwicklung, die aber, nach der letzten Ankündigung alle Faszination Modellbau-Messen von 4 auf 3 Tage zu verkürzen, irgendwo zu erwarten war. Seit Jahren werden die Gänge in den Hallen immer breiter, Händler verschiedener Sparten immer dünner gesäht und der Zuschauerzuspruch .... naja. In Leipzig und in Stuttgart erkennt man ähnliche Entwicklungen. In Stuttgart konnte letzte Woche eigentlich schon nicht mehr von einer Modellbaumesse mehr geredet werden. Mittlerweile ist man in Stuttgart mit dem Modellbau in der kleinsten Halle angekommen. Zwei Drittel der Halle belagern die Modellbahner, Plastikmodellbau - Fehlanzeige, Schiffsmodellbau - Fehlanzeige (kein Becken mehr), keine RC-Trucks mehr, die Raketenjünger belegten am Killesberg noch eine ganze Halle - letzte Woche einen 8qm-Stand...........


    Dieser Rückgang zeigt sich aber auch bei den anderen Freizeit-/Hobbymessen. Waren in Stuttgart früher die Bastelmesse und die Spielmesse 2,5 Hallen so teilt man sich heute eine Halle. Auch hier bleiben immer mehr Händler/Hersteller den Messen aus wirtschaftlichen Gründen fern. Das Geld sitzt einfach bei Ausstellern und Besuchern nicht mehr so locker.


    Der Trend wird vermutlich für viele Hobbybereich weg von Großmessen hin zu kleineren regionalen und lokalen Ausstellungen gehen. Wobei ich das als Gefahr und Chence zugleich sehe. Gefahr, weil man eben nicht mehr einen "Gesamtüberblick" erhält, Chance, weil auf kleineren Messen ein engeren Kontakt zwischen Aussteller und Besucher möglich ist.


    Schaun mer mal ....



    Schöne Grüße


    René


    Kartonbau.de ... Mein Forum

  • Moin allerseits,
    die Messebetreiber nehmen auch Horrrorsummen für die Stände. Von Dortmund habe ich noch was von
    um die 140 Euro pro qm im Kopf. Auf der Intermodellbau ist mir allerdings in den letzten Jahren aufge-
    fallen, das dort die Modelleisenbahner arg gelichtet waren. Und im Plastikmodellbereich fehlten einige
    Händler. Und die Halle 1 wird seit kurzem nicht mehr belegt.
    Also auch dort sind die Auswirkungen des Marktes zu spüren.


    Gruß


    Jochen

  • Moin!
    Meiner Meinung nach setzt sich hier lediglich eine Entwicklung fort, die eigenlich schon vor Jahren begonnen hat und mittel- bis langfristig zum Verschwinden aller großen Modellbaumessen führen wird. Bevor es die Möglichkeiten des Internets gab, ging man halt in einen Laden (oder mehrere), informierte sich und entschied sich schließlich für den Kauf eines Produktes. Heute suche ich mir in den verschiedenen Webshops eine Produktauswahl, verfolge die Diskussion in den einschlägigen Foren (wenn ich sie nicht gleich selber anstoße), treffe eine Entscheidung und bestelle in dem Webshop meiner Wahl das gewünschte Produkt. Aus Sicht des Verbrauchers ist das vollkommen logisch. Selbst wenn man für Kleinkram hohe Versandgebühren bezahlen muß, ist das für die meisten von uns immer noch preiswerter als auch nur wenige Kilometer mit dem Auto zu fahren. Diese Entwicklung wird sich immer weiter fortsetzen. Lediglich extrem ansteigende Paketkosten könnten zu einem Ende dieser Entwicklung führen. Das ist auch nicht auf den Modellbau beschränkt! Deshalb haben Modellbaumessen heute auch weniger eine Bedeutung als Marktplatz, sondern dienen mehr oder weniger der Unterhaltung der Messebesucher. Davon können aber weder eine Messegesellschaft noch die anwesenden Händler leben. Eine Finanzierung einzig über den Eintrittspreis entfällt ebenso, weil das Messeereignis dem Besucher einen höheren Preis einfach nicht wert ist.
    Für uns Modellbauer, die wir gerne auf Messen die Ergebnisse unserer Hobbytätigkeit präsentieren - bleibt nur, Werbung für unser Hobby und die vons bevorzugten Webshops bzw. Verlage zu machen. Auch wenn diese Bemühungen nicht von allen Verlagen gleichermaßen mit Anerkennung bedacht werden. Die jeweiligen Standverantwortlichen bei den großen Messen wissen davon schließlich ein Lied zu singen!
    Nutzen wir also die kleinen Messen, die es noch gibt, oder nehmen an Ausstellungen wie den Modellbautagen im Mannheimer Technoseum teil, um die dortigen Besucher von der Einmaligkeit des Kartonmodellbaus zu überzeugen.
    Sicherlich wären die bekannten Verlage und Webshops gut beraten, wenn Sie in ihren Werbeetats entsprechende Flyer, Prospekte oder auch nur Visitenkarten vorsähen, die sie kurzfristig für derartige Aktionen zur Verfügung stellen würden. Ich hätte zumindest keine Probleme, entsprechende Werbung unter das Besuchervolk zu bringen.
    Gruß
    Nävchen

    Es reicht nicht, keinen Plan zu haben. Man muss auch unfähig sein, ihn auszuführen!


    Der Klügere gibt nach, eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit.


    In der Werft: Kombifrachter Schwan (HMV/Piet/1. Auflage), SdKfz 222 (GPM), V1102 Lützow (Mannheimer Modellbaubogen), Seenotkreuzer ERNST MEIER-HEDDE und HERMANN RUDOLF MEYER-Klasse der DGzRS (Passat-Verlag)

  • Moin zusammen,


    ich sehe es nicht wirklich negativ.


    Warum?
    Ganz einfach. Grosse Verkaufsmessen sind Massenveranstaltungen, die UmsatzUmsatzUmsatz...generieren sollen. Menschenmassen drängen sich durch Hallen, es ist laut, lärmend, und allein der Krawall, den die Funktionsmodellbauer und die Spielzeughändler mit ihren Sachen produzieren sind extrem gegen das Hobby "kreativer Modellbau" in unserem Sinne gerichtet.


    Die Entwicklung "Karlsruhe" ist da sehr deutlich. Es werden die Massen-Spielzeuge vertreten, das Stille des kreativen Standmodellbaus ist nicht kommerziell nutzbar genug.


    Die EuroModelExpo, DSM Bremerhaven, Spacedays, die Inspiration Modellbau in Mainz, Panzermuseum Munster und viele andere kleinere Austellungen mit Kaufmöglichkeit -oft an sehr interessanten Orten- sind wesentlich angenehmer, fachlich interessanter und inzwischen auch für die Händler einträglicher.


    Die Richtung geht zur kleinen, stark fachlich ausgerichteten echten Modellbauausstellung mit Verkauf, oft durch Modellbauer selbst organisiert.
    Warum soll man hunderte von Kilometern runterrreissen, um sich in staubigen, oft unangenehm klimatisierten Hallen in Pulks durch die Reihen schieben zu lassen, um sich allen möglichen Kram anzuschauen, der garnicht interessiert.


    O-Ton eines mir bekannten Händlers: "...was sollen wir in XXXX, unverschämte Standgelder bezahlen und uns mit unmotivierter Laufkundschaft rumärgern, wenn die wirklich Interessierten auf die speziellen Termine gehen!" :thumbdown:


    Genau so siehts aus.


    Die grossen -deutschen- Messeveranstalter haben den Blick auf die Dinge längst verloren. Die Modellbauer, Händler und das Publikum stimmen mit den Füssen ab.


    Gruß
    Hadu

    Vielleicht kommt der Tag, an dem mehr Leute checken, dass Idiotie nicht links oder rechts ist, sondern in erster Linie daher rührt, dass jemand ein Idiot ist! (M. Tegge)




    www.modell-und-geschichte.jimdo.com


    Mitglied der Luft'46-Gang