Elektrolokomotive ET21 der PKP (1:87)

  • Hallo alerseits,


    nachdem ich hier schon so lange (meist passiv) dabei bin, nun mal ein erster Baubericht von mir. Zwei Wochen Urlaub, abseits aller Kommunikationswege :D wäre doch die ideale Bastelzeit. Die beste Ehefrau von Allen gibt grünes Licht und die Bastelausrüstung wird verpackt und mit genug Modellvorrat versehen (dass ich dann doch nur 1,1 Modelle geschafft habe, steht auf einem anderen Blatt...).


    Dies wird also ein Bericht, von einem schon fertigen Modell, also keine Gefahr des Aufgebens mittendrin ;) . Nach reiflicher Überlegung habe ich dann mit der ET21 vom Answer-Verlag begonnen. Die Bauteil-Nummerierung geht bis nur 24, also ein schönes schnelles Modell zur Einstimmung. (Denkste!)


    Das quadratische Loch auf dem Cover hat noch eine spezielle Bedeutung, später mehr dazu. Ich hatte es nur nicht am Anfang fotografiert.

  • Also los geht's...
    Zuerst werden einige Teile passend verstärkt und zu einem stabilen Grundgerüst zusammengeklebt. Interessanterweise beginnt der Bau bei Teil 2. Teil 1 ist dann die Außenhaut des Lokkastens. Dann beginnt der Bau der Inneneinrichtung. Tja und da ist der Haken bei Bauteilnummern von 1-24. Die Inneneinrichtung ist Teil 2, also 2b, 2c, 2d, 2e,... 2i und alles hübsch 2 Mal :D
    Die im dritten Bild gezeigten Fahrstufenschalter (die "Lenkräder") habe auf von der Rückseite her mit CA-Kleber verstärkt, damit sie nicht auseinanderfallen. Leider ist beim weiteren Hantieren eines wieder abgefallen und auf dem Fußboden verschwunden. Als es sich wieder angefunden hat, war das Gehäuse schon zu und damit ein Fall für Ablage P. Nu gut, man sieht's ja am Ende kaum.

  • Dann die erste Modifikation. Da ich die Inneneinrichtung gebaut habe sähe es ja wirklich scheußlich aus, die babyblauen Fensterimitationen in den Seitenwänden des Lokkastens zu lassen. Also ausschneiden und Folie dahinterkleben. Nun hat die Lok da aber kein Innenleben zu bieten, also habe ich einfach einen grau angemalten Kasten eingeklebt (krumm und schief, aber das sieht man durch die 3 kleinen Fenster sowieso nicht). Schließlich gibt es im Inneren einer E-Lok nur Trafos und 'nen Haufen graue Schaltkästen. Das Beplanken des Skeletts mit der Außenhaut war jedenfalls wieder ein Fall für die Psychiatrie bei mir (Zum Verrücktwerden!) speziell die Dachpartie an den Enden ist scheußlich abgewickelt (ist typisch für den Konstrukteur) und der wirkliche Schandfleck an meinem Modell. Zum Glück wird das Auge durch die Dachaufbauten etwas davon abgelenkt... :rotwerd: Vielleicht habe ich mich auch einfach zu doof angestellt, ich habe eine Idee, wie ich's besser machen könnte, das muss ich noch ausprobieren.
    Ja und dann war am einen Ende wieder zuviel Material übrig, was am anderen fehlte, ist das nicht ungerecht? :P Na gut, so ungefähr 3/4mm verrutscht beim Festkleben, auf der einen Seite wird abgeschnitten, auf der andern angestückelt, man weiß ja: Was nicht passt, wird passend gemacht.
    Bei der Frontpartie konnte man aus zwei versschiedenen Farbgebungen auswählen, ich habe die farbenfrohere Variante genommen, sonst wär's alles zu "armee-grün" geworden.
    Außerdem kommen noch einige schmale Streifen zur Detaillierung an die Seiten.

  • Hier noch ein Foto von mir in meiner "Schauwerkstatt", es kam aber kein Besucher :)


    Und dann geht es weiter mit allen Dachaufbauten. Auch hier wieder: Serienfertigung von kleinen Bauteilen, was die Gesamtzahl an individuellen Bauteilen am Ende dann doch ganz ordentlich erhöht.
    Die Laufbretter am Dachrand habe ich vorm Ausschneiden auch verstärkt, aber nicht mehr mit CA, sondern mit meinem ganz normalen verdünnten Weißleim. Kräftig von hinten eingepinselt, das aufgewölbte Papier gut durchtrocknen lassen und das ganze wird wieder eben. Mit der Methode habe ich gute Erfahrungen gemacht es kommt später nochmal.
    Die letzten beiden Bilder zeigen den Zusammenbau eines Stromabnehmers, hier habe ich die Teile von beiden Seiten mit Weißleim verstärkt, die Rückseite kräftig mit roter Wasserfarbe eingefärbt und nach dem Trocknen derselben nochmal eine Schicht Weißleim zur Konservierung. Beim Ausschneiden gehe ich dann immer von innen nach außen vor: Also erst die Löcher im Bauteil ausschneiden ("Stechbeitelmethode" bei kleinen Löchern, und die sind fast alle klein), dann die äußeren Bauteilbegrenzungen. Bei den Pantographen selber war das eine Kitzlige Sache, hat aber hervorragend geklappt. Alles gefaltet und zusammengeklebt und ab aufs Dach damit.

  • Weiter geht es mit dem Fahrgestell. Jetzt hatte ich wieder zwei Möglichkeiten: Scheibenräder aus vier Teilen oder vollplastische Speichenräder mit .... na ja, vielen Teilen. Na klar, wenn schon Maso, dann richtig.
    Und hier kommt das quadratische Loch im Cover. auf der Rückseite war die Schablone für die Speichenräder, die ich ausgeschnitten, paarmal nachbearbeitet und mit Weißleim etwas gehärtet habe. Und damit sie mir nicht im Müllhaufen verloren geht, auch noch rot-weiß gestreift. Die Herstellung der Räder beginnt dann mit der Herstellung der Radnabe: ein kleiner Streifen Karton fest auf einen Schaschlikspieß gewickelt und wieder abgezogen. Diese Hülse kommt dann in die Schablone, und die Speichen werden einzeln in die Schlitze gesetzt und angepunktet (oben! sonst klebt der Mist in der Schablone fest, was hab ich geflucht). Dann kann man den "Stern" aus vorsichtig aus der Schablone lösen und von beiden Seiten in der Mitte kräftig einleimen. Außen kommt dann der Radreifen drumherum, der zunächst aus zwei Kartonstreifen (innen und außen) zu einem Ring geklebt wird. Dieser Ring wird dann mit sanfter Gewalt auf den Stern gepresst (manche waren wirklich widerspenstig) und festgeleimt. Zum Schluss kommt noch der Spurkranz (Vorder- und Rückseite) dran und das ganze wird Schwarz gefärbt. Also 15 Teile pro Rad bei 12 Rädern (die Lok hat dreiachsige Drehgestelle) macht also 180 Einzelteile für die Räder. Ja, das hält auf ;)
    Beim vierten Bild stellte sich dann so ein leicht euphorischer Gemütszustand ein: "Jaaaa, sie sind fertig!" Zum Glück hat die Beste Ehefrau von Allen Verständnis und freut sich auch über hübsch gelungene Teile.

  • Und weiter mit den Antrieben. Die Lok hat die Achsfolge Co'Co', also sechs Motoren bauen. Ich habe auch hier (wie bei den Rädern) zunächst einen kompletten Prototypen gebaut und dann den Rest in Serienfertigung.
    Die Drehgestellrahmen halten ebenfalls unheimlich auf, da ich wirklich jedes winzige Loch in den Seitenwangen ausgestechbeitelt habe. Aber das lohnt sich absolut! Bei der Montage der Achsen dann die Ernüchterung: Die Achsen sind gerade so lang, dass sie zwischen den Seitenwänden klemmen, und so kurz, dass man sie auch nicht in ausgeschnittenen Löchern lagern kann. Die Aufhängung der Fahrmotoren am Drehgestellrahmen und auch alles andere als stabil, die Räder würden also nichts aushalten.
    Grübel grübel, was machen wir. Zum Glück habe ich meine Proxxon-Kiste mitgenommen (wirklich eine der besten Anschaffungen seit längerem). In die Seitenteile des Rahmens also ein paar grobe Löcher gefräst (ja ja, keine 2mm Bohrer dabei...). Die Enden der Achsen habe ich kegelig abgeschliffen, indem ich die ganze Achs-Rad-Motor-Baugruppe in die Proxxon-Bohrmaschine eingespannt habe - voooorsichtig eingeschaltet, hurra! die Dinger halten 5000 U/min aus ohne zu zerfliegen - und mit einen Stück Schleifpaper die Enden bearbeitet habe - und nur damit die Achsen in das Drehgestell passen.
    Tja, Pustekuchen, das reicht nicht. Die Achsen flutschen immer wieder aus den Löchern im Rahmen. Also die Motoraufhängung verstärken, doppelt Karton, Dreiecke rausgeschnitten und eingeklebt. Nützt nix, die Aufhängung schlabbert wie die Ohren von Nachbars Waldi.
    Ok, dann eben mit Kunst: die (bereits eingebauten) Achsen bekommen in die Stirnseite eine 1mm Bohrung längs, in die dann ein kurzes Stück 1mm-Draht (den hatte ich mit, 0,5mm habe ich aus unerfindlichen Gründen vergessen) eingeklebt (Bild 3). Passt, wackelt, hat Luft. Beim zweiten Drehgestell habe ich es gleich so gemacht.

  • Und nun das fertige Drehgestell. Oben drauf vier Pömpel mit denen das Drehgestell am Lokkasten befestigt wird (garantiert nicht vorbildgerecht), die sechs Achslagergehäuse dran und an der Stirnseite ein Zylinderförmiges Gebilde, was in zwei entsprechende Zylinder am anderen Drehgestell eingreift (Bild 3). Wozu diese Konstruktion beim Vorbild dient: Keine Ahnung. ?(


    Im letzten Bild dann zwei komplette Drehgestelle, hintereinander, wie sie auch unter die Lok kommen. Ein erhebendes Gefühl.


    Hier nochmal mein Dank für den Tipp mit dem befeuchteten Papier beim Rollen...

  • So jetzt kommen noch ein paar kleine Fitzelteile dran. Im ersten Bild zwei Schleifer/Staubsauger/Stempel (keine Ahnung was), die in die Mitte zwischen die Drehgestelle kommen.


    Die restlichen Kleinteile habe ich vor dem Ausschneiden beidseitig mit Weißleim bestrichen, um sie etwas widerstandsfähiger zu machen. Ganz besonders die Zughaken danken es beim Ausstechen (Schneiden ist das falsche Wort ;) ).
    Bild 3 und 4 zeigen den Zusammenbau dieser Teile.

  • Fäääärtsch!


    Alle Teile angeklebt und die Lok raus ins Tageslicht und schnell ein paar Fotos gemacht.


    Und eine billige Fotomontage habe ich auch noch.


    Alles in allem wieder ein schönes Modell mehr in meiner Vitrine, der Bau hat doch deutlich länger gedauert als gedacht. Ich habe zwar jeden Tag geschnippelt, mal mehr mal weniger, und doch habe ich 1 1/2 Wochen gebraucht. Wenn man alle Vereinfachungen nimmt, kommt man sicher auch in 3 Tagen hin, aber die Mühe hat sich allemal gelohnt.


    Angefangen habe ich dann noch einen japanischen Nahverkehrstriebwagen (ein Free-Download-Modell, aber sehr detailliert 797 Einzelteile und die sind wirklich einzeln durchnummeriert), und das ist das 0,1 Modell und Thema eines anderen Bauberichts.


    Beste Grüße,
    Micha

  • Wirklich ein schönes Model und super fein gearbeitet aber für mich zu klein.Da würden meine Wurstfinger brechen.


    Sehr, sehr schöne Arbeit =D> =D>

  • Jaaaa, klein macht Spaß! Ich habe noch eine halbfertige SU46 hier rumstehen (selber Konstrukteur) das ist ne Diesellok. Die hat ein Innenleben in in der Mitte: einen 12-Zylinder-Diesel. Ich habe die spaßeswegen auf 1:120 verkleinert und den Diesel reingebaut - auch wenn man durch die Fenster nicht viel sieht.

  • Klasse Baubericht, hat Spaß gemacht zu lesen, und das mein ich ehrlich.
    Der hätte wirklich länger sein können, müssen.
    Schönes Modell, meine Finger wären auch ganz Sicher zerschnitten.


    mfg Zotte

  • Ähhh... Mistverständis! Die SU46 ist nicht von mir konstruiert! Die ist auch vom Answer-Verlag und vom selben Konstrukteur (Gregorz Molenda).


    Aber die Teile zählen, das mach ich noch...

  • Noch ein paar Antworten auf die Kommentare hier:


    Quote

    Very nice model Mizi!!


    Thank you very much!


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    Hättest deinen Baubericht aber ruhig auf ein paar Tage "verlängern" können


    Tja, wie gesagt, ich war abgeschnitten von allen Kommunikationswegen und habe nur Bilder gesammelt, in der Hoffnung einen Baubericht draus zu zimmern. Und wie ich dann so am Schreiben bin, da kann man einfach keine künstlichen Pausen machen ;)


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    Klasse Baubericht, hat Spaß gemacht zu lesen, und das mein ich ehrlich.


    Danke, das freut mich. Es hat mir auch Spaß beim Schreiben gemacht.


    Quote

    Dachabschluss [...], aber Du meintest Du hättest da schon eine vage Vorstellung? Klär uns bitte auf ...


    Nu ja, ist eigentlich eine Standard-Technik: Die Streifen von hinten mit dünnem (Kassenzettel geht gut) Papier hinterkleben, und das Dach vor dem Aufziehen der Außenhaut zusammenbauen. Dabei von der Rückseite großzügig mit Leim einpinseln und die Stöße von vorne mit einem Rundstab (manche nehmen die Laserschlitten-Führung aus einem CD-LW, bei mir reicht meine Rillnadel) glätten. Dabei muss man aber sicher sein, dass das zusammengeklebte Dach auch genau auf den Rest passt, und da hatte ich immer Schiss davor...


    Quote

    ... und wenn Du nix zu tun hast, kannst Du ja noch eine schöne Taigatrommel hinterherschieben


    Man gebe mir Zeichnungen, und es ist durchaus im Bereich des Möglichen!!! Eine kleine KöfII im zweiten Prototypstadium habe ich hier auf meinem Bildschirm stehen (1:87, mit Blender konstruiert).


    Micha

  • So, und jetzt habe ich auch die individuellen Teile gezählt:


    429 Kartonteile
    12 Stück Klarsichtfolie
    6 Schaschlikspießachsen


    und noch 22 Draht-Teile, die ich noch nicht angebaut habe


    also zusammen
    469 in der Maximalausführung

    Edited once, last by MiZi ().