Destruktiv - Der Schienenwolf

  • Moin zusammen,


    die liegende Arbeit, die vielen Baustellen und der Stress im Privaten - da muss mal kurz ne Ablenkung rein.


    Und da fiel mir doch dieser nette download "Made by Lubosch" ein:


    Schienenwolf


    Natürlich hab ich das Vorbild mal durchleuchtet, und kam auf einige Änderungen, da der Schienenwolff doch oft recht "frei" gebaut wurde.


    Puffer, Kupplung, Räder, Radlager und Achsen habe ich einfach aus der Grabbelkiste rausgefischt, man muss ja nicht alles neu erfinden;-)


    Der Rahmen wurde übernommen, nur etwas breiter gemacht, um die Spurbreite für Spur I aufnehmen zu können, bzw. das Gesamtmodell in 1/35 stimmig zu machen.


    Die Spindel für die Höhenrichtung ist aus einem Stückchen Rundholz mit feinem Draht umwickelt, die Trittbleche sind aus Fliegengitter auf Karton geklebt.


    Erst mal Fotos...

  • ...geht weiter...


    Das Schutzschild habe ich auf mehreren Fotos gesehen.
    Ob es gegen gegnerischen Beschuss, gegen Splitterwirkung oder gegen die Wirkung der nachfolgenden Schienensprengungen gedacht ist - schwer zu sagen.



    Alle Gelenke sind beweglich, und so kann auch der Haken des Gerätes abgesenkt werden. Die Welle, die unten am Spindelgehäuse rausschaut ist die Transportsicherung, und muss zur Senkung rausgezogen werden.


    Der Haken/Pflug ist übrigens falsch im Bogen. An der Spitze sind durchaus Bleche angeschweisst, die wie bei einem Pflug den Boden und die zerrissenen Schwellen nach aussen schieben.

  • Hallo Rainer,


    sehr schönes Modell !


    Das Original reisst Schwellen aus dem Bett, oder?
    Wurde das nur im Krieg verwendet oder gibt es das heute noch vereinzelt?

    Fertig: MS WILHELM GUSTLOFF, 1:250



    Aufwachen - es ist 5 vor 33...

  • ...weiter...


    Die Vorlage von Lubosch ist ein "Klon" zweier Kuntstoff-Bausätze, die ihrerseits auf ein fotografiertes Original basieren.


    Das stark verstrebte Blech am vorderen Ende des Gerätes dient der Halterung der Kupplung und Puffer, etwas, das den Bausätzen fehlt, aber am Original vorhanden ist und sein muss.


    Die bei den meisten Schienenwölfen vorhandenen hinteren Führungen überlege ich mir noch, beim Original dient das dazu, den Wagen vor dem Entgleisen zu bewahren, da der Haken auch die Schienen verdreht.


    Die Holzkisten habe ich aus einzelnen Leisten gebaut, kommt recht gut hin.


    Die Bemalung ist erst mal als Grundierung zu verstehen, entweder wird der Wolf DR-grau oder sandgelb. Beides ist möglich, zwei erhaltene Originale sind offenbar sandgelb gewesen


    Der Rest dann in einigen Tagen...


    Euer
    Hadu

  • Moin zusammen,


    Helmut, das Gerät war ein reines Zerstörungsgerät, das auch die Schwellen mit dem Oberbau völlig zerstört.


    Für heutige Zwecke, bei denen Schienen und Schwellen zumeist als Ganzes abgebaut werden sollen, ist der Wolf zu brutal.


    Der Schienenwolf wurde an der Ostfront und in Italien beim Rückzug ab Ende 43 durch die Eisenbahnpioniere eingesetzt.


    Die waren auch die letzten, die dem Feind das Gelände überliessen und hatten entsprechend hohe Verluste.
    Die zerrissenen Streckenabschnitte wurden zusätzlich auch noch gesprengt, damit die gegnerischen Pios nicht mit frischen Schwellen schnell die Strecken reparieren konnten.


    Der Schienenwolf ist das absolute Symbol des nahenden Endes. Wo der langlief, war Ende.


    Gruß
    Hadu

    Vielleicht kommt der Tag, an dem mehr Leute checken, dass Idiotie nicht links oder rechts ist, sondern in erster Linie daher rührt, dass jemand ein Idiot ist! (M. Tegge)




    www.modell-und-geschichte.jimdo.com


    Mitglied der Luft'46-Gang

  • Danke für die Info.


    Ich kannte dieses Gerät bisher nicht. Nach der Kriegslogik machte es damals aber sicher Sinn, solange es darum ging, dem vorrückenden Gegner den Angriff in die flüchtenden Truppen des GröFaZ zu erschweren.


    Mich wundert, dass der doch verhältnismäßig leichte Wagen beim Herausreissen der Schwellen überhaupt auf dem Gleis blieb.

    Fertig: MS WILHELM GUSTLOFF, 1:250



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  • Moin zusammen,


    ..Helmut, das Gerät wird durchaus ziemlich schwer gewesen sein.


    Geschätzte 8-10 Tonnen, mit dem massiven Untergestell und dem fetten Haken.


    Da der Zug horizontal durch die Lok stattfindet, und der Haken durch seine Form wie ein Tiefenruder am Uboot nach unten zieht, geht es.


    Das Hauptproblem war, daß die Gleise hinter dem Haken nach aussen drängen, und dabei auch nach oben wegdrehen.


    Viele Schienenpflüge hatten Leiträder hinter der Hinterachse, die die Schienen noch ein Stück runterdrückten um das Entgleisen zu vermeiden.
    Dennoch schaukelte das Ding ganz übel.


    ...schau mal hier:


    http://www.youtube.com/watch?v=L6gdaBI9rZo


    Gruß
    Hadu

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  • Moin zusammen,


    ...ich habe fertig!


    Das ist der wiederholte Beweis, daß Karton dem Kunststoff gleichwertig ist.


    Die beiden existierenden Modelle von Ironside/Azimut und von Baluard sind nicht besser, aber wesentlich teuerer.


    ...gleich noch mehr Fotos...

  • So...das wars also.


    Jetzt kommt bei Gelegenheit noch ein Dio, wo der Schienenpflug im Einsatz ist..knirschknacks


    Euer
    Hadu

  • Meisterhaft, Rainer!


    Und Deiner Bewertung "Karton vs. Kunststoff" stimme ich absolut zu.

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  • Hallo Rainer,
    was doch Farbe aus macht!! Die Alterung gefällt mir außerordentlich gut. Das wünsche ich mir bei den Flugzeugmodellen. Sie kommen meistens so steril daher.
    Und der Obertitel ist sehr passend. Nur zerstören war der Zweck, verbrannte Erde. Wahnsinn eines Verrückten!!! Aber viele machten mit.
    Gruß Maxe

  • Moin zusammen,


    jepp, Maxe. Der tiefe Zynismus hinter vielen Maßnahmen in einem Krieg ist schon bitter.


    Dieselben Eisenbahnpioniere, die in mühevoller Arbeit tausende von Schienenkilometern wieder hergerichtet haben, umspurten und neu verlegten, durften dann nach knapp einem Jahr beginnen, ihr Werk selbst zu vernichten.


    Schienenwölfe gab es in Italien, Russland und dem Balkan.
    So, wie auf dem Vormarsch die zurückweichenden Gegner alles kaputt hinterliessen, so ging es dann auf dem "Rückweg" gradewegs andersherum.


    Schienenwölfe, also Geräte, die Gleisanlagen im Lokzug schnell zerstörten, gab es zuerst bei den Sowjets.


    So arbeiteten die sowjetischen Schienenwölfe nach einem anderen Prinzip. Die Schienen wurden mit riesigen Ösen aus den Schwellen herausgerissen, verdreht und so unbrauchbar. Danach wurden die Schwellen aufgesammelt und weggebracht.
    Nicht ganz so nachhaltig, aber schneller arbeitend....pffff.


    Krieg -
    welch ungeheuere Verschwendung an Kraft, Mitteln und -Menschen!




    Gruß
    vom
    Hadu

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