Der Versuchsrettungskreuzer BREMEN kommt / Passat-Verlag / 1:250

  • Hallo Modellbaufreunde !


    Wie beim internationalen Treffen in Bremerhaven angekündigt, wollen wir Ende April 2014 einen neuen Modellbaubogen zum Thema DGzRS veröffentlichen. Das Hauptmodell wird der neueste Kreuzertyp HARRO KOEBKE sein, über dessen Kontrollbau Helmut hier berichten wird. Den Modellbaubogen wollen wir wieder, wie bei der HERMANN MARWEDE, mit zwei kleinen Goodies anreichern. Die erste Beigabe wird wohl ein separates Tochterboot als Wasserlinienmodell, die zweite soll der Versuchskreuzer BREMEN werden. Dazu mein kontruktionsbegleitender Bericht:


    Zunächst einige Informationen zum Original:


    Bereits Anfang der 50er Jahre suchte die DGzRS nach leistungsfähigeren Lösungen, als sie die bisherigen Motorrettungsboote darstellten. Zu diesem Zweck wurde das 1931 gebaute Motorrettungsboot KONSUL KLEYENSTÜBER von der Lürssen-Werft zum Versuchskreuzer umgebaut und 1953 in Dienst gestellt. Es enthielt bereits einige Konstruktionsmerkmale, die größtenteils bis heute Verwendung finden. Dazu gehört das Tochterboot, das über eine Slip-Anlage am Heck zu Wasser gelassen und an Bord geholt werden kann. Außerdem war die BREMEN bereits ein Selbstaufrichter, der wie ein Kajakfahrer bei der Eskimo-Rolle durchkentern konnte. Dazu wurden Deck und Aufbau aus Aluminium ausgeführt und der Rumpf hatte mit seinen extrem abgerundeten Übergängen zwischen Deck und Bordwand die für SRK typische Walform. Noch nicht den Erwartungen der DGzRS entsprach die Geschwindigkeit von 10 kn. Die wurde dann bei der HERMANN APELT, dem ersten Kreuzerneubau, auf 17kn gesteigert.


    Die BREMEN war in Bremerhaven, in Hörnum/ Sylt und in Wittdün/ Amrum stationiert und 1965 außer Dienst gestellt.


    Der Kreuzer fand nach seinem Dienst als Rettungsfahrzeug private Verwendung unter den Namen OELTJEN und WAL. Das Kulturforum Speicher XI hat den angeblich gut erhaltenen ehemaligen Rettungskreuzer gekauft und sammelt Spenden, um ihn in den Zustand von 1953 zurück zu versetzen und in Fahrt zu halten.


    Als Referenzmodell dient mir das Schreiber-Modell, das ich auf den Maßstab 1:250 verkleinert und bereits 1996 gebaut habe.


    Gleich bei dem ersten Teil, der Grundplatte, stellte ich fest, dass sich Referenzmodell und Neukonstruktion deutlich unterscheiden werden. Der mir zur Verfügung stehende Plan tat mir mal wieder nicht den Gefallen, dass sich in der Wasserlinie ein Deck befindet, dass ich für die Grundplatte einfach abgreifen konnte. Ich musste die Grundplatte aus dem Spantenriss konstruieren. Sie weicht deutlich von der Schreiber-Konstruktion ab, wie ihr seht. Ich weiß nicht, was dazu geführt hat, dass gerade die frühen Rumpfkonstruktionen von WHV und Schreiber sich wenig am Original orientiert haben. Hatten die Kollegen damals nicht die Unterlagen, oder haben sie die Rümpfe aus Gründen einer leichteren Baubarkeit entschärft ?


    Das Ergebnis ist jedenfalls drastisch. 1cm hinter der Bugspitze ist die Schreiber-Grundplatte 14,0mm breit, meine nur 9,3mm. Im Orirginal wäre das ein Unterschied von 1,17m.


    Bald geht es weiter


    Henning

  • Moin Henning,


    Mir ist auch schon aufgefallen das die Rumpfform erhebliche Unterschiede aufweist.
    Schon auf den Fotos auf der Homepage des "SRK Bremen" ist es zu erkennen.


    mit dem Spantenriss wird es aber noch deutlicher.


    Ich bin gespannt was Du daraus machst.



    Gruß aus Bremen


    Stephan

  • Hallo Modellbaufreunde !


    Weiter geht es mit dem Spantgerüst, das in der Übergangslinie zwischen den Bordwänden und dem abgerundeten Deck durch Stringer verstärkt wird. Die Stringer sind so die Begrenzungslinien für die Abwicklung sowohl von Bordwand, als auch vom Deck. Sie werden später überdeckt von einer Scheuerleiste. Ein sehr kniffliges Teil ist die Heckwanne. Ich baue nun weiß Gott nicht meinen ersten Rettungskreuzer, aber wenn es an die Heckwanne geht, konstruiere ich mir jedes mal einen Wolf. Das Teil stößt schräg durch ein gerundetes Deck, ist vorn flacher und schmaler als hinten. Ich habe zwei Stunden gebraucht, das Ding zu zeichnen. Bastelaufwand: ca 10min.


    Auf dem gerundeten Alu-Deck liegt ein Holzdeck mit wesentlich geringerer Deckswölbung. Es liegt auf seitlichen Stützen, so dass man daruntersehen kann.


    Weiter geht es nächste mal mit dem Turm


    Henning

  • Moin Henning,
    man sieht, dass das Schiff es in sich hat, obwohl es so klein ist! Diese ganzen Rundungen!!! Aber das Modell sieht schon gut aus - Respekt!
    Gruß
    Jochen
    P.S.: Hoffentlich hält der Konstruktionswolf nicht zu lange an :D !

  • Hallo,
    gerade die kleinen Modelle haben es in sich. Da muss man ganz exakt bauen.
    Viele Grüße
    Ulrich

                                                                                   Artikel 1 GG:

    Die Würde des Menschen ist unantastbar.

    Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt



  • Moin Henning,


    klein, aber fein! Da kann man sich schon wieder auf etwas freuen.
    Und toll, dass wir an den Konstruktionsarbeiten teilhaben können.


    KSM(Klugscheißmodus) ein: Die Eskimorolle veranschaulicht zwar das Durchkentern, allerdings bedarf es zur Wiedererlangung einer aufrechten Schwimmlage einiger kraft- und schwungvoller Aktionen seitens des Eskimos, die ein SRK nicht leisten kann. Das Wiedererreichen der normalen Schwimmlage eines SRK (oder einer Kielyacht oder eines U-Bootes) erfolgt jedoch im Wesentlichen aufgrund des aufrichtenden Moments des Ballastes. KSM aus


    Beste Grüße,


    Manfred

    Es muss nicht alles perfekt sein, was gut tut.

  • Der Vergleich der Rümpfe in Bild 002 ist ja wirklich frappierend!


    Du hattest mir das ja schon am Telefon erzählt, aber wenn man es jetzt sieht ist es doch noch beeindruckender.

    Fertig: MS WILHELM GUSTLOFF, 1:250



    Aufwachen - es ist 5 vor 33...

  • Hallo Konpass,


    ich bin jetzt schon völlig begeistert und fiebere der Veröffentlichung entgegen.
    Just diese Woche bekam ich von Hans Karr, Typenkompass Seenotkreuzer, ISBN 978-3-613-50743-2. Wo beide Originale zu den Modellen vorkommen. Auch hat der Autor den Verbleib der ausgemusterten Einheiten recherchiert. 1. Auflage 2013. Für recht wenig Geld ein schönes Büchlein.


    Gruß pianisto

  • Hallo Manfred !


    Du solltest, wenn du kannst, uns ruhig einmal erklären, welche Konstruktionsmerkmale dazu führen, dass ein SRK sich selbst wieder aufrichten kann. Ich weiß es nicht !


    Gruß


    Henning

  • Moin Henning,
    wann kommt's denn endlich??? - Mein Skalpell hört nicht auf zu jucken!!!
    Gruß
    Kurt

  • Moin zusammen,


    heute beim Stöbern in der Buchhandlung über ein Magazin gestolpert welches sich SCHIFF CLASSIC nennt. In der Ausgabe 2/13 ist ein Artikel über den Versuchsrettungskreuzer BREMEN, nette Bildchen, ob er aber erschöpfend ist? Soll 8,90€ kosten. Einfach mal googeln oder über Geramond Verlag suchen.


    Gruß
    Robi

    Jean Luc Picard ( USS Enterprise): Die Summe der Intelligenz auf dem Planeten bleibt immer gleich, nur die Bevölkerung wächst.


    Andere haben Flugzeugträger, wir haben die Gorch Fock.


    I´m a Billiever, #17, Go Buffalo

  • Moin Henning,


    waren daß noch Zeiten, als Colani die Rettungskreuzer desseinte! :D So ein Turm hat eine gewisse Eleganz, der man sich nicht entziehen kann!

  • Du solltest, wenn du kannst, uns ruhig einmal erklären, welche Konstruktionsmerkmale dazu führen, dass ein SRK sich selbst wieder aufrichten kann. Ich weiß es nicht !

    Moin Henning und alle Interessierten.



    Die selbstaufrichtenden Eigenschaften von Schiffen werden hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Selbstaufrichter ausführlich und stimmig erklärt. Wie der Name schon sagt, sorgt im Wesentlichen der Ballast dafür, dass das Schiff sich nach einer Kenterung selbst wieder aufrichtet. Hier werden auch die selbstaufrichtenden Eigenschaften der SRK besonders hervorgehoben.


    Weitergehende Bedtrachtungen zu Schwimmstabilität finden sich u.a. hier: http://de.wikipedia.org/wiki/S…)#Gewichtsstabilit.C3.A4t


    Eine Eskimorolle ist ein völlig anderer Vorgang, wobei das gekenterte Kajak nur mit Hilfe verschiedener, besonderer Techniken des "Eskimos" wieder in die aufrechte Schwimmlage kommt. Dazu siehe auch hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Eskimorolle


    Beste Grüße


    Manfred

    Es muss nicht alles perfekt sein, was gut tut.

  • Hallo Modellbaufreunde !


    Erst mal vielen Dank an Manfred für den Wikipedia-Link ! Was mich ja noch interssiert, ist die Frage, ob das "Waldeck" im Zusammenhang steht mit der Wiederaufrichtfähigkeit.


    Den Turm habe ich jetzt wieder verkleinert. Es ist viel Feintuning erforderlich gewesen um die Passgenauigkeit hinzubekommen. Vom Referenzmodell entfernt sich mein Versuchskreuzer immer mehr. Wilfried`s tiefgestapelter Qualitätsanspruch "Ähnlichkeit mit dem Original" musste in diesem Fall mühsam erarbeitet werden. Ich bin nicht ganz zufrieden, weiß aber nicht, was noch nicht stimmt. Bei diesem runden Ding können winzige Kleinigkeiten den Gesamteindruck verändern. Vielleicht wird es aber auch von allein besser, wenn Details hinzukommen.


    Es grüßt euch


    Henning

  • Hallo Henning,


    schau Dir auf der CD nochmal bitte die Bilder "bremen00c" und "seenotkreuzer110_v-ARDFotogalerie" an. Dort wird ersichtlich, dass der Eingang zum oberen Fahrstand mittig liegt. Auch der hintere abgeflachte Bereich, wo wohl die Aufholwinde für das Tochterboot eingebaut ist, erscheint mir beim Modell etwas niedrig. Ich weiß nicht genau, wie gravierend die Unterschiede zwischen den beiden Plänen sind. Bin noch nicht dazu gekommen, sie intensiv zu studieren. Andere Klassen sind mir im Moment noch ertwas geläufiger :cool: .

    Viele Grüße aus Laboe


    Dirk

  • Hallo Dirk !


    Vielen Dank für die beiden Fehlerhinweise ! In Bezug auf den Eingang zum oberen Fahrstand scheint es so zu sein, dass das Schanzkleid an Stb. genauso zurückgezogen ist, wie an Bb. Der Plan ist hier fehlerhaft. Die Öffnung für die Tochterboot-Winsch werde ich auch überarbeiten.


    Gruß


    Henning

  • Was mich ja noch interssiert, ist die Frage, ob das "Waldeck" im Zusammenhang steht mit der Wiederaufrichtfähigkeit.

    Moin Henning,


    das weiß ich nicht wirklich. Die SKR werden jedoch sicherlich auf Seetauglichkeit in extremen Seegangsverhältnissen wie z.B. für den Einsatz in Grundseen hin optimiert(mehr dazu siehe hier http://de.wikipedia.org/wiki/Grundsee). Überkommendes Wasser bedeutet u. U. tonnenschwere Last, die in schwerer See schnell zum Kentern beitragen kann. Somit kann ich mir vorstellen, dass die starke Rundung des Oberdecks den Zweck hat, überkommendes Wasser schnellstens wieder abzuführen.


    Beste Grüße,


    Manfred

    Es muss nicht alles perfekt sein, was gut tut.

  • Moin, moin zusammen,


    das "Waldeck" kann weiter - ähnlich wie ein Gewölbe - schwere Lasten wie z.B. mit Sand versetze Grundseen (Manfred hat das erklärt) sehr viel besser aufnehmen und die dadurch entstehenden Kräfte in die Schiffsverbände ableiten. Man versuche einmal, ein Ei zu zerdrücken.... :cursing: ....das hält eine Menge an Belastung aus!


    Gruß von der Ostsee
    HaJo

    Exercitatio artem parat!

  • Hallo Modellbaufreunde !


    Manfred und Hajo, vielen Dank für eure Erklärungen, die sich beide plausibel anhören !


    An meinem Modell sind nur wenige Details hinzugekommen: Die Positionslichter-Träger, die Pilzkopf-Lüfter (kann ich auch !) und der Niedergang. Meine Bedenken, dass am Modell irgend etwas nicht stimmt, sind weniger geworden. Der Niedergang dieses Modells wird wegen der geschwungenen Führung nicht als Ätzteil angeboten werden können. Er ist aber baubar, weil die Stufen am Aufbau befestigt werden.


    bis zum nächsten mal !


    Henning

  • Hallo Modellbaufreunde !


    Heute waren die grauen Teile an der Reihe, der Mast, die Scheinwerfer, der Schleppleinenbügel und der Antennenmast vorn. Die korrekte Stärke des Mast-Dreibeins wäre 0,3mm gewesen. Aus Karton geht das aber nicht. Ich habe sie deshalb verdoppelt. Von der Baubarkeit ist der Mast so machbar, er wirkt aber schon recht klobig. Ein ambitionierter Bastler wird schlankere Rundstäbe verwenden.


    Als nächstes kommt das Tochterboot dran


    Gruß


    Henning

  • Moin Henning,
    das ist schon ein wunderliches kleines (nach dem Raster muss es knapp über 7cm lang sein) Schiff. Ich freue mich drauf, da es die Reihe der baubaren Rettungsschiffe geschichtlich ergänzt. Dass es ein Einzelgänger blieb ist wohl nachzuvollziehen.
    Gruß aus Flensburg
    Jochen

  • Hallo Modellbaufreunde !


    Es hat einen ganzen Tag gedauert, das Tochterboot zu zeichnen und kontroll zu bauen. Ufff ! Beim Einsetzen in die Heckwanne hat sich gezeigt, dass der Abweisbügel für die Schleppleine ein zweites mal erhöht werden muss, sonst passt das Badeboot mit dem Käfermotor da nicht `rein. Ein bischen Takelung und die Flaggen sind auch hinzu gekommen. Viel fehlt nicht mehr !


    herzliche Grüße


    Henning

  • Moin Henning,


    kurz und trocken - ein Sahnestück ... die Kundschaft wird es Dir danken!

  • Moin Henning,


    ich kann mich Wilfried nur anschließen! Ich habe übrigens lange überlegt, ob ich meinen Kommentar noch mal abgebe. Mache ichs, kommen eventuell die Bemerkungen "der schon wieder", macht man es nicht, wird es eventuell als Ignoranz bewertet. Aber so ist das nun mal! Aber egal, meine Bestellung ist sicher im Gegensatz zu einem KKW :D !


    Gruß


    Jochen

  • Hallo Konpass,


    sollte noch Platz auf dem Bogen sein, würde ich mich über ein Wasserlinienmodell des Tochterbootes freuen. Sollte noch ganz viel Platz sein, dann bitte den Fischkutter von euch mit Schlagseite für ein Diorama.....
    Freue mich auf den Bogen.


    Gruß pianisto

  • Ich finde, ein Krabbenkutter mit Schlagseite oder zumindest eine Jolle mit Mastbruch gehört unbedingt auf so einen Bogen.


    Rainer


    ... und bitte noch die Windrichtung angeben, wegen der Wellengestaltung und der Segelstellung ... :D

  • Moin zudsammen,


    das geht doch viel einfacher! Nehmt den Krabbenkutter vom Passat-Verlag, leert eine Flasche Wodka, o.ä. , wartet einige Minuten und fangt dann an zu bauen! Die Schlagseite wird perfekt!


    Gruß


    Jochen

  • Hallo Henning,


    beim Modell (Beitrag 29, 013jpg) sind auf dem hölzernen (?) Laufdeck 3 Ausschnitte für die darunter befindlichen Luken zu sehen.


    Das wären beim Original gefährliche Stolperstellen gewesen. Gibt es von dieser Stelle Bilder des Originalzustands ?


    Bei der im Modell sich bei dem Maßstab ergebenden Kartonstärke wirkt das vielleicht dicker als es tatsächlich war. Aber vielleicht könnte man das Laufdeck mittig nur in einfacher Kartonstärke nachbilden - insgesamt scheint es im Moment doppelt zu sein ?

    Fertig: MS WILHELM GUSTLOFF, 1:250



    Aufwachen - es ist 5 vor 33...

  • Hallo Modellbaufreunde !


    Ich bin noch Antworten auf Wünsche und Hinweise schuldig.


    @ Pianisto und Rainer:


    Das schöne an Dioramen ist doch, dass die Modellbauer hierbei ihrer Kreativität und ihrer Improvisation freien Lauf lassen. Es wäre doch langweilig, wenn in allen Seenotdioramen der selbe Fischkutter mit der selben Schlagseite vorkäme.


    @ Helmut:


    Ich habe noch mal nachgeschaut. Die Lukendeckel liegen tatsächlich deutlich tiefer als das Holzdeck.


    Für das Wochenende ist die Fertig- und Indienststellung angesagt.


    Bis bald also


    Henning