Hallo Ihr Lieben!
es wird Antik, Exotisch und es gibt viel zu lesen.
Nachdem ich den Bau meines
Kurschattens, den Dampfwagen von Cugnot, wegen Problemen mit Hand und
Schulter vorerst abbrechen mußte, hatte ich viel Zeit mich der
Recherche zum Thema Tatebanko zu widmen.
2 Stück habe ich
ausgedruckt, mit in die Reha genommen und konnte die Hintergrundgeschichte herausfinden.
Was ist ein Tatebanko?
Kurz gesagt, ein
japanischer Ausschneidebogen mit dem sich hübsche Dioramen erstellen
lassen.
Die ersten Bögen sollen
um ca.1790/95 enstanden sein. Die Blütezeit erlebten sie im
19.Jahrhundert. Anfang des 20. Jahrhunderts, bis ca. 1910 – 1920,
ließ das Interesse und die Produktion der Bögen immer mehr nach.
Die Spanne der Tatebankos
reicht von einfachen Spielzeugen auf einem Blatt, bis zu großen
Szenen die sich über mehr als 10 Blätter erstrecken.
Bei vielen Tatebankos
findet sich im Titel oder in der heutigen Beschreibung durch die
Museen der Begriff Laterne.
D.h. sie wurden auf einem
anderen Papier als die Spielzeuge gedruckt und mit Kerzen beleuchtet.
Zur Präsentation wurden sie abends ausserhalb der Häuser
aufgehängt und es soll zu richtigen kleinen Wettbewerben gekommen
sein wer die schönste Laterne präsentieren kann.
Inhaltlich zeigen die
Tatebankos ein umfassendes Bild der japanischen Kultur, ihrer
Geschichte und die Entwicklung bis in die „moderne „ Zeit.
Von der Götterwelt über
das Epos der 47 Ronin, Alltagsszenen, Szenen aus populären Stücken
des Noh und Kabuki Theaters, Schauspieler, Geishas, Legenden, Mythen,
Märchen bis zu technischen Entwicklungen wie das Dampfschiff,
Eisenbahn, die ersten Briefkästen oder die erste Telegrafenstation
von Kansai nach Kobe im Jahr 1870 ist für jeden etwas dabei!
Als „Langnasen“ stehen
wir bei den Bögen vor einigen Herausforderungen.
Wo finde ich ein Tatebanko
überhaupt?
Zahlreiche Museen in Japan
und den USA bieten in ihren Datenbanken die Bögen zum freien
Download an.
Das Copyright liegt bei
den Museen, die private Nutzung ist aber gestattet.
Meistens bieten die Seiten
eine englische Version, ansonsten einfach etwas spielen und
überraschen lassen.
https://www.dh-jac.net/db/nishikie/results.php?f44=%E7%8E%A9%E5%85%B7%E7%B5%B5&-format=resultsp.htm&-max=30&skip=0&enter=default&lang=ja
Waseda University Cultural Resource Databases[SubDB-search]
Eine gute Quelle und viele
Informationen zum Thema findet sich auch bei den amerikanischen
Kollegen.
https://www.papermodelers.com/forum/found-internet/34270-web-page-collection-paper-model-sites.html
Entweder den obigen Link durchsuchen oder bei papermodelers nach Tatebanko suchen.
Vielen Dank an John
Wagenseil für seine unermüdliche Spürnase! Vielleicht ist er ja
mit unserem lieben Tilman
verwandt!
Dann das Thema des
Tatebankos herausfinden.
Z.b. lautet der übersetzte
Titel der Telegrafenstation von Kansai nach Kobe „Kawaguchi
Transmission Machine Kobe Street Steamship Nanahana Iritsu Norigami
Gumi Lantern „
Prost
Mahlzeit!
Aber man erhält eine ganze Reihe von Stichwörtern nach denen man suchen kann und mit
etwas Glück, einem Übersetzungsprogramm und einer Prise Sherlock
Holmes läßt sich das Rätsel lösen.
Bei anderen , wie dem Tatebanko das ich hier noch vorstelle, gibt es ausser der laufenden Nummer des Museums keinerlei weiterführende Informationen.
Ich konnte es nur zuordnen weil ich die Geschichte kannte, und die Szene eindeutig ist.
Jetzt
aber ran an Bogen!
Der
erste Eindruck, schrääääääg das ganze.
Vergesst
Maßstab, Perspektive und sucht ein kleines oder großes Bild auf den
Bögen welches das fertige Tatebanko zeigt.
Die
figürlichen Darstellungen und Hintergründe sind 2
dimensional, Gebäude, Schiffe etc. im Vordergrund als halbrelief
oder 3 dimensional dargestellt.
Auf
den Klebelaschen finden sich kryptische Zeichen die mit einem Teil 3
Seiten weiter korrespondieren und auf wundersame Weise
zusammenpassen. Wenn alles nicht hilft heißt es „ ähh, hmm,
vielleicht so, oder so, soll ich nicht doch 9000 Teile Neuschwanstein
zusammsetzen?“
Ein
kleiner Hinweis für zartbeseitete Naturen, einige Bögen bekämen
heutzutage den Stempel FSK18.
Die
Darstellungen sind in jeder hinsicht sehr realistisch, im Kampf rollt
so mancher Kopf, es wird geplündert, vergewaltigt und im Badehaus
nicht nur gebadet. Aber keine Angst, die meisten sind jugendfrei und harmlos.
Das
soll als kleine Einführung zum Thema Tatebanko ausreichen.
Das
Tatebanko welches ich mir vorgenommen habe zeigt eine Szene aus dem
Noh-Theaterstück „Hachinoki“.
Übersetzen
kann man es mit „Die eintopften Bäume“ oder besser „Die
Zwerg-Topfbäume“.
Im
14.Jahrhundert bezeichnete „Hachi no ki“ die kultivierung der
Zwergenbäume in einer tiefen Schale oder Topf.
Zur
Größe dieser Bäume gibt es keine Hinweise mehr. Aber wenn sie als
Feuerholz gebraucht werden konnten dürften sie wesentlich größer
als Bonsais gewesen sein, die in flachen Schalen kultiviert werden.
Das
Theaterstück wurde 1383 von Zeami Motokiyo verfasst. Es handelt von
einem verarmten Samurai der, in ermangelung von Feuerholz, seine
letzten 3 Zwergenbäume opfert um einem reisenden Mönch in einer
Winternacht ein warmes Zimmer zu bieten. Der Samurai Tsunejo erzählt
in dieser Nacht dem Mönch seine Geschichte. Er wurde von seinen
Verwandten um sein Land betrogen und verarmte. Trotz allem behielt er
seine Loyalität gegenüber dem Shogun und würde jederzeit für ihn
kämpfen.
Einige
Tage später erreicht ihn die Nachricht das sich alle Krieger der
Region in Kamakura zu einer Heerschau versammeln sollen. Mit seinem
klapprigen Pferd und zerrissener Rüstung macht er sich auf den Weg.
Dort
angekommen wird er ausfindig gemacht und zum Befehlshaber
geführt. Tsunejo erkennt den Wandermönch der sich als Hōjō
Tokiyori, der ehemalige Regent des Kamakura-Shogunats zu erkennen
gibt. Tokiyori entsagte dem weltlichen Leben und reiste als
buddhistischer Mönch durch Japan.
Tokiyori
hatte die Heerschau befohlen um zu testen ob Tsunejo in der Nacht die
Wahrheit gesagt hatte und zu seinem Wort stand.
Tsunejo
erhielt für seine Treue sein gestohlenes Land zurück. Dafür das er
seine Zwergenbäume als Feuerholz opferte, erhielt er 3 Landstücke
mit Pflaumen, Kiefern und Kirschbäumen.
Das
ganze Stück gibt es hier zum lesen.
Noh Plays DataBase : Hachinoki (Potted Trees) : Synopsis and Highlight
Zum Tatebanko geht es hier lang
https://archive.waseda.jp/archive/detail.html?arg={%22subDB_id%22:%2252%22,%22id%22:%22177100;374%22}&lang=en
Mit dem Zeichen > könnt Ihr zu den restlichen 2 Seiten weiterblättern.
Das Tatebanko besteht aus 3 Blättern
015-0392
015-0393
015-0394
Hier
ein Bild der Bauanleitung
Es freut mich wenn ich euer Interesse für ein Randgebiet des Kartonmodellbaus wecken konnte und Ihr bis hierhin durchgehalten habt!
Fortsetzung folgt .....
Gruß
Claus