Papier und Laufrichtung
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Ja, die Papiereigenschaft "Laufrichtung" ist mir bekannt. Dem habe ich bisher keine Beachtung geschenkt.
Auch deshalb, weil ich auf Mondi Color Copy 160g per Tintenstrahl drucke. Das Pdf (hier: White Knight) gibt mir ja die Seitengröße sowie die Ausrichtung der zu formenden Teile auf dem Papier vor.
Da müßte ich ja die Druckvorlage ändern....
Die von Dir erwähnte Biegemethode bringt bei mir keinen Unterschied.
Die Wasser-Benetzungsmethode eines Quadrats ergibt eine Biegung von Oben nach Unten. Somit schliesse ich aus Deiner Beschreibung, dass die Laufrichtung "längs", d.h. von oben nach unten ist.
Ich gehe mal davon aus, dass sich dieses Verhalten nicht ändert, zumindest im ganzen Papierpaket (Mondi Color 160g).
Die zu biegenden Teile sind also parallel zur Laufrichtung zu formen. Somit hat Jan Rascher "alles richtig gemacht", als er die Teile auf dem Bogen plazierte.
FORMEN
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Formen ist sicherlich das A und O bei diesem Modell.
Ich habe hier bereits 6 Leitwerke liegen, die alle nix Vorzeigbares sind. (s. Bilder weiter unten)
Die Formen der Röhre sind sehr verschieden, die Spanten idR an den Ecken abgerundete Rechtecke.
Die bringe ich kaum in die Röhre, welche nach dem Schliessen eher einem Zylinder- oder Kegelstumpf ähnelt.
Vor-Formung von "abschnittsweise verschieden gerundeten Hüllen mit unterschiedlichen End-Querschnitten gemäß vorgegebenem Spantenprofil" ist die Herausforderung, an der ich scheitere.
Baureihenfolge
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Viele Versuche haben mir immer noch nicht von der idealen Reihenfolge des Baus überzeugt.
0. Teil ausschneiden. Es kommt auf den zehntel-Millimeter an!
1. Teil formen, mit Schliess- und Anschlussfalzen versehen. Falze an den stellen mit kurzem Kurvenradium in kleinere Laschen, bei langem Kurvenradiums mit längeren Laschen versehen (Ist in diesem Modell nicht vorgegeben)
2. Teil schliessen
3. Teil formen, damit Anschluss an Modell gelingt (gefährlich, weil das Befingern des Teils diesem Feuchtigkeit zuführt, was der Stabilität der Formgebung entgegensteht ). Würde mir das gelingen, wäre ich einen großen Schritt weiter.
4. Teil stumpf oder per Falz am Modell anbringen.
Problem: Sind die Falze aus 80g Papier, so sind sie zu schwach, um selbst mit Kleber benetzt das neue Teil festzuhalten. Man MUSS durch die Röhre (des neuen Teils) die Falze verpressen. Dabei fummelt man mit Pinzetten/Werkzeugen oder Fingern an den Teilen herum, die das Ergebnis wieder fragwürdig werden lassen. Die Hüllenteile sind alle verschieden rund. Und ich habe noch keine die Qualität verbessernden Form-(vor dem Kleben) und Haltehilfsmittel (nach dem Kleben!) gefunden, die mich nicht frustrieren lassen: Gummibänder sind zu lasch oder verknicken mein Teil, Federklemmen aus dem Plastikmodellbau sind eher zu groß oder kräftig, Federklemmen aus dem Bürobedarf dito) Reparaturspachtel gibt zwar Stabilität , ist aber mehr noch eine Gefahr/Sauerei, wegen Kühlung noch brauchbarer Sekundenkleber verhärtet ...oft zu hart...und versaut den Druck (meiner ist zudem viel zu dünnflüssig, Gel kaum portionierbar, klebt gerne lieber die Finger als das Papier...), dickeres Falzpapier gibt nur noch mehr Probleme beim Einpassen der Spanten (nächster Schritt) weil der Innenraum verkleinert wird. usw.usf.
Teil stumpf ankleben: Das ist die hohe Schule! Kann ich mir kaum vorstellen, dass nach einem solchen Verkleben das Einsetzen des Spant (der in jedem Fall SPACK sitzen muss) nicht zum Bruch der Naht führt. Über diese Technik würde ich gern mal in diesem Forum etwas lesen!
Also: ich habe schon mal eine solche Naht hinbekommen, aber keinen Haltbarkeitserfolg, wenn danach noch Spanten eingesetzt werden müssen (wie hier!)
5. Spant einsetzen
Nun, diese sollen aus 1mm Graukarton gefertigt werden. Hab bisher 2 Sätze verbraucht/tw. recycled : Graupappe und Bristolkarton (dünner).
Erfahrung: Auf die Dicke kommt es weniger an, sondern auf die Haltbarkeit/Steifigkeit. Da ist Bristol eher besser als Graupappe.
Problem: Die Spanten sollten "lotrecht" in der Hülle stehen und an der "richtigen" Stelle. Ist diese Stelle "hinten" in dem gerade angebrachten Röhrenteil, hat man es schwer, diese Eigenschaften festzustellen. Hat man den Spant in einen spitz zulaufenden Kegel zu hart (aber fest!) eingesetzt, so bekommt man nach aussen weisende Kanten/Knicke (wird man nicht mehr los), zu lose läßt vermuten, der Spant ist nicht lotrecht oder einfach nicht da, wo er hin soll.
Es würde helfen, wenn man das Teil durchleuchten kann. Meine Lampe schafft das mit o.g. Papier leider nicht, so dass ich auf Inaugenscheinnahme angewiesen bin, denn röntgen kann ich nicht .
Mein Blick ins Innere bleibt aber fehlerbehaftet, wie ich feststellen musste.
Tja, auch hier sind mir die Ideen ausgegangen.
Erfahrung ist bisher jedoch: Es muss SUPERGENAU passen, denn die kleinsten Abweichungen pflanzen sich unerbittlich weiter fort.
Sieht man auch an meinen vielen Versuchen:
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Neben dem Formen gibt es noch eine Unbekannte: Die Baureihenfolge
Jan Hascher schreibt zu seinem Modell (aus 2004), dass die Anleitung nur das "wohin" beschreibt. Die Reihenfolge der Teileanbringungen bleibt offen. Sicherlich orientiert sie sich an der Teilenummerierung, aber das ist wohl nicht alles.
Oben beschrieb ich: Erst Hüllenteil schliessen und am Modell, dann Spant.
Man kann ja auch das Hüllenteil um den Spant schließen und dann das Model anbringen. Wenn man das KANN! Denn dann müssten entweder die Laschen sich "von selbst" mit dem Modul verbinden/verpressen (man kommt ja nicht mehr von innen an sie heran) oder die stumpfe Verklebung müsste durch "energisches" Halten bombenfest werden.
Mir ist beides nicht in genügender Qualität gelungen.
Kann diese Reihenfolge "Standard" sein?
Es gab des Einwand: Spanten durchlöchern, um die nachfolgende Verklebung kontrollieren zu können: Mein Urteil: Nicht bei diesem Modell, welches die Spanten so dringend braucht für Form(!) und Stabilität. Mit Metallrahmen statt der Spanten könnte das gehen, aber ich will ein Modell nicht dermaßen supern, ich bin ja immer noch am Erfahrungsgewinn mit dem Modell "as is" interessiert.
Über die anderen Erfahrungen mit 7 versch. Klebern, 4 versch. Papieren für Falzlaschen, Fräs- und Schleifeinsätze mit Proxxon will ich hier gar nicht erzählen. Ist auch so schon viel zu lang geworden....
Fazit:
Ich habe nun einige Wochen an diesen Leitwerken gearbeitet.
Ergebnisse sind ernüchternd, um es vorsichtig zu sagen.
Der Ehrgeiz ist ungebrochen, doch die Vernunft sagt mir: mach was Einfacheres als diese so sehr diversen Zylinder/Kegelteile ohne zusammenhängendes Spantengerüst (btw: Ist das der Grund, warum Schifflebauer besser dran sind? Ja, Gebäude haben viele rechte Winkel ... )
Aber erst einmal warte ich ab, ob sich hier noch erhellende Kommentare einfinden.
Gruß
Stephan