Baubericht Versuchsrettungskreuzer „Bremen“ von 1952 - Historischer Modellbogen aus dem JF Schreiber Verlag 1:50 von 1957, skaliert und (nur etwas) gesupert im Maßstab 1:100

  • Der Versuchsrettungskreuzer „Bremen“ hat mich schon immer fasziniert, weil er eine spezielle, um nicht zu sagen skurrile äußere Gestalt hat. Was daran liegt, dass auf bzw. in den Rumpf des Seenotrettungsbootes „Konsul Kleyenstüber“ von 1931 im Jahr 1952 ein Waldeck, ein stromlinienförmig gestylter Turmaufbau mit zwei Fahrständen und erstmalig auch eine Heckwanne mit einem Tochterboot gebaut wurde.


    Die Fotos von zwei Vitrinenmodellen, die ich 2004 bei einer Ausstellung der DGzRS im Bremer Focke-Museum aufgenommen haben, zeigen diese Veränderungen anschaulich.

  • Hallo,
    auch das ist eine Seite des Kartonmodellbaus, zu zeigen woher die Schiffe kommen und welche Veränderungen sie durchgemacht haben. Ich habe wieder etwas gelernt.
    Ulrich

                                                                                   Artikel 1 GG:

    Die Würde des Menschen ist unantastbar.

    Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt



  • Vielen Dank für die Zuschriften und Likes zu meinem Thema!


    Den Modellbogen aus dem J.F. Schreiber Verlag von 1957 hat dankenswerterweise der „Arbeitskreis Geschichte des Kartonmodellbaus e.V.“ als free download zugänglich gemacht:
    https://www.kartonmodellbau.or…otkreuzer-bremen.shtml.de


    Diesen Bogen baue ich skaliert auf den Maßstab 1:100, und (nur etwas) gesupert:
    will sagen, durch Verdoppelung mancher Bauteile gestalte ich die Oberflächenstruktur plastischer, und durch das Ausschneiden der Fenster (incl. der Oberlichter auf dem Deck) gebe ich transparenten Durchblick, wo er auch im Original vorhanden war. Ziel des Baues soll dabei trotzdem bleiben, den historischen Modellbogen (mit seinen maßstäblichen Ungenauigkeiten an manchen Stellen) zur Geltung zu bringen.


    Den Maßstab 1:100 habe ich gewählt, weil ich schon vor längerer Zeit im gleichen Maßstab mit dem Seenotrettungsboot „Rickmer Bock“ von 1944 ein weiteres Modell gebaut haben, das die ersten Versuche auf dem Weg zu den modernen Seenotrettungsschiffen dokumentiert. Übrigens auch ein schon fast historischer Modellbogen des Deutsches Schifffahrtsmuseums Bremerhaven.

  • Vor dem Anschneiden des (skalierten) Bogens habe ich alle Bauteile mit Klarlack überpinselt - das macht es später leichter, Klebereste zu entfernen, ohne die Papieroberfläche zu beschädigen.


    Die Klebelaschen an den Bauteilen habe ich komplett abgeschnitten - ich verklebe lieber stumpf, da kann ich länger nachjustieren. Schließlich habe ich schon vor dem Ausschneiden die Holzflächen der beplankten Decksflächen mit einem Messerrücken gerillt - das hebt die einzelne Holzplanken erstaunlich gut hervor.


    Das Plankendeck habe ich doppelt ausgedruckt, um so mehr „Tiefenwirkung“ bei den Decksluken, bei der Führung der Ankerkette und den (ausgestichelten) Decksoberlichtern zu erzielen. Auch die bewegliche Heckklappe habe ich doppelt verarbeitet und bei der „oberen“ Schicht das Spantenmuster ausgestichelt. Die Bordwände habe ich zuerst am Bug zusammengefügt, und bei dieser Gelegenheit auch die Ankerklüse ausgeschnitten (und mit dem gedoppelt Ankerbauteil „gefüllt“). Die Wanne für das Beiboot habe ich schon jetzt unter das Waldeck geklebt.


    Die originalen (Quer-)Spanten auf dem Schiffsboden habe ich gedoppelt und um Längsspanten aus Graupappe ergänzt. Die Fenster des unteren Fahrstandes habe ich ausgeschnitten. Schon vorher habe ich die Rückseite des Deckshaus-Bauteiles braun angestrichen, damit man später durch die Scheiben nicht auf weiße Innenwände blickt.
    Vor dem Zusammenbau habe ich alle Fensteröffnungen mit durchsichtiger Folie hinterklebt; später werden sie noch mit einem Tropfen Klarlack in die Fensterrahmen eingepasst.

  • Hallo Henryk,
    Du hast völlig recht - als ich vor einiger Zeit mal einen Tintenstrahldruck mit Klarlack (Acryl wasserlöslich) behandelt habe, musste ich jede Farbe auf dem Bogen einzeln überlackieren, um ein völliges Verschmieren der Farben zu verhindern. Auch aus diesem Grund ziehe ich Vierfarben-Laserdruck vor, der lässt sich problemlos lackieren.
    Mit herzlichem Gruß, Ulrich

  • Als nächstes habe ich die Seitenwände des Rumpfes angeklebt, und dann das Waldeck auf die tragenden Spanten gesetzt. Den Gummi(?)-Stoßwulst rund um das Waldeck habe ich mit schwarzen Pappstreifen hervorgehoben. Auf dem Plankendeck habe ich einen zusätzlichen Boden aus Graupappe aufgeklebt, der später das Deckshaus in die exakte Position bringt. Auf diesem Boden steht auch der Innenfahrstand (gedoppelt aus den Bauteilen des oberen Fahrstandes).
    Schließlich wurde das Plankendeck auf das Waldeck gesetzt und das vormontierte Steuerhaus auf das Plankendeck geklebt.

  • Die Mast- und Relingsstreben sowie die Poller habe ich mit 0,2 mm Stahldraht verstärkt. Der Stahldraht wurde dabei auf die eine Seite der ausgeschnittenen Teil mit UHU provisorisch befestigt und dann mit Sekundenkleber fixiert. Später wurden die spiegelverkehrten Teil aufgeklebt und die feinen Spalten zwischen den Papierbauteilen mit Weißleim verfüllt.


    Natürlich wirken Reling und Maststreben jetzt massiver als sie im Original sind. Aber dafür sitzen sie bombenstabil, und im übrigen sind ja bei dem historischen Modellbogen auch andere Bauteile nicht so filigran ausgeführt.

  • In die Laternen auf dem Mast habe ich mit dünnen Glasröhrchen einen durchsichtigen „Kern“ eingebaut. Der Originalbaubogen enthält nur einen Suchscheinwerfer; ich habe (nach Vorbildfotos) einen zweiten ergänzt. Beide Suchscheinwerfer habe ich als kleines Rundgehäuse mit Plastikfolien-Scheibe gestaltet. Das Signalhorn (ich habe es um einen breitere „Krempe“ nach vorn ergänzt) erhält seine Stabilität durch einen Nagel, den ich in Vorderwand des Fahrstandes gespießt habe.

  • Vielen Dank für die zahlreichen Likes!


    Das spärliche Spantengerüst der Tochterbootes habe ich durch eine Reihe weiterer Spanten aus Graupappe verstärkt. Die Scheiben des Spritzschutzes habe ich ausgeschnitten und durchsichtige Folie eingefügt. Im Fahrstand habe ich eine Holzbank ergänzt. Als Steuerrad habe ich ein Ventil-Handdrehrad aus meinem Plastikmodellbaufundus verwendet.

  • Und so sieht das Tochterboot komplett aus.
    Die Plankenfugen des Holzdecks habe ich, wie schon beim großen Schiff, gerillt - das verstärkt den dreidimensionalen Eindruck. Die umlaufende Reling habe ich nicht (!) mit Stahldraht verstärkt - da stehen Aufwand und Wirkung in keinem sinnvollen Verhältnis. Die an den Seitenwänden durch Striche angedeuteten Stoßwülste habe ich mit dünnen Streifen aus schwarzer Pappe hervorgehoben.

  • Hier nun das komplette Modell. Als Takelage habe ich schwarzes Nähgarn verwendet - das „passt“ von der Dicke her zu der rustikalen Reling.
    Erst jetzt ist mir aufgefallen, dass ich bei dem Versuchskreuzer keinen Radar finde - erstaunlich auch deshalb, weil das schon zehn Jahre früher gebaute Rettungsboot RICKMER BOCK einen Radar hatte.

  • Auch wenn man es von schräg oben nicht sofort sieht - irgendetwas stimmt bei den Proportionen der Takelage nicht. Der Vergleich mit Fotos des Originals zeigt es: der Antennenträger-Mast am Bug ist deutlich zu lang. Ich habe ihn also vorbildgemäß gekürzt und die Takelage erneuert - diesmal mit Modellbau-Takelgarn.


    Die Fotos zeigen das nachgebesserte Modell in den Nordseewellen. Sogar die Insel Helgoland ist im Hintergrund zu erkennen.

  • Hallo Ulrich,
    Deine Fotos ( und das Modell) gefallen mir ausnehmend gut! Sehr stimmungsvoll!


    Zum RADAR: Alle Fotos der BREMEN, die mir vorliegen, zeigen den Kreuzer während seiner Dienstzeit bei der DGzRS ohne RADAR.
    Vielleicht kann Dir Stephan (Blackbox) weiterhelfen?

    Fertig: MS WILHELM GUSTLOFF, 1:250



    Aufwachen - es ist 5 vor 33...

  • Hallo lieber Namensbruder,
    kannst du was über die Gestaltung des Wassers und des Hintergrundes sagen? Diese scheinen mir besonders gut gelungen zu sein.
    Ulrich

                                                                                   Artikel 1 GG:

    Die Würde des Menschen ist unantastbar.

    Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt



  • Hallo gleichfalls Namensbruder,


    ich habe über die Jahre mit verschiedenen Fotohintergründen experimentiert. Vielleicht ist es Zeit, darüber mal einen eigenen Beitrag zu schreiben. Die Ferienzeit sollte dafür eigentlich den nötigen Spielraum bieten.


    Bis demnächst, Ulrich

  • Moin Zusammen,


    durch die Suche nach einen Reefer, bei HDW 1958 gebaut, bin ich auf einen 3 teiligen Bericht des Versuchskreuzers " BREMEN " gestoßen.
    Es handelt sich hierbei um einen Modellbauberichtet aus dem Jahre 1955.


    Dieser wurde auf 3 Ausgaben geteilt, mit Zeichnungen, 1. Ausgabe mit Generalplan und Spantenriss, sowie Bildern.


    Es ist doch immer wieder verwunderlich, was auf der Suche nach einen weißen Schwan so über den Weg läuft.


    Im Februar Heft wurde die " ESSO DÜSSELDORF " zun Schiff des Jahres. Im gleichen Jahr lieferte die Peute Werft Hamburg einen LNG Tanker ab. Damals ein absolutes Novum, der hatte keine Kugeltanks, sondern Röhren.


    Getreu dem Motto aus der Reeferfahrt: ..... keine Zeit, ....keine Zeit.


    Viele Grüße
    Arne

    Viele Grüße vom Rande der dänischen Südsee

    Arne



    als Langläufer:

    Helgen 1 einen 299 BRT Kümo kurz vor dem Stapellauf, vom Reeder zurückgestellt
    Helgen 1a einen AHTS in Arbeit.
    Helgen 2 einen 1599 BRT Mehrzweckfrachter in Arbeit, wird auf Wunsch der Reederei umgebaut

  • Ein Dioramen-Motiv in zwei Maßstäben:
    einmal der Versuchskreuzer Bremen JFS-Modell im Maßstab 1:100 vor dem Hintergrund(bild) der Leuchtturms Hoheweg, und einmal der Versuchskreuzer Bremen JFS-Modell skaliert auf den Maßstab 1:250 neben dem HMV Modell des Leuchtturmes Hoheweg mit der alten Semaphor-Brücke im Maßstab 1:250.

  • Hallo,
    Die Bilder wirken auf mich geheimnisvoll durch den dunklen und unscharfen Hintergrund. So kann man Stimmung erzeugen.
    Ulrich

                                                                                   Artikel 1 GG:

    Die Würde des Menschen ist unantastbar.

    Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt



  • Moin Zusammen;


    Hallo Arne,


    gibt es zu dem von Dir erwähnten dreiteiligen Bericht einen Internetlink?


    Mit herzlichem Gruß, Ulrich



    der Beitrag erschien seinerzeit in der Seekiste.
    Die Seekiste war der Vorgänger der Schiffahrt international, die ja 2001 ihr Erscheinen einstellte.


    Durch einen Zufall, bin ich an alle erschienenen Ausgaben gekommen. Erstausgabe 12/ 1949 bis 2001.
    Für Kartonmodellbauer, Sammel- und Werftfreaks ein wahrer Fundus.


    Ich habe Dir eine PIN geschickt.


    Viele Grüße
    Arne

    Viele Grüße vom Rande der dänischen Südsee

    Arne



    als Langläufer:

    Helgen 1 einen 299 BRT Kümo kurz vor dem Stapellauf, vom Reeder zurückgestellt
    Helgen 1a einen AHTS in Arbeit.
    Helgen 2 einen 1599 BRT Mehrzweckfrachter in Arbeit, wird auf Wunsch der Reederei umgebaut

  • Schön, dass die Dioramen so kreative Phantasien auslösen!
    Und danke noch einmal an Arne für den Hinweis auf den historischen Baubericht!


    Mit herzlichem Gruß, Ulrich