Die Ausstellung ist zu Ende und die Modelle wieder alle zu Hause. Hier kommen ein paar Zeitungsausschnitte und Fotos:
WAZ Nr. 65 17. März 2004
Klebekunst mit der flinken UHU-Flasche
Modellbauer basteln Miniaturwelt aus Karton-Bögen
Von Oliver Schmeer___
Im Schreibwarenladen nebenan gab es sie einst, die Basteibögen aus Karton. Das römische Kastell etwa. Krumm und schief, mit Uhu-Streifen verklebt, das war dann das eher klägliche Ergebnis in jungen Jahren. Der Hauch eines Germanen genügte, um es zusammenfallen zu lassen.
Nicht so bei den Profi-Klebern, die ihre filigranen Hobby-Werke bis Ostersamstag in der Stadtbücherei ausstellen. Hinter Glas und in Vitrinen. Denn was dort steht, teils aus tausenden bunt gedruckten Stücken gefertigt, ist das Werk von Monaten, Jahren. Wer erinnert sich nicht an die Linien - Morsezeichen zum Knicken und Falzen von Klebelaschen und Ecken nach oben, nach unter oder wie auch immer: _. _. _ oder _.._.._.. oder -----.
Da ist Axel Huppers aus Moers. Basteibögen in Comics brachten ihn schon als Kind zum Hobby. Heute fährt" der 33-Jährige Mercedes SSK, Bj. '28, im Maßstab 1:8, limitierte Auflage 500 Stück. Exakt 927 ausgeschnittene Teile kleben aneinander. Zig Stecknadeln geben die silbernen Speichen. Vier Jahre Arbeit stecken in der weißen Limousine: halbes Jahr basteln, drei Jahre kapitulieren" und erneut sechs Monate schneiden, falzen, falten und kleben. Wir machen aus flachen, zweidimensionalen Bögen Plastisches, Dreidimensionales", distanziert sich Huppers von Kunststoffmodellbauern. Und auch dies ist der Karton-Zunft eigen: Man hat nur ein^n Versuch." Schon mal versucht, einmal geklebtes Papier wieder zu lösen?
Da ist Klaus Gilles aus Oberhausen. Schiffe und Flugzeuge sind seine Profession. Die Potsdam", ein maßstabgetreues, altes Fracht-Fahrgastschiff in Unterarm - Länge hat er neben anderen Dampfern und Motorschiffen in die Vitrine gestellt. Der Mann bastelt wie ein Chirurg mit minimal - invasiven Eingriffen, greift unter der Leuchtlupe zu Skalpell und spitzer Pinzette und zu chirurgischer Seide für die Takelage. Masten sind schwierig; sagt er. Da spaltet er sogar den dünnen Karton zu noch dünnerer Pappe und rollt sie um Drähte oder Gräser. Und schwört auf UHUs Flinke Flasche, wobei er den Klebesaft in feine Injektionsspritzen umfüllt. 61 Jahre ist er nun; eine Stunde rechnet er für 5 Teile. Das macht bei der Potsdam . Zur Lebensaufgabe wird da wohl die bestellte Klebekunst mit 8000 Teilen.
Und da ist Christoph Giesen aus Hagen, auch Mitglied in der Duisburger Bastelvereinigung, die die Ausstellung in der Stadtbücherei bestückt. Ihm liegt die Architektur-Bastelei. Drei Monate brauchte er im Miniaturformat, wofür Steinmetze und Maurer zehn Jahre benötigten: Den Aufbau der Dresdner Frauenkirche. Daneben steht das Ständetheater Prag, das er im Urlaub aus Stein gebaut sah und prompt nachklebte. Mit Bögen aus der Tschechei. Auch eine Art der Urlaubserinnerung.
Ohnehin, sagt er, hege und pflege der einstige Ostblock die pappene Klebe-Kunst. Wohl auch, weil das Hobby ein zeitintensives, aber ein preiswertes ist. Schon ab ein paar Euro gibt es gute Qualität. Heute oft auch auf dem Computer hergestellt. Mit Mini-Einzelteilen, die den Bastler zuweilen verzweifeln lassen. Auch höchst aktuell gehts: Schreiber Kartonmodellbau etwa hat schon das Jüdische Museum in Berlin auf vier Bögen Karton gedruckt. Und unter http://www.moduni.de lässt es sich durch das Modellbau-Universum surfen. Wer sich Tipps von den Bastelprofis geben lassen will, der eile am Samstag, 27. März, in die Stadtbücherei. Dann halten Axel Huppers & Co von 10 bis 14 Uhr einen Workshop ab. Kostenlos und ohne Anmeldung
Klebe-Karton: Von wegen alles Pappe