Hallo,
hier ist mein Beitrag zum 4. Joachim Schulze Preis:
der Seebäderdampfer Kronprinz vom Passat Verlag.
Technische Daten:
Länge über alles: 34,5 m
Breite: 6,7 m
Brutto Rauminhalt: 151 BRT
Maschinenleistung: 250 PS (bis 1943 Compound Dampfmaschine)
Passagiere: 250
Besatzung: 9
Baujahr: 1910, Neptun Werft, Rostock
Zum Modell:
Konstrukteur: Dr. Henning Budelmann
Verlag: Passat (vergriffen)
Maßstab: 1:250
Länge: 13,6 cm
Bogen: 2
Bauteile: 240 (Angabe des Verlags)
Bauweise: Wasserlinienmodell
Zum Vorbild:
Gebaut im Jahre 1910 von der Neptun Werft in Rostock als "Kronprinz Wilhelm" befuhr sie zunächst ab Greifswald, später ab Rostock/Warnemünde die Ostsee und unternahm Fahrten zu den dortigen Seebädern.
1912 war das Schiff bei Binz in ein schweres Unglück verwickelt. Die Linienschiffe "Preußen", "Hessen", "Pommern" und "Schlesien" ankerten vor Binz und zogen eine recht große Menschenmenge auf die Binzer Brücke. Als die Kronprinz Wilhelm" an der Brücke festmachen wollte, brach ein Teil dieser Brücke zusammen und ca. 100 Menschen stürzten ins Meer. Trotz sofortiger Hilfe ertranken 17 Menschen. Dieses Unglück war Anlaß für die Gründung des DLRG ein Jahr später.
Im ersten Weltkrieg unterstand das Schiff der Kriegsmarine als Tender und kehrte nach Kriegsende in den Seebäderdienst zurück. In den zwanziger Jahren wurde das Schiff umbenannt in "Kronprinz" und es wurde zum ersten Mal umgebaut. Ein achterlicher Salon entstand.
Infolge der Wirtschaftskrise Anfang der dreißiger Jahre ging die Reederei in Konkurs, nach mehreren Eigentümerwechseln waren es ausgerechnet Nazi Organisationen wie "Kraft durch Freude" und "Hitlerjugend", die den Schiffsbetrieb durch Zuwendungen aufrechterhielten.
Ab 1940 war die Kronprinz als Hilfsminensucher wieder im Militärdienst. Der achtere Salon samt Oberdeck wurden dafür abgerissen um entsprechende Minensucheinrichtungen installieren zu können. 1943 wurde die Kronprinz in Warnemünde liegend von einer Fliegerbombe getroffen. Fünf Besatzungsmitglieder starben. Das Wrack wurde ausgeschlachtet und auf Grund gesetzt.
Nach dem zweiten Weltkrieg wurde das Schiff von seinem letzten Eigentümer wieder aufgebaut. Zunächst jedoch als Bergungs- und Tauchschiff. Ein Volkseigener Betrieb charterte das Schiff bis 1955 für diese Zwecke. Allerdings wurde das Schiff jetzt in "Undine" umbenannt.
Nach 1955 wurde die Undine von seinem Besitzer wieder als Ausflugsdampfer hergestellt, nach seiner Enteignung 1972 wurde das Schiff in die weiße Flotte eingegliedert.
Das Schiff war wohl sehr beliebt und so mancher Rostock Besucher wird sich gerne an eine Hafenrundfahrt mit der Undine erinnern.
Nach der Wiedervereinigung 1990 war es dann vorbei mit dem geregelten Alltag der Undine. Die weiße Flotte wurde der "Fördereederei Seetouristik Flensburg" angeschlossen, einen Weiterbetrieb der Undine hielt man dort nicht mehr für wirtschaftlich. Die Witwe des letzten Eigentümers erwarb das Schiff, ein Förderverein zum Erhalt des Schiffes unternahm noch weiterhin Fahrten, jetzt wieder unter dem Namen "Kronprinz". Ein dubioser Mensch engagierte sich sehr für das Schiff und brachte es schließlich in seinen Besitz. Nachdem er sich mit dem Förderverein überworfen hatte, wollte er das Schiff nach Binz verlegen. Auf der Verlegungsfahrt (trotz Sturmwarnung) lief das Schiff auf Grund und konnte nicht mehr flott gemacht werden. Da sich nun herausstellte, daß der neue Besitzer per Haftbefehl gesucht wurde, erfolgte direkt nach seiner Rettung seine Verhaftung. Die Kronprinz saß daraufhin zwei Jahre lang (Januar 1993-Jan1995) fest. Sie wurde ausgeschlachtet, geplündert, demoliert und rottete still vor sich hin. Letzlich sollte sie an Ort und Stelle abgebrochen werden. In allerletzter Minute gelang dann doch die Bergung.
Seitdem soll das Schiff restauriert werden. Erneut setzte sich ein Förderverein für den Erhalt des Schiffes ein. Auf der Barther Werft wurden die Maschinen und Ausrüstungen geborgen, die verschlissenen Aufbauten wurden abgebrochen. Der Rumpf hat seitdem viele Kilometer zurückgelegt. Zuerst ging es nach Rostock in die Neptun Werft, dort sollte das Schiff wieder in dem Bauzustand von 1932 hergestellt werden. Die dafür notwendigen Partner (=Gelder) konnten aber nie gefunden werden. 2006 wurde der Rumpf nach Dresden geschleppt, seit 2007 liegt er auf der Helling der dortigen "Schiffs- und Yachtwerft Dresden". Das aktuellste Foto welches mir bekannt ist stammt von der Internet Seite "Shipspotting.com" (klick hier)und stammt vom September 2008. Mir scheint, daß die Finanzierung des Projektes noch immer stockt, ca. 2,4Mio. werden benötigt. Auch auf der Seite des Fördervereins www.kronprinz-undine.de hat sich seit 2007 nichts mehr getan. Ob ich das Schiff jemals unter Dampf erleben werde? Man darf auf die weitere Zukunft dieses liebenswerten Dampfers gespannt sein.
Wen das Schiff noch näher interessiert, wer wissen möchte welche Namen mit dem Schiff verbunden sind, welche Ereignisse sich noch in der fast 100 jährigen Geschichte abgespielt haben, dem sei noch folgende Lektüre empfohlen:
Claus Rothe,
Deutsche Seebäderschiffe 1830-1939,
transpress, VEB Verlag vür Verkehrswesen,
Berlin 1989
Schiffe, Menschen, Schicksale (SMS)
3. Jahrgang Nr. 23
Verlag DBM Media
Berlin 1995
Zum Modell:
Der Passat Verlag brachte dieses Modell als sein sechstes Kartonmodell auf den Markt. Das Modell stellt die Kronprinz im Bauzustand von 1933 dar. Meinem Bogen war eine Beitrittserklärung des damaligen Fördervereins der Kronprinz beigelegt, datiert auf 1997. Der Bogen umfasst zwei DIN A4 Seiten und einen zusätzlichen Lehrbogen, außerdem eine schriftliche Bauanleitung, ein Begleittext über die Geschichte des Schiffes (in weiten Teilen habe ich diesen in meiner Beschreibung übernommen). Es gibt eine Ätzsatz zu diesem Bausatz, diesen möchte ich ebenfalls verwenden.Der reine Kartonbausatz umfasst "nur" 240 Teile, diese finden am Ende allesamt Platz auf einem nur 13,6 cm langen Schiff.
Es gibt seit kurzem einen zweiten Bausatz dieses Schiffes vom MDK Verlag. Es handelt sich um die Version als "Undine", der Bausatz stellt das Schiff also in seiner Erscheinung nach dem zweiten Weltkrieg bis 1993 dar. Lustigerweise verfasst Wolfang Lemm gerade eine Baubericht über dieses Modell ( Wolfgang Lemms Baubericht ). Es wäre interessant, beide Modelle später mal nebeneinander zu stellen.
So mancher mag nun denken, mit diesem kleinen Dampferchen als Beitrag zum 4.JSP habe ich keinen Ehrgeiz auf eine gute Platzierung im Wettbewerb. Dies ist mitnichten der Fall. Es ist nur leider so, daß ich zur Zeit einfach kein größeres Projekt in Angriff nehmen kann und möchte. Die Kronprinz reizt mich schon seit einer ganzen Weile und nun ist die Gelegenheit günstig, trotz extremer beruflicher Belastung.
Über "Superungen" und Ergänzungen werde ich im Laufe des Bauberichtes berichten, bisher habe ich allerdings nach Durchsicht der beiden Baubögen noch keine echte Notwendigkeit hierfür feststellen können.
[SIZE=7]Puhh, so viel Text für so ein kleines Schiff... ob das alles einer liest?[/SIZE]