28cm K5 im Original...und das Modell.

  • Moin zusammen,


    hier kommt ein kleiner Reisebericht mit vielen Fotos mit dem Hauptthema 28cm K5...


    In fröhlicher Männerrunde wurde kurzentschlossen ein Tagesausflug zu Dritt an die Kanalküste beschlossen.
    Ziel der Reise ist die Batterie Todt in Audinghen westlich von Calais. Das dortige Museum, insbesondere die dort stehende K5, ein Original, das in Kunststoff und Papier grosses Interesse geniesst.


    Dazu habe ich in den letzten Wochen eine komplette Vögele-Drehstellung für mein Modell der K5 gebaut, um diese dann am originalen Platz im Raum Sangatte zu fotografieren.
    Doch nun erst mal zur Fahrt...


    Um 4 Uhr morgens die Kaffeemaschine gestartet, ging es um 5 los. Über ziemlich heruntergekommene Autobahnen durch Belgien (mit schwimmbadgrossen Schlaglöchern) ging es nach Calais. Dort dann auf die Küstenstrasse.


    Im Gegensatz zum Wetterbericht war es düster, zutiefst neblig und eiskalt.
    Schlechte Voraussetzungen für Fotos...(laut einem Ortsansässigen kommt das von England rüber ;) )


    Bild 1: Einschlagkrater an Griz Blanc
    Bild 2: Die Steilküste bei Griz Nez

  • Die mächtige Batterie Todt, Bestandteil des Atlantikwalls, der Europa gegen den Angriff der Anglo-Amerikanischen Kräfte verteidigen sollte, war eine komplett verbunkerte Stellung, die heute in Privatbesitz ist.


    Und das ist auch das Problem...das private Museum muss sich selbst erhalten, also ist die Pflege und Instandhaltung der Exponate ebenso eine Sache des Geldes.


    In den letzten Jahren wurde praktisch der ganze Fahrzeugpark des Museums verkauft, der Rest ist einfach nur -mager.


    Im Bunker sind einige tolle Stücke, pferdegezogene FlakMG, Flugzeugteile, Uniformen, durchaus einige Schätze.


    Die K5, die draussen steht, ist (für mich) der einzige Grund, dort zu weilen.
    Ein ordentlicher Brocken, der auch dringend der Restaurierung bedarf.
    Zumindest die Lafette ist teilsandgestrahlt und gestrichen, es sieht ganz nach dem DR-grau aus, aber hat einen grünstich...was auch an dem trüben Licht liegen kann.


    Hier erst mal einige Fotos....

  • Schön ist die Guss-Struktur der Geschützwiege zu sehen, und viele kleine Modellbauer-Details...
    Übrigens, das ist das erste Museum, das ich erlebt habe, welches eine Mittagspause (12-14) macht, und dabei auch die schon reichlichen Besucher einfach stehen lässt... :D


    Der Anbau in falschem Sandgelb ist übrigens der geschützeigene Stromgenerator. Wer sich nun wundert, warum da so komische Schienen sind, dies ist eine spätere K5(D) die zweigleisig angelegt ist, um dadurch die MunZufuhr zu erleichtern. Dadurch können zwei MunKarren gleichzeitig auf der Ladeplattform bewegt werden.


    So....bis später dann mehr....

  • ...so...weiter mit einigen Details...


    Stundenlang hab ich vor Ort und jetzt auf den Fotos die K5 studiert, und kann nur sagen, daß das Original viel zu bieten hat.


    Am wichtigsten ist, daß der Trumpeter-Bausatz und der von Ironside absolut präzise ist.
    Das das Kartonmodell weitgehend auf dem Trumpeter-Bausatz basiert, ist das auch ein guter Ansatz, auch wenn wichtige Details komplett falsch interpretiert wurden, die schon andernorts hier geschildert sind.


    Auch ist die irrige Angabe im ansonsten grossartigen Buch von Taube, daß das hintere Drehgestell beim Schuss zurückzuziehen ist, endlich vom Tisch. Es gibt keine Vorrichtung, dieses zu tun!


    Am schönsten ist, daß die Drehgestelle doch noch das klassische Reichsbahngrau zeigen. Von der alten Farbe ist genug dran, um diese Farbe einwandfrei zu identifizieren.
    Jedem Modellbauer eine Verpflichtung, dieses Modell in den richtigen Farben zu zeigen!


    Übrigens, NEIN, ich schlafe nicht neben dem Modell, dennoch hatte ich dort massive Neigungen, Drahtbürste und Rostentferner in die Hand zu nehmen, und das arme Original zu pflegen... :D



    Zum Museum noch ein paar Worte.


    Das Aussengelände, das vor 2 Jahren voller Fahrzeuge war, ist regelrecht leergeräumt.
    Die abverkauften Fahrzeuge und Geschütze sind hoffentlich in gute Hände geraten, und der Ertrag hilft, die im Bunker stehenden Stücke zu erhalten.


    Flugmotoren, Figuren mit RAF-und Luftwaffenpiloten, Instrumentenbretter und viel Kleinkram machen das Museum für Spezialisten interessant.


    Schön ist auch, daß hier recht objektiv auch auf die Besatzungsgeschichte eingegangen wird.


    Und direkt hinter einem verrosteten US-Halftrack...freut sich eine stattliche Eselsherde ihres Daseins...

  • Moin zusammen,


    Bittesehr, Jörg...gerne doch:


    1. Bemalung/Textur
    Das bei GPM gezeigte Geschütz "Leopold" zeigt die Phantasie-Bemalung des Aberdeen-Provingground.
    Das Original war entweder DR-grau in der Einsatzzeit am Kanal, ODER rein sandgelb. Ohne die braunen Felder.
    Belegfotos sind vorhanden.


    2. Beschriftungen
    Die Beschriftungen der Drehgestelle sind grottig, einfach falsch geschrieben.


    3. Am Generator sind keine Lochbleche an den Seiten der Ladebrücke.

    4. Die Laufräder und Schienen des Generatorteils zum Umladen beim Transport sind zu dick bzw. fehlen.


    5. Die Oberseite des Generatorteils ist komplett falsch, die als Ladebrücke dienende Oberfläche ist mit Holzplanken belegt, in der Mitte liegen die Schienen für das MunWägelchen (bei der späteren Ausführung zweigleisig auf dem Generatorteil).


    5. Der Ladekran, Granaten, Kartuschen und der Ladewagen sind falsch.


    6. Die Holzbeplankung der Laufwege und Ladebrücke fehlen völlig. Relinge sind falsch.


    7. Die Form des Geschützrohres ist nicht ganz richtig. Zu schmal nach dem letzten Konus.


    8. Sicherungsketten, Stromkabel und Hydraulikleitungen fehlen komplett.


    9. Die Oberseite des hinteren Drehgestells stimmt nicht, die Holzbeplankung ist hier nicht richtig, da hier der Generatorteil auf der Verladehilfe stand.


    10. Die abklappbaren Laufbrücken am hinteren Drehgestell zur Bedienung des Generators fehlen völlig.


    11. Am vorderen Drehgestell fehlen einige Details der Feinrichtspindel (Seitenrichtung), der Zeichner hat die Funktion nicht begriffen, und alle Teile der Spindel weggelassen, bzw. so einen komischen Kasten draus gemacht. In dieser Grösse wäre sogar eine Funktion machbar!


    12. Die Transportsicherung des Rohres ist falsch dargestellt.


    13. Die Kennfahnenhalterungen, die Rahmen der Richtpeilstäbe und Teile der Richtanlage fehlen.


    14. Die Scharniere der Verriegelung am Vögele-Drehtisch sind zu gross und die Form des Riegels ist nicht ganz richtig. Es fehlen an allen Drehgestellen die Anschlüsse zur Eisenbahnfahrt.


    Offensichtlich hat der Zeichner den Generator als Munitionslager "interpretiert", und eine Dachluke eingefügt. Komplett falsch!


    Um ein korrektes K5-Modell aus diesem Bausatz zu fertigen, ist erheblicher Aufwand nötig.
    Sorry, wenns schmerzt, aber hier müsste eine komplette Neuaufarbeitung her. Es sind komplette Pläne und Risse der K5 zugänglich, u.a. auch die Krupp-Pläne.
    Schade für die tollen Modellbauer, die hier Zeit und Schweiss investiert haben.
    Zudem hier viele Fehler der älteren Hasegawa-Bausätze einfach kopiert wurden.
    Liegt wohl daran, daß der Konstrukteur sich an dem Gerät in den USA orientiert hat, das ein behelfsmässiger Zusammenbau der beiden gesprengten Geschütze "Leopold" und "Robert" ist.
    Die "Anzio-Annie" waren ja zwei Kanonen...


    Ein Bild vom Original-Leo nach der Erbeutung, und eines von mir mt dem Ladebetrieb und der Oberseite des Generators.


    Der bisher ausführlichste Baubericht in Karton ist hier zu finden, tolle Arbeit:
    Railway Gun K5(E) LEOPOLD / GPM / 1:25


    Genügt das, Jörg?


    Gruß
    Hadu

  • Moin zusammen,


    ja, wer das Gerät aus dem Bogen korrekt bauen will, ist mit dem GPM-Bausatz ziemlich am Ende.


    Doch mal Hand aufs Herz!


    Umfärbeln ist für die Profis unter uns doch machbar!


    Und alle Fehler sind recht einfach zu reparieren.
    Mit schöner Textur die Holzbeplankung nachträglich aufzukleben? Machbar.
    Die falsche Beplankung am hintern Drehgestell? Einfach weglassen...usw.


    Vielleicht denke ich zu optimistisch, aber wenn jemand es wirklich will...


    Und noch eine Chance bietet der GPM.Bogen...auf Basis des Bogens kann man ein Großmodell fertigen, denn 1/24 ist doch ein in der Modellbauwelt ziemlich unüblicher Maßstab.
    Eine K5 in 1/16? Oder gar im sehr angesagten 1/6?


    Oder auf Basis der K5 eine der beiden wirklich umwerfenden K12 zu bauen....?


    Also, nicht aufgeben.
    Und was die Details angeht, so hab ich doch genug Unterlagen und - das überarbeitete Kunststoff-Modell in 1/35.
    Und eine Kamera.


    Euer
    Hadu

    Vielleicht kommt der Tag, an dem mehr Leute checken, dass Idiotie nicht links oder rechts ist, sondern in erster Linie daher rührt, dass jemand ein Idiot ist! (M. Tegge)




    www.modell-und-geschichte.jimdo.com


    Mitglied der Luft'46-Gang

  • Lieber Hadu,


    Du hast natürlich recht, oft ist mit wenig Aufwand viel zu erreichen. Du hast aber auch das nötige Hintergrundwissen und vielen geht es nur um das Bauen. Recherche gehört für mich aber auch zum Kartonmodellbau und ist oft spannender als Modelle bauen.


    Servus und vielen Dank für Deinen Bericht
    René

    ....es ist 5 vor 33

    Demokratie ist alternativlos!

    "sei a Mensch"

  • Hallo Hadu,


    ausgesprochen informativ, Dein Bericht !


    Diese Geschütze sind zwar nicht meine "Baustelle", aber ich habe sehr viel aus diesem Thread gelernt.


    Herzlichen Dank dafür !

    Fertig: MS WILHELM GUSTLOFF, 1:250



    Aufwachen - es ist 5 vor 33...

  • Moin zusammen,


    ich habe grade gelesen, daß bei der neuen Ausführung des GPM.Modells der Dombunker dabei sein soll.
    Das müsste ja ein riesiges Monstrum sein!


    Wer dieses Modell liegen hat, könnte mal das Ganze zeigen, dann kann ich auch was dazu sagen...


    Euer
    Hadu

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  • Moin zusammen,


    nochmals zum Museum Batterie Todt.


    Wie schon gesagt, ist das Aussengelände radikal leergeräumt.


    Die zwar runtergekommenen, aber denoch spannnden US-Fahrzeuge sind allesamt abverkauft bis auf eine ziemlich verkommene Halbkette.


    Die "deutsche" Halbkette ist in Wirklichkeit ein OT 182 aus tschechischer Fertigung (Hitlers Rache genannt;-), bis auf die 7,5er Pak und eine 8,8 ist nichts aus Kriegsfertigung da.
    Die 4cm Bofors sind anscheinend auch Nachkriegsgerät, wie es die BuWe noch bis in die 70er in Benutzung hatte.


    Innen drin ist dagegen einiges Spannendes zu finden...Flugmotoren, Fliegerausrüstung, Lazarett, Unmengen an Ausrüstung und viel interessanter Kleinkrams.
    Das Sahnestück ist ein pferdegezogenes FlaMG auf einer Protze. Foto kann ich nicht einstellen, da dahinter eine riesige OT-Fahne hängt.
    Bisher auch das einzige Museum, das mal auf die Bausoldaten der OT eingeht.
    Übrigens, ob der Bunker im Originalzustand ocker gestrichen war, weiss ich nicht...


    Euer
    Hadu


    P.S.: danke an Ralf für die Fotos, ich war zu sehr mit der K5 beschäftigt!

  • Moin zusammen,


    so, jetzt hab ich auch noch den Dombunker im GPM-Bogen gesehen.


    1. Es ist nur ein kleines Segment, was aber bei der Grösse des Klotzes logisch ist.


    2. Weder der Querschnitt, noch die Form des Bunkers stimmt.


    3. Die innere Struktur ist völlig daneben, selbst auf den wenigen Fotos im Netz ist genug sichtbar, um hier anderes zu leisten.


    4. Der Tormechanismus ist falsch gezeigt, die Innenstreben des Torausschnittes fehlen völlig und die Maße des Tores sind ebenso daneben.


    Wenn sich jemand an die K5 ranmacht um sie korrekt zu bauen, liefere ich die Masse bzw. Schnitte vom Dombunker dazu. Übrigens bei einigen Modellbaukollegen eine prima Maßnahme, die K5 staubfrei und beschussfest (Katzen, Kinder, putzwütige Weiblichkeiten) zu lagern.


    Gruß
    Hadu

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