Selberätzen für Jedermann

  • Selberätzen für Jedermann Teil_01


    Auch wenn schon mehrmals auf dieses Thema eingegangen wurde, möchte ich noch einen sehr detaillierten Bericht dazufügen, bei dem ich vor allem auf die Filmherstellung eingehen werde. Außerdem werde ich als Basis für diesen Kurs ein reales Projekt heranziehen, damit jeder die einzelnen Schritte für sich nachvollziehen kann.

    Wer die Entwicklung unseres Hobbys schon genau so lange verfolgt wie ich, dem ist sicher nicht entgangen, daß der Papier-Modellbau in den letzten Jahren einen enormen Aufschwung erlebt. Nie zuvor gab es eine derartige Fülle von qualitativ hochwertigen Modellen in den verschiedensten Sparten. Modellbau selbst wird von Menschen schon seit Jahrhunderten betrieben (z.B. war Leonardo da Vinci ein genialer Erfinder, der von vielen seiner Ideen - Modelle baute). Der Antrieb für den Bau einer Miniatur mag vielfältig sein, für den rein privaten Zweck wird es in erster Linie der kreative Wunsch der Menschen sein, ein Objekt seines Interesses aus einfachen Hilfsmitteln zu erschaffen und dabei sowohl künstlerisch als auch handwerklich die gestalterischen Probleme so gut wie möglich zu lösen und umzusetzen.
    Papiermodelle sind fast so alt wie die Erfindung des Papiers und ein besonderer Reiz besteht darin, aus einem 2-dimensionalen Ausgangsmaterial ein 3-dimensionales Gebilde zu erschaffen.
    Nach dem Ende des 2. Weltkriegs erlebten Papiermodelle einen kleinen Höhepunkt. Die Menschen hatten mehr und mehr Freizeit, Papiermodelle sind günstig herzustellen und der Bau kann mit einfachsten Hilfsmitteln durchgeführt werden. Als es den Leuten dann immer besser ging und auch immer mehr finanzielle Mittel für die Freizeitgestaltung zur Verfügung standen, verlagerte sich der Schwerpunkt der Modellbauer immer mehr zum Plastikmodellbau und es wurde ziemlich still um den Papiermodellbau, der allerdings im ehemaligen Ostblock aus finanziellen Gründen immer noch recht erfogreiche Verkaufszahlen erreichte. Duch die Grenzöffnungen einerseits und die steigenden Benutzerzahlen von Heimcomputern und Internet anderseits, ist der Papiermodellbau heute wieder stark im Wachsen und die Qualität der angebotenen Modelle erreicht eine noch nie dagewesene Qualität.
    Um diese mögliche Qualität nun auch in entsprechende Rahmen in hervorragende Modelle umzusetzen, kommt man um die Anwendung von alternativen Herstellungsprozessen für Bauteile nicht mehr herum (reine Karton-Puristen mögen mir verzeihen, aber ich glaube, das Hauptziel beim Modellbau sollte die Suche nach dem 'perfekten Modell' sein, und mir ist es dabei ziemlich egal, mit welchen Mitteln und aus welchen Materialien ich dieses Ziel erreiche).
    Neben den neuesten Modellbauhilfen in Form von gelaserten Papierteilen, sind es vor allem die Ätzteile, die in vielfältiger Weise zu 'Supern' eines Modells verwendet werden können. Da es durchaus möglich ist, seine Ätzteile selbst herzustellen, möchte ich den werten Kollegen in diesem 'Thread' einen sehr ausführlichen und kompletten Leitfaden zu diesem Thema präsentieren.


    Derzeit im Bau: Willys Jeep, Spezialbau aus Karton und Ätzteilen auf Basis eines Kartonmodells.

  • Selberätzen für Jedermann Teil_02


    Nach dem langweiligen Vorwort (bla, bla, bla ...) möchte ich nun gleich zum eigentlichen Thema kommen.
    Damit alle die einzelnen Schritte gut verfogen können, habe ich mir als Modell für diesen Kurs, die Ladewinde von Reinhard Lachmann,
    Peter Wichmann (Birdie) vorgenommen, die im Downloadbereich von http://www.papership.de zu finden ist.


    Die Herstellung eines Ätzteiles erfolgt im wesentlichen in 5 Schritten:


    1. Zeichnung


    2. Film


    3. Belichtung


    4. Entwicklung


    5. Ätzen


    Die einzelnen Schritte werden wir anhand des gewählten Modells im Detail besprechen.


    Derzeit im Bau: Willys Jeep, Spezialbau aus Karton und Ätzteilen auf Basis eines Kartonmodells.

  • Selberätzen für Jedermann Teil_03


    1. Zeichnung:
    Für die Herstellung kann man alles verwenden, was für eine hinlänglich genaue Bearbeitung geeignet ist. Die Genauigkeit bei der Herstellung von Ätzteilen sollte jedoch nicht unterschätzt werden, denn bei den Zeichnungen wird bereits der Grundstein für die Qualität der fertigen Teile gelegt. Ein gutes CAD-Programm mit der Möglichkeit nach 'dxf' zu exportieren, sollte es schon sein. Mit einigem Konstruktionsaufwand kann aber auch mit einem Vektor-Zeichenprogramm gearbeitet werden. Bevor man mit dem Zeichnen beginnt, sollte man sich überlegen, welches Material verwendet wird. Meistens wird man sich für Messing- oder Neusilber-Blech in den Stärken 0,2 oder 0,3 mm entscheiden. Messingblech ist etwas weicher und kann daher leichter gebogen und gefaltet werden. Neusilber ist halbhart und eher mit einem Federblech zu vergleichen; schlechter zum Biegen aber dafür gut für federnde Anwendungen zu gebrauchen (Blatt-Federnpakete bei Fahrzeugen). Beide Materialien lassen sich gut weich löten, mit CA-Kleber verbinden und lackieren. Die Materialstärke für das Selberätzen mit einer vernünftigen Ätzanlage (davon später mehr) ist zwar bis 0,5 mm möglich, aber die Unterätzung ist dann schon erheblich und der Ätzvorgang kann leicht einige Stunden dauern. Dickere Bleche sind mit Heimanlagen nicht mehr vernünftig zu ätzen, können aber angeätzt werden, um z. B. ein dekoratives Beschreibungsschild für das Modell anzufertigen. Die besten Ergebnisse erzielt man mit 0,2 und 0,3 mm Blech und diese Stärke ist auch am ehesten mit dem normalen Modellbögen vergleichbar.
    Unterätzung entsteht durch die Einwirkung des Ätzmittels auf alle ungeschützten Stellen des Metalls, also auch auf die durch Ätzung bereits entstandenen Vertiefungen. Das Ätzmittel frißt sich sozusagen unter die Kante. Der Effekt sieht allerdings schlimmer aus als er wirklich ist, denn die entstehenden Vertiefungen sind bei einem Blech mit 0,2 mm Dicke nur 0,1 mm hoch und 0,05 mm tief, mit freiem Auge kaum zu sehen und nur als kleine Rauhigkeiten wahrnehmbar. Spätestens beim Lackieren der Teile setzt sich hier die Farbe verstärkt ab (Kapillareffekt) und die Vertiefungen verschwinden nahezu komplett. Andernfalls reicht ein kurzes bearbeiten mit einer Feile oder feinem Schleifpapier und die Kante ist eben.


    Derzeit im Bau: Willys Jeep, Spezialbau aus Karton und Ätzteilen auf Basis eines Kartonmodells.

  • Selberätzen für Jedermann Teil_04


    1. Zeichnung (ff):
    Für unser Modell werden wir 0,2 mm dickes Messingblech verwenden. Damit die Materialstärken gleich korrekt berücksichtigt werden, habe ich das komplette Modell in meinem 3D-Programm gezeichnet und dabei Teile, die im Endergebnis dicker als die 0,2 mm (Papierstärke) sind, als Sandwichteile aufgebaut. Da beim Ätzen, im Gegensatz zu den Papierteilen, die mehrfache Verwendung vom gleichen Teil kaum Mehrarbeit verursacht, ist das eine gute Methode um kompakte, normalerweise verdoppelte oder umhüllte Papierkonstruktionen zu ersetzen. Die Genauigkeit der erzeugten Ätzteile ist so hoch, daß es beim Aufeinanderlegen der Schichten zu keinen Stufen oder Sprüngen kommt. Wenn in den zu schichtenden Teilen dann auch noch eine oder mehrere Bohrungen vorhanden sind, dann können die Teile auf ein passendenes Drahtstück aufgefädelt werden und fluchten dadurch automatisch an den Kanten.
    Da wir unser Blech von beiden Seiten ätzen, wird die Materialentfernung auf beiden Seiten gleichmäßig erfolgen. Dadurch können gezielte Vertiefungen mit der exakten halben Materialstärke erreicht werden, wenn durch die Filme nur eine Seite des Blechs der Ätzlösung ausgesetzt wird. Diese Methode verwenden wir, um Teile zueinander auszurichten, bzw. um die genaue Position von Teilen auf anderen Teilen vorzugeben. Runde Teile sind mit Blechteilen nur schwierig herzustellen und setzten viel Erfahrung beim Umgang mit Metall voraus. Daher werden wir bei der Konstruktion der runden Teile nach Möglichkeit, entweder auf Papierteile zurückgreifen oder fertige Halbfabrikate, wie Rohre oder Stangen einsetzen. Diese Halbfabrikate gibt es in vielen verschiedenen Abmessungen. Bei der Konstruktion sollte man daher bereits ein Auge auf die erhältlichen Dimensionen werfen.
    Für unsere Ladewinde werden wir 3 verschiedene Messingrohre als Alternative zu den gerollten Papierteilen einsetzten können. Dazu später mehr.


    Derzeit im Bau: Willys Jeep, Spezialbau aus Karton und Ätzteilen auf Basis eines Kartonmodells.

  • Selberätzen für Jedermann Teil_05


    1. Zeichnung (ff):
    Je nachdem, wie die Teile konstruiert wurden, das Endergebnis sollte eine Ansammlung von gezeichneten Teilen in 2D sein, die mit einer Aussenkontur in Form einer dünnen Linie und mit den notwendigen Kreisen für Bohrungen versehen sind. In meinem Fall werden die Teile der 3D-Konstruktion als Einzelteile (eventuelle Abwicklungen) nach dxf exportiert.


    Derzeit im Bau: Willys Jeep, Spezialbau aus Karton und Ätzteilen auf Basis eines Kartonmodells.

  • Selberätzen für Jedermann Teil_06


    1. Zeichnung (ff):
    Diese dxf_Datei wird dann in CorelDraw (oder ein anderes Vektor-Zeichenprogramm) importiert und für die weitere Bearbeitung 'versäubert'. Alle für die Filmaufbereitung nicht nötigen Teile werden aus Gründen der Übersichtlichkeit vorerst entfernt. Auf der rechten Seite sind die Teile angeordnet, bei denen die Vorder- und Rückseite nicht gleich ist; damit auf deren Spezialbehandlung nicht vergessen wird, habe ich zur Sicherheit bei diesen Teilen beide Ansichten behalten. Da ich in weiterer Folge auch die Behandlung in CorelDraw genau beschreiben werde, würde ich gerne die CorelDraw-Datei zur Verfügung stellen, allerdings brauche ich dazu die Hilfe eines (des) Administrators.


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  • Selberätzen für Jedermann Teil_07


    1. Zeichnung (ff):
    Da wir in Folge gefüllte Konturen ohne Umriß benötigen, haben wir ein kleines Problem. Gefüllte Objekte sind nur mit geschlossenen Pfaden zu erreichen. Die meisten dxf-Dateien bestehen jedoch aus einer Fülle von Einzelobjekten. Bei CorelDraw gibt es eine sehr nützliche Funktion (Anordnen / Pfad schließen / Nächstliegende Knoten mit Geraden), die wir nun einzeln für alle nicht kreisförmigen (die sind bereits ein geschlossener Pfad) Objekte anwenden. Beim ersten Teil, den wir bearbeiten (Teil 190) sind für die Außenkontur 5 Objekte auszuwählen - 4 gerade Linien und 1 Kreisbogen. Entweder wählen wir die Einzelteile mit gedrückter Shift-Taste und Maus einzeln an, oder einfacher wir wählen alles aus und deaktivieren mit gedrückter Shift-Taste die beiden Kreise. Zur Kontrolle ob der Pfad geschlossen ist kann man kurz bei ausgewähltem Objekt mit der linken Maustaste auf eine beliebige Farbe klicken - wenn alles OK ist, dann füllt sich das Objekt, wenn nicht dann ist im Pfad irgendwo eine Lücke - am Besten mit UNDO zurücksetzen und noch einmal probieren. Wenn alle Objekte geschlossen sind, dann färben wir alle Löcher oder Durchbrüche in rot und alle Aussenkonturen in schwarz. Damit alle Objekte sichtbar bleiben muß man eventuell die Reihenfolge mit der Funktion Anordnen / Anordnung / nach vorn od. nach hinten ... ändern. Bei den Teilen mit unterschiedlicher Vorder- Rückseite machen wir das genauso - der Kreis der nur auf einer Seite zur Beachtung kommt, wird jedoch nicht gefüllt, sondern (damit er sichtbar bleibt) mit einer blauen Umrandung versehen (Kreis anwählen und mit rechter Maustaste auf blau klicken). Das Endergebnis sollte dann so aussehen.


    Derzeit im Bau: Willys Jeep, Spezialbau aus Karton und Ätzteilen auf Basis eines Kartonmodells.

  • Selberätzen für Jedermann Teil_08


    1. Zeichnung (ff):
    Als nächstes werden wir die Löcher und Durchbrüche (alles, was jetzt rot ist) auch wirklich aus den Objekten ausschneiden. Dieser Schritt erleichtert uns die Arbeit in den folgenden Phasen nämlich ungemein. Dazu muß die Funktion Fenster / Andockfenster / Formen aktiviert werden; standardmäßig erscheint auf der rechten Seite ein zusätzliches Werkzeugmenü, bei dem wir die Funktion Zuschneiden anwählen und Quellobjekt + Zielobjekt ohne Haken verwenden.


    Derzeit im Bau: Willys Jeep, Spezialbau aus Karton und Ätzteilen auf Basis eines Kartonmodells.

  • Selberätzen für Jedermann Teil_09


    1. Zeichnung (ff):
    Nun zommen wir auf den ersten Teil (Teil 190) und wählen die beiden roten Kreise aus. Dann klicken wir auf Zuschneiden und klicken anschließend auf die schwarze Fläche von Teil 190 und schon sind die beiden Löcher ausgeschnitten (wäre toll, wenn das bei den Papierteilen auch so schnell und exakt möglich wäre). Auf diese Art und Weise verfahren wir mit allen roten und schwarzen Flächen. Bei den beidseitigen Teilen ordnen wir die Reihenfolge wieder so, daß die blauen Kreise sichtbar sind.


    Derzeit im Bau: Willys Jeep, Spezialbau aus Karton und Ätzteilen auf Basis eines Kartonmodells.

  • Selberätzen für Jedermann Teil_10


    1. Zeichnung (ff):
    Die schwarzen Teile entsprechen nun unseren Ätzteilen. Die blauen Kreise wandeln wir in blaue Flächen (ohne Umriß) um und lassen sie auf den schwarzen Teilen draufliegen (nicht ausschneiden). Die Zeichnung der anderen Seite mit den gestrichelten Linien brauchen wir jetzt nicht mehr und löschen sie weg. Wir haben ja die blauen Flächen, die uns erinnern, daß diese Teile etwas besonderes sind.


    Derzeit im Bau: Willys Jeep, Spezialbau aus Karton und Ätzteilen auf Basis eines Kartonmodells.

  • Selberätzen für Jedermann Teil_11


    1. Zeichnung (ff):
    Die Filmbasis wird eine schwarze Fläche sein. Wenn wir nun die schwarzen Teile auf dieser schwarzen Fläche ablegen, dann haben wir das Kunstwerk 'Neger in der Nacht - mit geschlossenen Augen', das ist nicht gut. Daher werden wir die Teile mit einem Rahmen umgeben. Wir aktivieren die Funktion Fenster / Andockfenster / Kontur. Anschließend wählen wir einen schwarzen Teil aus und stellen beim Konturwerkzeug folgende Parameter ein: Außen - Abstand 1,5 mm - 1 Schritt und klicken auf zuweisen. In der unteren Reihe wählen wir als Füllfarbe gelb (der Rand wird zwar später weiss sein, aber weiss ist auf weissem Hintergrund so schlecht zu sehen - da wären wir beim Kunstwerk 'Eisbären im Schneesturm - wieder mit geschlossenen Augen', das ist auch nicht gut. Die Kontur und der schwarze Teil sind nun eine Kombination - leider gibt es mit Kombinationen in CorelDraw erfahrungsgemäß bei einigen Druckern und auch bei der Ausgabe auf Fotosatzmaschinen Probleme (die werden schlichtweg bei der Ausgabe ignoriert und dann sind wir wieder beim Kunstwerk 'Neger in der ....'. Also wählen wir die Funktion Anordnen / Kombination Konturgruppe aufheben und haben als Endresultat 2 Objekte.


    Derzeit im Bau: Willys Jeep, Spezialbau aus Karton und Ätzteilen auf Basis eines Kartonmodells.

  • Selberätzen für Jedermann Teil_12


    1. Zeichnung (ff):
    Wenn wir nun die gelben Flächen weiss färben würden und das ganze auf einem schwarzen Hintergrund plazieren, hätten wir bereits die Basis für schöne Ätzteile - allerdings wäre die Freude beim Ätzen von kurzer Dauer, denn wenn die Teile aus dem Blech herausgeätzt sind, dann lösen sie sich, fallen zu Boden und sind mit Tränen in den Augen leider als unbrauchbarer Schrott in den Tiefen der Ätzanlage verschwunden. Daher müssen wir nun noch kleine Haltestege erzeugen. Erfahrungsgemäß reichen bei kleinen Teilen 1 Steg, bei größeren Teilen 2 Stege und bei Riesenteilen viele Stege. Die Dicke dieser Stege richtet sich nach der Dicke des Blechs (hat mit dem Unterätzen zu tun) und sollte so dünn wie möglich aber mindestens doppelt so dick, wie das Blech sein. Wir werden Stege von 0,5 mm Breite verwenden. Dazu zeichnen wir uns eine Linie mit 0,5 mm Stärke und 1,9 mm Länge (kann auch ein Rechteck ohne Umriß sein). Dies ist unsere Basislinie die wir immer wieder duplizieren (Ctrl - D) und die aus 1,5 mm Konturstärke + 2×0,2 mm Überstand abzuleiten ist. Da wir nicht wissen, ob wir waagrechte oder senkrechte Haltestege brauchen, machen wir uns noch eine zweite Basislinie um 90 Grad verdreht.


    Derzeit im Bau: Willys Jeep, Spezialbau aus Karton und Ätzteilen auf Basis eines Kartonmodells.

  • Selberätzen für Jedermann Teil_13


    1. Zeichnung (ff):
    Nun werden wir uns ein wenig mit den Ausricht-Werkzeugen von CorelDraw beschäftigen. Für den ersten Teil (Teil 190) brauchen wir einen senkrechten Haltesteg.
    Haltestege sollten nach Möglichkeit immer auf geraden Kanten angesetzt werden, immer unter Bedacht, daß der Teil später genau an dieser Stelle abgezwickt wird (daher der Konturabstand von 1,5 mm - da kommt man mit einem kleinen Seitenschneider gerade noch schön dazu und verbraucht möglichst wenig Ätzlösung - d.h. je weniger Material weggeätzt wird, desto öfter kann mit einer Füllung gearbeitet werden, bevor die Ätzlösung ausgetauscht werden muß). Man kann die Teile allerdings auch mit einem scharfen Cutter abschneiden, sollte die Teile dabei aber mit einem Finger fixieren, denn es sind immer die kleinsten Teile, die runterfallen (frei nach Murphy) und Ostern ist eigentlich schon vorbei. Der Rest vom Steg wird dann mit einer Feile versäubert - daher immer dran denken, wo man die Stege setzt, denn nichts ist leichter, als sich die Arbeit unnötig schwerer zu machen.
    Zurück zu unserem ersten Steg - duplizieren und dann auf der gelben fläche mittig/oben ausrichten. Bei Coreldraw kann man beliebig viele Teile auswählen - ausgerichtet wird immer am zuletzt gewählten Teil. Also (duplizierten) Steg auswählen + Shift + gelbe Fläche auswählen, dann Taste C (vertikel zentrieren), dann Taste T (oben ausrichten) voilá Steg sitzt genau am oberen Rand in der Mitte. Nun irgendwo auf eine freie Fläche klicken, damit alle Teile abgewählt sind. Im unteren Teil des Bildschirms kann nun ein Schrittweitenabstand (der ist nur da, wenn nichts ausgewählt ist) von 0,1 mm eingestellt werden. Steg anwählen und mit den Cursor- (Pfeil-) Tasten zweimal nach oben gedrückt = Steg 0,2 mm nach oben verschoben.
    Diese Prozedur wird nun bei allen Teilen durchgeführt, wobei alle Teile mit einem Steg auskommen. Anschließend werden alle zu einem Teil gehörigen Flächen gruppiert (Ctrl - G).


    Derzeit im Bau: Willys Jeep, Spezialbau aus Karton und Ätzteilen auf Basis eines Kartonmodells.

  • Hallo fuchsjos,
    ich verfolge deinen Bericht mit allergrößtem Interesse. Ein wirklich interessanter Einblick in diese Technik. Bitte weiter so!!
    Bin schon gespannt auf das eigentliche Ätzen und die benötigten Hilfsmittel.


    Gruß
    Jan

  • Hallo Josef,


    muss mich Jan anschließen. Habe noch einige Sache zum Ätzen herum liegen, aber selberätzen ist schon eine Weile her und die Tips von einem Profi sind immer Wilkommen.


    Weiter so!


    Viele Grüße


    Marco

    I told you i will back :D

  • Selberätzen für Jedermann Teil_14


    1. Zeichnung (ff):
    Die beschriebenen Funktionen und Abkürzungen sind natürlich von der jeweiligen CorelDraw-Version und Konfiguration abhängig, können also auch anders sein. Ich verwende CorelDraw_11 und habe mir die wichtigsten Funktionen als direkt anwählbaren Befehl konfiguriert (Anpassen!). Sollte jemand Probleme beim auswählen der Objekte haben, dann empfehle ich die Überprüfung, ob die Funktion 'als gefüllt betrachten' deaktiviert ist, sonst wird immer das zuoberst liegende Objekt angewählt.


    Derzeit im Bau: Willys Jeep, Spezialbau aus Karton und Ätzteilen auf Basis eines Kartonmodells.

  • Selberätzen für Jedermann Teil_15


    2. Film:
    Nach diesen Arbeiten ist der erste Punkt - Zeichnung - abgeschlossen und wir wenden uns den Filmarbeiten zu. Bei einem Blick auf unsere Stückliste aus Teil_05 sehen wir, daß einige Teile mehrfach benötigt werden. Das werden wir beim Erstellen der Teile für den Film berücksichtigen.
    Die Anordnung der Teile für den Film sollte mit etwa 2 mm Abstand zueinander erfolgen. In der Statuszeile am unteren Rand kann man bei Anwahl einer Teilgruppe die Abmessungen ablesen. Beim Teil 190 (Gruppe!) sieht man hier eine Breite von 8,8 mm und eine Höhe von 8,393 mm. Wir werden daher im Abstand von 10 mm horizontale Duplikate erstellen. Mit dem Andockfenster Änderung / Position ist das ganz leicht. Teil anwählen - Postion H: (Horizontal) von 11 mm, V: (Vertikal) von 0 mm - dem Duplikat zuweisen; 4 mal klicken um insgesamt 5 Teile zu erhalten. Die anderen Teile werden ebenfalls entsprechend der Stückliste dupliziert und mit ca. 2 mm Rand zueinander angeordnet. Da wir auf unserem Film gleich mehrere Ladewinden anordnen wollen, markieren wir alle Teile für eine Winde und duplizieren in gleicher Art und Weise.


    Derzeit im Bau: Willys Jeep, Spezialbau aus Karton und Ätzteilen auf Basis eines Kartonmodells.

  • Selberätzen für Jedermann Teil_16


    2. Film (ff):
    Das Rechteck färben wir schwarz und legen es in den Hintergrund. Dann werden alle Objekte angewählt und die Gruppen aufgelöst (Gruppierung aller Objekte aufheben). Dadurch haben wir alle Objekte als Einzelteile vorliegen. Mit der Shift Taste wählen wir nun alle gelben Teile an und färben sie weiss. Das geht am einfachsten im Objektmanager, wenn die Ebenen-Manager-Ansicht angeklickt und dann die Seite aufgeklappt wird. In der Liste werden mit Ctrl (Strg) alle gelben Objekte angewählt und umgefärbt. Als Fleißaufgabe werden wir noch alle Teile mit Teilenummern versehen, indem wir beim Teil mit weissen Lettern auf schwarzem Grund schreiben. Texte bei einer Ladewinde einfügen, dann alle Texte gruppieren und auf die anderen Ladewinden duplizieren, wobei das notwendige Maß für die Verschiebung aus der Position der Teile (Statuszeile) ausgerechnet werden kann. Dann werden wir die 6 Textgruppen zu einer Gruppe zusammenfassen.


    Derzeit im Bau: Willys Jeep, Spezialbau aus Karton und Ätzteilen auf Basis eines Kartonmodells.

  • Selberätzen für Jedermann Teil_17


    2. Film (ff):
    Damit die beiden Filme für die Vorderseite und die Rückseite lagerichtig zueinander positioniert werden können, brauchen wir noch Paßmarken. Dazu vergrößern wir das schwarze Hintergrundrechteck um 10 mm rundherum und plazieren in die Ecken 4 Fadenkreuze. Die Linienstärke der Fadenkreuze sollte so dünn wie möglich sein; 0,05 mm für die Belichtung auf Fotosatzmaschinen und 0,1 mm für die Druckausgabe auf den eigenen Drucker.


    Da unser Film die Abmessung von 130×125 mm hat, werden wir versuchen, mit einem Eigenausdruck zurecht zu kommen. Für die spätere Bestimmung der richtigen Lage ist eine Beschriftung sehr anzuraten, in unserem Fall werden wir das Ding beim Namen nennen.


    Ob die Filme in brauchbarer Qualität auch auf dem eigenen Drucker ausgegeben werden können, hängt sehr stark vom Druckverfahren (Laser od. Tintenstrahl), dem verwendeten Fabrikat und dem Ausgabemedium ab. Benötigt werden transparente Ausdrucke mit lichtdichtem schwarzem Aufdruck, d.h. gegen das Licht betrachtet dürfen die schwarzen Flächen kein oder nur sehr wenig Licht durchlassen.


    Ich arbeite mit Overheadfolien von Epson (Ink Jet Transparencies S041063) in einem HP-Tintenstrahldrucker (HP psc 1210 all-in-one). Damit werden sehr dichte schwarze Ausdrucke erzielt. Leider sind die Ausdrucke aber sehr empfindlich gegen Kratzer und daher beschichte ich die bedruckte Seite mit einem farblosen Schutzlack (Electrolube HPA Schutzlack - bei RS-Components unter der Nummer 290-9476 http://www.rs-components.at) der zwar für die Schutzbeschichtung von Leiterplatten gedacht ist, aber seinen Zweck auch hier sehr gut erfüllt.


    Die leichte Milchigkeit der Folie nach dem Aufsprühen des Lacks verschwindet beim Trocknen wieder und das Ergebnis ist eine glasklare und sehr widerstansfähige plastikähnliche Schutzschicht auf dem Film.


    Leider ist diese Methode für selbstgedruckte Filme nur bei kleineren Formaten anwendbar, da bei größeren Formaten (125×250 mm) die Verzerrungen im HP-Drucker so groß werden, daß Vorderseite und Rückseite nicht mehr genau genug zusammenpassen.


    Da führt dann kein Weg an professioneller Belichtung vorbei. Viele Druckereien und Fotosatzbelichter bieten eine Auftragsbelichtung an und verrechnen hier ca. 7,-- bis 10,-- EUR pro Seite A4. Über die Abwicklung (Formate, Vorlagen, Programme ...) hilft ein Gespräch mit dem Anbieter. Oft kann man auf seine Belichtungen gleich vor Ort warten.


    Wichtig ist nur, daß die Filme für Offsetdruck belichtet werden, d.h. die Farbschicht muß bei lagerichtiger Anwendung unten sein.


    Derzeit im Bau: Willys Jeep, Spezialbau aus Karton und Ätzteilen auf Basis eines Kartonmodells.

  • Selberätzen für Jedermann Teil_18


    2. Film (ff):
    Die Vorderseite unseres Films ist damit fertig und wir widmen uns nun der Rückseite. Dazu werden zuerst alle Teile zu einer Gruppe zusammengefaßt. Diese Gruppe wird 135 mm vertikal dupliziert. Von der Kopie wird nach dem Auflösen der Gruppierung die Teilenummerierung entfernt. Dann wird wieder alles, mit Ausnahme unserer Filmbeschriftung (Ladekran - Vorderseite) wieder gruppiert und alles horizontal gespiegelt. Die Filmbeschriftung wird geändert auf Ladekran - Rückseite. Dann wird die Gruppe wieder aufgelöst.


    Ab jetzt müssen wir sorgfältig darauf achten, keine Teile mehr zu verschieben, da sonst Vorder- und Rückseite nicht mehr zusammenpassen.


    Auf der Rückseite benötigen wir keine Haltestege und entfernen daher alle (die Haltestege von der Vorderseite werden mit halber Materialstärke von 0,1 mm unsere Teile halten).


    Die blauen Kreise auf der Rückseite werden weiss eingefärbt. Die blauen Kreise auf der Vorderseite werden entfernt.


    Damit ist die Filmvorlage fertig und für die Ausgabe auf den Drucker bereit. Die gleiche Datei kann auch für die Ausgabe an einen Satzbelichter verwendet werden. Dazu müßten nur die Fadenkreuze auf dünnere Linien (0,05 mm) umgewandelt werden und sehr empfehlenswert wäre, alle Texte in Kurvenobjekte umzuwandeln, da es sonst zu Problemen mit den Schriften kommen könnte. Bei CorelDraw geht das bei angewählten Texten mit der Funktion Anordnen / in Kurven konvertieren.


    Derzeit im Bau: Willys Jeep, Spezialbau aus Karton und Ätzteilen auf Basis eines Kartonmodells.

  • Selberätzen für Jedermann Teil_19


    2. Film (ff):
    Die Ausgabe auf den Drucker erfogt natürlich in der besten zur Verfügung stehenden Qualität und gespiegelt. Der Text zeigt uns wie die Folie auf das Blech aufgelegt wird (muß lesbar sein) und bei einer normalen Ausgabe wäre die Reihenfolge dann Druckfarbe - Folie - Blech(beschichtung). Da die Folien ca. 0,2 mm dick sind, würde das Licht durch die Folie gebrochen werden bis es auf die Blechbeschichtung auftrifft und würde verschwommene Kanten erzeugen. Daher müssen wir den Ausdruck spiegeln.


    Dann ergibt sich die richtige Reihenfolge Folie - Druckfarbe - Blech(beschichtung).


    Der fertige Ausdruck wird dann eventuell mit Schutzlack beschichtet und bis zum endgültigen Trocknen (staubfrei) zur Seite gelegt.


    Derzeit im Bau: Willys Jeep, Spezialbau aus Karton und Ätzteilen auf Basis eines Kartonmodells.

  • Selberätzen für Jedermann Teil_20


    2. Film (ff):
    Nachdem ich meine Filme fertig ausgedruckt und lackiert hatte, wurde ich bei der Montage der Vorder- u. Rückseite unangenehm überrascht. Leider waren die Verzerrungen bei meinem Drucker so groß (diagonal >0,5 mm), daß die Filme unbrauchbar waren. Also mußte ich die CorelDraw-Dateien kurz überarbeiten (Linienstärke - Fadenkreuz) und den Film doch professionell belichten lassen. Glücklicherweise habe ich 10 Minuten von meiner Wohnung entfernt ein Reprostudio, wo auch Lohnbelichtungen angeboten werden. Der Preis von EUR 7,50 pro A4-Seite ist durch die Topqualität (>3500 dpi, null Verzerrungen, absolut lichtdicht) allemal gerechfertigt, vor allem weil jeder Film ja beliebig oft verwendet werden kann. Inwieweit der eigene Drucker für die Filme verwendet werden kann, muß man mit einem Probedruck feststellen. Vorder- und Rückseite auf einem Lichtpult oder gegen das Fenster (bei Tageslicht) gehalten, müssen mit den Fadenkreuzen bei allen vier Ecken passen, andernfalls bleibt nur der Weg zur Profi-Belichtung.


    Derzeit im Bau: Willys Jeep, Spezialbau aus Karton und Ätzteilen auf Basis eines Kartonmodells.

  • Selberätzen für Jedermann Teil_21


    2. Film (ff):
    Der Film muß dann vor der weiteren Verarbeitung zu einer sogenannten Filmtasche zusammengeklebt werden. Dazu schneidet man sich ein Stück Karton zurecht der etwa so dick, wie das verwendete Blech ist. In der Mitte schneidet man ein Fenster aus, passend für die Größe des verarbeiteten Blechs - in unserem Fall 130×125 mm, außen läßt man einen Steg von mindestens 1,5 cm und maximal die Größe der Belichtungsanlage. Auf die eine Seite des Kartons klebt man dann rundherum den Film für die Rückseite mit Tesa, Scotchtape oder ähnlichem fest und erzeugt damit quasi ein Fenster mit Rahmen für das Blechstück. Auf die andere Seite klebt man dann den Film für die Vorderseite, jedoch nur mit einer Längsseite, damit der Film aufklappbar bleibt. Bei dieser Verklebung ist es extrem wichtig, daß die Fadenkreuze der beiden Filme ganz genau übereinander liegen. Das kontrolliert man am Besten mit einem Lichtpult oder gegen das Fenster bei Tageslicht (bei Nacht wäre sonst wieder der Film "Neger in der Nacht ..." auf dem Programm).


    Derzeit im Bau: Willys Jeep, Spezialbau aus Karton und Ätzteilen auf Basis eines Kartonmodells.

  • Selberätzen für Jedermann Teil_22


    2. Film (ff):
    So vorbereitet, ist die Filmtasche bereit, Futter für die Belichtung aufzunehmen. Bisher haben wir nur Hirnschmalz investiert, nun muß das erste Mal Geld ausgegeben werden. Für Material zum Selberätzen kann ich wärmstens die Firma Saemann empfehlen (http://www.saemann-aetztechnik.de/index.html). Dort erhalten wir unser Material zum Ätzen: Messingblech 0,2 mm, positiv beschichtet, 125 × 250 mm - EUR 6,50. Dieses Blech muß noch auf das notwendige Maß zugeschnitten werden, in unserem Fall müssen die 250 mm auf 130 mm gekürzt werden. Schneiden kann man die Bleche entweder mit einer Blech-Schlagschere oder genauso wie dicker Karton, nämlich mit Stahllineal und Cutter - funktioniert wirklich, man muß nur mit dem Messer mehrmals das Lineal entlang fahren. Alle anderen Möglichkeiten, wie Blechschere, große Papierschere, usw. funktionieren genausogut, allerdings wird das Restmaterial aufgrund starker Verformung nicht mehr zu verwenden sein. Das zu belichtende Blech muß vollkommen eben sein. Das zurecht geschnittene Stück wird dann von der Lichtschutzfolie befreit (dafür ist keine Dunkelkammer notwendig, gedämpftes Raumlicht ist kein Problem bei der Verarbeitung) und in die Filmtasche eingeklebt (mit Tesa, etc.). Deckelfilm drauf und auch mit Klebestreifen fixiert. Wichtig ist, daß nach der Montage nichts mehr verrutschen kann.
    Alternativ zu den bereits beschichteten Blechen kann man auch blanke Bleche kaufen, die sind wesentlich günstiger. Für die Beschichtung verwendet man dann Foto-Positiv-Spray von Kontakt Chemie, der im Elektronik-Fachgeschäften zu beziehen ist. Die Verarbeitung ist die gleiche, nur die Belichtungszeit ist kürzer, der Lack muß sehr gleichmäßig aufgetragen werden, und die mechanische Widerstandskraft ist geringer (kann leichter verkratzt werden). Nicht zu vergessen, daß die Bleche vor der Spray-Behandlung sorgfältigst blank gemacht werden müssen (mit feinem Schleifpapier od. einem speziellen Radiergummi).


    Derzeit im Bau: Willys Jeep, Spezialbau aus Karton und Ätzteilen auf Basis eines Kartonmodells.

  • 8o
    Na das nenn ich mal ne Anleitung vom Profi. Ich bin nach wie vor begeistert. Das Wissen hast du dir doch nicht nur durch den Modellbau angeeignet oder?


    In gespannter Erwartung auf den nächsten Teil
    Jan

  • Servus, Jan!


    In 35 Jahren Modellbau sammelt sich schon einiges an Erfahrung an. Ein wenig Elektronik und Chemie als Interessensgebiet bilden eine gute Wissensbasis. Und wenn man dann auch noch seine Hobbys im Beruf austoben kann, dann rundet es das Ganze ab. - Und da ich beruflich auch als Designer werke und zwangsläufig auch die professionelle Seite (Grafik, Druckvorlagen, Drucktechniken ...) kenne, hilft schon enorm.


    In diesem Sinne, Fortsetzung ist schon da.


    Liebe Grüsse
    Josef

  • Selberätzen für Jedermann Teil_23


    3. Belichtung:
    Das Messingblech ist beidseitig mit einem sogenannten Fotolack beschichtet. Bei den fertig beschichteten Platten ist dieser Lack im Tauchverfahren aufgebracht und daher sehr dünn und gleichmäßig. Dieser Speziallack verändert bei UV-Licht seine chemischen Eigenschaften, bzw. es verändert sich seine chemische Beständigkeit (in Wirklichkeit läuft hier ein relativ komplizierter chemischer Prozess, der mit Polymerisation zu tun hat, aber das ist für das gewünschte Ergebnis unwichtig). Wichtig für uns ist nur, daß alle Stellen die bei der Belichtung dem UV-Licht ausgesetzt werden, bei der Entwicklung verschwinden und das Blech angreifbar machen. Die Belichtung erzeugt daher ein 100% identisches Abbild des Films auf dem Blech, daher ist auch so große Sorgfalt und Genauigkeit von Nöten, da bei diesem Prozess keine Korrekturmöglichkeiten vorhanden sind (hier kann absolut nichts hingetrimmt werden). Um nun Fehlerquellen von vornherein auszuschliessen, sollte unsere Belichtungsanlage den Film fest auf das Blech drücken und zusätzlich noch gegen eine Glasplatte pressen, die dann von unten mit UV-Licht (meist Leuchtstoffröhren) bestrahlt wird. Im einfachsten Fall kann der ganze Sandwich auch zwischen zwei Glasplatten gelegt werden und mit einer UV-Glühlampe (in der Schreibtischleuchte) bestrahlt werden, allerdings kann hier keine gleichmäßige Flächenbeleuchtung erzielt werden (was die Größe der Bleche erheblich einschränkt) und weiters sollte man hier keine normalen Glasscheiben verwenden (die haben grundsätzlich einen hohen Bleianteil und wirken daher als UV-Filter) sondern muß bei einer Glaserei spezielle Kristallglasscheiben (UV durchlässig) besorgen. Wesentlich besser und komfortabler geht das mit einer Belichtungsanlage, für die wir allerdings das zweite Mal Geld in die Hand nehmen. Ab EUR 102,30 bei Saemann ist man dabei.


    Sollte übrigens jemand Interesse an meiner Kontaktadresse für die Filmherstellung haben, ersuche ich um eine PN. Die Dame, die das macht ist sehr nett und kann direkt von CorelDraw-Dateien Version 4-12 ausbelichten. Pro A4 Seite kostet das EUR 7,50 und die Dateien kann man mit E-Mail schicken. Ich verdiene da nichts daran, sondern biete das nur aus Gefälligkeit an, weil die Dame wirklich sehr nett ist und mir auch schon einige Gefallen erwiesen hat (Expressbelichtungen, innerhalb von 2 Stunden, wovon die Belichtungsanlage selbst 1 Stunde Aufwärmzeit benötigt). Außerdem war Ihr Vater Modellbauer (soweit ich das mitgekriegt habe, hat er einige Schiffe von Wilhelmshaven gebaut, Sie hat also Verständnis für unser Hobby) und Sie ist auch Biker(in), so wie ich.


    Derzeit im Bau: Willys Jeep, Spezialbau aus Karton und Ätzteilen auf Basis eines Kartonmodells.

  • Selberätzen für Jedermann Teil_24


    3. Belichtung (ff) :
    Nach ca. 8 Minuten ist die erste Seite fertig. Die Belichtungsdauer ist übrigens stark von der verwendeten Anlage abhängig. Die ideale Zeitdauer muß man mit einem kleinen Test ermitteln. Wie das funktioniert ist genau auf einem Datenblatt beschrieben, daß Saemann mit jeder Lieferung mitsendet. Das Ganze wird gewendet (und bei kleiner Flamme gar geröstet - Nein, das ist ein anderer Thread) und die andere Seite wird genau so lange belichtet. Dann wird das Blech wieder sorgfältig ausgepackt (von den Klebestreifen befreit) und bei einem ersten Blick gegen das Licht ist die Filmkontur schon leicht verschwommen zu sehen. Damit das deutlicher wird, kommen wir zu Punkt 4 - Entwicklung.


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  • Selberätzen für Jedermann Teil_25


    4. Entwicklung:
    Dieser Punkt klingt sehr nach Alchemielabor mit all seinen Reagenzgläsern, Kolben, Flammen, Rauchschwaden ... und ist eigentlich der einfachste Schritt des ganzen Prozesses. Man nehme 7 g Ätznatron (ist um ein paar Euronen zum Kilopreis in Drogerien und Apotheken erhältlich) und löse es in 1 l handwarmen Wasser. Wenn man den Spezial-Entwickler bei Saemann um EUR 9,50 für 5 Beutel (=5 l Entwickler) kauft, dann spart man sich das abwägen (wobei ich glaube, daß die abgewogene Kleinverpackung das einzige spezielle ist). Die Lösung setzt man am besten in einer flachen Kunststoffschale an und legt das belichtete Blech in diese Lösung. Mit einem (Maler-)Borstenpinsel streicht man nun über die Oberfläche und nach kurzer Zeit löst sich der belichtete Lack in Wolken auf. Ein Kontrollblick auf die andere Seite und schon ist die Angelegenheit erledigt. Die Ätzlösung kann mehrfach verwendet werden, sollte aber in einer luftdicht verschlossenen Flasche (für Kinder, Haustiere und Unwissende unerreichbar) aufgehoben werden. Nach Möglichkeit sollte man dafür aber aus Sicherheitsgründen keine Lebensmittelflaschen verwenden und die Flasche klar und deutlich beschriften. Beim Spezial-Entwickler von Saemann bekommt man für diesen Zweck selbstklebende (schon beschriftete) Etiketten kostenlos mitgeliefert. Obwohl Natronlauge (das entsteht beim Auflösen von Ätznatron in Wasser) in hoch konzentrierter und heißer Form zu den agressivsten Chemikalien gehört (hochkonzentrierte Natronlauge kann ganze menschliche Körper in kürzester Zeit komplett auflösen), ist die Verwendung unproblematisch, denn unserer Lösung ist so schwach, daß kaum Gefahr von Ihr aussgeht. Ich greife zum Umdrehen der Bleche auch kurz hinein und spüle die Hand dann gleich mit Wasser, solange der natürliche Säure/Fett-Schutzmantel der Haut vorhanden ist, kann ein kurzer Kontakt mit der Lauge keine Schäden anrichten. Kürzlich hatte ich jedoch einige Kratzer vom Spielen mit meinen Katzen an der Hand und seither verwende ich Gummihandschuhe (Auuuutsch!).
    Diverses chemisches Hilfsmaterial, wie Schalen, Flaschen, Meßgläser, etc ... gibt es praktischer Weise auch bei Saemann - siehe Katalog oder Komplettpreisliste.


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  • Selberätzen für Jedermann Teil_26


    5. Ätzen:
    Der letzte Punkt in unserer Liste ist gleichzeitig der spannendste, den nun können wir das Ergebnis unserer bisherigen Mühen im Entstehen beobachten. Beim Ätzen wird mit einer Chemikalie das Messing- od. Neusilberblech Atom für Atom aus dem Kristallverbund des Metalls abgelöst; und zwar im wahrsten Sinn des Wortes gelöst, denn die Metallatome fallen nicht etwa als Niederschlag aus, sondern gehen eine chemische Verbindung mit der Ätzlösung ein. Alles was dabei zu sehen ist - das Metall wird weniger und die Flüssigkeit verändert ihre Farbe von farblos zu blau(grün). Damit dieser Prozess reibungslos funktioniert muß die Ätzlösung auf ca. 50 Grad Celsius erwärmt werden und die Flüssigkeit muß in Bewegung sein, damit gesättigte Flüssigkeitsteile mit ungesättigten im Austausch stehen und eine gleichmäßige Materialabtragung erfolgen kann. Dies ist ein sehr wichtiger Punkt, denn wenn das Material nicht gleichmäßig abgetragen wird, dann kann es passieren, daß an einer Stelle noch Material zu entfernen ist, während an einer anderen Stelle schon die Haltestege unterätzt werden und verschwinden (dann verschwindet auch der Halt des Bauteiles und er ist für immer verloren, denn es ist nahezu unmöglich in einer schmalen Küvette, die mit heißer, ätzender Flüssigkeit gefüllt ist, einen Bauteil mit wenigen Millimetern rauszufischen, zumal er auch noch herunmgewirbelt wird). Daher gestalte ich meine Filme so, daß kleine und große Teile nach Möglichkeit auf separaten Blechen angeordnet sind.
    Ätzanlgagen, die die vorgenannten Features aufweisen, gibt es ab EUR 74,20 bei Saemann. Die Chemie dazu (Natriumper(oxid)sulfat) kostet 10,20 per kg, wobei 250 - 300 g in einem Liter (heißem - 40 Grad) Wasser gelöst werden. Als Ätzmittel kann auch EisenIIIChlorid verwendet werden, daß ist billiger - hat aber den Nachteil, daß es nicht durchsichtig ist (bleibt) und in Ätzanlagen zur Schaumbildung neigt (man arbeitet im Blindflug).
    Die Ätzlösung ist mehrfach verwendbar und wird einfach ausgetauscht, wenn der Ätzvorgang nicht mehr im normalen Tempo abläuft. Bei meiner Anlage dauerte der Vorgang mit unserem Musterblech ca. 35 Minuten. Verbrauchte Lösungen (Entwickler und Ätzlösung) dürfen nicht einfach in den Ausguß geleert werden, sondern sollten als Sondermüll entsorgt werden. In Österreich gibt es für diesen Zweck in fast allen Gemeinden Problemstoff-Sammelstellen, bei denen man Haushaltsmengen (1-2l) in beschrifteten Gefäßen kostenlos abgeben kann.
    Ehe wir mit dem Ätzen beginnen, sollte die Anlage auf ca. 40 Grad Celsius vorgeheizt werden. Ab dieser Temperatur läuft der Prozess im idealen Bereich, die Temparatur sollte jedoch nicht über 60 Grad hinausgehen, da geht alles wesentlich langsamer und Geschwindigkeit ist der Schlüssel zum Erfolg. Je schneller geätzt wird, desto besser das Ergebnis (desto glatter und genauer sind die Konturen).


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  • Selberätzen für Jedermann Teil_27


    5. Ätzen (ff) :
    Wenn alle Zwischenräume bei den Haltestegen frei geätzt sind, dann wird das Blech aus der Anlage entfernt und mit Wasser gründlich gespült. Anschließend stehen die Bauteile zur weiteren Verarbeitung bereit. Der Fotolack kann auf den Blechen verbleiben, da er einerseits als Grundierung für anschließende Lackierung fungiert und andererseits beim Löten nicht stört (lötfähig). Das Entfetten vor dem Lackieren kann man sich übrigens unmittelbar nach dem Ätzen auch sparen, da jegliche Fettschicht den Ätzvorgang unter Garantie nicht überlebt. Falls man den Fotoloack doch entfernen möchte, dann hilft ein gründliches Bad in Aceton oder Nitroverdünnung bei gleichzeitiger Behandlung mit einem Borstenpinsel. Der Lack ist verdammt widerstansfähig und haftet sehr gut auf dem Metall.
    Die Gesamtkosten für unsere Erstausrüstung belaufen sich damit auf (6,50 + 102,30 + 9,50 + 74,20 + 10,20) EUR 202,70. Für weitere Ätzungen fallen dann nur mehr die laufenden Kosten für die Bleche und die Chemie (und eventuell die Filme) an. Die Erstausrüstung Chemie reicht jedoch für ca. 6-8 Bleche mit 0,3×125×250 mm, daß sind rund 3,30 pro Blech und auf 250×125 mm sind eine Menge Teile unterzubringen. Die Teile für das komplette Geschütz sIG-33 (guckst du da http://www.kartonbau.de/wbb2/t…hp?threadid=1940&sid= sind auf 8 Blechen verteilt, bei Optimierung aber auch auf 7 Blechen unterzubringen, d.h. EUR 128,10 inkl. Filmbelichtung für ein Modell-Unikat und ca. 6 Monate Bastelspaß. Eine wichtige Zutat für das 'Selberätzen' haben wir in unserer Rechnung noch vergessen: Ca. 1,5 kg Hirnschmalz, aber daß ist sowieso unbezahlbar.
    Zum Abschluß werden wir nun einen Ladekran zum Test zusammenbauen.


    Derzeit im Bau: Willys Jeep, Spezialbau aus Karton und Ätzteilen auf Basis eines Kartonmodells.

  • Selberätzen für Jedermann Teil_32


    Dann wird die Kante mit Lötpaste bestrichen und verlötet. Dazu wird ein Lötkolben mit mindestens 50 Watt benötigt, da das Messingblech ein sehr guter Wärmeleiter ist und mit zu wenig Leistung keine ausreichende Erwärmung der ganzen Lötstelle erreichbar ist.


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  • Selberätzen für Jedermann Teil_33


    Nach dem Löten müssen die Lötstellen unbedingt gereinigt werden, da die Lötpaste in der Regel Salzsäure als Flußmittel enthält. Ich verwende dazu einen Borstenpinsel, Wasser und ein Stück Küchenrolle als Untergrund.


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  • Selberätzen für Jedermann Teil_35


    Zusätzlich kann man die Kanten noch nachschleifen und glätten. Dazu verwende ich mein Lieblingswerkzeug, den Schleif-Pen von Proxxon. Ohne diesem tollen Hilfswerkzeug wären die vielen Schleifarbeiten die reinste Hölle für mich.


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