Ölversorgung auf See

  • Hallo Modellfreunde,
    wer weiß, wie die Ölübertragung z. B. von der Altmark zur Graf Spee funktionierte. Von US amer. Schiffen kennt man Bilder. Wie machten das die Leute von der Marine?



    Mit freundlichen Grüßen


    modellschiff

                                                                                   Artikel 1 GG:

    Die Würde des Menschen ist unantastbar.

    Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt



  • Wie's die Altmark gemacht hat, weiß ich nicht - die Hilfskreuzer haben ihr Öl aber so übernommen, wie's gerade ging - im Schlepp oder über die Seite - je nach verfügbarem Material und äusseren Gegebenheiten.


    Viele Grüsse
    Michael

  • Hallo aus Hamburg!


    Die Altmark konnte andere Schiffe über den Bug, übers Heck (da mussten die Schiffe hintereinander herfahren) und auch zur Seite versorgen.
    Auf Fotos habe ich allerdings nur die Versorgung über Bug und Heck gesehen.
    Schönes Wochenende!


    Piet

  • Also zur Altmark habe ich auch noch nichts gesehen,
    aber bei flüssigen Stoffen, Treibstoff, Öl, Wasser, kann es über Bug oder Heck beim hintereinander Fahren, seitwärts beim nebeneinander Fahren oder längsseits angelegt, bei festen Stoffen, Verflegung, Munition, Torpedos und anderes geht es nur länmgsseits, dann kann/wurde auch gleich flüssige Stoffe übergeben, jedenfals wurde es damals, zu meiner Zeit, bei der VM sogemacht.

    Gruß Norbert


    DUOSAN & KITTIFIX kleben alles


    [SIZE=10]Norberts Ostseewerft an der Elde :
    I.] Konstktionsbüro :
    - VM - Rettungsschiffe - "R11" & "R-21" , Umgebaute MLR-Schiffe Typ Habicht,
    II.] auf Helling : Musterbau für Rettungsschiffe, sowie R-Boot Typ "R401-R498"

    Edited once, last by Minensucher ().

  • Moin Modellschiff,
    ja, das bei der Kriegsmarine gängige Verfahren war die Bug-Heck-Versorgung - gerade auch bei größeren Schiffen. Ansonsten ging man auch in See längsseits, wenn es die Wetter- und Seegangsverhältnisse erlaubten. Allerdings wurde dieses "alte" Verfahren zum Teil auch noch bei der Bundesmarine praktiziert - wir haben mit dieser Methode einmal mit dem (alten) Tender Rhein vom Troßschiff Kraftstoff übernommen, wobei das aufnehmende Schiff immer achtern steht. Verfahren ist aber sehr aufwändig, bei sehr geringer Vormarchgeschwindigkeit. Auch haben wir vom Tender aus auf diese Weise Schnellboote Kl. 148 versorgt, die sich in eine Schleppleine haben einsacken lassen. Damit der Übergabeschlauch richtig schwimmt, wird er mit Luft aufgeblasen, vom Übernehmenden mühsam an Bord geholt, entlüftet, angeschlagen und dann wird Krafstoff gepumt. Die heute gängigen Verfahren "Manila-Hochleine" für Stückgut/Paletten und "Spanwire" für Kraftstoff/Wasser, wobei beide Schiffe nebeneinander herfahren, sind da deutlich praktischer mit Vormarschgeschw. von ca. 10 kn, auch Kursänderungen sind kein Problem, wobei das Aussenschiff mit der Fahrt angehen muss (sonst "hängt" es). Hoffe, ein wenig zum Thema beigetragen zu haben.


    Gruß
    HaJo

  • Moin Modellschiff,


    das angehängte Foto zeigt die Abgabe von Kraftstoff (schwarzer Schlauch) im Querabverfahren. Das Drahtseil von links oben nach rechts unten hält den Schlauch beim zurückziehen zum Versorger. Die Leine mit den farbigen Fähnchen ist die "Abstandsleine" anhand derer sich der fahrende Wachoffizier (sein Mikro sieht man in der rechten oberen Bildecke) orientiert. Zusätzlich wurde bei diesem Manöver noch eine "Postbeutelleine" gefahren (gehalten von den Leuten hinter der oberen Reling) mit der kleinere Stückgüter (zum Beispiel ein kleiner, wasserdichter Postsack) übergeben werden können.


    Ich denke, daß die entsprechenden Verfahren international weitgehend identisch sind (in der Nato gibt es entsprechende Standards), da es sich um schlichte, wenn auch sehr aufwendige Seemannschaft handelt. Ich habe ein altes "Admiralty Manual of Seamanship" von 1967, die dort beschriebenen Rigs ähneln sehr weit den heute verwendeten. Wenn Du ein spezielles Vorhaben hast, könnte ich Dir da eventuell mit Detailinfos weiterhelfen.


    Such mal im Internet nach "Replenishment at Sea", da wird sich so einiges finden.


    Gruß,


    Icke

  • Hallo,


    diese Öl oder Feststof-Übernahme wurde mit neneneinanderfahrenden Schiffe oft durchgeführt. Wie schon beschrieben hieß es dann, wenn wir von achtern aufkamen : Anlauf beginnt. Vorher wurden noch der Verschlußzustand hergestellt, keiner durfte nach unten, keiner rauf.
    Signal, wenn ich mich nicht irre, R =Roger .
    Wenn Schiffe nebeneinander waren , wurde eine Bola geworfen, eine dünne Leine mit einem Gewicht an der Spitze. Der Werfen ließ sie kreisen und dann los. Manchmal waren 2-3 Würfe nötig bis die Leine drüben war. Bei einigen Schiffen wurde auch eine Leine rüber geschossen. An dieser dünnen Leine wurde dann die Arbeitsleine befestigt und von übergebendem Schiff eingeholt.
    Wie schon beschrieben, gab es diese Abstandsleine mit kleinen Fähnchen.Da konnte der Wo sehen ,ob der Abstand gleich blieb,wir auch. Einmal habe ich erlebt , wie der Abstand immer größer wurde.Es herrschte "Zustand" auf der Brücke. Dann gab es einen Knall und die Schlauchverbindung war gebrochen. Schöne Schweinerei, denn das Oberdeck und die Aufbauten waren ölverschmiert. Warum es dazu kam, weiß ich nicht.


    Gruß Harald

  • Hallo Kriegsmarine-Fans


    Quote

    Zitat modellschiff:
    ...wer weiß, wie die Ölübertragung z. B. von der Altmark zur Graf Spee funktionierte...


    Die Versorgung der Einheiten der Kriegsmarine in See ist in mehreren Publikationen ausführlich beschrieben, z.B.:


    - Hans Georg Prager: Panzerschiff Deutschland / Schwerer Kreuzer Lützow, Koehlers Verlagsgesellschaft mbH Herford 1981, S. 232 / 233
    - Jochen Brennecke / Theodor Krancke: Admiral Scheer, Koehlers Verlagsgesellschaft mbH Herford 1955, S. 106 - 110
    - F.W. Rasenack: Panzerschiff Admiral Graf Spee, Koehlers Verlagsgesellschaft mbH Herford 1977, S. 40 - 42
    - Jochen Brennecke: Eismeer Atlantik Ostsee - Die Einsätze des Schweren Kreuzers Admiral Hipper, HEYNE-Verlag München 1963, S. 132/133


    Die Ölversorgung erfolgte im Schleppverband in Heck-/Bug-Übernahme.
    Die Versorgungsleitung wurde dadurch hergestellt, dass der Versorger als vorderes (schleppendes) Schiff bei geringer Fahrt (2 bis 5 kn) über Heck einen Ball mit einer daran befestigten, dünnen Flaggleine zu Wasser läßt.
    Das zu versorgende Schiff nimmt den Ball über Bug auf.
    An der Flaggleine werden anschließend eine dünne Manilaleine, und daran eine dicke Festmacheleine "übergeholt".
    An der Festmacheleine wird danach eine Stahltrosse, die "Schlepptrosse" aufgelaufen, und so eine Schleppverbindung hergestellt.
    An der Schlepptrosse ist dann der zunächst luftgefüllte, ca. 20 cm dicke Ölschlauch befestigt, der an Versorgungsstutzen auf der Back angeschlagen wird.
    Jetzt kann über Flaggensignale der Versorger mit seinen Pumpen das Treiböl in die Tanks des zu versorgenden Schiffs pumpen.
    Dies geschieht in Fahrt. Genannt werden in den o.a. Quellen Fahrtstufen von 2 bis zu 12(!) kn, bei Abständen von Schiff zu Schiff von 200 bis 600 m (?).
    Gleichfalls (anschließend) konnten über einen dünneren Spiralschlauch Schmieröl übernommen werden.
    Andere Versorgungsgüter (Proviant, Munition, Ersatzteile, Bekleidung) wurden im Pendelverkehr mit den Verkehrsbooten beider Schiffe "transportiert". Sogar Torpedos wurden mit speziellen Schlauchbooten "überführt".
    Daraus ist zu ersehen, dass diese Art der Versorgung nur bei relativ ruhiger See erfolgen konnte.
    Zu erwähnen ist auch, dass die im Atlantik und Indischen Ozean operierenden Schiffe auch Proviantvorräte und sogar Treiböl von angehaltenen und später versenkten Schiffen "übernahmen".


    Eine Versorgung "Seite zur Seite" wurde bei der Kriegsmarine nicht praktiziert.


    Freundliche Grüße


    Helmut

    Edited once, last by Helmut Wiesmann ().

  • Hi an alle Interessierten,


    ich muss Helmut voll zustimmmen, es entspricht auch dem, was wir früher von unseren Lehrern bei den A-Lehrgängen im Laufe der Offizierausbildung erfahren haben, dass in der KM die Versorgung entweder im Schleppverband Heck-Bug oder bei längsseits liegenden Fahrzeugen durchgeführt wurde.


    Die Querabversorgung in See bei fahrendem Schiff, das sog. High-line-Manöver übernahm die Bundesmarine nach 1956 von den Alliierten, die diese Art der Versorgung in See schon im WW II praktiziert haben. Demgemäß wurden von der Bundesmarine auch die entsprechenden NATO-Verfahren übernommen, die im Prinzip heute noch gültig sind.


    Allen weiter viel Spaß beim Modellbau


    Michael K.

  • Zitat Michael Kirchgäßner

    Quote

    ...oder bei längsseits liegenden Fahrzeugen durchgeführt...


    Die Versorgung bei längsseits liegenden Schiffen (also im "Stand") wurde durchgeführt in Stützpunkten oder an Liegeplätzen.


    In Einsatzgebieten konnte diese Versorgungsart nur in absoluten Ausnahmefällen in abgelegenen Seegebieten bei bester Sicht und ruhiger See, und möglichst dem Bordflugzeug zur Aufklärung in der Luft, durchgeführt werden, um nicht in gestopptem Zustand durch Feindflugzeuge, -schiffe oder U-Boote überrascht zu werden.
    Bei der geschilderten Ölübernahme in Fahrt konnte die Schlepp- und Schlauchverbindung bei Sichtung von gegnerischen Einheiten geslippt werden, und das Schiff war sofort aktionsfähig.


    Freundliche Grüße


    Helmut