Wie fange ich an?

  • Guten Tag liebe Community,


    ich bin völlig neu in diesem Bereich und weiß nicht so recht wo ich anfangen soll.
    Zu meinem Hintergrund: ich engagiere mich in einem Verein, der sich mit der Geschichte einer der größten deutschen Brauereien beschäftigt. Diese wurde allerdings im Krieg zerstört und dann abgerissen. Sie hatte teilweise sehr wertvolle Gebäude und galt als sehr modern. Ich würde nun gerne diese Brauerei als Kartonmodell nachbauen. Ich habe dazu keinerlei Vorkenntnisse, würde mich aber gerne einarbeiten.
    Für mich stellen sich die Fragen:
    - was ist die Grundausstattung?
    - welche Software kann ich zur Unterstützung verwenden?
    - welches Material verwende ich dafür am besten?
    - welche Literatur würdet Ihr empfehlen?


    Ich weiß nicht, ob ich das schaffen kann. Aber unser Verein kann sich professionelles Modell leider nicht leisten und daher würde ich mich gerne selbst daran versuchen und hoffe dafür auf Eure Unterstützung.


    Viele Grüße,
    Michael

  • Hallo Michael,
    erstmal willkommen hier. Da hast du einen Menge von Fragen. Aufalle kann ich nicht antworten aber einige Hinweise könnten Dir schon weiterhelfen. Wir haben hier im Forum eine Rubrik: Wie mach ich etwas richtig. Da kannst du über die Suchfunktion bestimmt einige Fragen beantwortet kriegen.


    Grundlagen der Kartonbauerei sind Schere, Lineal, Abbrechmesser (9mm 45°, es gibt auch 9mm 30° Marke Olfas )für runde Teile wie Kreise oder Fenster auszuschneiden. Zum Kanten anreißen. Damit man sie besser knicken kann, nimmt man gerne stumpfe Nadeln.
    Wenn Du rd. 24 € investiert kannst Du über


    Dieter Nievergel, Von der zweiten ind die dritte Dimension, 500 Jahre bauen mit Karton eine Liste finden, die sich mit genau dieser Frage beschäftigt.


    Das Buch ist gerade zu Beginn des Oktobers im Aue Verlag erschienen. ISBN 978-3-87029-346-8


    Wichtig ist auch die Recherche über die Industriegebäudeformen der infragekommenden Zeit. Ihr solltet Euch überlegen, zu welchem Zeitpunkt Ihr die Brauerei darstellen wollt. Im heutigen Zustand oder wie ssie früher aussah?
    Wieviel Platz habt Ihr, damit zusammen hängt die Frage des Maßstabes. Der krumme Maßstab 1:87 passt zur HO Modelleisenbahn. Archtektur wird aber gerne in 1:100 konstruiert.
    Damit wären wir bei der Frage nach der Konstruktion. Da kann ich wenig dazu sagen, weil ich mit Konstruktionsprogrammen nicht arbeiten kann.
    Bestimmt wirst Du noch weitere Antorten bekommen. Und keinen Bange, frage nur, wenn etwas unklar ist.
    Ulrich

                                                                                   Artikel 1 GG:

    Die Würde des Menschen ist unantastbar.

    Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt



  • Hallo Ulrich,


    das war schon alles sehr hilfreich.
    Wir werden die Rekonstruktion auf dem Stand vor der Bombardierung 1940 aufbauen.
    Platz ist an sich kein Problem. Der Hinweis auf HO ist aber ganz gut. Vielen Dank!


    Viele Grüße,
    Michael

  • Meine Erfahrung ist, dass man vor dem Konstruieren erst ein paar fertige Modelle gebaut haben sollte. Nur so bekommt man mit, was in der Konstruktion geht, und was man lieber lässt:
    - Wie macht man Kegel, Bögen, oder generell nicht-quaderförmige Teile.
    - Wo plaziert man Klebestellen und Falzkanten
    - wie klein kann man gehen.
    - was sollte man hinten verstärken.
    Alles das kann man ohne Erfahrung nur schlecht einschätzen.


    Meine Software habe ich selbstgeschrieben. Ich hatte verschiedene Zeichenprogramme getestet. Doch wenn ein Teil zu kurz war, dann mußte man auch immer händisch die angefügten und eingefügten Element verschieben und anpassen.
    Deshalb 'programmiere' ich die Modelle in der Art:
    // dachdreieck
    c_Dach.push_back(Coordinate(d_X,EB.d_VKLength));
    c_Dach.push_back(Coordinate(d_X,EB.d_VKLength +EB.d_VKWidth ));
    c_Dach.push_back(Coordinate(d_X-EB.d_VKRoofHeight,EB.d_VKLength +EB.d_VKWidth/2 ));


    pc_Jah->Polygon(c_Dach,ColorSilver,false);
    pc_Jah->DrawGlueEdge(c_Dach[2],c_Dach[1],Coordinate::GetRadian(44),PaperMM(3));
    pc_Jah->DrawGlueEdge(c_Dach[0],c_Dach[2],Coordinate::GetRadian(44),PaperMM(3));


    Fenster(pc_Jah,d_X,0,(EB.d_VKHeight),(6.5));


    Fenster(pc_Jah,d_X,(7),(EB.d_VKHeight),(1));


    Kenner werden die C++ -Basis erkennen.
    Das mag für manche kompliziert erscheinen, für mich als Informatiker ist es das einfachste. Über Schleifen kann man z.B. die Positionen der 8 Fenster berechnen, und die auf einer Wand gleich verteilen; Unterroutinen für Türen einbauen und sich bei Dachschrägen einfach den Pythagoras berechnen lassen.
    Nachdem ich das Grundprogramm fertig hatte, ging die Konstruktion wesentlich schneller als die Handzeichnerei. Und wenn ein Funktion fehlt, programmiert man sie eben.


    Viel Spass
    Peter

  • Die Frage ist, ob das ein einmaliges Modell werden soll, dass zum beispiel für eine
    Ausstellung angefertigt werden soll, oder ob das Modell anschließend als Kartonbogen verfügbar sein soll,
    der z.B. als Download angeboten werden soll.
    Bei einem einmaligen Ausstellungsstück stehen verschiedene ich sage mak Crossover-Techniken
    zur Verfügung.
    Aber da du Software ansprichst, denke ich es ist eher ein Bogen angedacht.


    Es gibt eine ganze Menge 3D-Konstruktionsprogramme.
    Die meisten Kartonkonstrukteure nutzen aufwändige CAD Tools wie Rhino.
    Ich komme aber mit Sketchup gut zurecht und konstruiere damit.
    Zu bekommen ist Sketchup in der "make" Version völlig kostenlos hier:
    http://www.sketchup.com/
    Nur die Proversion ist Kostenpflichtig - und die kostet gleich mal so richtig Schotter!


    Das ist dann allerdings in Englisch
    Wer es gerne in deutsch haben möchte, kann einen Language Pack installieren
    oder aber direkt bei Chip eine deutsche Version downloaden:


    http://www.chip.de/downloads/SketchUp_19028747.html


    Um Kartonmodelle zu entwickeln muss man die 3D Flächen natürlich in 2D Flächen verwandeln
    Dazu gibt es ein kostenloses Plugin:


    http://www.pumpkinpirate.info/flattery/


    Das ist allerdings sehr mühselig, weil jede Fläche einzeln bestimmt werden muss
    und dann zu einem Bezugspunkt ausgerichtet werden muss.
    Bei komplexen Modellen wird das zum Nervenkrieg.


    Aber es gibt ja noch Pepakura Designer. In diese Software kann das mit Sketchup modelliertes Modell geladen werden
    und Pepakura wickelt das Modell ab. Praktischerweise versieht Pepakura das dann auch gleich mit Klebelaschen.
    Die Sache hat allerdings zwei Haken.
    Zum einen muss die kmz4-Datei in der Sketchup Version 6 vorliegen.
    (Aktuell ist "make" - Die Zählweise bezw benamung ist etwas seltsam, denn eigentlich müsste es Sketchup 10 oder 11 sein)
    Das ist aber kein richtiges Problem, denn seit Sketchup 2013 kann man eine Datei im Version6-Format speichern.


    Der andere Punkt ist, dass Pepakura Designer nicht kostenlos ist. Man bekommt eine Lizenz für 38$
    http://www.tamasoft.co.jp/pepakura-en/
    Kauft man diese nicht, kann man die Datei zwar abwickeln und ausdrucken, aber nicht speichern.
    Warum Speichern so wichtig ist?
    Nun, Pepakura wickelt bei komplexen Modellen, nicht unbedingt immer sinnvoll ab.
    Man muss die Einzelteile dann noch sortieren und eventuell um arrangieren.
    Außerdem kann der fertige Bastelbogen in der kostenlosen Version nicht in andere Dateiformate überführt werden.
    Auch Beschriftungenen oder eingefügte Schatierungen oder Schilder sind dann nicht möglich.


    Ich bearbeite die Dateien anschließend in einem Bildbearbeitungsprogramm und erstelle dann PDFs



    Noch ein paar Links zum Thema:


    Eine Sammlung ausgezeichneter Tutorial Videos:
    http://www.sketchup.com/de/learn/videos


    Hier noch ein artikel von den Kallboys zu dem Thema:
    http://www.kallboys.de/mondorf…rfer-bastelbogen-entsteht


    Das ist wie gesagt die Methode der Kallboys. Es gibt aber noch andere Lösungen.


    Viele Grüße vom Rhein
    Holger und die Kallboys

  • Hallo Zusammen,


    ich kann der Empfehlung von Rheintrutz nur beipflichten. Auch ich arbeite gerne mit sketchup, möchte aber ein paar Anmerkungen machen.
    Ich habe die deutsche sketchup-make Version direkt von der offiziellen sketchup-Seite heruntergeladen. sketchup-make
    Man erhält zunächst eine Pro-Vollversion, die nach einiger Zeit auf Make reduziert wird (ich glaube 30 Tage). Weiter ist zu beachten, dass Trimble die Lizenzbedingungen nach der Übernahme des Programms von Google verändert hat. Die freie Version darf nur privat genutzt werden. Bei gewerblicher Nutzung muss die Pro-Version benutzt werden. Was unter gewerblich zu verstehen ist muss man in den Bedingungen nachlesen. Die letzte Version, die uneingeschränkt benutzt werden konnte dürfte die noch von Google lizensierte Version 8 sein.
    Weiter ist anzumerken, dass der Ausdruck aus sketchup-make etwas umständlich/tricky ist.
    Godwin hat hier im Forum einmal gezeigt wie er mit sketchup einen Bahnhof konstruiert. Zum Thema Drucken aus sketchup habe ich da auch einen kleinen Beitrag hinzugefügt. Bahnhof Dotternhausen
    Leider funktioniert der Link nicht. Mitglieder finden den Beitrag unter "Grundlagen/wie mache ich was richtig" unter "SketchUp - Abwickeln mit Flattery am Beispiel "Bahnhof Dotternhausen"" vom 30.04.2013.


    Nach meinen Kenntnisstand funktioniert Flattery von pumpkinpirate nicht mit der aktuellen sketchup-Version. Im Pluginstore von sketchUcation kann eine angepasste Version heruntergeladen werden. Flatery
    Der Download setzt aber eine Registrierung voraus. Man erhält in unregelmäßigen Abständen einen Newsletter und hat Zugang zum Forum und den bereitgestellten Plugins.


    Ich selbst konstruiere/zeichne daneben noch mit einem 2d-Programm. Der Austausch mit sketchup-make funktioniert über dxf/dwg Dateien leider nur mit entsprechenden Plugins oder über eine alte 7.1 Version mit dxf/dwg Zusatz. Gute 2d-Programme finden sich auch kostenlos im Netz, z. B. DoubleCad XT
    DoubleCad
    Auch hier ist eine Registrierung notwendig.


    Allgemein ist anzumerken, dass alle Programme eine Einarbeitungszeit benötigen. Räumliches Vorstellungsvermögen und gute Geometriekenntnisse sind von Vorteil. Wer mit Bleistift und Geodreieck konstruieren/zeichnen kann, dürfte mit den genannten Programmen wenig Probleme haben.


    Grüße
    Martin

  • Hallo Holger,
    du kannst die Links einfach so reinkopieren, kein Code. Dann funktionieren die auch. Ich habs mal geändert.


    Gruß
    Jan

  • Hallo walsheimbrauerei,


    bevor hier groß dir Programme empfohlen werden, wären die Quellen ersteinmal interessant.
    Hast du Bilder und Pläne? Wozu ein 3D-Programm erlernen, wenn die Bilder zeigen, dass das Ding rechteckig ist?
    Dann wären auch noch die Maße interessant, um über den Maßstab zu disskutieren.
    Zeige doch einmal was du hast.


    Gruß pianisto

  • Hallo in die Runde,


    zunächst Mal vielen Dank für die zahlreichen Rückmeldungen. Ich bin von der Qualität der Antworten in diesem Forum wirklich sehr begeistert.
    Zu den Fragen:


    Warum ein 3D Modell:
    ich würde gerne dabei 2 Fliegen mit einer Klappe schlagen. Zwar soll das Modell nur einmal entstehen, aber das Modell wird Schritt für Schritt entstehen. Die Brauerei war recht groß und hatte zahlreiche Gebäude. Da habe ich immer ein Gesamt Modell am Rechner. Auf der anderen Seite ist es für uns nicht schlecht auch ein 3D Modell der Brauerei zu haben und ggf. auch das Innenleben der Gebäude zu gestalten. Einige Gebäude sind auch recht kompliziert. Das Hauptgebäude war für die Zeit architektonisch schon sehr modern und wurde im Bauhausstil gebaut.


    Software:
    Ich haben mir Sketchup schon einmal angeschaut und komme damit gut klar. Die Erweiterungen werde ich auch mal ausprobieren. Danke nochmal für die Infos dazu.


    Was haben wir schon:
    Wir haben zahlreiche Bilder, vom Hauptgebäude sogar detaillierte Pläne des Architekten Otto Zollinger. Da wird viel Recherchearbeit damit verbunden sein. Einen Lageplan aller Gebäude haben wir auch.
    Ich schicke mal noch ein Link zu einem Handout, das wir im Rahmen einer Ausstellung gemacht haben.


    Viele Grüße,
    Michael

  • Hallo,
    na denn guten Erfolg. Halte uns auf dem laufenden mit Wort und Bild.
    Ulrich

                                                                                   Artikel 1 GG:

    Die Würde des Menschen ist unantastbar.

    Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt



  • Vor allem der Hochkellerturm ist ja ein wunderbares Gebäude gewesen!
    Danke für den Link!

    Fertig: MS WILHELM GUSTLOFF, 1:250



    Aufwachen - es ist 5 vor 33...

  • Um den Hochkellerturm geht es auch hauptsächlich. Darüber haben wir auch die meisten Informationen.
    Er soll auch im H0 Maßstab entstehen. Ich will auch versuchen die LKWs als H0 Modelle zu finden.
    Eisenbahnwagen gab es unseres Wissens aber nicht, auch wenn die brauerei den Schienenweg stark genutzt hat.