U-Boot-Schnorchel

  • Hallo, zusammen,


    ich hab´s ja eher mit flliegendem Gut, aber vielleicht könnte mir einer von der nassen Fraktion mal eine ganz dumme Frage beantworten?
    Ich lese gerade "Die Festung" von Buchheim und da geht es unter anderem um die ViiC-Boote, die mit Schnorcheln ausgerüstet werden, um überhaupt noch irgenmdwo hinzukommen. Naja, klar, warum nicht.
    An anderer Stelle steht aber, daß die Kaleuns sich noch nicht mal mehr trauen, das Periskop auszufahren, weil sie dann direkt gesichtet, bzw. angepeilt werden.
    Aber da denkt sich der kleine Till in all seiner Doofheit: ist so ein Schnorchel, der durchs Wasser pflügt, nicht erheblich deutlicher zu sehen und anzupeilen????
    Bitte um Aufklärung.


    viele Grüße


    till

    Is das Kunst, oder kann das wech?

  • Moin zusammen,


    Till, Buchheim ist zwar ein paarmal auf einem U-Boot mitgefahren, aber ist nicht die einzige Quelle...


    Der Schnorchel ist ein grosses Teil, das nur ausgefahren wurde, wenn es keine Horchpeilung gab. Für Radarortung war das Sehrohr zu klein.
    Der Schnorchel konnte evtl. geortet werden, aber wurde mit radarabsorbierenden gittergemusterten Gummimatten beklebt.


    Allerdings war ab einem gewissen Seegang für das Radar keine Chance.


    Das Problem war die Sichtortung. Ab so 3-4 Knoten machten die Ausfahrgeräte einfach eine Schaumspur, die vom Flugzeug aus sehr gut zu erkennen war.


    Gruß
    Hadu

    Vielleicht kommt der Tag, an dem mehr Leute checken, dass Idiotie nicht links oder rechts ist, sondern in erster Linie daher rührt, dass jemand ein Idiot ist! (M. Tegge)




    www.modell-und-geschichte.jimdo.com


    Mitglied der Luft'46-Gang

  • Hallo Till,ich kann Dir zwar nichts zu Schnorcheln sagen,möchte Dir jedoch bestätigen,dass Dein Lesegeschmack genau auch den meinen trifft. Mir hat allerdings Das Boot besser gefallen,es ließ sich einfach besser lesen.


    Noch viel Vergnügen!


    Steffen

  • Hallo zusammen,


    so ein Zufall, ich hab das Buch auch gelesen. Naja, eher "verschlungen", denn ich hab irgendwie nur ein paar Tage gebraucht :whistling:



    Das größte Problem der damaligen Schnorchel (und nicht nur der nachgerüsteten auf den VII C - Booten) war der Seegang. Die Schnorchel waren am oberen Ende mit einer Art Schwimmerventil bestückt. Dieses sollte verhindern, dass Wasser durch überkommende See ins Boot läuft. Sinnvolle Erfindung eigentlich. Nun waren die Schnorchel allerdings so eingebaut, dass Frischluft ins Boot geführt wurde, diese quasi vom Schnorchel-Ansatz frei durch die Räume zum Diesel geführt wurde und die Abgase durch ein etwas geschlosseneres System wieder rausgebracht wurden.
    Wenn es jetzt allerdings passierte, dass der Schnorchelkopf absoff - was grad in Nordsee, Biscaya und Atlantik (die ja für ihre Wetter- und Seelagen berüchtigt waren und sind) öfter wohl mal vorkam, dann zogen die Diesel zwar Luft aus dem Boot, aber es kam nix frisches nach. Ergebnis: Unterdruck mit allen Konsequenzen. Ich glaube, Buchheim schreibt auch darüber noch in dem Buch.



    Es soll auch vorgekommen sein, dass der Auspuff dichtging und die Dieselabgase ins Boot geleitet wurden - ebenfalls mit unschönem Ergebnis.



    Woher ich das weiß? Ein Sammelsurium von Quellen, neben dem Buchheim auch noch diverse Sachbücher. Verlag, Titel und Erscheinungsjahr müsste ich mal nachschauen - DAS weiß ich nun wirklich nicht mehr ;)



    Grüße vom Nobelix (der früher mal viel zu viel gelesen hat und immer noch fürchterlich neugierig ist)

    Motto des Tages:
    Absolut sicheres Auftreten bei völliger Ahnungslosigkeit!

  • Hey, Nobelix,


    naja, diese Problematik wird ja nun mehr als deutlich beschrieben - und dann noch vergammeltes Hühnerfrikassee, böääääks. Mir ging´s in erster Line darum, daß die Spur vom Schnorchel doch vermutlich viel besser zu sehen war, als die vom Periskop. Und dann noch die Abgaswolke, die ja auch über den Schnorchel abgeleitet wurde.
    Also, nix sehen können, aber vermutlich erheblich besser sehbar. Und die Möglichkeit, getaucht mit Dieseln zu fahren, mag ja geschwindigkeitsmäßig ganz schnuckelig sein, aber das Geboller von den Dieseln unter Wasser trägt wahrscheinlich auch noch zur Ortung bei. Den Mordswiderstand dieses Spargels im Wasser mal gar nicht in die Kosten-Nutzen-Relation einberechnet.
    Naja, und zu schnorcheln macht doch nur Sinn, wenn man annimmt, auf der Oberfläche harren die Zerstörer der getauchten Dinge, die da kommen mögen. Aber dann wäre es doch gerade bescheuert, dieses Teil da aus dem Wasser zu strecken...
    Wenn der Schnorchel wie Hadu schreibt, mit Gummimatten beklebt wurde, dann mag das ja vielleicht angehen, aber wenn die Schaumspur ab 3-4 Knoten gut zu sehen ist.....?
    Also, mir kommt das ziemlich bekloppt vor. Aber ich habe ja auch keine Ahnung von der sache.


    Und....."viel zu viel lesen" kann man gar nicht. Aber bewahr´ dir mal deine Neugier. Leute wie du sind mir lieb und teuer.


    @ Hadu: naja, daß Buchheim nicht der Oberknaller ist, hab´ ich auch schon gemerkt. Immerhin schreibt der die Namen und Typenbezeichnungen der Flugzeuge richtig. Was will man mehr?! Hehe.


    @ Black Hole: Tja, Steffen, wenn du DAS anhand eines Buchtitels feststellen kannst.....Mannomann, das verdient meinen Respekt, hehe. Nee, aber ohne Spaß jetzt: das hab´ ich auch schon mehr fach festgestellt, daß wir in einiger Hinsicht offensichtlich ähnlich ticken.


    Viele Grüße


    till

    Is das Kunst, oder kann das wech?

  • Moin Gummikuh,


    da hast du allerdings recht, der Buchheim konnte mehr als farbig und schillernd beschreiben. Sowohl die Szenen, die man mit einem Augenzwinkern abhaken kann, als auch die wirklich schlimmen Momente.


    Aber um noch mal auf das eigentliche Thema zurückzukommen... Der Schnorchel war tatsächlich nur für wenige Knoten Geschwindigkeit ausgelegt. Fuhr man zu schnell, konnte der umklappen oder sogar abreißen. Einziger und wirklicher Vorteil: so lang der Diesel reicht getaucht umherkriechen. Stichwort Fliegerdeckung - wenn die Besatzung den Flieger entdeckte, dann an den einklatschenden MG-Geschossen. Da war das Boot aber noch lang nicht unter Wasser...was auch noch Zeit dauerte.
    Die Sichtbarkeit ist da aber immer so ne Sache: grauer Spargel im grauer See bei grauem Himmel, dazu noch die sichtbare Höhe von unter einem Meter (wenn ich mich recht erinnere)...von See aus sieht man das Ding erst, wenns einem schon ins Gesicht leuchtet. Aus der Luft ist das etwas anderes...dort sollen sogar schon die Schatten von flach getauchten Booten sichtbar gewesen sein. Natürlich nur bei gutem Wetter...aber da sieht man das Kielwasser schon besser. Grade Wellen, die sich Kielwassertypisch ausdehnen, fallen halt auf. Bei Schietwetter aber auch nicht so sehr...
    Gegen Ende des Krieges hatten die Alliierten mehr oder weniger die Lufthoheit, meistens mehr. Da nützten auch zusätzliche Bewaffnungen nichts. Damit die Boote nun aber aus den Stützpunkten kamen, sollten sie halt schnorcheln. Der Rest ist Geschichte...wie man so schön sagt.


    Was das Gebollere der Diesel angeht: die Peil- und Abhörtechnik war damals noch nicht so weit entwickelt. Um Sonar bzw. ASDIC effektiv nutzen zu können, musste der Zerstörer (oder Korvette) fast stehen, da waren Geschwindigkeiten um die 5 Knoten drin...aber nicht mehr.


    Heutzutage sieht das ja schon etwas anders aus. Akustisch entkoppelte Diesel, Schleppsonar und eine passive Ortungstechnik, die durchaus den Pups eines Wales der passenden Öffnung zuordnen kann, machen es Dieselbooten zwar einfacher, festzustellen, wer oben rumkrebst, aber gleichzeitig hat die Überwasserfraktion ebenso empfindliche Geräte...und hört auch bei größerer Geschwindigkeit nem Wal beim ablassen seiner Verdauungslüfte ;)


    Heutige Dieselbooten benutzen den Schnorchel übrigens immer noch: bei niedrigen Geschwindigkeiten (unter 5 Knoten) zum Durchlüften des Bootes und zum Laden der Batterien.


    Die Gummimatte war früher nicht nur eine Tarnung der Form, sondern auch der Versuch, Radarstrahlen (grad noch in den Kinderschuhen) zu absorbieren. Heutzutage sind Uboote wieder mit gummiartigen Überzügen bedeckt, nur sollen diese jetzt auftreffende Schallwellen von Aktiv-Sonar und Sonarbojen dämpfen und verfälschen.


    Aber ich merke, ich hab wirklich zu viel gelesen :) drum schwafle ich nicht länger umher.


    Gruß vom Nobelix (der sich grad fragt, woher er all das Zeug weiß...?)


    P.S.: Kosten-Nutzen-Rechnung wurde damals etwas anders bewertet. Da kamen eher Faktoren wie "Neue Möglichkeit, unentdeckt zu bleiben" und ähnliches auf den Tisch. Wirklich ausgereift war die Schnorchelei bei de VIIC-Booten aber nicht.


    P.P.S.: Mehr Infos zum Schnorchel - insbesondere beim Typ XXI (wo er effektiver eingesetzt wurde und nicht nachgerüstet werden musste) gibt's bei Onkel Wiki: http://de.wikipedia.org/wiki/U…asse_XXI#Schnorchelanlage

    Motto des Tages:
    Absolut sicheres Auftreten bei völliger Ahnungslosigkeit!