Tropenanstrich Kaiserliche Marine

  • Moin Moin,


    beim stöbern bin ich auf ein S/W Foto der S.M.S. Emden (I) gestoßen das sie in gerade aufgebrachten Tropenanstrich zeigt. Das Gelb wirkt da recht dunkel, eher hellbraun/orange. Kann es sein das das Gelb wirklich zu Anfang so dunkel war und dann im Laufe der Zeit durch die Sonne ausbleichte und heller wurde?

    Mit besten Grüßen


    Andreas Paul

  • Hallo,


    Ich denke das 100 Jahre alte Fotos keine verlässliche Aussagen über die Farben bzw. Farbtöne geben.



    Michael

    "Die beste aller möglichen Welten ist eine Welt ohne Religion" John Adams (1735 - 1826) US-Präsident

  • Moin, moin, Andreas,


    1.) bei den S/W-Fotos kann sowie so nicht die genaue Farbgebung erkannt werden, da wirst Du nur im vergleich von weiteren Fotos eventuell mit grauer Farbgebung nur an den unterschiedlichen Schattierungen etwas erkennen können, schwierig wird es, wenn das Foto nicht optimal gedruckt wurde, oder das Orginal schon Fehler auf weißt,


    2.) es gab keinen reinen Tropenanstrich,
    gelb/weiß war der normale Friedensanstrich in der Keiserzeit, bis auf wenige Ausnahmen trugen diesen Anstrich alle Marineschiffe,
    erst mit Ausbruch des 1.Weltkrieges wurden alle mit den grauen Kampfanstrich versehen, so auch das Ostasiengeschwader,

    Gruß Norbert


    DUOSAN & KITTIFIX kleben alles


    [SIZE=10]Norberts Ostseewerft an der Elde :
    I.] Konstktionsbüro :
    - VM - Rettungsschiffe - "R11" & "R-21" , Umgebaute MLR-Schiffe Typ Habicht,
    II.] auf Helling : Musterbau für Rettungsschiffe, sowie R-Boot Typ "R401-R498"

  • Quote

    Original von Minensucher
    ...gelb/weiß war der normale Friedensanstrich in der Keiserzeit, bis auf wenige Ausnahmen trugen diesen Anstrich alle Marineschiffe,
    erst mit Ausbruch des 1.Weltkrieges wurden alle mit den grauen Kampfanstrich versehen, so auch das Ostasiengeschwader...


    Moin zusammen,
    nein, das ist so nicht richtig.
    Die Schiffe der Kaiserlichen Marine trugen ab den 90er Jahren ein graues Farbschema, vorher hatten die Schiffe einen schwarzen Rumpf und ockerfarbene Aufbauten (siehe SMS BEOWULF von HMV). Weißer Rumpf und ockerfarbene Aufbauten waren den Schiffen im Ausland und den Begleitschiffen der kaiserlichen Yacht vorbehalten. Im Ausland verschwand weiß/ocker bereits vor Ausbruch des Krieges, meines Wissens um 1912 herum.
    Beste Grüße
    Fiete

  • Moin Andreas,


    generell bleichen Farben aus, insbesondere natürlich in den sonnigen Gebieten.
    Ergo dürfte ein Bild, gleich nach der Werft aufgenommen, natürlich dunklere Farben zeigen.


    Allerdings wurden zur damaligen Zeit Fotos oft nachkoloriert, so richtig ausgereift war die Farbfotografie zu Kaisers Zeiten wohl noch nicht.
    Ob sich dabei der richtige Farbton so exakt treffen ließ, bezweifle ich.


    Gruß
    Peter

  • Quote

    Originally posted by Papierkleber
    ... beim stöbern bin ich auf ein S/W Foto der S.M.S. Emden (I) gestoßen das sie in gerade aufgebrachten Tropenanstrich zeigt. Das Gelb wirkt da recht dunkel, eher hellbraun/orange. Kann es sein das das Gelb wirklich zu Anfang so dunkel war und dann im Laufe der Zeit durch die Sonne ausbleichte und heller wurde? ...


    Das Gelb so dunkel wirkt, könnte mit dem verwendeten Filmaterial zusammen hängen.
    Bis ungefähr 1920 wurde vor allem orthochromatischer Film verwendet. Dieses Material sprach fast nur auf blaues Licht an. Das bedeuted, dort wo blaues Licht auf den Negativfilm fällt, wird der Film dunkel. Gelb und Rottöne sind am anderen Ende des sichtbaren Spektrums. Daher bleibt das Negativ hell, wo dieses Töne vorherrschen. Beim Abzug auf Photopapier kehren sich die Helligkeitswerte um. Nun sind die blauen Bereiche hell und die gelb/roten dunkel.
    Panchromatischer Film wurde etwas später als der orthochromatische erfunden und ist aufwändiger in der Herstellung und war deswegen zunächst unverhältnismässig teurer. Panchromatischer Film spricht viel gleichmässiger auf das gesamte sichtbare Spektrum an und erzeugt so Bilder, die natürlicher wirken. Der neue Film setzte sich jedoch nach und nach durch, denn wer will schon Porträts anschauen, auf denen Lippen fast schwarz und blaue Augen fast weiss wiedergegeben werden.
    Gruss


    Bernhard

    Ewig währt am längsten.

    Edited 2 times, last by Bernhard ().

  • Moin allerseits!


    Das Orangegelb beim Tropenanstrich der Kaiserlichen Schiffe hat sich bei Modellen irgendwie "traditionsgemäß" eingeführt. Einige Museumsmodelle sind so angemalt und irgendwie wurde das mal für die Kartonmodelle übernommen (auch beim HMV).
    Wirklich richtig scheint die Farbe allerdings nicht zu sein. Es gibt Museumsmodelle (auch im DSM in Bremerhaven), die sind mehr sandgelb.
    MZ-Modellbau gibt auf seiner Internet-Seite die Farbe RAL 1002 an. Dieser Farbton scheint aber für viele Modellbauer der letzten Generationen nicht gerade attraktiv gewesen zu sein, daher wurden die Modelle wohl lieber in Orangegelb angemalt.


    Bis dann


    Piet

  • Moin Moin,


    erst mal Danke an alle für die Antworten.


    Das man sich auf die alten Fotos, besonders s/w, nicht verlassen kann habe ich schon mal durchgemacht als ich noch Plastikpanzer für einen durchgeknallten Militariasammler gebaut habe. Soweit ich weiß gab es damals (Jahrhundertwende) auch noch keine RAL-Norm. Ich schätze das damals jede Farbfabrik ihre eigenen Vorstellungen gehabt hat. Und was schließlich auf der Werft und an Bord an Farbe zusammengekippt wurde kommt auch noch hinzu. Siehe den Film "Unternehmen Pettycoat" :D In Büchern habe ich auch oft von Ocker gelesen.
    Zum Abschluß möchte ich einmal Willy Stöwer (den Marinemaler) zitieren:" Der 1. September 1899, ein ungemütlicher Morgen, kühl und regnerisch, der Kieler Hafen sieht recht unfreundlich aus. Die grau gestrichenen Panzerschiffe und Kreuzer der Manöverflotte...." Zitat Ende. Geschrieben auf S.M.S. Wörth, aus dem Buch "Die Brandenburgklasse" von Dirk Nottelmann.
    Also das ist Gewiß, 1899 waren sie schon grau. ;)


    Gruß und vielen Dank

    Mit besten Grüßen


    Andreas Paul

    Edited once, last by Andreas P. ().

  • Hallo Andreas,
    In dem Buch: Die Kaiserliche Marine auf alten Postkarten von Theo Beer und Arnold KludasLizenzausgabe Weltbild Verlag 1995 (Original:Gerstenberg Verlag, Hildesheim) ISBN 3 89350 706X kommt man dem Farbempfinden der Zeit sehr nahe. Es werden in diesem Buch verschiedene Buntdruckkarten vorstellt.


    Mit freundlichen Grüßen


    Ulrich

                                                                                   Artikel 1 GG:

    Die Würde des Menschen ist unantastbar.

    Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt



  • Hallo,


    das kommt davon, wenn man nicht gleich alles kopiert.
    Vor gut 15 Jahren habe ich in der Uni Zeitschriften aus der Kaiserzeit für einen ganz anderen Zweck ausgewertet. Und da gab es in einer Zeitschrift -Titel und Nummer sind mir entfallen- einen kleinen Artikel zu dem Thema "neue Farben für die Marine". Der Artikel stammte aus der Zeit von 1895-99. Dort wurde festgehalten, dass die Marine jetzt auf einen oder vielleicht auch zwei Grautöne umsteige und begründet wurde das schon ganz rational damit, dass die Schiffe dann für den Gegner schlechter auszumachen sein sollten.


    Von daher würde ich sagen, dass es einheitliche und klare Vorschriften zur Farbgebung gab.


    Zaphod

  • Quote

    Original von Zaphod
    Hallo,


    das kommt davon, wenn man nicht gleich alles kopiert.
    ...


    :D

    Fertig: MS WILHELM GUSTLOFF, 1:250



    Aufwachen - es ist 5 vor 33...

  • Hallo Kleber,
    ich habe etwas in meiner Literatur geforscht.
    Also :
    Tropenanstrich ist eigentlich eine falsche Bezeichnung, offiziell hieß der Anstrich "Auslandsanstrich 98".
    Farbgebung :
    Rumpf - weiß
    Aufbauten, Masten Schornsteine - ockergelb
    Wasserlinie - schwarz


    Der Anstrich galt in erster Linie für Begleitschiffe der Kaiserjacht Hohenzollern, und wurde 1910 abgeschafft.


    Dann galt :
    Mittelgrau - Rumpf
    Hellgrau - Aufbauten , Masten Schornsteine
    Schwarz - oberkante schornsteine , gelegentlich masten oberhalb Schornsteinkante
    Dunkelgrau - Wasserlinie


    Wie es sich mit dem Anstrich , bei dem der Rumpf schwarz gepönt war, verhält , hab ich noch nicht raus.
    Herbert

    Papier ,Karton , Schere und Messer, Noch etwas Uhu , dann klebt es besser !

  • Moin Moin,


    @ Zaphod:

    Quote

    Von daher würde ich sagen, dass es einheitliche und klare Vorschriften zur Farbgebung gab.


    In der Theorie schon, praktisch sah das manchmal anders aus. Bei der Brandenburgklasse konnte man zu Anfang eine Abwandlung der gültigen Vorschrift sehen. Der Rumpf sollte eigentlich Blaugrau sein und die Aufbauten Hellgrau. Man hat aber der Einfachheit halber alles Blaugrau gepönt. Nur die Geschütztürme waren Hellgrau, die hatte man beim Hersteller nach Vorschrift gepönt. Kann man nachlesen in den schon obengenannten Buch "Die Brandenburgklasse".


    @ Herbert:
    Soweit ich herausgefunden habe kam es zum Schwarzen Rumpfanstrich wegen des Drecks der Kohlenübernahme und der Schlackeentsorgung an der Bordwand. Ocker bei den Aufbauten hatte folgenden Grund: Eigentlich wollte man Weiß haben wegen des verwischen der Siluette am Horizont. Aber durch die Hitzeentwicklung am Schornstein vergilbte dort das damalige Weiß sehr schnell. Also pönte man die Aufbauten gleich Ocker um ein einheitliches Bild zu haben und weil es einfacher war.


    Gruß

    Mit besten Grüßen


    Andreas Paul