Torpedoboot Typ MAS

  • Hallo liebe Modellbaukollegen,


    nach längerer Zeit möchte ich euch wieder einmal mit einem Baubericht beglücken. Das Opfer meiner Schnippelwut ist schon ein wenig betagt und stammt von 1991 vom polnischen Verlag Maly Modelarz. Es soll ein italienisches Torpedoboot MAS darstellen, der Maßstab ist mit 1:50 angegeben.


    Eigentlich ist dieser Bogen mit der Nummer 4/91 aber nur eine Neuauflage eines alten Modellbogens von 2/66. Der verantwortliche Konstrukteur ist Bodhan Wasiak, und ihm eilt ein besonderer Ruf voraus. Bodhan Wasiak entwarf sehr viele Modelle für Maly Modelarz und vertrat dabei die Einstellung seine Modelle sollten schnell und mit einfachen Mitteln baubar sein. Dabei nahm er es aber oft mit der Paßgenauigkeit nicht sehr genau und verlangte dem Modellbauer eine gehörige Portion Improvisationstalent ab. Auch beim Studium der Unterlagen des Vorbildes improvisierte er gerne ganz kräftig, und so manches Modell sieht seinem Vorbild eher ähnlich als dass es ihm entspricht.


    Die beiden Auflagen sind allerdings nicht völlig identisch, die ursprüngliche Version von 1966 ist weiträumiger in der Aufteilung, die Farben sind besser und Fensterflächen wurden in einem schönen blau hinterlegt. Bei der Version von 1991 wurde kräftig an den Farben gespart, und auch die Anzahl der Bogen schrumpfte durch deutliche Komprimierung der Bauteile: Von sechs Bogen 1966 auf fünf Bogen 1991.


    Hier einmal die beiden Titelbilder der verschiedenen Ausgaben, die Fotos zeigen den Bogen von 1991 den ich dann verarbeitet habe:

  • Wie es sich gehört natürlich noch ein wenig über das Vorbild, oder bei diesem Bogen besser: Was das Vorbild sein könnte.


    Da ich kein Spezialist der Marine bin und die italienische Navy mir völlig unbekannt ist habe ich natürlich ein wenig im Netz geforscht. In Wikipedia kann man folgendes nachlesen: Die Abkürzung MAS stand ursprünglich für Motobarca Armata SVAN (Bewaffnetes Motorschiff SVAN), wurde später aber oft auch als Motoscafo anti sommergibile (Anti U-Boot Motorboot) definiert.


    Die Anleitung im Modellbogen gibt leider keinerlei Aufschluss darüber welches Modell hier als Vorbild gedient haben könnte. Auf der Seite:


    http://www.schnellboot.net/it/schnellboote/indexmas05.html


    entdeckte ich dann Zeichnungen die dem Boot was auf dem Bogen dargestellt eine recht große Ähnlichkeit entgegenbringen. Allerdings dürfte die Nummerierung des Bootes auf dem Bogen, 33, ein totales Phantasieprodukt sein, denn im Original trugen diese Boote die Nummerierung 551 576.


    Im Vergleich einmal die Skizze der Seitenansicht im Modellbogen:

    Images

    Das Unvollendete liegt in der Natur.


    Es ist eine große Kunst, ja Weisheit, im richtigen Moment aufzuhören.


    Wir sollten uns alle vor dem Perfektionismus in acht nehmen.

  • Persönlich verbindet mich auch noch eine recht negative Erinnerung mit diesem Modellbogen: Im Jahr 2003 habe ich schon einmal den Versuch unternommen aus einem Originalbogen ein Modell zu bauen, und bin kläglich gescheitert. Es passte eigentlich nichts, die Querspanten waren teils zu kurz und zu hoch, teils zu lang und zu breit, das Deck passte nicht auf das Spantengerüst und bei den Bordwänden habe ich dann kapituliert. Geblieben sind nur Erinnerungsfotos von diesem Schreckensszenario:

  • Dieses Mal jedoch habe ich eine ganz andere Vorgehensweise gewählt, auch weil das Modell später einen anderen Zweck erfüllen sollte. Ich beabsichtige das Modell zu lackieren, somit wasserresistent zu machen und anschließend eine kleine RC Anlage für den Fahrbetrieb auf hoher See einzubauen.


    Daher verzichtete ich von vorneherein auf das ohnehin passschlechte Spantengerüst und wählte das Deck als tragende Einheit aus. Dieses Deck verstärkte ich nun dermaßen mit mehreren Lagen Karton bis das Ergebnis eher dem eines Panzerschiffes ähnelte, mit fast drei Millimeter Dicke. Daran klebte ich nun die Bordwände, und hierbei musste ich kräftig nacharbeiten, anpassen und beischneiden:

  • Und dieses Bild zeigt nicht etwa Bauteile, nein es sind die überstehenden Reste des Decks und des Rumpfes die abgeschnitten werden mußten um alles zu einer Einheit zu verwursten.


    Paßungenauigkeiten fast schon in cm zu beziffern :D


    Jetzt gönne ich mir eine Pause, bis demnächst... =)

    Images

    Das Unvollendete liegt in der Natur.


    Es ist eine große Kunst, ja Weisheit, im richtigen Moment aufzuhören.


    Wir sollten uns alle vor dem Perfektionismus in acht nehmen.

  • Nun gibt es einen weiteren Baufortschritt zu dokumentieren. Die Aufbauten sind verarbeitet, und so langsam kann man erkennen was es dann mal werden soll. Die Öffnungen im Deck sollen später den Zugriff auf die RC - Anlage ermöglichen. Als nächster Schritt folgen die Bewaffnung und anderes "Kleingedöns"

  • Hallo Axel!


    Bislang ein schöner Baubericht. :super:


    Liege ich mit geschätzten 45cm Länge richtig?
    ich habe mich an der Schneidmatte orientiert.
    oder habe ich irgendwas überlesen? ?(


    Gruß HAPE

  • Quote

    Originally posted by Axel Huppers
    Und dieses Bild zeigt nicht etwa Bauteile, nein es sind die überstehenden Reste des Decks und des Rumpfes die abgeschnitten werden mußten um alles zu einer Einheit zu verwursten.


    Paßungenauigkeiten fast schon in cm zu beziffern :D


    Vielleicht ist das so gedacht.
    Als Übermassteile die eben dann auf Abmessunge gestutz werden müssen.
    Ich persönlich finde so eine Lösung nicht schlecht, denn wenn es auf mm oder 1/10tel mm geplant ist und so auch ausgedruckt wird und es passt dann durch Fehler oder miesen Bau nicht und das Teil ist dann zu klein; nichts wäre ärgerlicher.
    Auch bei meinen Konstruktionen gibt es immer wieder Übermassteile die dann auf Mass des eigenen Baus geschnitten werden müssen.....

  • Hallo zusammen,


    vielen Dank für die zusätzlichen Informationen. Mir gefällt bei dem Modell besonders die schnittige Rumpfform, deshalb wollte ich es trotz aller Widrigkeiten der Vergangenheit umbedingt bauen.


    Hans Peter, leider hast du dich ein wenig verkalkuliert. Der Rumpf ist nur 38 cm lang, ohne das Steuerruder gemessen. Aber mit der modernen RC - Elektrik dürfte auch dieser geringe Platz kein Problem darstellen.


    Und nun darf ein wenig gerätselt werden, was könnte aus dem Objekt im folgenden Bild wohl geworden sein? Ich bin mal auf die Antworten gespannt!

  • Weiter geht ´s bei bastel mit, wir kommen nun zum nächsten Schritt. :D


    HaPe und Nosports, ihr habt vollkommen recht, es wird der Kopf des Torpedos! In der Bauanleitung wird dazu aufgefordert diesen Kopf aus Fremdmaterialien selber zu erstellen. Empfohlen wird dazu weiches Material wie Radiergummi o.ä., wenn ich die Anleitung richtig interpretiert habe.


    Die 20 mm Geschütze bestehen aus Messingrohr von 1,5 mm Durchmesser, mit Edding Filzschreiber schwarz eingefärbt und mit Kartonstreifen ummantelt. Durch die Klarlackschicht verwandelt sich alles in einen einheitlichen schwarzen Farbton.


    Die zuvor gezeigte Holzkugel wurde sauber halbiert, auf dem Torpedorohr aus Karton aufgeklebt und mit Möwengrau von Modelmaster überlackiert.


    Mir ging es vor allem darum das Modell mit so einfachsten und preiswertesten Mitteln wie möglich zu bauen, später auf dem See fallen bei einem Abstand von 1 m die vielen Unzulänglichkeiten ohnehin nicht mehr auf.

  • Hi Axel!


    Bist in der Zwischenzeit aber ganz schön vorangekommen.
    Ist die RC-Anlage etwa auch schon eingebaut? ;)


    GrußHAPE

    Edited once, last by MASH ().

  • Moin zusammen,


    bevor irgendwelche Mißverständnisse ausgesprochen werden: Nein, ich bin nicht bei der ersten Testfahrt auf See mit Mann und Maus und Böötchen abgesoffen. :D


    Die lange Pause hat rein technische Gründe :D


    Momentan laufen gerade die Wellen ein, ich habe mit dem Antrieb und der Überhitzung der kleinen Motoren doch etwas mehr Schwierigkeiten wie erwartet.


    Aber ich hoffe und habe die feste Absicht das einsatzbereite Modell auf der Modellbaumesse in Leipzig auf dem Wasserbecken dort vorführen zu können.


    Axel

    Das Unvollendete liegt in der Natur.


    Es ist eine große Kunst, ja Weisheit, im richtigen Moment aufzuhören.


    Wir sollten uns alle vor dem Perfektionismus in acht nehmen.

  • Hallo liebe Freunde der klebenden Zunft,


    endlich geht es weiter auf dieser Baustelle. Nachdem alle Kartonbauteile ihre zweckmäßige Bestimmung erhalten hatten ging es weiter mit dem Einbau der RC Anlage. Dabei wollte ich auch so preiswert wie möglich arbeiten und habe auf viele alte Bestände aus meiner RC Restekiste zurückgegriffen.


    Das Servo ist ein Microservo der Firma HITEC, ein so genanntes HS-60, das schon mehrere Jahre bei mir sein Dasein fristete. Die Motoren habe ich ebenfalls schon vor Jahren günstig auf einer Messe erworben, es handelt sich um Glockenankermotoren der Firma FAULHABER mit einer Nennspannung für 6 Volt. Bei dem Drehzahlregler handelt es sich um einen Micro Speed 10 der Firma GRAUPNER, meines Wissens nach auch schon nicht mehr regulär im Sortiment. Die Wellen habe ich kostengünstig bei einem Freund anfertigen lassen, das Ruder wurde vor Jahren auf einer Messe billig geramscht, und die Schiffsschrauben waren Restbestände der Firma AERONAUT (Messing, 20 mm Durchmesser, 3 Blatt)


    Leider gab es einige Probleme mit dem Antrieb, ein wenig Sekundenkleber war in die Lager der Motoren gelaufen und diese wurden in kürzester Zeit wahnsinnig heiß. Erst nach einer intensiven Reinigung mit Aceton und tagelangen Einlaufen der Wellen und Motoren bei niedrigen Spannungen war das Problem wieder gelöst.


    Von der Firma PREISER wurde dann noch eine Besatzung in 1:50 rekrutiert, hier sehen wir Giovanni, Giuseppe und Moretti bei der Inspektion ihres zukünftigen Einsatzgebietes. :D

  • Und nun noch einige Einblicke in die "Maschinenräume". Der große schwarze Block achtern ist der Empfänger von der Firma MULTIPLEX, diesen Empfänger bekam ich von einem Freund geschenkt.


    Was jetzt noch fehlt ist die Reifeprüfung auf einem See, mal schauen wann das Wetter und die Fotobedingungen eine optimale Testfahrt ermöglichen.

  • Hallo klebrige Gemeinde,


    bis zur alles entscheidenden Testfahrt hat es ein wenig gedauert. Aber auf der Modellbaumesse in Leipzig war es dann soweit. Peter Wolfrum war so nett bei dieser ersten großen Bewährungsprobe einige Bilder zu machen, die ich euch auch nicht vorenthalten möchte.


    Leider gab es auch einige Wehmutstropfen: Der gewählte Antrieb machte auch dem Schnellboot ein Schleichboot, getreu dem Motto: Wer langsam fährt kommt auch ans Ziel... :rotwerd:


    Und beim zweiten Anlauf hatte ich dann Wasser im Rumpf, und prompt hatte dieser sich verzogen und Knicke gebildet. :oops:
    Inzwischen habe ich das Modell natürlich wieder getrocknet, von innen mit Sekundenkleber stabilisiert und werde jetzt noch einmal eine nachträgliche Lackschicht auftragen müssen um alles zu stabilisieren.


    Aber Hauptsache, ich habe keine nassen Füsse bekommen, das Becken war nicht so riesig! :D

  • Hallo Axel,
    ich finde langsame Fahrt besser weil man dann alles sehen kann.
    Stell Dir mal vor das Boot rast an einem vorbei.
    Keiner kann dann sagen was es war und ist. :D
    Hast Du sehr gut gebaut und ausgerüstet
    =D> =D>
    Gruß
    Olli