Schiffsbelüftung

  • Hallo Zusammen,


    ich habe gerade in Helmuts Bericht der Santa Ines die "gepimpten" Lüfter gesehen.
    Dabei stellte sich mir die Frage, wie eine Belüftung darüber überhaupt funktioniert?
    Es ist eine Zwangsbelüftung, alleine durch Fahrtwind?
    Oder viel mehr eine elektrisch/elektronisch gesteuerte und geregelte Angelegenheit?


    Schon mal ein Dank an die Mariner unter uns.


    :prost: , Thomas

  • Moin allerseits,


    zu Zeiten der SANTA INES wird es neben der natürlichen Zwangsbelüftung durch den Fahrtwind (Schwanenhalslüfter) sicher auch schon elektrische Lüfter gegeben haben.


    Die Laderaumlüftung war/ist ein wichtiger Bestandteil der Laderaummeteorologie.
    Dabei geht es um die Herstellung bzw. Erhaltung eines bestimmten Klimazustandes in der Luke (Luftfeuchtigkeit, Taupunkt, evtl. Temperatur, Sauerstoffgehalt, usw.) entsprechend der jeweiligen Ladung.


    Moderne Kühlschiffe haben mittlerweile eine vollautomatisierte Lüftungsanlage. Im Normalfall braucht der Mensch dort nicht mehr eingreifen. Die Systeme werden per Computer überwacht und geregelt.


    Inwieweit es heutzutage auf konventionellen Schiffen noch natürliche Belüftung gibt, weiß ich nicht.
    Auf Containerschiffen jedenfalls sind die Laderaumlüfter immer elektrisch betrieben.
    Dabei wird unterschieden zwischen Einweg- u. Zweiwegsystemen.
    Einweg heißt, der Lüftermotor kann entweder saugen oder drücken.
    Bei Zweiweglüftern kann die Arbeitsrichtung umgeschaltet werden.
    Heutzutage sind die Lüfterköpfe meistens Pilz- oder Kastenförmig und selten so prominent sichtbar wie die klassischen Schwanenhalslüfter.


    Neben der "normalen" Laderaumlüftung gibt es heute auf vielen Containerschiffen spezielle Lüftungsarrangements in den Luken, wenn dort Kühlcontainer gefahren werden. Dort wird die Frischluft über Kanäle aufgeteilt und an jeden einzelnen Containerstellplatz geleitet.
    Die Abluft gelangt bei solchen Systemen durch Lüfterklappen an den Seiten der Lukendeckel ins Freie.


    - Bild 1 zeigt den Laderaum eines 8100TEU Schiffes mit den Reeferlüftern
    - Bild 2 & 3 zeigen die Lüfterkanäle mit den eingebauten Lüftermotoren - die Dampfer sind auch schon etwas älter

  • Die "trompetenartigen" Lüfter auf den SANTA-Schiffen konnten von Hand in den Wind oder aus dem Wind heraus gedreht werden. So war ohne Einsatz von bordeigener Energie, zumindest bei Luftbewegung, eine kontinuierliche Belüftung aller Räume, durch alle Decks, gewährleistet.


    Zusätzlich konnten in die pilzartigen Ablüfter Motorgebläse eingesetzt werden, mit denen sowohl Zuluft geblasen wie auch Abluft gesaugt werden konnte.


    Die Passagierräume der SANTA-Schiffe waren damals bereits automatisch klimatisiert. Hierbei nutzte man auch die Technik der Kühlmaschine, die allein schon wegen der Proviantkühlräume (- 8 Grad C) erforderlich war. Das Kühlmittel war Ammoniak/Sole.


    Die Räume des Brückendecks aber waren zum Beispiel nicht klimatisiert. Hier befanden sich Lüfter sogar auf dem Peildeck.


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    Heute wird es ein konventionelles Lüftungssystem, wie es die Frachter noch in den fünfziger Jahren hatten, wohl kaum noch geben. Schon die Schiffe der WESTFALIA-Klasse (HAMMONIA) waren mit der von Peter geschilderten Technik belüftet.

    Fertig: MS WILHELM GUSTLOFF, 1:250



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