Römisches Späh- und Patrouillenboot / Roman Seas / 1:250 [FERTIG]

  • Hallo zusammen,


    ich möchte hier mal mein Römisches Späh- und Patrouillenboot vorstellen. Es stammt aus dem Barbarians vs. Rome Ship Set von Roman Seas. Ein Fresh Unpacked dieser Modelle gibt es hier.


    Zur Eingewöhnung erst mal zwei Bilder des ersten Kennenlernbaus. Die einzige veränderung, die ich vorgenommen habe, ist, daß ich die beiden Teile für die Riemen weggelassen habe.

  • Sieht ja schon ganz nett aus, ich will daraus aber ein "richtiges" Modell bauen. Diese Schiffe sind ja Spielmodelle für Wargamer und als solche haben sie halt ein paar Eigenarten, die für ein Standmodell störend sind.


    Das geht gleich einmal beim Maßstab los: Der ist zwar mit 1:300 angegeben, tatsächlich sind aber alle Schiffe vergrößert, damit sie genug Decksfläche für die Spielfiguren haben. Den tatsächlichen Maßstab kann man über den Abstand der Ruderer von einander, dem Interscalmium, bestimmen, nach Vitruv lag der in der Römischen Flotte einheitlich bei 92,5 cm. Das Modell hat auf 51mm Länge 15 Ruderbänke und damit ziemlich genau meinen Standardmaßstab von 1:250. Gegenprobe: Das Schiff ist insgesammt 9cm lang, umgerechnet also 22,5m, und damit knapp länger als die Navis Lusoria des Regensburger Verein der Freunde der alten Geschichte und nur wenig kürzer als die Triakontore, wie sie H.D.L. Viereck in seinem Buch Classis Romana - Die Römische Flotte rekonstruiert hat (beide ebenfalls mit 30 Riemen).


    Weiterhin sollten diese Modelle schnell zu bauen und robust sein, weswegen z.B. die Steuerruder keine separaten Teile sind, sondern gleich mit auf dei Bordwände aufgedruckt wurden. Ich konnte die Steuerruder leider nicht schon am Computer entfernen, denn die Originaldateien sind geschützt. Daher habe ich die Bordwände auf dünnes Papier ausgedruckt und die Ruder mit kleinen Stückchen davon überklebt.


    Die größte Schwachstelle ist aber das Heck, an dem ein großes Loch im Rumpf klafft. Um das zu schließen muß man schon ein wenig improvisieren. Zunächst bekommt der Rumpf ein Innenleben, wie man es von anderen Schiffsmodellen her kennt: Die Unterseite des Decks habe ich mit eienm weiteren Ausdruck auf dünnem Papier beklebt, damit die Ausleger auch auf der Unterseite Farbe bekommen. Aus einem weiteren Deck wird eine Bodenplatte zurechtgeschnitten, nach Augenmaß vorne etwas verlängert, hinten etwas verkürzt. Längs- und Querspanten drauf...


    ... und zusammenkleben. Auf diesem Bild sind auch schon die Bordwände am Bug verklebt.

  • Bevor man die Bordwände verklebt werden sie aber noch für den Umbau des Hecks vorbereitet:


    Ab etwa dem letzten Relingfeld werden die Bordwände unten mit einem abgerundeten Gegenstand auf einem Radiergummi vorgeformt. Ich habe sie zusätzlich noch am Rand mehrmals eingeschnitten, ist aber wahrscheinlich nicht wirklich nötig.


    Nachdem die Bordwände am Rumpfgerippe angebracht sind, wird, wieder nach Augenmaß, ein dreieckiges Stück Karton in der passenden Farbe (aus einem Screenshot) ausgeschnitten, alle Kanten flach auslaufend geschnitten und auf dem Radiergummi vorgeformt. Wenn alles paßt, wird dieses Dreieck mit viel verdünntem Weißleim (durch die Feuchtigkeit läßt sich der Karton leichter formen) auf das Heck geklebt und die Kanten mit dem Fingernagel schön an die Bordwände geschmiegt


    Noch einen Streifen Karton als Kiel aufkleben, den Schiffsboden mit feinem Sandpapier wieder ebenschmirgeln, ein Bisschen mit Tamiya XF-52 Flat Earth ausgebessern...


    ... und fertig ist das Heck!

  • Das war dann auch schon der schwerste Brocken, ab jetzt folgt nur noch Fitzelkram wie Ruderbänke, Steuerruder und ähnliches; Riemen gibt's ja gottseidank schon als Laserteile.


    Und um allen gut gemeinten Ratschlägen gleich zuvorzukommen: Nein, ich werde das Schiffchen nicht im Einsatz zeigen, sondern brav, mit gerefftem Segel, in einem lauschigen Hafen geprkt. Der Vorstellung, so etwa 40 bis 45 Mann Besatzung aus Karton zu schnitzen kann ich z.Z. nämlich wenig bis gar nix abgewinnen!


    Fortsetzung folgt!
    Michi

  • Hallo Jörg!


    Quote

    Gibt es eigentlich ein Standartwerk über antike Kriegsschiffe ?


    Klar, ist auch problemlos in jeder Buchhandlung zu bekommen:
    G. Julius Caesar: "De Bello Gallico", Rom, (das Erscheinungsjahr weiß ich gerade nicht)
    :D :D :D


    Jetzt aber mal ohne Flachs, der Viereck kommt da Deinen Wünschen schon extrem nahe. Auf modellmarine.de gibt es eine Rezension, einfach mal hier klicken.


    Leider ist das Buch derzeit nur antiquarisch erhältlich, aber z.B. beim ZVAB gibt es in diesem Moment noch vier Stück (einfach nach classis romana suchen). Das fünfte hat übrigen gestern ein mysteriöser Münchener wegbestellt :D


    Desweiteren lohnt sich immer wieder auch ein Blick in die NAVIS I und NAVIS II Datenbanken.


    Viele Grüße,
    Michi

  • Ach, Jörg,


    ich hab' zwar das Lat(r)inum mit Brief und Siegel und vom besten Schulsystem aller Zeiten, wie unsere Staatsregierung uns immer wieder bestätigt, aber hängengeblieben ist davon nicht wirklich viel. Gottseidank ist der Viereck aber auf Deutsch!


    Michi

  • @ Michi


    mach Dir nichts draus ca. 90% der Schüler die eine Fremdsprache an deutsch Schulen erlernten können Nachweislich sich in dieser Sprache nachher nicht verständigen;) Bestes Schulsystem?(?(


    Gruss


    Ingo

  • Hallo Michi,


    interessante Modelle und schön gebaut. =D> =D> =D>


    Zum Schulsystem:
    In meinem alten Lesebuch (Deutsch, 11. Klasse) fand ich folgenden Ausspruch eines deutschen Literaten, dessen Name mir leider nicht mehr einfällt (ist auch 19 Jahre her):
    "Abitur heißt möglichst wenig über möglichst viel zu wissen!"


    HADI:
    Man soll sich mit den erlernten Fremdsprachen auch nicht verständigen können, sondern man soll damit Prüfungen bestehen. So war mein Eindruck immer, wenn die Lehrer immer zwischen beispielsweise Deutsch und Englisch hin und her sprangen in ihrem Unterricht. Besonders interessant war in der 11. Klasse der aller erste Satz des damals neuen Englisch-Lehrers, ohne dass er auch nur einen Schüler kannte: "Ihr könnt kein Englisch!"
    Daraufhin verließ der Klassenbeste den Saal mit dem Kommentar: "Dann können Sie es uns auch nicht in einem Schuljahr beibringen, wenn das andere in 5 Jahren nicht geschafft haben." :D
    daran sieht man, dass sschule nivcht unbedingt etwas mit system zu tun hat. :D


    Schöne Grüssse


    René


    Kartonbau.de ... Mein Forum

  • Darf ich Eure Aufmerksamkeit auf diese website lenken:


    http://www.bbc.co.uk/dna/h2g2/A218882


    Es handelt sich da um ganz ausserordentlich tiefschürfende Phrasen die kein Lateiner - groß oder klein - missen sollte. Leider ist die Seite auf Englisch, und manche Phrasen entstammen der pop-kultur, lassen sich also nur schlecht übersetzen. Ich helfe gerne dabei.


    Nach dem Motto : Quidquid latine dictum sit, altum sonatur


    Gruß,



    Oliver

  • Hallo Jörg,


    das beste, was mir an der Uni untergekommen ist, ist dieses hier:


    John S. Morrison, John E. Coates: Die athenische Triere. Verlag Philipp von Zabern, Mainz am Rhein 1990, ISBN 3-8053-1125-7


    Das bezieht sich allerdings auf die Kriegsschiffe der Griechen, das Buch ist aber wirklich toll. Da haben ein Altertumswissenschaftler und ein pensionierter britischer Marineoffizier ein Projekt angeleiert, in dem so eine Triere in Originalgröße nachgebaut worden und tatsächlich gefahren ist (mit mehreren dutzend Ruderern). Soweit ich weiß existiert das Schiff sogar noch und liegt irgendwo in Griechenland. Wirklich ein empfehlenswertes Werk mit hervorragenden Fotos.


    Gruß,


    Simon

    Wiedereinstieg in den Kartonbau nach vielen Jahren ...

  • Ein klasse Modell. Ich mag ältere Schiffe der Antike sehr. Allerdings finde ich, dass es von dieser Sorte nicht sehr viele Modelle gibt. Ich find es gut. =D>

    Viele Grüße aus Berlin :)


    in Planung:
    Aldstadt-set 1 (Schreiber-Bogen)
    zur Zeit in Bau:
    Zigarrenschiff Ross Winans (erstmal auf unbestimmte Zeit stillgelegt) , Kirche im Gebirge von Schreiber-Bogen
    bereits fertiggestellt:
    North River Steamboat of Clermont von Schreiber-Bogen

  • Hallo Michi,


    sehr interessante Modellwahl und sher schoenes Modell! Ich wuste noch nicht einmal, dass es Modelle roemischer Schiffe gibt (einmal von dem Schreiber Modell abgesehen).


    Herzliche Gruesse,


    Matthias

  • Salvete, confratres classis papyri!


    =D> Sieht nett aus, das kleine Patrouillenschiff der Römer! Ein prima Beispiel dafür, wie man mit etwas Eigenarbeit auch simple Modelle noch besser hinkriegt - und das im Maßstab 1:250 8o!
    Es gab vor vielen Jahren (=mindestens schon ein Vierteljahrhundert her :rolleyes: ) beim tschechischen Albatros-Verlag einen -ebenfalls relativ einfachen- Modellbausatz mit 3 antiken Schiffsmodellen im Maßstab 1:100 :
    1. eine ägyptische Barke
    2. ein phönizisches Handelsschiff (wie das von Krimskramiris)
    3. eine römische Bireme "Imperator".


    Ich hatte mir bei Fritz König in Bremen (Atelier GAG, Schnoor) seinen letzten Bogen antiquarisch gekauft, um ihn dann auf 1:250 zu skalieren.
    Diese postkartengroßen Teile sind aber immer noch zweidimensional :(.


    Dank dieser anregenden Baubeschreibung werde ich aber nun motiviert genug sein, um im Urlaub 8) das Römerschiff in Angriff zu nehmen.


    Navigare necesse est... ;)


    Valete,


    Nauarchus Papyri

    Ich schnipsel mit Schere, ich klebe und falz';
    das is zwar nur Schimäre, doch mich unterhalt's! :P(frei nach Johann Nestroy)

    Edited 2 times, last by Kartonkapitän ().

  • Hallo Leute,


    das freut mich ja riesig, daß mein kleines Bootchen hier auf so viel Resonanz stößt! Da hier anscheinend ein gewisses Interesse für die Antike Seefahrt besteht, habe ich noch schnell unsere alte Corbita in die Gallerie gestellt. Nicht weltbewegend, aber alt!


    Tja, schön wäre das natürlich schon, wenn es mehr Modelle aus der Antike gäbe, aber das ist halt ein sehr schwieriges Gebiet. Das geht schon mal damit los, daß es nur sehr wenig gesicherte Informationen über diese Schiffe gibt. Reliefs, Münzbilder und Kultobjekte sind ja immer Kunstgegenstände und keine Baupläne oder Werftmodelle, und bei den meisten Wrackfunden ist nur noch der Schiffsboden erhalten.
    Und neben diesen Schwierigkeiten gibt es auch kaum antike Schiffe, hinter denen eine Geschichte steht, abgesehen mal von der sagenhaften Argo. Schiffe mit einer Geschichte verkaufen sich aber nunmal deutlich besser als ohne, da muß man nur mal vergleichen, wieviele Bismarcks und A.G.Spees gebaut werden, und wieviele Tirpitze und Deutschlands/Lützows und Admiral Scheers.


    Immerhin, die Archeologie hat in den letzten, na, sagen wir mal 20 Jahren schon sehr viel neues herausgefunden, da steigen die Chancen, daß auch für uns Schifferlbastler etwas abfällt!


    Simon:
    Der Nachbau ist die Olympias (Treppen witz der Geschichte: Wenn man nach olympias und triere googelt, bekommt man nur einen Bruchteil der Treffer, die man erhält, wenn man nach dem Schiffsnamen und trireme, also dem Römischen Ausdruck sucht!)


    Kapitän:

    Quote

    Dank dieser anregenden Baubeschreibung werde ich aber nun motiviert genug sein, um im Urlaub das Römerschiff in Angriff zu nehmen.


    Das freut mich jetzt ganz besonders! Wenn Du die Bögen ohnehin verkleinerst, kannst Du eigentlich völlig unbeschwert losbasteln, denn wenn das auf Anhieb erst mal nichts wird, dann hast Du ja keinen unersetzlichen Originalbogen zerstört. Auf das Ergebnis bin ich ja schon schwer gespannt!


    Viele Grüße,
    Michi

    ROMANES EVNT DOMVS !

    Edited once, last by MichiK ().

  • Moin Michi!


    Wozu auch Latein lernen? Es gibt doch "Brian"...


    Wobei mir niemand das staatliche Bildungssystem schlecht reden soll! Mit Sicherheit hat manch armer Tropf, wenn die Gerichte mit ihm fertig waren, erst durch Tütenkleben zu Papier und Schere gefunden - ist das nichts?

    "Ich glaube nicht, dass der Shitstorm die Weiterentwicklung der Demokratie ist." (Wolfgang Schäuble)

    Wer "Remigration" wählt, wird "Endlösung" ernten.

    Die Würde des Menschen ist unantastbar. (Artikel 1 Grundgesetz)

  • Heiner,


    Quote

    Wobei mir niemand das staatliche Bildungssystem schlecht reden soll! Mit Sicherheit hat manch armer Tropf, wenn die Gerichte mit ihm fertig waren, erst durch Tütenkleben zu Papier und Schere gefunden - ist das nichts?


    jetzt wird mir auch klar, warum so viele aus der JVA Straubing ausgebrochen sind, die wollten sich endlich mal richtige Modelle besorgen!


    Viele Grüße,
    michi

  • Ohweiohweiohwei... über einen Monat schon nix mehr passiert!


    Allen Hitzewellen, dazwischengeschobenen Testbauten und Sommergrippen zum Trotz habe ich aber wenigstens ein ganz, ganz klein Wenig weitergebaut, und zwar eine Luke, zwei Lagerböcke (wenn der Mast niedergelegt ist), einen Anker,ein sauber aufgerolltes Ankertau und 30 Ruderbänke.


    Der Tauwickel entstand so: Ein kleines Loch in ein Stück Plastik gebohrt, so 0,8 bis 1mm Durchmesser, einen Nähfaden mit dem Bohrer in das Loch geklemmt, den faden satt mit verdünntem Weißleim eingestrichen und mehr oder weniger dekorativ auf gewickelt. Wenn der tauwickel dann durchgetrocknet ist, muß man nur noch alles wieder zerlegen und die Enden des Fadens zurechtstutzen.


    Viele Grüße!
    Michi

  • Hallo,


    die Albatros Modelle habe ich vor Jahren gebaut, sie passen im wesentlichen gut zusammen und machen fertig einen schönen optischen Eindruck (Segel aus Stoff helfen hier sehr, für den Adler auf dem Römer-Schiff habe ich mir eine kleine Platik-Figur besorgt und vergoldet). Ich habe immer bedauert, dass das römische Schiff ein Kurierschiff war und kein eigentliches Kampfschiff mit dem "Corvus", der berüchtigten Enterbrücke.


    Was hier über die zweite Fremdsprache gesagt wird, stimmt leider. Bei Latein würde ich die Quote sogar bei 95% ansetzen. Nach ca. einem halben Jahr ist ein entsprechender Anteil der Schüler bereit die Fremdsprache zu wechseln, nach einem Jahr wäre es ihnen egal, zu welcher Sprache gewechselt wird, nur weg aus der aktuellen. Ein zynischer Lehrer könnte sich in der ersten Lateinstunde vor die Klasse stellen, jedem Schüler ein Buch mit den besten 500 lateinischen Aussprüchen in die Hand drücken und den Schülern schriftlich garantieren, dass sie mehr aktives Latein als 95% der 10. Kläßler können, wenn sie aus diesem Buch 30 Sprüche auswendig lernen.
    Schließlich gibt es nur drei Berufsgruppen, die Latein wirklich brauchen: Archäologen, Historiker und Theologen. Bei Ärzten, Juristen, Apothekern etc. muss man Fachausdrücke und ein paar Sprüche können, mit Latein als Sprache hat das nichts zu tun. Als Rechtfertigung für einen mindestens 4 Jahre lang im Range eines Hauptfachs betriebenen Aufwand reicht mir das nicht mehr und die ganzen fachfremden Schutzbehauptungen sind total daneben (mit Latein lernt man logisch zu denken, dann tut es auch eine Schach-AG oder besser: Strategiespiele am PC; wer Latein kann, dem fällt das Lernen der romanischen Sprachen leichter; Latein stopft genau die Stunden im Stundenplan zu, in die die romanische Sprache passen würde und eine neue Fremdsprache ab Klasse 11 bringt fast gar nichts mehr).


    Das Traurige daran ist, dass eine moderne Fremdsprache halbwegs motivierend vermittelt, eine der wenigen Sachen sein kann, die man tatsächlich aus der Schule für das Leben mitnimmt. (Der alte Spruch "Nicht für die Schule, fur das Leben lernen wir", ist übrigens in jeder Hinsicht Blödsinn. Erstens stand es im Original bei Petron genau anders herum (Satire auf das römische Schulsystem. Das hat den Lehrern im 19. Jh. nicht gepasst, daraum haben sie es umgedreht). Zweitens behält man eine Sache dann mit Abstand am besten, wenn man sich für die interessiert bzw. sie Spaß macht. Zu 90% absurden Quark zu lernen, mit dem Argument "das brauchst du in 15 Jahren", ist Murks.



    Zaphod

  • Wenn ihr so eine schlechte Meinung von eurem Schulsystem habt warum seid ihr dann FREIWILLIG mehr als 9 Jahre in diese Schulen gegangen ode schickt jetzt sogar eure Kinder hin?


    Ich bin froh dass ich in die Schule gehen durfte.

  • Hallo liebe Leute!


    Nach über einem halben Jahr Funkstille geht's hier endlich weiter! Die Gründe für die lange Auszeit waren vielfältig, in der Hauptsache sind aber ein eklatanter Mangel an Freizeit und mein Muffensausen vor dem Takeln eine unheilige aber wirkungsvolle Allianz eingegangen.


    Jedoch, dank Michael Bauer hat das Takeln für mich viel von seinem Schrecken verloren, das mit der Freizeit wird auch schon wieder besser und zu guter Letzt war ja vor Kurzem erst die Modellbauausstellung in Oberschleißheim, und nachdem ich seit der vorhergegangenen Ausstellung nicht viel neues produziert habe, war ich hochmotiviert, wenigstens dieses Schiffchen noch fertig bekommen. Und was soll ich Euch sagen? Es hat geklappt!


    Zum Einstand also erstmal ein kleines Suchbild aus Oberschleissheim. Die Herren Bauer, Seissler und Mayer sind ja schnell zu finden, aber wo ist das Römerschiff?!? Wer's findet, bekommt 100 Punkte!

  • Jetzt aber der Reihe nach! Wie gesagt, es fehlte ja vor Allem noch die Takelage. Zunächst einmal mußte ich herausfinden, wie die bei den alten Römern überhaupt aussah. Meine wichtigste Quelle ist H.D.L. Viereck: 'Classis Romana, Die Roemische Flotte', Hamburg, 1996. Danach bestand die Takelage bei den Römischen Galeeren aus folgenden Bestandteilen:


    Masten
    Ein Hauptmast und häufig auch ein Zwischending zwischen Vormast und Bugspriet. Die Masten werden zum Gefecht niedergelegt.


    Segel
    Pro Mast ein Rahsegel. Die Rah am Hauptmast ist häufig zweigeteilt.


    Stehendes Gut
    Vorstag, Achterstag und Wanten. Alle Taue laufen durch Taljen, Blöcke oder ähnliches Gesumpse und lassen sich schnell lösen (damit die Masten niedergelegt werden können).


    Laufendes Gut:
    Auch hier keine großen Überraschungen. Die Rahen hängen an einem doppelten Rahfall, auch Topnanten sind nachgewiesen. Das Segel wird mit Brassen und Schoten angesteuert, wobei die Brassen üblicherweise durch Blöcke laufen. Markant sind die Gordings, die in gerader Linie nach hinten zu ihren Befestigungspunkten laufen (Übrigens: Beim Schreiber Modell der Griechischen Bireme fehlen diese. Diese zwei wunderschönen Beispiele (eins und zwei) Griechischer Keramik beweisen aber, daß auch die Griechen schon Gordings verwendet haben!)


    Zusätzlich habe ich noch die Uni Regensburg kontaktiert, um mehr über die Takelage des dortigen Nachbaus einer Lusoria zu erfahren. Daraufhin habe ich einen Takelplan bekommen, wofür ich mich nochmal herzlichst bedanken möchte! Wie man sieht, hat die Lusoria nur den Hauptmast und auch keine Topnanten, dafür aber ein doppeltes Achterstag (ich habe aber nur ein einfaches an meinem Modell nachgebildet).


    Die Wanten, die auf dem Plan nicht eingezeichnet sind, kann man auf
    dem Foto in diesem Zeitungsausschnitt von Dr. Christoph Schäfers Homepage gut erkennen (Dr. Schäfer war seinerzeit am Bau der Regensburger Lusoria beteiligt und leitet jetzt ein ähnliches Projekt an der Uni Hamburg).

  • Und nun zum Bau:


    Der Mast ist ein getrockneter Grashalm den ich innen noch mit einem Stück Draht verstärkt habe.


    Das Segel habe ich auf Seidenpapier gedruckt und schon mal vorgefaltet.


    Die Rah ist ein Streifen verdoppelten Kartons, an den habe ich dann das Segel angeklebt und mit meinem Takelgarn festgezurrt. Eigentlich müssten auch die Segelenden verzurrt sein, aber so lose baumelnd gefallen sie mir besser. Die beiden Zipfel habe ich mit verdünntem Weißleim gestrichen, damit sie auch ihre Form behalten.

  • Jetzt zeige ich Euch mal, wie ich die Blöcke für das stehende Gut getürkt habe:


    Man nehme ein Stück Takelgarn in das man einen Knoten knüpft (aber noch nicht zuziehen!).


    Durch den Knoten zieht man das eine Ende, so daß eine Schlaufe entsteht.


    Damit z.B. die Wanten schön gleichmäßig werden, legt man die Schlaufe um einen Gegenstand passender Größe (hier ein Schaschlikspieß) und zieht den Knoten fest (am besten gleich noch mit ein wenig Leim sichern).


    Dann zieht man das Garn durch die Schlaufe...


    ...und knüpft einen weiteren Knoten um die Schlaufe herum.

  • An beiden Enden ziehen, und fertig ist der Lack! Wenn man dann noch ein Bisschen braune Farbe auf die Knoten tupft, sieht das (in diesem Maßstab) schon sehr realistisch aus.


    Das dunkle Garn hier habe ich allerdings nur zur Demonstration verwendet. Irgendwo habe ich nämlich gelesen, daß die Römer noch kein geteertes Tauwerk verwendet hätten, also kommt am Modell hellbraunes Garn zur Verwendung.



    Die so vorbereiteten Stage und Wanten kommen in einen Spannrahmen und werden dreimal mit verdünntem Weißleim eingestrichen.


    Nach dem Trocknen des Leims sind sie schön steif und behalten ihre Form. Man kann sie jetzt aus dem Spannrahmen schneiden und ans Modell ankleben.


    Hier sind schon die Wanten, die Schoten und die ersten Gordings angebracht. Bei den Gordings habe ich übrigens einen riesen Fehler begangen. Ich habe nämlich unbehandeltes Garn am Rumpf befestigt und zur Rah hochgezogen. Dabei habe ich soviel Kraft auf den Mast ausgeübt, daß sich meine schönen Wanten ganz krumm verzogen haben. Ich mußte sie nochmal von der Reling abschneiden und halbwegs gerade wieder ankleben. Das passiert mir aber kein zweites Mal mehr, hinkünftig leime ich jedes Stück Tauwerk ein, länge es ab und klebe es ohne Spannung fest!


    Ich habe mir natürlich die Frage gestellt, wo ich die Gordings anschlagen soll, ohne daß sie die Ruderer behindern und den Gang versperren. Meine Lösung sind zwei Pfosten an den Seiten der der zwölften Ruderbänke, die angenommenermaßen die verlängerten Deckstützen wären. Diese Idee ist aber vollständig auf meinem Mist gewachsen. Ein Vorbild dafür kenne ich nicht (außer daß bei der Regensburger Lusoria die Ruderbänke auf ähnlichen Pfosten ruhen). Außerdem zu sehen, das Gestell, das die Steuerruder aufnehmen wird.

  • Die Steuerruder bestehen aus jweils drei Teilen. Sie haben einen Schaft aus gedoppeltem Karton mit einem Spalt unten, in den das Ruderblatt eingeklebt wird. Nach der Montage im Heck haben sie dann noch Griffe aus Überbleibseln von Laserreling bekommen.


    Die Riemen sind auch Laserteile. Ich habe so um die 15 Stück auf den Ruderbänken gelagert.

  • Sooooo winzig und dann noch Takelage? Du bist ja verrückt. ( Sehr Lieb gemeint ;) )
    Gruss Olli

  • Hallo Michi,


    wie immer bei deinen Objekten, sitze ich vorm Computer
    und frage mich: "WIE IST DAS MÖGLICH"
    :zweifel: :zweifel: :zweifel:
    Ich denke Du hast einen winzigen Kobold, der Dir zur Hand geht.


    Klasse Arbeit:super: :super: :respekt: :respekt:



    Gruß aus dem nächtlichen Regensburg


    Albert

  • ...und ich verzweifele bei der Takelage in 1: 250!!! Ist wirklich unglaublich, was sich alles darstelen lässt! Eine exzellente Arbeit!



    Gruß


    Philipp Tietz

    "Wo kämen wir hin, wenn jeder sagte: 'wo kämen wir hin?' und keiner ginge, um zu sehen, wohin wir kämen, wenn wir gingen?"

  • Hallo Michi,


    wirklich gut gemacht! Vor allem die Takelage ist fuer diesen Massstab hervorragend gelungen.


    Herzliche Gruesse,


    Matthias

  • Hallo Michi,


    Der Winzling ist echt super, znd außerdem ein nicht alltägliches Modell!


    =D> =D> =D> =D> =D>


    Zur Takelage kann ich nur sagen: :meister:


    Grüße Friedulin

  • Hallo Leute!


    Erstmal: Es freut mich ungemein, daß Euch mein kleines Bootchen so gut gefällt! (Mir gefällts auch, und nicht mal Conny hat gemeckert, obwoooohl es ein Kriegsschiff ist!)


    Ernst:
    Na, na, des guit ned! Du mußt das Boot schon auf dem Bild von Oberschleissheim finden!


    Aber Du kriegst jetzt wenigstens einen Dicken Sonderpunkt für kreatives Schummeln! Bitteschön, hier ist er:
    .
    :D:D:D


    Oliver:
    Ja schon, stimmt ja :rotwerd:
    Aber wenigstens harmlos und ich bin von der Straße weg!


    HvT:
    Da hast Du vollkommen recht, wenn man so an die Britschen 56ft Picket Boats denkt, oder ihre Vorgänger, die sogar 63 Fuss lang waren. Und die hatten ein Spiegelheck, d.h., wenn man diesen Beiboote ein Kreuzerheck verpassen würde, wären sie wahrscheinlich genauso groß, wie mein Schiffchen. Ich hab' ja noch die IJN Fuso von Digital Navy, da sind auch solche Beiboote drauf. Die müsste ich glatt mal bauen und daneben stellen). Man sieht's auch ganz gut auf dem Suchbild, da ist es ja von lauter neuzeitlichen Schiffen (und keines davon hat ein besonders großes Vorbild) im Gleichen Maßstab umgeben, und schon gegen den Fluß- und Hafenschlepper vom DSM ist es ein Zwerg!


    Nun ist aber auch das Vorbild von diesem Boot so ziemlich das Kleinste, was die Römer auf die offene See geschickt haben, was natürlich auch an den Aufgaben, die mit diesem Schiffstyp zu erfüllen waren, liegt. Seinerzeit war das Mittelmeer fest in Römischer Hand und für eine ausgesprochene Schlachtflotte gab es keinen Bedarf. Dagegen mussten die Küsten Britanniens, Galliens und Germaniens gegen die immerwiederkehrenden Überfälle durch Germanen und Sachsen geschützt werden. Dafür brauchte man kleine und vor allem viele Boote (darüber hinaus gab es aber natürlich immer noch auch größere Schiffe, vor allem Liburnen und auch Triremen).


    Nur ein paar Jahunderte vorher hat das noch etwas anders ausgesehen: Seit sich Rom und Karthago in die Quere kamen, sind die Schiffsgrößen ständig gewachsen, bis sie dann in der Schlacht von Actium ihren Höhepunkt erreicht hatten. Bezeichnenderweise waren die einzigen Gegner für die Römischen Schlachtflotten damals andere Römische Schlachtflotten. Die beiden Schiffswracks, die man im Nemisee gefunden hat, haben eine Länge um die 75-80 Meter und eine Breite um die 15 Meter, daneben hätte die Ben Read wieder eine ganz andere Wirkung (allerdings waren das reine Show Boats zur Belustigung von Kaiser "ich hab' ein'n an der Waffel" Nero).


    Albert:
    Ich hab's Dir doch schon in Schleissheim gesagt:
    Erst schneidest Du die Bauteile aus.
    Dann faltest Du sie.
    Und Dann klebst Du alles zusammen.
    Sooo ist das möglich!


    Phillip:
    Probier's doch einfach mal an irgend etwas Kleinem selber aus! Mit diesen leimgetränkten und -versteiften Fäden geht das Takeln wesentlich leichter, als wenn man versucht die Fäden irgendwo zu befestigen und dann zu spannen. Na ja, und dann ist die Takelung von dem Boot natürlich auch insgesamt recht einfach. Mit einem Vollschiff ist die nicht zu vergleichen!



    Ach so, ich glaub', ich hab's noch nicht erwähnt:
    Bei der Takelage hab' ich mir noch zusätzlich zwei Vereinfachungen erlaubt, erstens habe ich nämlich auf die Darstellung des Rahfalls völlig verzichtet (die zwei Strippen, die direkt am Mast entlang laufen sieht doch eh keiner), und zweitens habe ich die Brassen nur durch eine einfache Leine dargestellt (also nix mit durch Blöcke Laufen). Das liegt daran, daß das von mir verwendete Garn eh schon zu dick ist.


    Viele Grüße!
    Michi