Panzerkampfwagen „Panther“ Ausführung G vom polnischen Verlag MIKRO MODEL von 1990

  • Hallo Kartonmodellbaufreunde!


    Längere Zeit habe ich hier nichts zum Besten gegeben, ja so ist es halt wenn man sich mit einem etwas umfangreicheren Projekt beschäftigt und nebenbei noch andere Dinge im Leben einen so in Beschlag nehmen.


    Aber nun ist endlich auch mal wieder etwas fertig geworden. Es handelt sich um einen


    Panzerkampfwagen „Panther“ Ausführung G vom polnischen Verlag MIKRO MODEL von 1990


    Sicher fragt sich nun der eine oder andere Leser: meine Güte, wieso gräbt der Axel wieder so eine alte Möhre aus? Nun, dieser Modellbaubogen war 1990 der erste mir bekannte Modellbaubogen eines Fahrzeuges vom Typ „Panther“, das Erstlingswerk des jungen Verlages. Das Vorbild ist ein „Panther“ vom Typ G, welcher als letztes Baulos produziert wurde. Erst einige Jahre später, etwa 1992, erschien mit der Nr. 40 im polnischen Verlag GPM das nächste Modell eines „Panther“, nun in 1:25.


    Als ich diesen Modellbaubogen 1990 von der Fa. Waldmann GmbH in München erwarb war er mit 1:35 nun gar nicht mein Geschmack. Ich hatte mich inzwischen mit dem Maßstab 1:25 als meinen Hausmaßstab angefreundet und spielte mit dem Gedanken, dieses Modell mittels Farbkopierer auf 1:25 zu vergrößern. Ja, das waren noch Zeiten, wo man keinen Scanner und Drucker besaß. Stattdessen klapperte man hoffnungsvoll alle Copyshops der Umgebung ab und hoffte, einer der Betreiber hätte in die neueste Farblaserkopietechnik investiert. Nun, das war 1990!


    Hier einmal ein kleiner Überblick über die Bogen:

  • Nun sind 27 Jahre vergangen. Viele andere Modellbaubogen des „Panther“ sind seitdem erschienen, doch nach wie vor übte dieser Bogen eine Faszination auf mich aus. Vor einigen Jahren beschloss ich, über diesen Verlag eine Dokumentation zu erstellen, die dann später in einer Publikation vom Arbeitskreis Geschichte des Kartonmodellbaus (AGK) veröffentlicht werden soll. Dazu will ich dann alle vier von diesem Verlag erschienenen Modellbaubogen gebaut dort vorstellen. Zwei Modelle sind hier im Forum schon gebaut vorgestellt worden. Und der Modellbauer hat mir freundlicherweise Bilder für diese Dokumentation zur Verfügung gestellt. Also war auch dieser „Panther“ fällig, diesmal von mir gebaut. Eingescannt, vergrößert und ausgedruckt.


    Als erstes musste die Panzerwanne erstellt werden. Ich beschloss, das Modell mit Finnpappe von 1,5 mm auszukleiden. Auf die beiliegenden Spanten verzichtete ich, da ich durch die massive Stabilisierung keinen Sinn mehr in ihnen gesehen habe. Die Passgenauigkeit konnte trotz der reinen Handkonstruktion und der Vergrößerung von 1:35 auf 1:25 als gut bezeichnet werden.

  • Im nächsten Schritt folgten dann etliche Zurüstteile, die auf und an der Panzerwanne montiert werden mussten. Ich fand, dass sich diese Teile leichter anbringen ließen als die Panzerwanne noch gut gegriffen werden konnte. Später, mit den montierten Laufrollen, wäre das Teil wahrscheinlich nicht mehr so einfach zu Händeln gewesen. Auf besonders filigrane Teile wie die aus Messing zu formenden Handgriffe verzichtete ich allerdings noch vorerst und verschob sie auf später. Die Anleitungsskizzen gaben ausreichend Informationen wo alle die Teile anzubringen waren. Allerdings musste ich auf den doch recht kleinen handgezeichneten Skizzen schon manchmal etwas suchen und interpretieren.

  • In der nächsten Baustufe folgte der Turm. Die Verarbeitung gemäß Bauteilnummerierung wurde von mir auch öfter ein wenig nach Intuition und Gespür geändert. Auch beim Turm war die Passgenauigkeit gut. Die größte Herausforderung war das Geschützrohr. Durch vorsichtiges paralleles anritzen auf der Rückseite und durch Verwendung von verdünnten Weißleim gelang es mir, das lange Röhrchen sehr schön hinzubekommen. Ich muss sagen, es machte mich schon ein wenig stolz, dieses markante Bauteil so schön gerundet und gerade hinbekommen zu haben! Der Turm war dann auch das erste Teil, welches als Baugruppe komplett fertig wurde. Den Handgriff fertigte ich aus Messing, und bemalt habe ich ihn ebenfalls mit Aquarellstiften.

  • In nächsten Schritt war dann das Laufwerk dran. Der „Panther“ hatte ein verschachteltes Laufwerk, recht kompliziert und mitunter wartungsbedürftig, aber es erlaubte gute Geländeeigenschaften und eine recht hohe Geschwindigkeit. Bei diesen Bauteilen musste ich viel mit Finnpappe verstärken. Überhaupt, der gesamte Modellbaubogen verlangt enorm viele Verstärkungen! Und Lasercutteile gab es damals noch nicht! Immerhin konnte ich ja nun auf die recht weiche und leicht zu schneidende Finnpappe zurückgreifen. Um 1990 habe ich immer alle erforderliche Verstärkungen aus Unkenntnis grundsätzlich noch aus stabiler Graupappe gemacht. Oh weh, da hätte ich mir bei dem Ding wohl einen Wolf in die Finger geschnitten!


    Jedenfalls mussten die Räder allesamt massiv verstärkt und mühsam von Hand ausgeschnitten werden. Und dann blieben natürlich noch die dicken Schnittkanten zurück, die es zu retuschieren galt. Da hat der jeweilige Aquarellstift auch ganz schön gelitten. Bei den vorderen Antriebsrädern musste ich entscheiden: Schneide ich später Aussparungen in die Ketten oder opfere ich die Zähne des Rades? Ich entschied aus Aufwandsgründen, die Zähne am Zahnkranz brachial abzutrennen und die Kette später ohne Durchbrüche zu erstellen. Faulheit siegt halt manchmal…

  • Weiter geht´s bei bastel mit, wir kommen nun zum nächsten Schritt! Alle Lauf-, Antriebs- und Umlenkrollen wurden montiert und ausgerichtet. Nun konnte das Fahrzeug auch schon auf seinen eigenen Füßen, pardon, Rädern, stehen. Ein kleines Problem tat sich wohl auf: Die Dicke der Verstärkungen bei den Laufrollen hatte ich wohl etwas falsch kalkuliert. Dadurch waren die Abstände nicht mehr so gegeben, das die Führungszähne der Kette später an allen Stellen durch die Abstände passten. Zum Glück lagen diese stellen später innen und waren am fertigen Fahrzeug nicht zu sehen. Jetzt montierte ich auch die noch fehlenden filigranen Bauteile wie die Griffe.

  • Dann folgte schließlich die Kette. Der krönende Abschluss und auch die nervigste Arbeit! Zuerst habe ich die Innenseiten gerillt und vorgeknickt. Dann die Außenseiten auf 1 mm verstärkt und jedes Kettenglied einzeln abgetrennt und wieder auf den Innenseiten aufgeklebt, um eine schöne flexible Kette zu erhalten. Dann erst mal die Aussparungen am den Seiten ausgeschnitten und schön alle Schnittkanten gefärbt. Es folgten die aufzuklebenden Stege und schließlich die vielen kleinen „Drachenzähne“. Wie ich schon schrieb, an der Unterseite innen hätten diese Zähne keinen Platz mehr zwischen den Laufrollen gefunden. Also ließ ich sie einfach weg. Merkt eh Keiner. Das Finale bildeten dann die Seitenschürzen. Diese Dinger waren im Original nur eingehangen und sollten Hohlladungen zur Explosion bringen bevor sie die eigentliche Panzerung durchschlagen konnten.

  • Schließlich war das Modell fertig. Und ich stolz. Halt! Da fehlte doch noch was? Klar, ein Diorama. Also, ich nahm eine Holzplatte von ca. 30 x 45 cm. Darauf klebte ich Pflastersteine, die hatte ich auf einer Modellbaumesse gekauft. Frage mich bitte keiner nach dem Hersteller. Der bewachsene Untergrund stammt vom Modellbahnzubehörhersteller „HEKI“, die zwei winkenden Damen stammen von „PREISER“. Die Figur mit dem MG habe ich vor Jahren einmal auf einem Trödelmarkt gekauft, es handelte sich um einen italienischen Hersteller von Sammlerfiguren aus Metall. Die braune, matchartige Struktur durch die der Soldat stapft ist eine Modelliermasse die es in fertiger Konsistenz vom Modellbahnzubehörhersteller „NOCH “ gibt. Recht teuer wie ich finde, und für ein Diorama in 1:25 verbraucht man schon recht viel davon.


    27 Jahre nach dem Kauf dieses Modellbaubogens habe ich ihn nun endlich gebaut. Und ich glaube, ich hätte ihn mit der damaligen Erfahrung und dem damaligen Materialkenntnissen niemals zu meiner Zufriedenheit hinbekommen. Es hat also sogar Sinn gemacht, alles auf die laaange Bank zu schieben.


    Viele Grüße


    Axel