Messerschmitt M 17 Reimers Modellbaubogen 1:24

  • Hallo Forum,


    nach längerer frustbedigter Abstinenz habe ich wieder mit den "Papierfliegern" begonnen. Eigentlich war ich ja mit meinem "Bunten Fredi" fast fertig. Gezeigt habe ich ihn hier nie, da Robson kurz zuvor sein Modell hier vorgestellt hat. Und ich hätte mich daneben eher geschämt für mein amateurhaftes Bauen. Gut, für mich ist es auch Entspannungstherapie neben meinem Beruf und den damit verbundenen Reisen.
    Aber im November bin ich wieder mal übersiedelt, diesmal sogar innerhalb der Stadt. Meine wenigen Habseligkeiten gut verstaut, ein paar besondere Stücke, unter anderem der Bunte Fredi, in einem eigenen Karton verpackt und zur Seite gestellt. Den wollte ich höchstpersönlich transportieren, damit nur ja nix passiert. Aber wie es kommen musste, im Verladestress verlor ich den Karton aus den Augen und sah ihn erst wieder, als ich den Transporter zu entladen begann.


    Ein Bücherkarton hatte ihn fast komplett zerdrückt.


    Meine Schätzchen waren schwer beschädigt. Der Bunte Fredi liess die Tragflächen hängen und hatte einen platten Rumpf.


    Und natürlich hatte von meinen helfenden Kumpels auch keiner auch nur ansatzweise Verständnis dafür, warum ich etwas feuchte Augen hatte....


    Nach der erforderlichen Pause habe ich mich wieder an das Thema herangewagt. Mittlerweile ist auch Ersatz für den "Fredi" besorgt, aber das kommt später. Ich war hungrig nach einem raschen Erfolgserlebnis. Und aus meinem noch bescheidenen Stapel fischte ich mir die M17 von Reimers Modellbaubogen, weil ich das Flugzeug witzig fand und es leicht zu bauen sein sollte. Bei der Gelegenheit fällt mir auf, dass es hier noch keine Modellbeschreibung gibt.


    Also, der Titel des Bogens sieht so aus, der Rest verteilt sich übersichtlich auf weitere 7 Seiten plus Verstärkungskarton.

  • Nach dem ermüdenden Gelaber im Intro werde ich mich nun auf das Notwendigste beschränken. Der Bau bietet bislang wenige Überraschungen und geht dank vorhandener Motivation gut von der Hand.
    Wobei das Formen des Rumpfes durchaus tricky war, ich hab es auch nur mässig hinbekommen. Hier sollte man sich etwas mehr Zeit dafür nehmen, was ich leider zu spät bemerkte.

  • Hey, Wanderer,


    (hat "The Wanderer" was mit Renaissance zu tun? Wenn ja, fänd´ ich´s witzig...)
    Nix "ermüdendes GElaber".... Du bist wichtig! Dein Modell ist wichtig! Und alles, was du zu beidem zu erzählen hast, ist ebenso wichtig.


    Ist die M17 nicht eine von den Schrottgurken, die beinahe Willy´s Untergang gwesen wären? Eine schöne Wahl auf jeden Fal. Und paßt zu den andren Modellen, die hier aktuell in deer Mache sind.
    Ich schau´ dir begeistert zu


    Viele Grüße


    Till

    Is das Kunst, oder kann das wech?

  • Schrottgurken?!? Mein lieber Till, ich glaub mein Schwein pfeift! ;)


    Sowohl die M17 als auch die nachfolgenden Verkehrsflugzeuge M18 und M20 waren ausgezeichnete Konstruktionen, sieht man mal von dem zu schwachen Leitwerk der M20 ab, daß dann auch zu mehreren üblen Unfällen geführt hat. Nur: Solche Konstruktionsmängel waren damals an der Tagesordnung, das damalige Wissen um Aerodynamik und die Kräfte die auf ein Flugzeug einwirken war ja auch noch recht begrenzt. Das Bohei, das die Lufthansa darüber gemacht hat und die Verweigerung der Abnahme der restlichen bestellten Maschinen (die dann die Bayerischen Flugzeugwerke fast ruiniert hat) hatte nichts mit der Qualität der Flugzeuge zu tun, sondern war rein politisch motiviert. Zu den Hintergründen empfehle ich die Lektüre von "Luftverkehr zwischen Markt und Macht (1919-1937" von Alfred Fischer.


    Fakt ist aber natürlich auch, daß die M17 in der Tat maßgeblich dafür verantwortlich war, daß Theo Croneiß bei Messerschmitt ein wirtschaftlich zu betreibendes Zubringerflugzeug geoordert hat, damit daß Messerschmitt in den Verkehrsflugzeugbau eingestiegen ist, damit wiederum daß sich beide zusammen mit der Lufthansa und dem RLM angelegt haben, und damit natürlich auch daß die BFW fast pleitegegangen wäre. Aber nicht wegen Schrottgurkentum!


    Ich habe gesproche, Hugh! :D
    Michi

  • Hey, MichiK,


    ahja, da weißt du offensichtlich besser Bescheid, als ich. Genau diese Unfallserie meinte ich. Inwieweit solche Mängel an der Tagesordnung waren, kann ich nicht sagen. Bestimmt war da viel Try and Error dabei, aber es gab ja auch eine ganze Menge zuverlässiger und langlebiger Flugzeuge in dieser Zeit.
    So oder so ist es ein hübsches Flugzeug.


    Viele Grüße


    till

    Is das Kunst, oder kann das wech?

  • Hallo Till!


    Da mußt Du Dich nicht sorgen, gerade dieses Kapitel der Deutschen Luftfahrtgeschichte ist auch ziemlich von Propaganda vernebelt, eben weil die Nordbayerische Verkehrsflug,Messerschmitt/BFW, und die Länder Bayern und Sachsen auf der einen Seite und die Lufthansa und das RLM auf der anderen Seite einen ziemlich üblen Grundsatzstreit auskämpften, wer denn was im Luftverkehr dürfe.


    Einstweilen komme ich wieder an meinen Bücherschrank, danach verlief die Unfallserie der M20 so:
    26.2.1928: Erstflug - der Pilot Hans Hackmack hält eine Ablösung der Bespannung an der Tragflächenhinterkante für so dramatisch, daß er in 80 Metern Flughöhe aus dem Flugzeug abspringt. Hackmack verliert dabei sein Leben, die Maschine stürzt ab, die Lufthansa storniert darauf ihren Auftrag. (Hackmack war wohl ein Freund des damaligen Lufthansa Chefs Erich Milch und dieser hielt Willi Messerschmitt zeitlebens für dessen Tod verantwortlich).
    Im August 1928 fliegt Theo Croneiß persönlich den zweiten Prototypen ein, die Lufthansa gewinnt wieder Interesse und erneuert ihre Bestellung. Zwei M20 werden ausgeliefert.
    Ein Jahr später werden die ersten beiden, modifizierten M20b ausgeliefert.
    Am 6.10.1930 stürzt die D-1930 beim Landeanflug auf Dresden ab, alle acht Insassen kommen ums Leben. Als Ursache wurde offiziell "u.a. eine verstärkte Thermik" festgestellt.
    Im April 1931 bricht in einer Regenbö das Leitwerk der D-1928 und sie stürzt ab. Die Lufthansa verweigert daraufhin die Abnahme der zehn noch zu liefernden M20 und forderte von den BFW die schon geleisteten Anzahlungen zurück. Der offizielle Untersuchungsbericht der DVL kommt zu dem Ergebniß, daß Messerschmitt die behördlich geforderten Belastungsannahmen erfüllt hatte, diese aber von der DVL schlicht zu niedrig angesetzt waren. Aufgrund des Unfallberichts musste die Lufthanse die restlichen Maschinen übernehmen und bezahlen. Die M20 erhielten daraufhin eine Verstrebung zwischen Seiten- und Höhenflosse und flogen daraufhin anstandslos und äußerst wirtschaftlich im Innlandsverkehr. Die letzten beiden Maschinen wurden 1943 aus dem Verkehr gezogen. Sooo eine 'Murksgurke' kann die M20 also auch wieder nicht gewesen sein! ;)


    Das soll's nun aber wirklich an dieser Stelle gewesen sein, das ist ja schließlich ein Baubericht über die Reimers M17 und keine Grundsatzdiskussion über die Deutsche Luftfahrtpolitik und -technik der 20er und 30er Jahre (wer tiefer in die Materie einsteigen will kann das ja mithilfe der einschlägigen Literatur tun)!


    Viele Grüße und weiterhin gutes Gelingen!
    Michi

  • Obzwar mir die Sensibilität des Zeitraumes bewusst war, habe ich nicht mit derartigen historischen Begleiterscheinungen gerechnet. Für mich war es ein Fliegerchen aus den Anfangsjahren von Willi M. Allerdings ist es spannend, wie sich manche Dinge erhellen. Das ist das Schöne am Zusammenlegen von Wissen.



    Nun, ich habe mich wieder dem profanen Bauen der M17 gewidmet und emsig an der Fertigstellung des Rumpfes gewerkelt. Und ein Flieger braucht Flügel, also habe ich mich den langen dünnen Spanten hingegeben und diese in Form gebracht. Langsam wird, was mal zusammengehören soll.


    Abendlichen Gruss



    Herbert

  • So, nachdem einige Kleinigkeiten erledigt waren, kamen endlich das Leitwerk und die Tragflächen an den Rumpf. Ein spannender Moment, der mir auch gleich den nächsten Fehler offenbarte: Ich habe den Windabweiser vorne falsch geformt. Aber zu spät, jetzt lässt sich kaum mehr etwas korrigieren. Aber langsam bekommt das Vögelchen seine endgültige Form. Das motiviert!

  • Moin, Herbert,


    hübsch geworden. Und hier im Forum ein ziemlich außergewöhnliches Modell aus einer wenig berücksichtigten Ära der Fliegerei.
    Mit farblich Nacharbeiten, das hast du ja selbst schon angemerkt.
    Des weiteren könntest du bei deinen nächsten Werken mal versuchen, die Randbögen der Trag- und Steuerflächen leicht nach innen zu runden (vielleicht etwas feucht machen von innen), oder ein in Form geschnittenes Stück Graupappe oder sowas einzukleben. Oder Balsaholz, haha, das rät der olle Schmirgler.....
    Diese kritischen Stellen beim Bau bekommt man dann recht sauber und realistisch hin.
    Aber generell ein Schnuckelchen - ich freue mich auf den nächsten Apparat aus deiner Werkstatt.


    Viele Grüße


    till

    Is das Kunst, oder kann das wech?