Ganz herzlichen Dank, Kollegen, für eure enthusiastischen Äusserungen. Dass ich nichts mehr bauen werde, Gustav, ist ebenso unmöglich, wie dass ich aufhöre Bögen zu kaufen, die ich doch nie bauen kann. "Kann" ist hier zeitlich zu verstehen, denn Kaga und Gagarin haben mir das - zugegebenermassen angenehme - Gefühl vermittelt, dass ich unterdessen mit jedem Bogen irgendwie zu Rande komme. Und deine Bemerkung zur kurzen Bauzeit, Henryk, ist die ideale Steilvorlage für eine kurze abschliessende Würdigung des Modells.
Dass es ein fantastisches Modell mit garantiertem "Wow-Effekt" ist, brauche ich wohl nicht mehr zu sagen. Es besticht sowohl "topografisch" als auch farblich und von der Grösse her in jeder Beziehung. Es erfordert nirgends den Bau grosser Serien einer Baugruppe und ist daher nie langweilig. Die Passgenauigkeit, vor allem auch die der Abwicklungen komplizierter Bauteile, ist hervorragend. Dazu gibt es nur wenige Ausnahmen und noch viel weniger, die ich ziemlich eindeutig der Konstruktion zuschieben kann. Das Papier ist für grosse und grössere Flächen, wie Bordwand, Decks und Aufbauwände, sehr gut geeignet und erlaubt ohne weiteres ein sehr ebenmässiges Resultat. Für Kleinteile ist es eher dick, für dreidimensional gekrümmte Bauteile (Schüsseln, Bootskörper etc.) eher zu wenig plastisch. Die Anordnung der Teile auf dem Bogen ist weitgehend sinnvoll, d.h. zusammengehörige Teile finden sich zusammen. Die Anzahl ist bei Kleinteilen nicht immer korrekt: manchmal sind es zu viele, manchmal fehlen Teile.
Die beiden LC-Sätze (Reling und Kleinteile) gehören zum Besten, was ich schon hatte. Einerseits sind sie für ein osteuropäisches Modell ungewöhnlich vollständig, andererseits enthalten sie nur wirklich nötige Teile. Von den über 1700 Teilen habe ich vielleicht 20 nicht verbaut, vor allem, weil ich leicht alternative Lösungen gelasert habe. Mit den LC-Teilen sind auch - entgegen dem ersten Eindruck - die grossen Antennen recht einfach zu bauen. Die Knackpunkte lagen am Schluss an ganz anderen Orten (Ladepfosten, Beiboote, Kräne).
Vor allem am Anfang sehr gewöhnungsbedürftig ist die Eigenheit des Konstrukteurs, alle kleineren Körper immer als Vollkörper anzubieten, d.h. es sind immer alle Flächen vorhanden, auch diejenigen, die man nicht braucht und auch nicht verbauen soll! Denn ganz allgemein ist die Kartonstärke höchstens minimal berücksichtigt. (An gewissen Stellen m.E. sogar nachweislich gar nicht.) Wenn man also noch unnötige Zusatzlagen einbaut, kann es nur schief gehen. Auch das Spantengerüst schien mir an vielen Stellen etwas gross zu sein, so dass es schwierig war, es sauber zu umhüllen. Wie weit das mit dem vorigen Thema zu tun hat, kann ich nicht wirklich beurteilen. Ärgerlich fand ich, dass bei Zylindern o.ä. die Deckscheiben auf dem Bogen die Zylinderwand berühren. Da meine Schnitte immer eine gewisse Breite haben, entsteht so am einen oder anderen Teil immer eine Unregelmässigkeit.
Aus all dem ein paar Tipps für Nachbauer:
- unbedingt alle Bögen einscannen. Das hilft bei der Teilesuche und erlaubt, fehlende Teile mit Kopien zu ergänzen
- Beim Schleifen der Spanten (Brauen entfernen und Straken) eher grosszügig sein.
- viele der weissen Teile sind symmetrisch oder symmetrisch vorhanden. Diese können mit der Rückseite nach aussen verbaut werden, wodurch sich die Anzahl schwarzer Linien und Markierungen deutlich verringert.
- möglichst viele Baugruppen "off ship" verarbeiten und so spät wie möglich aufkleben.
- die von mir erstellte und während des Baus korrigierte Teileliste gebe ich gerne weiter.
Und damit wieder zurück zur Bauzeit: 11 Monate inkl. aller Unterbrüche durch Abwesenheiten ist ca. die Hälfte dessen, was ich auf Grund meiner bisherigen Erfahrungen bei Hiei, Kaga und Konsorten geplant habe. Also: auch wenn ich hie und da gemotzt habe, hat der Bau unglaublich Spass gemacht, so sehr, dass ich schon jetzt an ein weiteres Grossmodell denken kann.
Andi