HMS Victoria (1890)
Royal Navy
Typ: Battleship
Hersteller: Golden Bear
Konstrukteur: Carl Beetz
Maßstab: 1/250
Allgemeine Anmerkungen
· Zur Victoria und ihrer Geschichte ist im Internet rasch alles Wesentliche gefunden, die US-Wikipedia-Seite ist der deutschen (wie üblich) um Längen überlegen. Sie ist eines der gerade in der Royal Navy recht zahlreich vertretenen Übergangsschiffe im Hinblick auf Art und Anordnung der schweren Bewaffnung. Die Victoria wies zwei überschwere Geschütze (41,3cm) in einem vorderen Turm auf. Im Gegensatz zu anderen zeitgenössischen britischen Schlachtschiffen war der Turm oben geschlossen.
· Die Konstruktion der Victoria ist als wenig glücklich zu bezeichnen. Der vordere Turm war so schwer, dass auf den ursprünglich geplanten zweiten Turm hinten zugunsten eines 25cm Geschützes verzichtet werden musste. Rückstoß und Gasdruck des Turms waren so stark, dass die Verbände des Schiffes übermäßig belastet wurden.
· Die Victoria gehörte zur Mittelmeerschwadron der Royal Navy unter dem Befehl von Admiral Tyron. Dieser Mann war einer der innovativsten Kommandeure der Royal Navy zu seiner Zeit. Er legte u.a. Wert auf selbstständiges Denken und Eigeninitiative bei seinen Offizieren. Unglücklicher Weise verband sich dies mit einem selbst für damalige Verhältnisse ausgesprochen autoritären Auftreten und einem Hang zu Wutausbrüchen, so dass sich die Offiziere in Wirklichkeit hüteten, Tyron zu widersprechen. Dies sollte beim Untergang ausschlaggebend sein.
· Am 22. Juni 1893 schickte sich die Mittelmeerschwadron nach Manövern zum Ankern vor der Küste von Tripolis an. Tyron wollte den Zuschauern etwas bieten und ordnete an, dass seine in zwei Reihen fahrenden Schiffe je einen 180° Schwenk nach innen vollführen sollten. Der Abstand zwischen beiden Reihen war jedoch entschieden zu gering. Der Offizier, mit dem Tyron das Manöver besprach, merkte dies sogar an und Tyron stimmte ihm auch zu, doch als der Befehl gegeben wurde, wiederholte Tyron die falsche Entfernung zwischen den Schiffen und jetzt wagte der Offizier es nicht mehr, ihn zu verbessern. Der Kommandeur des Führungsschiffs der anderen Reihe, der HMS Camperdown, erkannte auch, dass das Manöver problematisch war und zögerte, die Wende einzuleiten, wagt es aber nicht rückzufragen (weil das eine öffentliche Kritik an Tyron gewesen wäre). Als Tyron die Camperdown per Flaggensignal für damalige Verhältnisse recht barsch aufforderte, endlich mit dem Manöver zu beginnen, wurde gehorcht. Das jetzt Unvermeidliche geschah: Die Camperdown rammte die Victoria seitlich (und zu allem Unglück fuhr sie mit alle Fahrt zurück aus dem Wrack der Victoria heraus, woraufhin ein massiver Wassereinbruch erst möglich wurde (selbst die Camperdown konnte nur knapp gerettet werden, soviel zur Sinnhaftigkeit der Rammtaktik). Die Schotten der Victoria waren weitgehend geöffnet, es dauerte nur ca. 13 Minuten, bis sie kenterte und sank. Unter diesen Umständen ist es erstaunlich, dass noch die Hälfte der Besatzung gerettet werden konnte. Von den 358 Opfern konnten nur 6 geborgen werden, obwohl die meisten Besatzungsmitglieder noch von Bord gekommen waren. Tyron ging mit seinem Schiff unter, es wird ihm oft der Satz "Es ist alles meine Schuld" als letzte Worte in den Mund gelegt, dies dürfte aber sehr wahrscheinlich wie fast immer bei derartigen Aussprüchen nicht zutreffen.
· Vor einigen Jahren wurde das Wrack in ca. 150 Meter Tiefe entdeckt. Es steht senkrecht im Meeresboden (der Rumpf war noch Qualitätsarbeit), ein Viertel bis die Hälfte des Schiffes (die Angaben im Internet variieren) haben sich in diesen gebohrt. Das einzige andere bekannte Schiffswrack in dieser Position ist der Monitor Rusalka, der ironischer Weise auch 1893- in der Ostsee sank (vor kurzem bei Orel in 1/100 erschienen, soll extrem detailliert sein)
Die m.E. besten Bilder vom Wrack der Victoria sind hier zu sehen:
http://www.youtube.com/watch?v…Mcv2w&feature=related
Und eine schöne Grafik der Lage des Wracks:
http://www.timesonline.co.uk/tol/news/uk/article477317.ece (schöne Grafik der Lage des Wracks)
Zaphod