Fährschiff "Apollo", 1970, 1:250, neu bei Paper Shipwright

  • Liebe Kartonmodellbau-Freunde,


    ich stelle Euch mit meinem „Minibaubericht“ anhand einiger Bilder einen "nagelneuen" Modellbaubogen vor: „M/S Apollo“, der seit heute bei Paper Shipwright
    erhältlich ist.


    Die ursprüngliche Version des Baubogens stammt von Niels-Peter Jaeckel, ehemals Gütersloh. Niels-Peter hat einen ersten Bogen des Modells etwa um 1990 an Hand
    von Werftunterlagen der Meyer-Werft, Papenburg, konstruiert. Das Urmodell der "Apollo" hatte er in der „Möwe Nr.8, Seite 7,1991, vorgestellt.


    Baujahr: 1970
    Baunummer: S 560 bei der Meyer-Werft in Papenburg
    Länge: 108,7 m
    Breite: 16,8 m
    Tiefgang: 4,6 m
    Vermessung: 4240 BRT
    Kapazität: 1200 Passagiere / 260 PKW
    Verladeart: Ro/Ro


    Leistung: 8000 PS
    18,8 kn


    Niels-Peter hatte das Modell als Weißmodell konzipiert. Durch Kopieren der weißen Bögen auf rotes, blaues, grünes, oranges Tonpapier
    sollten die farbigen Bauteile entstehen und angebaut werden.


    Eine Bauanleitung ist im Stil der bekannten WHV-Anleitungen mit den Bögen entwickelt worden. Damals schreibt Niels-Peter: „An die
    Veröffentlichung einer großen Serie ist derzeit noch nicht gedacht. Hier fehlen dem Modellkonstrukteur die nötigen Kenntnisse in der Drucktechnik und der
    Kostenkalkulation.“

  • Hallo Klaus,


    herzlichen Dank für die weiteren Hintergrundinformationen zur Apollo. Wir hatten schon gestern einen Thread zur Neuerscheinung hier eröffnet, macht aber nichts.


    Meine Frage an Dich: Hatte Nils Peter noch mehr solcher Pretiosen in petto? Euch Beiden jedenfalls viel Erfolg mit diesem Modell, ich ordere dann mal.



    Liebe Grüße
    Robi

    Jean Luc Picard ( USS Enterprise): Die Summe der Intelligenz auf dem Planeten bleibt immer gleich, nur die Bevölkerung wächst.


    Andere haben Flugzeugträger, wir haben die Gorch Fock.


    I´m a Billiever, #17, Go Buffalo

  • Hallo Modellbaufreunde !


    Seit 1989 konstruiere ich Modellbaubögen. Jetzt ist es mir in 26 Jahren zum zweiten mal passiert, dass ich ein Projekt aufgebe, weil es ein anderer realisiert. Ich hatte mir vorgenommen, mich um unveröffentlichte Konstruktionen zu kümmern und erinnerte mich an die Apollo von Niels-Peter Jäckel, von der er mir damals (Anfang der 90-er Jahre) eine DIN A3-Kopie gab. Ich habe 7 Bögen mit Corel- draw durchgezeichnet und geometrisch überarbeitet. Das Problem war, dass die Kopien, über die wir damals kommunizierten, Verzerrungen von bis zu 5mm hatten. Ich hatte gehofft, dass ich in Bremerhaven Klaus Hildebrand treffen würde, weil ich wusste, dass er zu Niels Peter Jäckel Kontakt hatte, bis er dann starb.


    Das Modell plötzlich fertig stehen zu sehen, war ein Schreck, nach dem ich erst einmal tief durchatmen musste. Ich bin jetzt aber froh, dass es so gekommen ist, denn das Modell ist mit David in gute Hände geraten. Froh bin ich auch über die Arbeitsschritte, die mir erspart geblieben sind.


    Ich wünsche den Initiatoren viel Freunde und Erfolg
    Henning

  • Hallo Henning, hallo Robert, liebe Kartonbaufreunde,


    auf dem Treffen in Bremerhaven im Jahr 2013 bot mir Niels-Peter seine gesamten Unterlagen zum Kauf an. Im Sommer 2013 ist
    Niels-Peter leider verstorben.


    Auf dem Kartonmodellbautreffen 2014 konnte ich die Urversion der Apollo vorstellen, so wie sie Niels-Peter im Jahr 1990 -1991 gebaut hatte.
    Im Grunde genommen sind Henning und Niels-Peter seelenverwandt, was die Vorstellung von Kartonmodellen und ihren Konstruktionen angeht. Euch gilt meine Hochachtung und Respekt. Ich erinnere mich an Hennings Queen Elisabeth (Ausstellung: Schiffe aus Karton 1989 bis 1990) und an seine beiden wunderbaren Hafenschlepper für Aki Schulze, damals noch beim Möwe-Verlag. Gleichzeitig hatte Niels-Peter schon an seiner Verbesserung der WHV-Lichtenfels und an der Verlängerung der WHV-Ilmatar gearbeitet. Die "Apollo" , nachdem ich sie gesehen hatte, war ein Wunsch von mir, der damals unerreichbar schien.


    2014 fand David Hathaway (Paper Shipwright) sofort Gefallen an dem Modell der "Apollo", als ich die Mittelsegmentstudie der "Frankfurt Express" aus dem Jahr 1995 der Kartonbaugemeinde vorstellen konnte und so an den gerade verstorbenen Niels-Peter erinnern wollte.
    David kannte das Original als „Corbière“ für die Channel Islands.


    Der Kontakt wurde aufgenommen. Und so schickte ich ihm gerne die Originalzeichnungen von Niels-Peter zur weiteren Verwendung.
    Umso mehr freute es mich, dass ich Weihnachten 2014 die erste digitalisierte Version eines Modellbogens der „Apollo“ in meinen Händen hielt.


    Henning, es tut mir Leid, von Deinen Vorarbeiten zur "Apollo" aus den letzten Jahren wußte ich bis zu unserem Treffen in Bremerhaven 2015 nichts.


    Klaus

  • Liebe Kartonmodellbau-Freunde,


    in der Weihanchtszeit 2014 machte ich mich ans Werk und fing an, meine erste „Apollo“ aus der digitalisierten Vorlage zu bauen.


    Ich konnte sofort merken, dass David mit der Überarbeitung und der Farbanlage der ursprünglichen Bogen eine
    glückliche Hand hatte. Die Passgenauigkeit der Digitalisierung ist hervorragend. Die farbliche Ausgestaltung und die Grafik entsprechen den
    späteren Wilhelmshavenern (Ilmatar, Finlandia, Europa, Regina Maris, Otto Hahn).


    An vielen Stellen konnte David seine Verbesserungen einfließen lassen und Fehler in der Konstrukiton beheben. Seine Grundüberlegungen bei der Anlage
    der Bögen waren, dass man den Charakter des Modells am besten auf dem konstruktiven Stand aus der Zeit um 1990 lassen solle, nicht zuletzt umso der
    ursprünglichen Konstruktion gerecht zu werden.


    Aus den 10 Bogen A4 lässt sich in einem überschaubaren Zeitraum (out of the box) ein schönes, farblich ausgeglichenes Modell bauen.


    In Bremerhaven 2015 konnten wir dann unsere beiden gebauten Modelle vorstellen:
    David hatte seine Modellvorlagen mit einem Inkjet-Drucker (Canon) erstellt.
    Ich hatte einen HP-LaserJet für meine Ausdrucke benutzt.


    Wir beide haben die Vorlagen auf „Mondi, Color Copy, 160 g und 120g“-Karton ausgedruckt (Scheint Neusiedler-Qualität zu sein).


    Es wird wohl über die Farbgebung berichtet, dass die Idee zur roten Rumpffarbe aus einer Unterredung der Eigner entstammt, indem jemand die Schiffsform mit einem Lippenstift auf eine
    Serviette oder ein Blatt Papier skizziert haben soll.


    Mir gefällt die Farbe. :)


    Klaus Hildebrand

  • Liebe Kartonbaufreunde,
    hier der Abschluss meines kleinen Berichtes.
    Die Bauphase erstreckte sich über drei Monate, wobei ich versucht habe, mit einem Rumpfbau auszukommen. Kleine Fehler habe ich zu kaschieren versucht, bei einem nochmaligen Bau würde ich diese Fehler wohl nicht ein zweites Mal machen. Beim Formen und Bau des Rumpfes ist mir die wunderbar gelungene Abwicklung der Außenhaut in Erinnerung. Ich brauche es wohl nicht extra zu sagen, aber das Wichtigste in dieser Bauphase ist es gewesen, dass man hier sehr geduldig formen, immer wieder anpassen und behutsam beim Ankleben vorgehen muss.



    Ich entschied mich dafür, im Gegensatz zur Jaeckelschen Originalkonstruktion, eine Reling aus Laser-Cut-Teilen zu verwenden. Dazu habe ich konfektionierte Lasercut-Elemente benutzt, wie sie vielfältig im Handel verfügbar ist. Die beiden bislang eingebauten Niedergänge entstammen dem Ätzteilangebot des Passat-Verlages.


    Einzig für die "breiteren" Niedergänge vom Restaurantdeck zum Arbeitsdeck achtern habe ich noch keine geeignete Lasercut-Vorlage oder Ätzsatz-Vorlage gefunden. Die Trittstufen müßten breiter sein als die bisher üblichen Vorlagen. Vielleicht findet sich ja ein Hersteller von LaserCut- oder Ätzteilen, der solche Niedergänge produzieren kann und will. Solche Niedergänge ließen sich bestimmt in die unterschiedlichsten Passagier- und Fährschiffe, die auf dem Kartonmodellbaumarkt sind, einbauen.


    Abschließend möchte ich erwähnen, dass David und ich uns dafür entschieden haben, die von Niels-Peter geschriebene Bauanleitung und die von Niels-Peter angefertigten Skizzen genauso zu lassen, wie er sie vor etwa 25 Jahren geteichnet hatte. Hilfreich zum guten Gelingen des Baus sind die zahlreichen Fotos, sowohl der Modellbilder als auch der Bilder des Schiffes, die man im Internet finden kann.


    Ich habe gelesen, dass die „Apollo“ auch nach 45 JAhren noch immer als Fährschiff in Nordamerika in Fahrt sein soll.


    Ich freue mich schon auf ein Modell der „Earl Granville“.


    Klaus Hildebrand

  • Moin Klaus!
    Danke für die Vorstellung, die bei mir sofort für triefende Lefzen gesorgt hat. Ich fühle mich etwas bestätigt in dem, was ich neulich zum WHV geschrieben habe: schöne Konstruktionen gehen nicht verloren, - es dauert nur leider manchmal sehr lange, bis man (wieder) an sie herankommt. Was ich auch toll finde, ist, dass David der Versuchung widerstanden hat, eine PSW-Modell zu machen und den typischen WHV-Look erhielt. Was mich zu der Frage bringt: vorgestellt worden ist der Bogen in der Möwe, aber nicht herausgegeben worden? Gibt es da eine Geschichte zu, oder hat einfach jemand dort gesagt "lohnt nicht!"?

    "Ich glaube nicht, dass der Shitstorm die Weiterentwicklung der Demokratie ist." (Wolfgang Schäuble)

    Wer "Remigration" wählt, wird "Endlösung" ernten.

    Die Würde des Menschen ist unantastbar. (Artikel 1 Grundgesetz)

    Edited once, last by Heiner ().

  • Hallo Klaus,
    super Konstruktion, ein schönes Modell.
    Steht auch auf Ullis und meiner Wunschliste.


    Zu den breiteren Niedergängen: Hast Du mal gecheckt, ob die Niedergänge für die Galaxy von LKK Fay passen. Die sind breiter und lassen sich (bedingt) in der Länge und Neigung anpassen.



    Gruß
    Ulli+Peter

  • Hallo Heiner, hallo Ulli+Peter,


    es freut mich, dass Euch die "Apollo" von Niels-Peter Jaeckel und David Hathaway gefällt.


    Zu Heiner:


    Niels-Peter Jaeckel hatte seine Ur-Version um 1989 im Stil der WHV gezeichnet und mit seinen Mitteln "Farbigem Fotokarton, fotokopiert,
    Filzstiften" angelegt. Der tatsächliche Standard waren in der Tat damals die von Peter Brandt gezeichneten und vom Jade-Verlag produzierten Modelle
    "Lütjens", "Conti Belgica", "Europa", "Museumsschiffe", Schnellboote, Fregatte "Bremen", usw., beeinflusst durch die letzten Modelle des Lehrmittelinstitut aus den Jahren 1964 bis 1967. So
    wie es vielen von uns ergangen ist, muss Niels-Peter seine jugendliche Leidenschaft zum Kartonmodellbau in der Zeit um 1985 wieder entdeckt haben,
    angeregt durch die museumspädagogischen Ansätze im Schiffahrtsmuseum Bremerhaven („Meissen“, „Wassertrecker Stier“, „Rickmer Bock“, usw.) und durch die
    erste Wanderausstellung 1989 „Schiffe aus Papier“. Neben seiner Bautätigkeit muss er auch gleichzeitig nach neuen baubaren Modellvorlagen gesucht haben und
    ist eben bei der „Apollo“ als eines seiner ersten Konstruktionen gelandet.


    Leider ist es eine Tatsache, dass die „Apollo“ und einige andere der 9 „Papenburg Schwestern“ nie in das Verlagsprogramm des derzeitigen Möwe-Verlages
    aufgenommen werden sollten. Gründe dafür werden wohl einige Mitglieder des Forums kennen. Ich selbst möchte sie nicht kommentieren.


    Nur das Folgende möchte ich dazu beitsteuern:


    Die von Dir erwähnte Zeitschrift „Möwe“, die wir heute dem „Möwe-Verlag“ zuordnen, ist damals aus einem Zusammenschluss des „Mitteilungsblatt I.G.Karton
    Modell“ und des „Freundeskreis und Versandhandel Heidi Schulze, Wilhelmshavener Modellbaubogen“ entstanden. Diese „Möwe“ hatte es in dieser Form bis zur Heftnummer
    9 (April bis Juni 1991) gegeben. Meine zitierte Quelle (Heft 8) hatte mit der heutigen „Möwe“ als Hausmitteilung des „Möwe-Verlages“ noch nichts zu tun. Erst mit der „Möwe
    Nr. 10“ wurde die heute allen bekannte Hauszeitschrift fortgeführt. (Nur am Rande: Zeitgleich gab es parallel noch 2 Ausgaben der „Clipper“ (bis Ende 1991).



    Zu Ulli+Peter:


    Ich hatte mir die Niedergänge für die "Galaxy" von LKK Fay bereits angeschaut. Ich finde sie großartig. Ich habe aber noch nicht kontrollieren
    können, ob sie passen.
    Gleichzeitig fände ich aber die Idee gut, wenn man konfektionierte Niedergänge (bei der „Apollo“ sind es 4) anbieten könnte, die
    zu einem erschwinglichen Preis für unterschiedliche Modelle passen könnten. Die Niedergänge für die „Apollo“ oder „Viking 1“ müßten nur etwas breiter sein als
    die derzeit vorhandenen Modelle bei den diversen Herstellern.


    Grüße



    Klaus Hildebrand