Fischdampfer "Wuppertal" 1:250/HMV [FERTIG]

  • Moin zusammen!


    Wie im Baubericht zur "Schaarhörn" schon erwähnt, habe ich mir als nächstes Modell ein richtiges "Arbeitstier" ausgesucht: den Fischdampfer "Wuppertal" des Hamburger Modellbaubogen Verlags.Von den ständigen Fahrten hinauf zu den Fanggebieten vor Island, Norwegen und Grönland und vom oft mühseligen Fischen waren diese Schiffe meist stark gezeichnet und mögen wohl auf einige Betrachter aufgrund des oft "runtergerockten" Zustandes eher abstoßend gewirkt haben. Wenn das Schiff dann ein paar Fangreisen hinter sich hatte, ohne frische Farbe gesehen zu haben, dann kann man sich vorstellen, welchen extremen Bedingungen dieser doch eher kleine Schiffstyp häufig ausgesetzt war. Windstärke 10 vor Island - nichts Besonderes. Eines dieser brutal beanspruchten Schiffe war die Wuppertal. Sie wurde 1952, während sich die Deutsche Hochseefischerei auf ihren Höhepunkt zu bewegte, auf der "Rickmers-Werft" in Bremerhaven für die "Nordsee Deutsche Hochseefischerei AG" zusammen mit ihrem Schwesterschiffen Nürnberg gebaut. Weitere Schwesterschiffe waren die Konstanz und die Mainz. Heimathafen der Wuppertal wurde "Fischtown" (Cuxhaven), von wo sie auch später auf Fangreise ging. "Wuppertal" und "Nürnberg" gehörten zu den letzten Seitenfängern mit Antrieb durch eine Dampfmaschine, da der leistungsstärkere und auch platzsparende Diesel immer mehr Einzug erhielt. Die Schiffe hatten das Glück die wohl letzte Blütezeit der deutschen Hochseefischerei durchlaufen zu haben, da sich das Ende dieser bereits abzuzeichnen begann. Schon 1952 dehnte Island seine Fischereigrenzen von 3 auf 4 Seemeilen aus und weitere Ausdehnungen folgten auch bei anderen Küstenländern. Ein wesentlicher Grund hiefür war/ist äußerst starke Überfischung. Deutschland (BRD genau wie DDR) hatte eine riesige Flotte von Trawlern, doch die Einschränkung der Fanggebiete aufgrund der zunehmenden Überfischung lies diese nach und nach überflüssig werden. Die Abwrackung von "Wuppertal" und "Nürnberg" nach nur 21 Jahren Dienstzeit ist Resultat dieser Umstände.

    Zum Modell:

    Die Wuppertal wurde von Peter Brandt konstruiert und besteht aus maximal 607 Teilen, die sich über 4 Bogen erstrecken und alle verbaut werden wollen. Die Länge des Modells wird 237 mm betragen. Von Seiten des Verlages wurde der Bogen als schwierig eingestuft.


    Viele Grüße


    Tobias

  • Daten des Originals:


    Stapellauf: 1952


    Bauwerft: Rickmers-Werft Bremerhaven


    Länge: 60 m


    Breite: 8,8 m


    Antrieb: Dreifach-Expansionsdampfmaschine mit Abdampfturbine


    Leistung: 1075 PS


    Geschwindigkeit: 13 Kn


    Besatzung: 21 Personen

  • das Modell wirkt sehr ansprechend. vor allem denke ich viele Details auf knapp 25cm. benutzt du auch den separat angebotenen Laser-Cut-Satz?
    Ein gutes Gelingen und viel Spaß beim Bau


    Gruß Uwe

    Man lebt ruhiger, wenn man nicht alles sagt was man weiß, nicht alles glaubt, was man hört und über den Rest einfach nur lächelt.

  • Hallo Uwe!


    Zunächst danke für die Worte. :) Ja, den separat angebotenen Lasercutsatz werde ich auch verwenden, dazu später noch mehr.




    Bevor es mit dem eigentlichen Baubericht beginnt, möchte ich noch kurz ein paar Anmerkungen zur deutschen Hochseefischerei anbringen. Wie schon berichtet, begann sich ein Ende der traditionellen (und auch richtig erfolgreichen) Hochseefischerei abzuzeichnen. Heutzutage fahren nur noch ein paar Trawler unter deutscher Flagge. Drei dieser Trawler wurden auch vom ZDF auf Fangreise für eine dreiteilige Dokumentation mit dem schönen Namen "Windstärke 9- Höllenritt der Hochseefischer" begleitet. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Aktuell befindet sich für die DFFU sogar noch ein Heckfänger der "Bremen-Klasse" im Dienst, die "Kiel". Bis Oktober 2010 lag auch das Geschwisterschiff "Wiesbaden" im Fischereihafen von Cuxhaven, welches sich aber in einem äußerst beklagenswerten Zustand befand und zuletzt unter polnischer Flagge fuhr. Die "Wiesbaden" wurde inzwischen verschrottet.




    Tolle originale Filmaufnahmen von Trawlern in Aktion gibt es in diesem FILM - lohnt sich!


    Viele Grüße


    Tobias

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  • Der Lasercutsatz umfasst ca. 240 Teile, die auf 2 Seiten verteilt sind und allesamt sehr gut gelasert zu sein scheinen. Auch farblich passen die Teile gut zum Bogen, wenn auch die gelben Teile bezüglich des Bogens farbliche Abweichungen aufweisen. Als kleine Besonderheit wurden dem Lasercutsatz Signalkörper, die zwei Signalkegel und zwei Signalbälle umfassen, beigefügt. :!: So könnte man das fertige Modell noch mit nautisch korrekten Signalkörpern ausstatten (z.B. Stundenglas für ein trawlendes Fahrzeug oder ein Signalball als "Ankerball" für ein ankerndes Fahrzeug) - würde dem Modell doch etwas Individualität verleihen. Vor allem für Liebhaber von Dioramen sind die Signalkörper eine Bereicherung.

  • Als nächstes folgte das Hauptdeck (Teile 17-17b).Bei diesem wurde die relativ gering gekrümmte Balkenbucht bereits vor dem Anbringen auf das Spantengerüst leicht vorgeformt. Anstatt der sonst häufigen Klebelaschen zum Befestigen des Aufbaus, war Karton verdreifachter Kartonstärke (Teile 17a/b) an die Markierungen für den Aufbau zu kleben.



    Um das Spantengerüst zu stabilisieren und um die Bordwände später besser an dieses anbringen zu können, sind im Bereich des Achterschiffs Stringer (Teile 18-18a) vorgesehen. Hierbei ist darauf zu achten, dass diese nicht über die Spanten hinaus stehen und somit am Heck direkt anliegen. Weiter ging es mit der Aufbauwand für den Vorbau. Die Türen wurden auf gedoppelt, sowie die Bullaugen mit dem Screw Punch ausgeschnitten und mit Folie hinterklebt.







    Zuletzt noch eine Gesamtansicht

  • Es folgte die hintere Aufbauwand (Teil19). Auch hier habe ich die Bullaugen ausgeschnitten, mit Folie hinterklebt und die Türen aufgedoppelt. Das Spantengerüst in diesem Bereich zu schwärzen ist nicht nötig.







    Schließlich wurde noch das Poopdeck (Teile 21-21b) vorbereitet und verklebt. Bei diesem habe ich die Klebelaschen am Rand abgetrennt. Die Teile 21a/b sind wieder ähnliche Verstärkungen zum späteren Ankleben des Aufbaus, wie sie schon für das Hauptdeck beschrieben wurden.




  • Moin Tobias,


    ich freue mich über Deinen neuen Bericht :)
    Die Fotos vom Bau sind wieder erste Sahne, so machts Spaß, zu zu schauen!
    Vielleicht, irgendwann.... nehme ich mich auch mal dieses Modells an. Aber es steht noch so viel anderes an....


    Den Dreiteiler über die Hochseefischer habe ich auch gesehen, der ist wirklich empfehlenswert!


    Viel Spaß weiterhin!


    Grüße


    Lars

  • Halo Tobias,
    schön deinen Fischdampfer wachsen zu sehen.


    Nochmals vielen Dank für den Link über die Fischerei. Es ist schon merkwürdig alte Dokumentationen zu sehen, gerande daran merkt man wie man durch das "Infotainment" heute beeinflußt ist.


    Gruß Uwe

    Man lebt ruhiger, wenn man nicht alles sagt was man weiß, nicht alles glaubt, was man hört und über den Rest einfach nur lächelt.

  • Moin Lars und Uwe!


    Freut mich, dass euch der Bericht bis jetzt gefällt! Die beiden Dokumentationen sind wirklich sehr interessant und ergänzen sich gut. An dieser Stelle möchte ich nochmals auf die in solcher Form wohl einzigartige ältere Doku"Männer am Netz" verweisen.


    Viele Grüße


    Tobias

    Edited once, last by Tobias A ().

  • Weiter geht es mit den Bordwänden (Teile 23 und 24). Unteranderem für diese wurde dem Bogen ein Korrekturbogen beigefügt, da die Heimathäfen für Wuppertal und Nürnberg vertauscht wurden. Leider zeigen die Bordwände auf diesem eine deutliche farbliche Abweichung gegenüber dem originalen Bogen auf, da sie einen leichten Grünstich haben. Auf dem Foto, bei dem ich eine Bordwand aus dem originalen Bogen neben die des Korrekturbogens gelegt habe, fällt es nicht gar so schlimm auf, ist aber erkennbar:







    Deswegen habe ich mich dazu entschieden, die Bordwände aus dem Originalbogen zu verwenden und den richtigen Heimathafen später einer im Bogen beigefügten "Namenstafel" zu entnehmen und aufzukleben.







    Beim Vorformen ist besonders darauf zu achten den (wenn auch nicht besonders ausgeprägten) Vordersteven gründlich auszuformen. Da das Backdeck zu diesem Zeitpunkt noch nicht verbaut ist, ist es auch sehr wichtig auf den richtigen Radius der Rundung am Bug zu achten. Die Bordwandstreifen am Heck habe ich nur mit Weißleim stumpf verklebt. Hierbei bin ich so vorgegangen, dass ich immer nur ein kurzes Stück verklebt habe und dies dann gut durchtrocknen lies, sodass es sich später aufgrund von auftretenden Spannungen nicht wieder löst. Zusätzlich wurde die "Naht" von der Rückseite mit Weißleim eingestrichen, was zusätzliche Festigkeit verschafft.







    Dann war es soweit und die Bordwände wurden an das Spantengerüst angebracht. Hierbei ging ich so vor, dass ich zuerst am Heck beginnend die Bordwand für backbord Zentimeter für Zentimeter anbrachte und dann wieder am Heck beginnend die zweite Bordwand. Am Bug war sie dann sogar noch ein paar Millimeter zu lang, welche sich aber problemlos abtrennen liesen. Da wie schon gesagt das Backdeck noch nicht angebracht war, ist es wichtig, dass die Bordwände gut an den Spanten anliegen. Auf der Unterseite des Poopdecks wurden noch Verstärkungen zum Ankleben der Aufbauten angebracht.(Teile22-22a) Entgegen der Anleitung brachte ich als nächstes eine Kiste (Teil 42b) an. Darauf folgte das Backdeck (Teil 32), was gar nicht so einfach war, da es in der Breite recht knapp bemessen ist und somit stramm sitzt. Da mir die zur passenden Rundung des Kartons an den Seiten nötigen Einschnitte nicht gefielen, kopierte ich mir dieses auf normales Druckerpapier, schnitt die Seitenteile ab, drehte sie um, um einen weiße Fläche zu erlangen, und passte sie dann an die andere Seite an, sodass eine einheitliche weiße Rundung entsteht.

  • Hey Tobias


    Gratulation, die Bordwände hast Du ja einwandfrei hingebracht, Chapeau!
    Danke, dass Du das Anbringen der Bordwände so detailiert beschrieben hast, ich denke, ich bin nicht der einzige, der daraus lernen kann :rolleyes:


    Weiterhin viel Spass, ich schau' Dir auf die Finger ;)


    Freundliche Grüsse
    Peter

  • Hey Peter!


    Freut mich zu hören, dass es Dir gefällt!




    Bevor es weiter geht, möchte ich nochmal kurz auf das Backdeck eingehen. Gerade habe ich im Baubericht von Fiete zum Geschwisterschiff "Nürnberg" gelesen, dass auch er festgestellt hat, dass das Backdeck recht knapp bemessen ist. Um eine "einheitliche" Fläche zu erzielen hatte ich ja die Wangen in "einem Stück" mit Hilfe von ganz normalem Druckerpapier gebaut. Zum einem gefiel mir jetzt aber das Druckerpapier nicht sonderlich gut am Modell und zum anderen waren die Wangen immer noch recht knapp, sodass ich die aufgeklebten Streifen wieder abzog (was glücklicherweise problemlos ging) und mir das Backdeck des Korrekturbogens auf Karton kopierte. Nun schnitt ich die Wangen etwas großzügiger aus, spaltete den Karton auf halbe Stärke auf und rundete das mit einem Pinsel leicht angefeuchtete Bauteil vor. Der Vorteil beim "verdoppeln" der Wangen ist zum einen, dass man eine einheitliche Fläche ohne störende Einschnitte und Markierungslinien erhält und zum anderen so die Wangen etwas großzügiger dimensionieren kann.


    Viele Grüße
    Tobias

  • Wie auf den Bildern im letzten Beitrag schon zu sehen ist, ging es mit der Innenschanzverkleidung (Teile 27 und 28), den Schanzkleidstützen aus dem Lasercutsatz (Baugruppe 27a und 28a), sowie mit den Handläufen (Teile 29 und 30) weiter. Beim Anbringen der Innenschanz ist es hier besonders wichtig darauf zu achten, dass die Markierungen für die Schanzkleidstützen mit denen auf dem Deck übereinstimmen. Die Längen der Innenschanzverkleidungen sind auch recht knapp bemessen, sodass es gerade noch so von der Länge hinkommt. Dieses Problem gab es bei den Handläufen nicht, ja sogar im Gegenteil, diese waren ein wenig länger als unbedingt nötig, sodass man sie gut anpassen konnte.

  • Moin Tobias,


    sauber gebaut, alle Achtung. Kleiner Tipp schon mal jetzt: Wenn bei Dir die Fischhocken an der Reihe sind, dann spar Dir die Fächer auf der Steuerbordseite, damit dort Platz für das Grundgeschirr bleibt.


    Beste Grüße


    Fiete

  • Moin Fiete!


    Danke für Lob und Tipp! :) Das mit dem Einsparen der Fächer der Fischhocken im Bereich des Grundgeschirrs macht Sinn, aber ich meine im schon öfter erwähntem Film "Männer am Netz" ungefähr bei 2:53 zumindest einen solchen Fächer auf der Steuerbordseite erkennen zu können - wahrscheinlich sind dort also auch mehrere. Wie ich das jetzt später löse weiß ich noch nicht, da Deine Begründung ja absolut Sinn macht. Anderseits kann solch ein Netz ja auch problemlos über die Fächer gelegt werden, da es nicht fest ist und die Scherbretter befinden sich neben den Fischhocken. Hmmmm jetzt herrscht bei mir erst mal eine gewisse Ahnungslosigkeit.


    Viele Grüße


    Tobias

    Edited 4 times, last by Tobias A ().

  • Beim Bau ging es mit den Wallschienen steuerbord (Teile 25 - 25c) und backbord (Teil 26) weiter. Hierbei ist wie immer darauf zu achten, die Rückseite nur wenig mit Weißleim einzustreichen. Da ich, wie schon erwähnt, die Bordwände nicht vom Korrekturbogen verwendet habe, musste ich noch den Heimathafen am Heck von Bremerhaven auf Cuxhaven ausbessern. Den Schriftzug schnitt ich aus der dem Bogen beigefügten "Namenstafel" aus. Außerdem habe ich noch die Speigatten aufgedoppelt, welche ich, da dem Bogen mit Korrekturbogen ja insgesamt 8 Bordwände beiliegen, aus denen der Nürnberg ausgeschnitten habe. Schließlich habe ich noch die Heckverkleidung 31 angebracht.



    Bei dieser wurden wie immer die Bullaugen mit dem Screw Punch ausgeschnitten und mit Folie hinterklebt. Das Kantenfärben solcher grauen Teile ist relativ schwierig, da der passende Grauton nur schwer zu treffen ist. Ach ja und wenn man beim Ausschneiden solcher Rundungen diese nicht ganz hundertprozentig trifft, so kann man auch mit einem ganz feinem Schmirgelpapier nacharbeiten.


  • Moin Tobias,


    es geht nicht um das ganze Netz, sondern um das Grundgeschirr, also diese Reihe von großen Kugeln, um es mal so bildlich zu bezeichnen. Die lagen bei diesen Seitenfängern auf Steuerbordseite im Wassergang hinter dem Schanzkleid. Im Film ist das bei den schnellen Schnitten nicht immer so genau zu erkenne, aber nehm Dir mal eines der einschlägigen Bücher vor, dann findest Du da mit Sicherheit die eine oder andere Aufnahme, aus der ersichtlich ist, was ich meine.


    Beste Grüße


    Fiete

  • Moin Fiete!

    nehm Dir mal eines der einschlägigen Bücher vor, dann findest Du da mit Sicherheit die eine oder andere Aufnahme, aus der ersichtlich ist, was ich meine.



    Gestern habe ich mir das Buch "Deutsche Fischdampfer" von Wolfgang Walter bestellt. Ich denke da werde ich fündig werden.




    es geht nicht um das ganze Netz, sondern um das Grundgeschirr, also diese Reihe von großen Kugeln, um es mal so bildlich zu bezeichnen


    Jetzt noch eine andere Sache: Der Oberbegriff Grundgeschirr umfasst doch aber auch das Netz oder z.B auch das Ankergeschirr.



    Viele Grüße


    Tobias

  • ...Jetzt noch eine andere Sache: Der Oberbegriff Grundgeschirr umfasst doch aber auch das Netz oder z.B auch das Ankergeschirr...


    Nö, in diesem Zusammenhang ist damit nur die Reihe der "Grundroller", auch "Bobbies" genannt, gemeint.


    Fiete

  • Moin Fiete!


    Ahhhh jetzt komme ich der Sache langsam näher! Vielen Dank! :thumbsup:


    Grüße


    Tobias

  • Nach einer anderen Verpflichtungen geschuldeten Pause geht es hier wieder weiter. Es stand der Brückenaufbau an (Teile 33 - 37). Die Fenster wurden ausgeschnitten und mit Folie hinterklebt, sowie die Türen aufgedoppelt. Auf den mir vorliegenden Bildern der Wuppertal ist im dritten Fenster von steuerbord aus gesehen eine Schleuderscheibe zu erkennen. Ich vermute, dass die Wuppertal schon eine umfangreichere Brückenausstattung hatte als die ersten "Einheits - Fischdampfer" nach dem Krieg, sodass evtl. ein "Jagdsitz" für den "Alten" vorhanden war, der sich, soweit ich weiß, meist steuerbord befand. Dies würde zur Anordnung der Schleuderscheibe passen. Bei der "Nürnberg" hingegen befand sich die Schleuderscheibe genau in der Mitte, wie ich auf Bildern erkennen konnte. Auf dieser Position wurde sie auch im Bogen aufgedruckt. Vergleicht man die Wuppertal mit anderen Fischdampfern aus ihrer Zeit, fällt auf, dass der Brückenaufbau sehr hoch war. Dies war eine Art "Markenzeichen" für Trawler der Rickmerswerft.

  • Moin Tobias,
    die Brückenfenster hast du sehr sauber ausgeschnitten - sieht gut aus :) ! Ja, ist mir auch schon aufgefallen, bei den Rickmers-Trawlern ist die Brücke sozusagen ein Deck höher als bei den vielen Konkurrenz-Modellen. Gut für den "General-Overlook", schlecht für die metazentrischen Höhe (MG-Wert). Naja, muss der Kapitän halt sehen, dass er seinen Laderaum gefüllt kriegt :D !


    Gruß von der Ostsee
    HaJo

    Exercitatio artem parat!

  • Moin HaJo!


    Danke für Dein Lob! :)

    Naja, muss der Kapitän halt sehen, dass er seinen Laderaum gefüllt kriegt

    Wobei es bei Trawlern eher so ist, dass sie mit dem Fortschreiten der Reise und damit auch mit dem "Füllen" der Laderäume immer weiter aus dem Wasser ragen. Während der Reise wurden z.B. Vorräte wie Kohle und Wasser verbraucht, was ungefähr im gleichen Maße wieder durch gefangenen Fisch "aufgefüllt" wurde. Jedoch war die Ladefähigkeit für Fisch geringer als die an Kohle und Wasser, sodass der Trawler beim Auslaufen einen größeren Tiefgang hatte und im Verlauf der Reise immer weiter aus dem Wasser ragte, also immer leichter wurde und darunter auch die Stabilität litt.


    Viele Grüße


    Tobias

    Edited 2 times, last by Tobias A ().

  • Bevor es weiter geht noch ein Nachtrag:


    Das Spantengerüst im Bereich der Kommandobrücke habe ich schwarz eingefärbt und die Schleuderscheibe war nicht im Lasercutsatz enthalten, sondern enstammt der Ätzplatine der Planet.

    Naja, muss der Kapitän halt sehen, dass er seinen Laderaum gefüllt kriegt

    Damit hast Du natürlich vollkommen Recht, nicht, dass mein letzter Beitrag missverstanden wird. Ich wollte nur darauf hinweisen, dass es mit dem Tiefgang der alten Fischdampfer anders war als man vielleicht zu erst denkt.(wahrscheinlich wussten das sogar einige schon). Wären die Laderäume nicht während der Reise ordentlich voll geworden, so könnte ich mir vorstellen, dass es für den Dampfer doch Probleme hätte geben können, da Kohle und Wasser ja trotzdem verbraucht wurden. Aber ich denke, dass auch die alten Fischdampfer die Möglichkeit hatten unter Ballast zu fahren.


    Viele Grüße


    Tobias

  • Moin Tobias,


    nee, habe ich nicht missverstanden, die von dir geschilderte Problematik ist völlig richtig.


    Die alten Trawler waren schon in ihrer Stabilität "so lala", wenn sich der Laderaum nicht füllte, dagegen aber die Vorräte abnahmen - wenn dann noch in der kalten Jahreszeit der "schwarze Frost" dazu kam, konnte die Sache schon sehr gefährlich werden und so mancher Trawler ist auch nicht mehr heimgekehrt. Ich bin übrigens vor über 25 Jahren auf dem alten Tender RHEIN (A 58) als LI (STO) gefahren und insofern sind "Stabilitätsbuch/Leckrechnung und Konsorten" für mich keine Unbekannten. In dieser Zeit habe ich einmal leergefahrene Kraftstofftanks mit Seewaser geballastet, weil wir in wirklich schweres Wetter gerieten - die Rechnung für die sich anschließenden Tankreinigungen war "gesalzen" :whistling: , aber die Sicherheit für Schiff und Besatzung hatte für mich immer absoluten Vorrang. Ausserdem konnten wir den Kraftstoff seperieren, so dass den Motoren ersteinmal nichts passierte.


    Gruß von der Ostsee
    HaJo

    Exercitatio artem parat!

  • Moin HaJo!



    Ich bin übrigens vor über 25 Jahren auf dem alten Tender RHEIN (A 58) als LI (STO) gefahren und insofern sind "Stabilitätsbuch/Leckrechnung und Konsorten" für mich keine Unbekannten.

    Dann bin ich ja an einen richtigen Profi auf diesem Gebiet geraten. Als ich heute meinen Beitrag dazu nochmals gelesen hatte, kam mir das bloß irgendwie etwas mißverständlich formuliert vor, darum habe ich lieber nochmals nachgehakt.


    Die alten Trawler waren schon in ihrer Stabilität "so lala",


    Und die ersten Trawler die noch vor der "Maierform" entstanden, waren so weit ich weiß noch viel schlimmer dran :whistling:


    Viele Grüße


    Tobias

    Edited once, last by Tobias A ().

  • Da mit den letzten Baugruppen einige typische Merkmale der "Wuppertal" an Bord gekommen sind, möchte ich an dieser Stelle einen kleinen Rundgang starten. Desto öfter ich mir Bilder von Fischdampfern oder ganz speziell von der "Wuppertal" ansehe, desto deutlicher wird mir, wie elegant diese Schiffe eigentlich waren, wenn man bedenkt, dass sie eigentlich funktionelle "Arbeitstiere" waren. In Sachen "Eleganz" braucht sich dieser Schiffstyp wirklich nicht verstecken. :thumbup:

  • Moin Tobias,


    sehr gut gebaut und exzellent fotografiert. Macht Spaß, den Bericht zu verfolgen :)


    Möchtest Du das Modell eigentlich in einem Diorama einbetten? Oder bleibt's "nur" beim Dampfer?


    Viel Spaß weiterhin und viele Grüße


    Lars

  • Moin Lars!



    Danke für Dein Lob! :) Obwohl sich die Wuppertal wirklich sehr gut für ein Diorama eignen würde, wird es wohl von meiner Seite aus "nur" beim Dampfer bleiben.



    Weiter ging es mit den Luken zum Laderaum für den gefangenen Fisch.( jeweils Teile 42-42a). Dieser "Fischraum" war durch drei hölzerne Decks unterteilt, um den gefangenen Fisch vor Druck zu schützen. Wichtig war es, dass der Fischraum so gestaltet war, dass die Fische auf keinen Fall mit Eisen in Berührung kamen, so war z.B der Fischraumboden mit einem Zementbelag versehen.

  • Nun stand eine doch nicht ganz einfache Baugruppe an. Die Fischhocken. Wie Fiete es bereits geraten hatte und wie ich inzwischen auch auf mehreren Bildern feststellen konnte, sind die sich steuerbord befindlichen Fächer der Fischhocken meistens nicht angebracht. Die einzelnen Bretter der Fischhocken konnten variabel aufgebaut oder abgebaut werden und somit auch die Sotierkästen je nach Notwendigkeit auf- oder abgebaut werden. Ich habe alle aufgebaut dargestellt, bis auf eben besagte Fächer. An dieser Stelle nochmals herzlichen Dank an Feite für den aufmerksamen Tipp! Wie schon gesagt waren die Fischhocken nicht ganz einfach zu bauen, was daran liegt, dassdie einzelnen Reihen im Bogen als jeweils ein Teil dargestellt sind und zusammen gesteckt werden müssen. Dies macht das Anbringen an Deck etwas knifflig. Auf die oben liegenden Schnittkanten der Längsreihen habe ich dünne Kartonstreifen, ausgeschnitten aus dem Deck meines Ersatzbogens, aufgeklebt. So ist es möglich eine gerade durchlaufende Reihe darzustellen. Hauptsächlich dienten die Fischhocken dem Zweck, dass der Fang nicht wild auf dem Deck umherrutschen konnte. Die Bretter aus denen sie bestanden waren nach ein paar Reisen oft ziemlich ramponiert, was unteranderem daran lag, dass sie ständig von Salzwasser überspült wurden. Auf den mir vorliegenden Bildern sind meist Stücke ausgebrochen.

  • Als nächstes ging es gewissermaßen mit den Vorboten für die Netzwinde weiter, nämlich mit den äußerst wichtigen "Königsrollern" (Teile 44/45 - 44/45f).





    Diese stellen Umlenkrollen für die Kurleinen zu den Fischgalgen dar. Dazu aber zu einem späterem Zeitpunkt noch Genaueres.



















    Um diese Königsroller waren meist Handläufe angebracht, damit niemand bei Seegang in die laufenden Rollen geriet. Leider sind diese Handläufe im Bogen nicht vorgesehen, weglassen wollte ich sie jedoch nicht, sodass ich sie aus dünnen Kartonstreifen anfertigte.

  • Wie schon angekündigt, ging es mit der Netzwinde(Teile46 bis 46 z1) weiter. Diese ist wirklich sehr schön und detailliert konstruiert und lässt sich gut bauen. Wichtig ist es, sich vor dem Zusammenbau alle in der Anleitung vorhandenen Darstellungen der Winde äußerst gründlich anzusehen, da recht viele Teile zu verbauen sind, die nicht in jeder Zeichnung angetragen sind. Der Zusammenbau selber wurde in Fietes Baubericht zum Geschwisterschiff "Nürnberg" wunderbar ausführlich geschildert, weswegen ich mich hier nicht weiter groß darüber auslassen möchte. Ich hatte mich entschlossen, die Netzwinde ein wenig "rosten zu lassen", was ihr ganz gut steht. Erfreulich ist, dass das fünfte Handrad, welches in den ersten Lasercutsätzen fehlte, ergänzt wurde. Der Bau dieser Winde hat einige Zeit gedauert, doch hat die Netzwinde diese Aufmerksamkeit auf jeden Fall verdient. Auf einem Seitenfänger war sie wohl eines der wichtigsten Arbeitsgeräte überhaupt. Zum einen war sie natürlich hauptsächlich zum Betrieb des Netzes notwendig, aber z.B. auch der Anker wurde mit ihr gehievt. Keine zusätzliche Ankerwinde zu verbauen, sondern diese auch durch die Netzwinde zu ersetzen, war aber meist nur auf Deutschen Fischdampfer üblich. In der ersten Zeit der Deutschen Hochseefischerei waren zunächst Dampfwinden üblich, diese wurden aber später, aufgrund des äußerst schlechten Wirkungsgrades der kleinen Dampfmaschinen, durch elektrische Winden ersetzt. Der größte Vorteil der Dampfwinde war, dass mit ihr das Netz wesentlich "zärtlicher" bedient werden konnte. Auf den großen mittleren Trommeln habe ich ein wenig Serafil als Kurleinen angebracht. An den zwei Kurleinen, die über die Königsroller zu den Fischgalgen umgelenkt wurden, hing das Netz. Die Kurleine, die zum hinteren Fischgalgen führte, wurde zusätzlich noch mit einer weiteren (bis jetzt noch nicht gebauten) Umlenkrolle, die sich am Schanzkleid befand, zum hinterem Galgen geführt. Durchschnittlich betrug die Länge einer Kurleine ca. 740 m.


    Hier nun die Bilder:

  • Ein blitzsauberer Bau!


    Und der Baubericht liefert so ganz nebenbei auch noch eine Menge Hintergrundwissen. Gefällt mir gut!

    Fertig: MS WILHELM GUSTLOFF, 1:250



    Aufwachen - es ist 5 vor 33...

  • Moin Jo und Helmut!


    Freut mich sehr, dass euch der Bau gefällt. Da steigt die Motivation doch gleich noch mehr an.

    Und der Baubericht liefert so ganz nebenbei auch noch eine Menge Hintergrundwissen.

    Da ich zur Wuppertal selbst nur sehr wenige Informationen habe, versuche ich den Baubericht etwas mehr durch diese allgemeinen Informationen über die Fischdampfer auszuschmücken. Freut mich wenn das gut ankommt :) .


    Viele Grüße



    Tobias