Hallo liebe Mitbewerber und Mitleser,
.... eigentlich ist es ja unanständig, neben dem Crawler eine zweite Baustelle anzureißen; doch schöpferische Pausen, zumal verteilt auf 5 Monate, kräftigen das Gemüt und fördern die notwendige Gelassenheit, dem Wahnwitz eines völlig abgedrehten Projekts auf Augenhöhe zu begegnen.
In meiner Jugend waren die 1/12 F1 Bausätze von Tamiya eine Art von Benchmark für den Modellbau an sich. Ja, es gab auch die Pocher Modelle, aber für dich als Schüler gab es sie nicht. Für deren Preis waren bereits hochklassige Stereoanlagen und Gebrauchtwägen feil, ein anderes Universum also, von dem nicht einmal die feuchtesten WennIchEinmalReichBin - Träume eine rechte Vorstellung hatten.
Die Tamiya-Bausätze hingegen waren nach harten Sommerjobs oder pekunären Zuwendungen wohlmeinender Verwandter in finanzieller Reichweite, wenn auch deren Preis (um die 600 ÖS / 80 DM) in den 70ern geradezu pornografisch unanständig war. Gleichwohl galt der Besitz und Bau eines Tamiyas unter uns modellbaunarrischen Kids als Ritterschlag. Du warst aufgenommen in die Elite. Sogar die Maturanten sprachen mit dir von gleich zu gleich - ein sozialer Aufstieg, den normale Erwachsene nicht einmal im entferntesten ermessen können.
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Irgendwie schwang das alles mit, als ich bei metmania.com über den Williams Fw26 stolperte. Ja, stolpern - anders ist er wohl kaum zu finden. Hier im Forum wurde er 2006 einmal am Rande erwähnt, als Fußnote über einen sagenhaften F1-Kartonbausatz, der irgendwo im web umhergeistern soll wie der leibhaftige Fliegende Holländer persönlich, aber letztendlich unauffindbar bleibt. Anders ist es auch nicht erklärbar, warum der Fw26 hier bislang weder vorgestellt noch gebaut wurde.
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Sind wir einmal fündig, liegen 6 A4 Blätter in Form von 300 dpi jpg Dateien vor uns, für deren Konstruktion ein Masashi Kuramochi veranwortlich zeichnet. Bereits ein kurzer Blick auf die Bilder hinterläßt den zwingenden Eindruck, dass Herr Kuramochi etwas von seinem Geschäft versteht; die Texturen und grafische Ausarbeitung ist schlicht vom Feinsten, und zeigt so manchem kommerziellen Bausatz den Weisel.
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Zum Bausatz fügen sich noch 7 Seiten Bauanleitung in gehobenem Japanisch, die als web-Seiten veröffentlicht sind und ebenfalls nur nach energischem Suchen augenfällig werden. Da meine Japanisch-Kenntnisse sich auf 'sajonara' und 'banzai' reduzieren, habe ich AltaVista's babelfish bemüht, eine faszinierende Einrichtung, die tatsächlich in der Lage ist, dir den Sinn völlig unbekannter Glyphen in seltsam gedrechseltem Englisch nahezubringen. So lernen wir, dass der Ausdruck auf 0,23mm dickem Papier erfolgen sollte, und dass wir besser Vorsicht im Umgang mit OLFA Klingen walten lassen; dass wir Schneidmatten am besten in 100 Yen-shops kaufen, und für den Zusammenbau ein 15cm langes Bambusrohr notwendig ist.
Dennoch verbleiben Wendungen, deren fernöstliche Mystik abendländische Modellbauer ratlos zurücklassen, 'No mosquito place you use.' etwa sei als irritierendes Beispiel genannt. Trotzdem freue ich mich schon auf das fernöstliche Abenteuer - nicht zuletzt stammt der Pappen-Williams aus dem Reich der mittlerweile leider verblichenen 'Big Scale' Tamiya Bausätze, was wir als gutes Omen deuten. Immerhin tummeln sich 205 Teile auf den 6 A4 Seiten, was für ein download Modell beachtlich ist. Gedruckt habe ich auf 200g Papier, was nach Daumenregel etwa 0,20mm Papierdicke entspricht, und mir ob der Stärke bereits Kopfzerbrechen angesichts der delikaten Rundungen bereitet. Wir werden sehen.
liebe Grüße
Cyana