Hallo Modellbaufreunde !
Ich möchte mich jetzt mit einem Schiffstyp befassen, der aufgrund des Klimawandels zumindest in unseren Breiten in Vergessenheit zu geraten droht – dem Eisbrecher.
1962/63 war ein harter Winter. Ich war damals 14 Jahre alt und kann mich daran noch gut erinnern. Am Schönberger Strand (nicht weit von Kiel) gingen wir Kilometer auf die zugefrorene Ostsee hinaus. Weit und breit war von Meer nichts zu sehen, nur Eis. Am Horizont waren auch Schiffe, aber die fuhren nicht, sie standen.
Die verfügbaren deutschen Eisbrecher waren alle als Fluß- oder Hafeneisbrecher gebaut worden und hoffnungslos mit dem Eis dieses Winters überfordert. Sie waren zu klein, vor allem aber viel zu schmal, um längeren Schiffen in engen Windungen einen Weg zu bahnen. Damals rechnete man damit, dass es alle drei bis fünf Jahre solch einen Eiswinter geben würde. Es mehrten sich deshalb die Stimmen, die einen richtigen Eisbrecher forderten. Die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung nahm deshalb Gespräche mit den finnischen Kollegen auf, um Möglichkeiten einer Zusammenarbeit auszuloten. Obwohl es paradox erscheint, dass die Finnen einen Eisbrecher mit Besatzung ausgerechnet dann abstellen sollen, wenn der Winter so hart ist, dass die Ostsee sogar an der westdeutschen Küste zufriert, kam es zu einer Verständigung. Grund dafür ist die finnische Eisbrecher-Strategie. Finnland hat eine über 1.000 km lange Küste mit 22 Häfen. Solange es geht, versuchen sie in der von Dezember bis Mai dauernden Eisbrech-Saison alle Häfen frei zu halten. Wenn es aber richtig dick kommt, dann müssen sie sich auf die südfinnischen Häfen zwischen Turku und Helsinki konzentrieren. Dadurch ist es möglich, auch einmal im härtesten Winter einen Eisbrecher samt Besatzung aus den Randbereichen abzustellen. Deutschland würde die Investition bezahlen, Betriebs- und Instandhaltungskosten sollten die Finnen übernehmen. Wenn der Eisbrecher von den deutschen Eignern angefordert wird, haben die Finnen ihn sofort bereitzustellen. Er wird dann von einem deutschen Kapitän geführt.
1964 wurde der Auftrag eines Eisbrechers der KARHU-Klasse an die WÄRTSILÄ-Werft erteilt. 1966 wurde er fertiggestellt und auf den Namen HANSE getauft. Bis auf einen Vorstellungsbesuch unmittelbar nach der Fertigstellung wurde die HANSE nur einmal von der deutschen Wasser- und Schiffahrtsverwaltung angefordert. Das war 1979. 1998 wurde sie außer Dienst gestellt. Auf der Überführungsfahrt nach Griechenland, wo sie zum Lazarettschiff umgebaut werden sollte, brannte sie völlig aus und wurde anschließend abgewrackt.
Ich habe mir den Bauplan vom Neckar-Verlag besorgt und im Nachhinein erfahren, dass meine Standard-Quelle, die Zeitschrift Hansa auch über den größten deutschen Eisbrecher mit Generalplan berichtet hat. Der Bauplan war nur hilfreich für den Spantriss.
Die HANSE ist 74,68m lang, 17,40m breit und verdrängt 3348 t. Sie ist damit etwas kleiner als die VOIMA, die wir als Wilhelmshavener Modell kennen.