Eine sensationelle archäologische Entdeckung.

  • Schon als Junge von 10 - 12 Jahren interessierte mich die
    Archäologie, besonders die Ausgrabungen im Land der Phara-
    onen. Statt Indianerbücher wünschte ich mir die tollen
    Bücher von C.W. Ceram. "Götter, Gräber und Gelehrte" und den
    Bildband dazu. Auch den Band "Enge Schlucht und schwarzer
    Berg", der das Hethiter-Reich behandelt, gehörte dazu.


    Wen wundert es, wenn meinen späteren Urlaub des öfteren in Ägypten
    verbrachte. Dort lernte ich den Fremdenführer Halef kennen, mit dem
    mich bald eine Art Freundschaft verband. Er zeigte mir Plätze
    die der normale Tourist nicht zu Gesicht bekommt.


    Vor zwei Jahren war ich wieder einmal dort. Dieses mal versprach
    Halef mir einen Tempel zu zeigen den er selbst kürzlich entdeckt
    hatte.



    Mit dem Notwendigen gut ausgestattet machten wir uns auf den Weg.
    Erst in der Dunkelheit erreichten wir den Platz. Der rötliche Mond
    tauchte die Ruine in ein geisterhaftes Licht. Ich war sprachlos.
    Betreten wollten wir das Gelände erst bei Tageslicht. Geschlafen
    habe ich kaum in der Erwartung des Tagesanfanges. In der Nacht
    ertönte ein Rumpeln und Krachen. Wie sich heraustellte war im
    ehemaligen Hypostyl eine Wand zusammengebrochen und hatte noch
    mehrere Säulen umgerissen. Gut das wir im Freien übernachtet hatten.



    Was mich irritierte waren die nackten Wände. Üblicher Weise sind
    die Wände doch dicht an dicht bemalt. Zu Ehren der Götter oder
    der jeweiligen Pharaonen. Könnte es sein, das der Tempel aus einer
    Vorpharaonischen Zeit stammt. Aber die Darstellung auf den Pylonen
    passte wieder nicht dazu. Z.B. die Darstellung auf dem linken Pylon,
    die offensichtlich den Gott Chnum (zuständig für die Stromschnellen
    des Nil) darstellt, muss einer späteren Zeit zugewiesen werden.


    Wie es weitergeht erzählt


    KURT, der Streu

  • Hey Kurt


    Wie schön, wieder von Dir zu lesen!
    Sieht klasse aus. Erinnert mich irgendwie an Asterix und Kleopatra, die vom Architekten Numerobis gebauten Tempel :D

    Wie es weitergeht erzählt

    ...Bin gespannt wie ein Flitzbogen!


    Schönes WE wünscht
    Peter

  • Hallo Kurt,
    diese kleine Installation gefällt mir sehr gut, weil sie eben auch zu Deinem Erlebnis passt. Das macht Spass so etwas zu lesen und zu sehen.
    Mit freundlichen Grüßen
    Ulrich

                                                                                   Artikel 1 GG:

    Die Würde des Menschen ist unantastbar.

    Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt



  • Sallam Freunde hier geht es weiter,


    zuvor jedoch Dank an die netten Menschen, die mir schreiben.


    Zaphot , Also ich sehe keine Kobra.


    Peter, Pat und Patashon aus Gallien kommen in der Geschichte nicht vor.


    Ulrich, Du kannst noch das Eine und Andere in der Geschichte erwarten


    Helmut, Danke für die ehrenvolle Umbenennung.


    Olek, bitte schön, da ist bereits die erste Fortsetzung.



    Also Los


    Wie ich auf die Idee gekommen bin den Tempel wieder aus den noch
    vorhandenen Bauteilen zu rekonstruieren, ich weiß es nicht. Wie zu
    erkennen sind etwa 21 Säulen total verschwunden. Es fehlten weiter
    jede Menge Steine der ehemaligen Wände. Baumaterial war schon immer
    teuer und wurde zu allen Zeiten geklaut. Aber wenn ... aber wenn
    ich aus dem noch vorhandenen ....


    Nur, zu zweit war wohl nicht viel auszurichten. Als ich Halef von
    meiner Idee des Wiederaufbaues erzählte und gleichzeitig eine be-
    trübte Miene zur Schau stellte, grinste er nur und verschwand. Das
    kannte ich bei ihm schon. Stunden vergingen bis kurz vor Eintritt
    der Dunkelheit mein Halef mit 10 weiteren kräftigen Männern wieder
    auftauchte. Er stellte sie mir als seine Brüder, Schwäger und Freunde
    aus seinem Dorf vor. Die waren bereit für 5,00 € pro Woche sich am
    Wiederaufbau zu beteiligen.


    Am nächsten Tag legten sie auch los. Nach 3 Tagen lag der Tempeloden
    astrein geräumt vor mir. Die Säulen ausgerichtet und gesichert.
    Jetzt gibt es die ersten Probleme. Wie bekomme ich die Säulen präziese
    auf das Säulenfundament und an die entsprechende Stelle der Deckplatte ?



    Im Peristyl und Sanktuar mit Einzelreihe noch machbar. ABER im Hypostyl
    mit 3-er Reihen ? Nicht nur die alten Ägypter, auch der alte Streu hat
    hervorragende Ideen. Man packe das Übel an der Wurzel und bauen sogenannte
    "Pyramidengleitwurzeln" patentiert !! auf die Fundamente ein. Die
    Deckplatten werden auf den Kopf gedreht, die Säulen ebenso und festgeklebt.



    Wenn das so hinhaut wie ich mir das vorstelle, gibt das eine Sesation.
    Ich werde berühmt, geehrt, erhalte den Nobelpreis der Archäologie.
    Dank des Traumbildes vom Nobelpreis (und der €-Prämie) konnte ich
    die Tage, die folgten überstehen.


    Mann, oh Mann. Ich sehe mich von Carl XVI.Gustaf den Nobel-Preis
    der Archäologie in Empfang nehmen.


    Er ist ja soo bescheiden


    der Kara ben Streu



  • Oh Kara ben Streu,


    wir sind doch nicht mehr im viktorianischen Zeitalter...
    Da Du doch Aussicht auf die Prämie hast, könntest Du doch wenigstens Mindestlohn zahlen...

    Fertig: MS WILHELM GUSTLOFF, 1:250



    Aufwachen - es ist 5 vor 33...

  • Geht es hier nun eigentlich um Schriftstellerei oder Modellbau??? ?(


    Hallo Kara ben Streu ( doller Name ) weiter so, ganz große Klasse!


    Viele Grüße Jürgen

    Technische Flotte Rostock e.V., mein zweites Hobby, macht mal KLICK

  • Bin auch nur ein Mensch, sogar ein besserer als Helmut, das Wiesel, von mir glaubt.


    Der von mir initiierte Wiederaufbau der Ruine, die auf dem Grund und Boden des Stammes
    von Halef steht, kommt voll und ganz eben diesem Stamme zu Gute. Wir denken, das
    in Kürze die Reisebüros sich überschlagen mit Angeboten zur Besichtigung der Anlage,
    Romantische Übernachtungsmöglichkeiten in Beduinen-Zelten, Verköstigung mit landes-
    typischen Speisen usw. usw. usw.


    Ich leite das Ganze für lau !!!! Von wegen die Hühners und viktorianischen Zeiten. Hoffentlich
    sind in Halefs Stamm so vernünftige Leute, die sich nicht übers Ohr hauen lassen.


    Hi Jürgen. In diesem Forum gehören Schriftstellerei und Modellbau als sich ergänzende
    Kunstformen zusammen.


    Es wird K. b. S. bald weiter machen.

  • Jetzt noch die Säulenproduktion ankurbeln, die natürlich nach Schema
    Streu ablaufen soll. Das heißt: Säulenschaft runden, um passenden Dreh-
    bleistift wickeln, verkleben. Abfallpapierstreifen dünn drehen, in den
    Schaft einführen. Verbreiterungskragen aufschieben, Füllstreifen leicht
    aufdrehen, (darf nicht klemmen !!), Leim auftragen und auf dem Kopf stehend
    (die Säule, nicht der Erbauer), bis der Kragen dicht auf dem Schaft aufliegt.
    Trocknen lassen. Zum Schluss Kopfstück aufkleben.Die ganze Prozedur ohne
    Klebelaschen.


    soll nun weiter berichtet werden.



    Zwischendurch zum Fingerlockern die Deckenplatten mit jeder Menge Karton
    voll auffüllen. die Säulenköpfe sollen ja an die Decke geleimt werden und
    müssen entsprechend fest sein. Ein Teil der Mannschaft kümmert sich um die
    Säulenstümpfe. Im Prinzip wie die Säulen. Rollen, um Stift wickeln kleben.
    Schwierig die Abdeckungen aufbringen. Die Stümpfe rollen unter der Hand weg.
    Jetzt ein 10 mm Loch in eine Halterung bohren und schon ist das Aufsetzen der
    Kappen kein Problem mehr.



    Zeigt nun die aufgestellten Säulen einschl. der montierten Deckenplatte. Die
    Montage verlief in altägyptischer Bauweise. Keine Probleme auch bei den zu
    errichtenden Wänden. Die Bodenplatte musste allerdings 1 mm Grauwacke, d. h.
    Graukarton verstärkt werden. Vollflächige Verbindung mittels doppeltseitigem
    Teppichklebeband.


  • Bild 12


    zeigt den Beginn der Montage Stümpfe und Restmauern. Im Sanktuar wird der
    Sockel des Gottes Anubis aufgerichtet. Anubis selbst bewacht die Totenzeremonie
    und hier den Wiederaufbau seiner Anlage. Irgendein Geheimnis umwittert Sockel
    und Skulptur. (BUUUH Ähhhhh)


    Endlich ist das Werk vollendet. Ein kleines Fest soll die Schaffenden belohnen.


    Da schleicht sich Halef von hinten an mich heran. "Sidi", er benutzt im Umgang
    mit mir immer noch diesen Audruck. "Sidi, bitte komm doch mal mit." Er zeigt auf
    eine nicht ganz geschlossene Fuge und einen losen Stein im Sockel der Statue.
    Nimmt den Stein vorsichtig heraus. Entfernt tönt ein leises Grollen. Vorsichtig
    greift er hinein.



    Also Mut haben die Burschen vom Nil.


    Fortsetzung folgt.

  • So ganz wohl war mir nicht, als Halef seinen Arm langsam aus dem Sockel herauszog.
    Seine Hand hatte er um einen Schnellhefter gekrallt. Was soll das ? Wie kommt ein
    Schnellhefter in einen tausendjährigen Sockel ?


    Langsam entspannt sich die Hand um den Hefter der sich entsprechend aufrollt. Das
    erste Blatt wird frei. Ein Filmrequisit der ganze Bau ?


    NEINEINEIN. Die ganze Arbeit umsonst ? Mit hängenden Schultern stehen die Männer
    um Halef herum.


    Und der pfiffige Kerl grinst noch.



    "Wollt Ihr vielleicht dieses Dokument der Presse zeigen ??"
    "Wir werden diesen Ort geheim halten und nur ganz wenigen Touristen für ganz viel
    Money und in den stillen Nächten den Weg hierhin führen. Die haben dann den Nerven-
    kitzel und wir den Lohn für unsere Arbeit. So lange ihr euere Mäuler haltet."


    Hell leuchtete der Schnellhefter in der herabsinkenden Dunkelheit.


    Es geht doch nichts über geschäftstüchtige Arbeitsgruppen.

  • Nachdem sich herausgestellt hat, dass die heimliche Tempelruine gar nicht so heimlich
    war, die wissenschaftliche Bedeutung nur von geringem Rang ist und sich die Nobel-
    Kommission nicht um Archäologische Entdeckungen kümmert (was hier ja sowieso gut ver-
    ständlich ist), möchte ich einen Schwanengesang auf den Vorgang anstimmen.



    Ich bin froh den Wiederaufbau der Anlage wegen der finanziellen Weltlage nur in kleinem
    Umfang durchgeführt habe. Die originalen Unterlagen sind unter http://www.kartonmodellbau.de
    mit der BestellNr.: 200472 für 9:50 € zu haben. Die Modellgröße beträgt 415x255x140 mm.
    Es handelt sich um ein spanisches Projekt, das offensichtlich handgezeichnet ist, sich
    trotzdem passgenau ausführen lässt. Wegen der geringen Details habe ich den Bausatz
    in A4 Teile aufgeteilt und die A4-Blätter auf A5-Größe kopiert. Nicht zum Schaden für
    das fertige Modell. Einen Hinweis auf einen Maßstab habe ich in der spanischen Baube-
    schreibung nicht gefunden.


    Nennt mich nun wie mögt,
    ich bin und bleibe mit Dank für Eure Geduld


    KURT, der Streu

  • Hallo Kara, oder Sidi, oder Kurt!


    Einfach umwerfend!!!
    Was Du hier präsentiert hast ist ein Gesamtpaket, bestehend aus Kartonmodellbau, Geschichte, Humor und Literatur!
    Herzlichen Dank für diese äusserst unterhaltsamen, amüsanten, interessanten und lehrreichen Momente die Du uns da geliefert hast!
    Wenn es einen Baubericht des jahres gäbe, dann hättest Du den Preis auf sicher! Wenigstens diesen, wenn es zum Nobelpreis doch nicht gereicht hat ;)


    Ach ja, fast vergessen, das Modell ist natürlcih auch sehr schön geworden, gratuliere herzlich zur Fertigstellung! Eigentlich schade, dass Du schon fertig bist, ich hätte noch lange weiter lesen können :D
    Aber es wird ja gewiss ein Nachfolgemodell geben. Ich freue mich darauf!


    Freundliche Grüsse
    Peter

  • Hallo Peter,
    hi Thomas,


    ganz mächtiges Dankeschön für Eure wohltuenden Worte zum Abschied von
    Hoffnung auf Ehren sowie pekuniärem Erfolg.


    Dem "künstler" ( Er ist nur ein kleiner, bescheidener, deshalb klein geschrieben)
    ist der Applaus wichtiger als alles Gold der Welt (wer's glaubt, Hrmm). Es er-
    freut IHN schon der Andrang der stillen Massen zu seinen Berichten. Anfeuernde
    Worte aber lassen IHN gen Himmel schweben.


    Bis auf ein nächstes


    KURT, der Streu