Das Historische Galilei-Teleskop/AstroMedia

  • Das Jahr 2009 ist von den Vereinten Nationen zum Internationalen Jahr der Astronomie erklärt worden. Vor genau 400 Jahren hat Galileo Galilei die ersten Himmelsbeobachtungen mit einem Fernrohr durchgeführt; er richtete es auf den Sternenhimmel und entdecke die Krater auf dem Mond, Sichelphasen bei der Venus, Monde um den Jupiter uvm


    Passend zu diesem Ereignis hat der AstroMediaVerlag (http://www.astromedia.de) ein historisch getreues Kartonreplikat herausgegeben, das Klaus Hünig konstruiert hat.
    Der Bausatz entspricht in Größe und optischen Eigenschaften den Fernrohren jener Zeit und basiert auf dem einzigen erhaltenen Teleskop, das Galilei mit Sicherheit zugeschrieben werden kann, dem ältesten Teleskop der Welt: Ein mit Leder bezogenes und mit Goldprägungen verziertes Prunkexemplar für Cosimo II de Medici, das heute in Florenz gezeigt wird.

  • Der Bausatz bestehtaus 6 gestanzten Kartonbögen (in 4-Farb-Druck plus Gold) und 2 Glaslinsen für eine 12-fache Vergrößerung. Daraus kann das Teleskop (Länge: 78 cm ) sowie eine Wand- und Tischhalterung gebaut werden.


    Mein Ziel war es, nach allen Regeln der Kunst, die ich hier im Forum gelernt habe, ein besonders sauberes und schönes Modell zu bauen, dazu brauchte ich das ganze Repertoire Kantenfärben bis zum Abwinken, Retuschieren, Verwendung von verschiedenen Klebern
    Gefärbt wurde mit Edding-Markern, Buntstiften, Wasserfarben und Farben für Plastik-Modelle; geklebt wurde mit UHU-Flinke Flasche schwarz, Kittifixi pur, Ponal/Wasser-Gemisch, Sekundenkleber sowie 2-Komponenten-Epoxy-Kleber.


    Mir gefiel sofort nach dem Auspacken das wunderschöne Design auf: das Leder wirkt trotz des Glanzes "echt", die Goldverzierungen usw. sehen ganz wunderbar aus.

  • Hi Ully,
    Toll was es so in Karton gibt.


    Mit freundlichen Grüßen


    modellschiff

                                                                                   Artikel 1 GG:

    Die Würde des Menschen ist unantastbar.

    Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt



  • Auch wenn man schon (gefühlte) 1000 Schornsteine gerundet & sich schon als ganz alter Hase fühlt: es empfiehlt sich immer wieder, die Bauanleitung vorher durchzulesen und zwar nicht nur die Anleitungen der einzelnen Abschnitte, sondern auch die Vorbemerkungen (Das benötigen Sie für den Zusammenbau). Dadurch hätte ich mir einigen Frust & Peinlichkeit erspartseufz.


    Das Konstruktionsprinzip beim Teleskop: zuerst wird das Innenrohr als sechskantiges Rohr gefalzt & geklebt, dann wird darum die röhrenförmige Außenhülle geklebt.

  • Als erstes habe ich gleich naßforsch den Objektivtubus gebaut, laut Bauanleitung:
    "Bestreichen Sie die fünf freiliegenden Kanten des Innenrohrs reichlich mit Klebstoff und wickeln Sie die Hülle vorsichtig so um das Innenrohr, dass sie auf der Außenseite keinen Klebstoff abbekommt."
    Das habe ich so gemacht - mit Weißleim (leicht verdünnt), dabei wurde aus dem schönen runden Außenteil leider wegen der Aufweichung durch den richlich aufgetragenen Klebstoff und dem Anpressen beim Kleben ein geknicktes, zerbeultes sechseckiges Teil - die exakt runde Rohrform war leider vollkommen verschwunden...
    Ich baute dann den Okulartubus, wobei ich Klebelasche auf das Innenrohr geklebt & nach dem Tocknen nur die Endkante der Hülle festgeklebt habe - das Ergebnis war ein super-runder Tubus!

  • Nach dem ganzen Frust habe ich erstmal eine längere Bau-Pause eingelegt und mich dann eines Tages beim Verlag gemeldet, ob ich vielleicht Ersatz bekommen könnte, da ja offenbar ein Fehler in der Bauanleitung war.
    Dort war man überaus nett zu mir, erbat aber einen Bericht über den "Fehler", der dann dem Konstrukteur geschickt würde. Ich schickte also eine Mail, mit Foto, erklärte alles und bekam bald eine freundliche Antwort von Herrn Hünig, der mich darauf hinwies, dass doch schon gleich am Anfang der Anleitung stehe, dass man "...keinen sogenannten lösungsmittelfreien Kleber auf Wasserbasis verwenden darfer weicht den Karton auf und führt zu unerwünschten Kanten bei den rund gebogenen Flächen." Oijoijoi. Da bin ich aber rotgeworden, innerlich.


    Ich hab ihm gleich meaculpameamaximaculpa gestanden trotzdem hat mir AstroMedia anstandslos völlig kostfrei Ersatz geschickt: das nenne ich einen vorbildlichen Kundenservice!!! Fünf*****, mindestens!


    Dann gings weiter: es wurde geknickt, gerollt, geklebt - innen UHU schwarz, außen Weißleim. Hier fing auch die große Kantenfärben-Arie an: an den vorgestanzten Knicklinien brach beim Knicken die oberste Farbschicht des Kartons (Dicke: ca. 0,3 mm), ich habe die gesamten Knicklinien mit einem schwarzen Edding bearbeitet.
    (Siehe Bild: links oben eine unbehandelte weiße Bruchkante, ansonsten schon alles geschwärzt)


    Ganz wichtig ist das Kantenfärben der Außenhüllen, hier verwendete ich Edding schwarz, rot (der Folienschreiber auf dem Foto wurde noch ausgetauscht) und gold.

  • Nachdem der Objektivtubus (Abschnitt A) und der Okulartubus (Abschnitt B) erstmal fertig sind, wird im Abschnitt C das Innenrohr des Haupttubus hergestellt. Hier werden zwei Sechskant-Innenröhren verbunden und innen verstärkt.


    Da die Innenröhre 58 cm lang ist, habe ich sie zum Trocknen fixiert (eingeklemmt zwischen einem Unterschrank und einem dicken, langen Brett), damit sie schön gerade bleibt.

  • Im Abschnitt D wird dann die dreiteilige Außenhülle angebracht: Beim Kantenfärben wurde auch noch Ocker (Humbrol-Enamel) verwendet.
    Beide Röhren werden an den Enden mit einer ringförmigen Kantenabdeckung versehen, hier musste ich auch die innen herausblitzenden Kanten der Innenröhren einfärben.

  • Huhuuu Ully,


    na, das nenn' ich aber mal eine tolle Einstimmung auf den 7. KBW. =)


    Das Modell sieht wirklich edel und liebevoll gemacht aus (das ist doch Leder auf dem 4. Bild, oder?? ?( ).


    Bin schon ganz gespannt auf Deine Beobachtungsberichte (vom Mond natürlich, oder anderen Himmelkörpern, ...und nicht den Körper von der schönen Nachbarin beobachten, Du Schlingel Du.. :D )

  • Hallo Ully,
    die Modelle dieses Verlages sind allesamt sehr Eindrucksvoll, denn sie funktionieren alle ausnahmslos. Ich selber besitze einige davon. Der Bau macht sehr viel Spaß, und für meine Söhne waren die Bausätze sehr lehrreich, da sie einem Himmelsmechanik, Optik und auch Grundzüge der Physik beibringen. Ich bin übrigens begeisterter Hobbyastronom mit einer kleinen aber feinen Sternwarte in meinem Garten.
    Viel Spaß noch beim Bauen und vorallem beim Entdecken.


    Gruß Matthias

    Was man kann, weiss man erst wenn man es getan hat.


    Zurückgestellt: SBD-3 Dauntless, Halinski
    Im Bau: PzKpfw III Ausf. G GPM 210 1:16
    Im Bau: F14 Tomcat, Halinski
    Fertig : Hellcat, Halinski
    Fertig, Wildcat, Halinski
    Fertig, Aircobra von Cartoon Models

  • Hallo Wanni & Matthias!


    Das Teleskop besteht wirklich nur aus Karton & Glas, sonst nix, das Leder ist wirklich gut fotorealistisch nachgebildet!
    Da ich es bereits fertiggestellt habe, konnte ich schon letzten Sonntag den Mond beobachten - die Krater im Bereich des Terminators (nicht mit Arnold verwandt oder verschwägert - es handelt sich um die Tag-Nacht-Grenze) waren durch den Schattenwurf sehr gut zu erkennen!



    ...und jetzt hab' ich sowieso wenig Zeit zu schreiben, weil meine Nachbarin von Gegenüber gerade baden will!


    =) Ully

    "Fröhlichkeit ist nicht die Flucht vor Traurigkeit, sondern der Sieg über sie."
    Gorch Fock

  • ...und jetzt hab' ich sowieso wenig Zeit zu schreiben, weil meine Nachbarin von Gegenüber gerade baden will!
    ...musst Ihr wohl den Rücken waschen :D...

  • Nee, lieber Henry, nur kieken! :D :D :D

    "Fröhlichkeit ist nicht die Flucht vor Traurigkeit, sondern der Sieg über sie."
    Gorch Fock

  • Nachdem die Linsenhalterung innen verkleidet war, wurden die Kanten gegen Blitzer gefärbt (GT 13) und die ringförmige Kantenabdeckung aufgebracht.
    Hier zeigte sich, dass der Außendurchmesser des Tubus ein wenig zu klein war, zwischen dem "Ring" und dem Tubus war teilweise ein kleiner Spalt. Hier würde ich beim nächsten Mal vor dem Anbringen der Außenhülle (im Abschnitt A) eine Pappschablone der Ringförmigen Kantenabdeckung nehmen, um damit den Durchmesser zu formen; das Gleiche gilt auch für den Okulartubus.
    Ich machte vorerst mit dem Abschnitt F weiter und fertigte die Linsenhalterung des Okulartubus an, dabei verfuhr ich so wie beim Objektivtubus.
    Die Überstände der Kantenabdeckungen außen wurden abgeschnitten und danach wieder die Kanten gefärbt auf GT 15 sieht man links die noch ungefärbte Kante der Abdeckung.

  • Nun gings los: die Linsen aus Glas wurden gereinigt, mit einem Latexhandschuh vorsichtig in die Halterung eingebracht und mit Sekundenkleber fixiert.
    Die Objektivlinse hat einen Durchmesser von 42 mm und ist einseitig leicht konvex; f = +780 mm.
    Die Okularlinse ist kleiner und einseitig konvex; f = 65 mm.

  • Nach dem Trocknen wurden jeweils Linsenblenden vorsichtig mit etwas Weißleim eingeklebt; der Okulartubus erhielt noch eine Kantenabdeckung, während die Kante des Objektivtubus na, was wohl eingefärbt wurde, diesmal mit Revellfarbe, die hatte ich noch von früher & war noch nicht eingetrocknet, so wie meine anderen 100 Mini-Farbpötte :(:)

  • Zum Schluss soll der Objektivtubus in den Haupttubus geklebt werden ich habe ihn erst einmal zum Kalibrieren der Schärfe ohne Kleben reingesteckt, er sitzt schon ordentlich fest & kann nicht rausfallen.
    Der Okulartubus wird in den Haupttubus eingesteckt nicht geklebt, auch er sitzt stramm und soll beweglich bleiben mit ihm kann man die Schärfe des Teleskops einstellen.
    Hiermit ist das Teleskop fertiggestellt - es fehlt nur noch die Halterung.

  • Der letzte Abschnitt G widmet sich der Teleskop-Halterung, sie besteht aus einer Rückwand, die mehrfach gefaltet wird, 2 Seitenteilen und einer Vorder-/Innenseite zur Aufnahme des Teleskops. Da man die Halterung vielleicht später an eine Wand hängen möchte, habe ich die Öffnungen hinten mit zwei Lochscheiben verstärkt hier kam Epoxy-Kleber zum Einsatz.
    Alle Bruch- & sonstwelche Kanten wurden eingefärbt, teilweise mit Buntstift-Pulver, das mit der Fingerkuppe eingerieben wird, teilweise mit Tusche; damit man sieht, welche Verbesserung das Färben bringt, einige Bilder vorher/nachher bzw. ungefärbt/gefärbt.

  • Die Rückwand wird durch 2 Karton-Ringe versteift, diese müssen wieder mit UHU "schwarz" angeklebt werden (wie wir das bei Spanten eben machen, wir Kartonbauer :D) !
    Alles wird dann verbunden, ein wenig nachretuschiert fertig!

  • Zu guter Letzt die Frage: funktioniert das Teleskop auch? Ja!!!!
    Zum Justieren der Schärfe habe ich schon mal tagsüber den Horizont, also Unendlich, durch Veränderungen am Okular-Tubus scharf gestellt; jetzt weiß ich auch, waum dieser soviel länger als der Objektiv-Tubus ist! :).


    Ich habe den Mond und auf ihm wundervolle Mondkrater beobachtet, man kann sie am besten an der Grenze zwischen Tag und Nacht erkennen - in diesem Bereich werden sie durch Schattenwurf besonders "plastisch"


    Das Gesichtsfeld ist bei diesem historischen Teleskop außerordentlich klein, nur mit viel Geduld kann man ein Objekt fixieren Wenn man bedenkt, dass Galileo Galilei mit solch einem Teleskop derartige Entdeckungen machen konnte wie z.B. die Jupitermonde, ist diese Leistung gar nicht hoch genug zu bewerten! Welche Mühe und Geduld müssen die Astronomen damals aufgewendet haben, um den Himmel mit all seinen Erscheinungen zu beobachten!
    Viele haben mit dem Teleskop sogar die Sonne ohne Augenschutz beobachtet, sie litten waren zwar einige Tage lang danach arge Schmerzen und waren kurzfristig geblendet, aber das legte sich wieder. Leider bemerkten sie nicht, dass ihre Sehzellen dabei unwiderruflich zerstört wurden, sie sind alle später dauerhaft erblindet.
    So sollen auch viele Fahrensmänner, die mit dem Sextanten ungeschützt die Sonne auf den Horizont holten, also ohne Blende durch das kleine Teleskop schauten, im Alter auf einem Auge blind gewesen sein das soll der Grund sein, dass sie dann oft eine Augenklappe trugen


    Fazit: Ein ausgesprochen dekoratives, funktionierendes Modell, das man auch mit Kinder bauen kann; Kostenpunkt: nur 12,90 .
    Auch der geübte Kartonbauer hat viel Bastelspaß Techniken wie Retuschieren und Kleben von diffizilen Teilen machen Spaß, üben sehr und können später wieder bei anderen Modellen angewendet werden.


    Zum dauerhaften und bequemen Beobachten ist das Galilei-Teleskop wegen des kleinen Gesichtsfeldes nicht so sehr geeignet, der Verlag weist auch darauf ausdrücklich hin (sogar nochmal mündlich bei unserem Telefonat!).
    Es gibt jedoch im gleichen Verlag für diejenigen, die ernsthaft in die Astrononomie einsteigen wollen, andere, ebenfalls preiswerte Selbstbau-Teleskope, z.B. Das Newton-Spiegelteleskop - ich habschon mal vor 10 Jahren angefangen, damals kannte ich unser schönes Forum noch gar nicht & bin dann irgendwann mit dem Bau eingeschlafen; nun bin ich hochmotiviert, weiterzumachen - vielleicht folgt bald ein Baubericht? :D


    Ich werde bei nächster Gelegenheit versuchen, mit Hilfe des Teleskops Fotos vom Mond zu machen, ich werde sie dann nachreichen!


    Viele Grüße - Ully

  • Juhuuu Ully-lei.. :D


    man, sieht das Teleskop edel und schön aus... 8o


    Quote

    Ich werde bei nächster Gelegenheit versuchen, mit Hilfe des Teleskops Fotos vom Mond zu machen, ich werde sie dann nachreichen!


    Vergiss auch bitte die Fotos von der Nachbarin nicht, gell... ;)


    Auf das Spiegelteleskop bin ich ja schon sowas von neugierig geworden....


    Wirklich ein ganz feine Sache, die Du uns hier vorgestellt hast 8)

  • ..mein lieber Ully, bloß gut das die Geschmäcker verschieden sind, mir ist Deine Nachbarin etwas zu kantig und zu stark tätowiert 8o.
    Meinen Glückwunsch zu diesem schönen Modell, ich muss auch wieder mal bei Astro-Media vorbeischauen.
    Henry

  • Du bist doch ein <Schaumschläger>, Ully... :D


    Jetzt habe ich mir aber auch mal die Zeit genommen, die Seite von Astro-Media zu besuchen.
    GENIAL! 8) Ich glaube, ich werde mir wohl mal das <Baumarkt-Teleskop> bestellen =) Die beiden Fotos vom Mond sind jedenfalls 1A superklasse...


    So, dann warten wir mal auf Deine Mondaufnahmen...Hoffentlich werden die auch so <sauber> wie das Bild Deiner Nachbarin... :P

  • Lieber Ully,


    durch die vielen Querelen der vergangenen Wochen habe ich ganz vergessen, Dich für Dein Teleskop, dass ich ja im Original sehen durfte, zu lobhudeln. Sehr gut und sauber gebaut und an der Waterkant absolut brauchbar. Besonders wenn man "achter´t Diek" wohnt.


    Liebe Grüße - Rolli

    Was kümmert es die See, welcher Teil gerade Welle ist.