Dampfer SCHAARHÖRN als Kriegsschiff WK 1

  • Liebes Forum,


    auf Basis des bekannten HMV-Bogens habe ich versucht den Hamburger Dampfer SCHAARHÖRN in seinem Zustand als Fahrzeug der Kaiserlichen Marine zu zeigen. Meine Bastelheimat sind Flaschenschiffe und so bekam auch dieses Modell eine Vitrine »mit Hals«


       


    Als Behördenfahrzeug wurde der Dampfer 1914 der Marine unterstellt und in Cuxhaven der Hilfs-Minensuch-Division als Führungsschiff unterstellt. Dies Division bestand in der Hauptsache aus gecharterten Schleppern die die Elbmündung Minenfrei halten sollten. Bekannt wurde die SCHAARHÖRN in dieser Zeit durch den skurrilen Dichter Joachim Ringelnatz der in der Division den Schlepper CAROLINE befehligte.


    Soweit ich weiß gibt es aus dieser Zeit nur ein Foto der SCHAARHÖRN. Es zeigt das Schiff aufgelegt im Kriegsanstrich. Die Vorschrift sah bei Hilfsschiffen einen schwarzen Rumpf und hellgraue Aufbauten vor. Nach dem ich aber das erwähnte Foto in besserer Qualität gesehen habe (und das Modell schon fertig war), glaube ich dass das Schiff über alles Schwarz gepönt war.



    Zum Abschießen von Minen wurde vor den Fockmast ein Podest mit einer Hotchkiss-Rvolverkanone installiert. Hinter dem Hauptmast gab wahrscheinlich eine Brücke mit Scheinwerfern für Nachteinsätze. Auf dem erwähnten Foto ist auch eine Gaffel deutlich zu sehen.


    Die Flasche gab den Modellmaßstab an. Das Schiff ist ca. 10 Zentimeter lang, also ungefähr Maßstab 1:400. Den HMV-Bogen habe ich in eine Strichzeichnung umgewandelt und skaliert. Das Bild zeigt meinen Bausatz vor dem »Einbuddeln«. Alle Teile die dort lose herumliegen kamen erst in der Flasche hinzu (Vor allen die Davits waren ein Gedulssspiel!). Die Lüfter waren in der Zeit große Trompetenlüfter die ich aus Kunststoff gezogen habe. So ganz toll sind sie nicht, auf dem fertigen Modell sind sie aber hinter den Booten und neben dem Schornstein kaum noch zu sehen. Die Davits aus Kupferdraht, die Besatzung (Vier Mann) und die Gestelle für die Sonnensegel aus Litzendraht sowie die Verwendung von Borsten lassen meine SCHAARHÖRN nicht mehr astrein aus Karton sein. Der Rumpf hat einen Kern aus Sperrholz, das Schiff schwimmt in einem FIMO-Meer. Bug- und Heckzier sowie die bullaugen sind aus aufgetupften Acrylgel.


     


    Das Flaschenglas lässt das Modell etwas verzerrt erscheinen und das Makro ist eh gnadenlos im Fehler dokumentieren. Nachträglich habe ich Kanone noch mal neu gebaut und den Davits Taljen verpasst.


    Das ganze Schiff ist mit Bootslack gestrichen. Ein bisschen hader ich mit mir selbst dabei: Einerseits deckt der Lack jeden Fehler auf und lässt das kleine Modell durch seine Schichten »wachsen«. Auf der anderen Seite holt der Lack Tiefe aus den Teilen und lässt vor allem Elemente die aus Holz sein sollen (Decks, Ruderhaus, Masten) eben wie Holz aussehen.


    Alles was Grau ist habe ich mit Acrylfarbe gestrichen. Dabei habe ich zu erst das Blatt angemalt und dann die Bauteile darauf gedruckt. Der Rumpf ist mit Revell-Farbe Antrazit gefärbt.

    »Das muss das Boot ab können!»

    Edited 2 times, last by Klaus ().

  • @ Max: Deine Antwort kommt einen Punkt weiter


    Die Schiff in der Flasche hat natürlich auch schon ihre Schwester in 1:1 besucht:



     


    Und wer weiß, eines Tages platzt das Glas und die kleine SCHAARHÖRN dampft in die Welt hinaus...



    »Das muss das Boot ab können!»

    Edited 2 times, last by Klaus ().

  • Hallo Maximilian,


    eine alter Witz geht so: Buddelschiffe bauen ist ganz einfach: Zuerst trinkt man die Flache leer, dann steckt man das Schiff hinein.


    Im Ernst: Es ist eine Sache der Übung und der Geduld. Es gibt Modellbauer die wahre Kunststücke in Flaschen veranstalten. Wichtig ist die Planung was in- und was ausserhalb der Flasche zusammengefügt wird. Oben auf dem Bild siehst Du ja die Teile die ich in der Flasche erst auf das Modell brachte. Ich bin 1,96 Meter groß mit entsprechend großen Flossen. Das sollte also kein Hindernis darstellen...

    »Das muss das Boot ab können!»


  • Das würde ich diesem Schiffchen gönnen, so schön ist es!


    Toll gebaut, hervorragend fotografiert!

    Fertig: MS WILHELM GUSTLOFF, 1:250



    Aufwachen - es ist 5 vor 33...

  • Hallo Tiger,
    schöner Umbau!


    Quote

    Es zeigt das Schiff aufgelegt im Kriegsanstrich. Die Vorschrift sah bei Hilfsschiffen einen schwarzen Rumpf und hellgraue Aufbauten vor. Nach dem ich aber das erwähnte Foto in besserer Qualität gesehen habe (und das Modell schon fertig war), glaube ich dass das Schiff über alles Schwarz gepönt war.


    Die Schaarhörn war während des Krieges Führerboot der Hilfsminensuch Division Cuxhaven und galt damit vermutlich als Minenfahrzeug (auch wenn sie gar nicht an der eigentlichen Sucherei beteiligt war) - und die waren schwarz über alles.


    Hast Du schon mal "Als Mariner im Krieg" von Ringelnatz gelesen? Ringelnatz ist ja selbst eine Weile bei der HM-Div Cuxhaven gefahren, und die Schaarhörn erwähnt er auch mehrfach.



    Viele Grüße!
    Michi

  • Hallo Michi,


    die Farbangaben habe ich aus dem SCHAARHÖRN-Sonderheft vom Arbeitskreis Historischer Schiffbau übernommen. Darin war besagtes Foto in schelchter Qualität abgebildet. Ich habe mit einem Modellbauer aus Augsburg telefoniert der den Dampfer ebenfalls im »Ringelnatz-Design« Schwarz/Grau gefärbt hat. Er nahm die Farbangaben aus dem »Gröner«.


    Auf der Seite von Armin Neische http://www.neische.de/ign/index.html gibt es ein Farbschema dass ich auch nutzte:


    Quote

    95er schwarz/grau 29.04.1895 Betriebs-, Werft-, Lotsenfahrzeuge, Hulks, Prähme, Kasernenschiffe
    schwarz Schiffsrumpf einschl. Schanzkleid,
    blaugrau Oberdeck, Aufbauten, Schornsteine, Ventilatoren, Masten, etc.,
    weiß schmaler Streifen dicht unter dem oberen Rand des schwarzen Anstrichs


    Nur der weiße Streifen schein mir als Tarnanstrich unangebracht. Erst als es zu spät war sah ich auf der echten SCHAARHÖRN das Kriegsfoto in besserer Qualität und sah dass, wie Du schreibst, wohl alles Schwarz war. Da wollte ich mir mit umlackieren das Modell nicht verderben.


    Das besagte Bild ist hier zu sehen. Fotografiert habe ich es an Bord der SCHAARHÖRN:





    »Als Mariner im Krieg« habe ich gelesen, ein super Buch für alle die sich für die Kaiserliche Marine interessieren. An einer Stelle erwähnt Ringelnatz einen Ausflug mit der SCHAARHÖRN auf dem Fotos von tanzenden Offiziersgattinnen an Deck gemacht wurden. Diese Fotos könnten weitere Details der »Kriegs-SCHAARHÖRN« zu Tage bringen. Diese Recherche dazu ging mir aber dann doch zu weit.


    Vielen Dank für Euer Interesse an meinem kleinem Flaschenschiff!


    Klaus

    »Das muss das Boot ab können!»

    Edited 2 times, last by Klaus ().

  • Wenn Du Dir in der Flasche ein Modell muss ja nicht unbedingt ein Schiff sein, Flugzeuge gehen z.B. auch vorstellen kannst und später einen guten Platz dafür hast, warum nicht. Ich mag lieber kleine Flaschen. Die SCHAARHÖRN ist in einer französischen Reinigerflasche (daher die Warndreiecke). Ich finde wichtig, dass die Propoertionen zwischen Flasche und Modell stimmen.


    Zur Inspiration kannst Du ja mal bei der


    http://www.deutsche-buddelschiffer-gilde.de/start_d.html


    in der Galerie nachsehen. Eine Riesenflasche mit einem winzigen Modell ist meiner Meinung nach nicht so schön.

    »Das muss das Boot ab können!»

  • Zur Technik: Ich fummel die Masten auf einen Faden der durch das Deck und unter dem Rumpf verläuft. Vor dem Weg durch den Flaschenhals kann ich die Masten mit einer Pinzette umlegen und habe später pro Mast nur einen Faden an dem ich ziehen kann.


    Ich habe hier ein Beispiel eines anderen Modells: die Schonerjacht AMERICA, auch aus Karton gebaut an dem das selbe Prinzip zur Anwendung kam:

     

    Die Flasche habe ich übrigens auf der Straße gefunden. Doppelkorn ist ein fieses Zeug! Es macht Spaß, sich so nach passenden »Vitrinen« umzusehen! Als Buchtipp kann ich Peter Hille, »Handbuch Buddelschiffbau» aus dem Delius-Klasing Verlag empfehlen.

    »Das muss das Boot ab können!»

    Edited once, last by Klaus ().

  • Hallo Freunde,
    wer schon etwas bejahrt ist kennt auch das Buch:
    Buddelschiffe
    aus der Serie "Einblick" vom ehemanligen Lehrmittelinstut.
    Das Beispiel zeigt, wie vielfältig unser Hobby eingesetzt werden kann und wie erfindungsreich die Modellbauer sind.
    So was wie diese Schaarhörn sieht man nicht mehr so schnell.


    Mit freundlichen Grüßen


    modellschiff

                                                                                   Artikel 1 GG:

    Die Würde des Menschen ist unantastbar.

    Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt



  • Moin aus Hamburg,


    ich habe gesehen, dass in diesem alten Beitrag die damals eingebundenen Fotos fehlten. Nun sind sie wieder da.


    Viel Spaß beim Anschauen meiner - fast - schwarzen SCHAARHÖRN in der Flasche. Mitlerweile baue ich keine Flaschenschiffe mehr. Der Stress beim Einbau in die Flasche und das Verzerren der Modellansicht durch das Flaschenglas hat mich schon vor Jahren zum »normalen« Schiffsmodellbau zurückkehren lassen. Es lebt sich zumindest auf dem gebiet seither entspannter... :P


    Klaus

    »Das muss das Boot ab können!»