"Calypso", 1:250

  • Moin, alle miteinander!
    Erinnert sich noch jemand an den Mann mit der roten Mütze, der großen Nase - und an sein Schiff? Vor 20 Jahren sank die Calypso im Hafen von Sinngapur, gerammt von einer Barge, 1 Jahr später starb Jacques-Yves Cousteau, und was an spärlichen Nachrichten über die Calypso bekannt wurde, war deprimierend und soll nur kurz erwähnt sein: das "wieder flott gemachte" Schiff, so Wikipedia (genauer: das wieder schwimmfähige Wrack) wurde zunächst 1996 nach Marseille, 1998 weiter nach La Rochelle überführt, wo es im Meeresmuseum ohne jeden weiteren Handschlag liegen gelassen wurde und verrottete; Cousteaus Cheftaucher Falco, der viele Jahre an Bord gelebt hat, meinte schließlich, man solle sie in Ehren versenken, um dem unwürdigen Spiel ein Ende zu machen. Inzwischen wurde prozessiert bis zum Erbrechen: 1950 hatte der Eigner der Guinness-Brauerei die Calypso erworben und an Cousteau für 1 Dollar jährlich verchartert, der sie zum bekannten Forschungsschiff ausbaute und nutzte; 2004 nun verkaufte sein Enkel das Wrack an die Kreuzfahrt-Reederei Carnival, die daraus ein schwimmendes Museum auf den Bahamas machen wollte.Der Plan scheiterte, letztlich vielleicht an der unklaren Rechtslage. Ein Sohn Cousteaus und dessen Witwe, Francine prozessierten weiter, gegen einander und mit Beteiligung der Equipe Cousteau auf Seiten der Witwe und der "Campagnes Océaniques Françaises“ auf der anderen. 2007 dann ein Hoffnungszeichen; Francine Cousteau hatte sich als Erbin durchgesetzt und die Calypso konnte mit Mühe und Not, ohne erneut zu versinken, bis in die Bretagne geschleppt werden, wo sie in Concarneau bei der Werft Piriou von Grund auf instand gesetzt werden sollte. Die Bilder waren spektakulär, sie wurde bis auf das Spantengerippe herunter gebrochen, während die abmontierte Bugspitze mit der Unterwasser-Beobachtungskammer vor der Tür stand. 2009 dann der nächste Prozess, diesmal gegen die Werft, der völliges Versagen vorgeworfen wurde: beauftragt worden war wohl die Wiederherstellung als hochseetüchtiges Schiff, die Werft hatte den Rumpf aber nur als schwimmendes Museum und damit viel zu schwach ausgelegt. Im Oktober 2013 dann die gerichtliche Entscheidung, dass die Werft tatsächlich Mist gebaut habe und die Equipe Cousteau deshalb deren Rechnung nicht bezahlen müsse, allerdings die Werfthalle bis zum 31.12.2013 zu beräumen habe - Protest und Einspruch der Equipe Cousteau, darauf im Dezember 2014 das Berufungsurteil, dass die Werft doch noch Geld zu bekommen habe (273.000 Dollar, um genau zu sein) und sie das Schiff verkaufen dürfe, wenn dieser Betrag nicht aufgebracht werden könne.
    Oh Wunder, das Geld konnte durch Spenden aufgetrieben werden, im Januar 2016 verkündete die Equipe Cousteau, dass nun ein Spender gefunden sei, mit dem die Restaurierung starten könne, und im März 2016 wurde sie schließlich samt neuer Motoren und historischer Aufbauten nach Istanbul gebracht, wo das Know-How und das Werkzeug für den Bau von Holzschiffen in dieser Größe noch vorhanden sei. Vielleicht klappt es diesmal, vorgesehen ist der Ausbau bis Ende 2018.
    Ich hoffe, etwas schneller zu sein, schon, weil ich meine Prozesse selbst führen kann, aber erwartet keine Wunderdinge - es wird dauern...

    "Ich glaube nicht, dass der Shitstorm die Weiterentwicklung der Demokratie ist." (Wolfgang Schäuble)

    Wer "Remigration" wählt, wird "Endlösung" ernten.

    Die Würde des Menschen ist unantastbar. (Artikel 1 Grundgesetz)

  • Moin zusammen,


    naja, ein Kompositbau (Holz auf Stahlspanten) ist eh so eine Sache, wenn das Alter nagt.


    Übrigens kommt grade ein passender Film zum Thema in die Kinos.


    http://www.filmstarts.de/kriti…535/trailer/19556393.html


    Da darf man gespannt sein, denn die Lichtgestalt der Ozeanographie ist durchaus sehr kritisch zu bewerten.


    Auf Deinen Bau darf man sehr gespannt sein!


    Gruß
    Hadu

    Vielleicht kommt der Tag, an dem mehr Leute checken, dass Idiotie nicht links oder rechts ist, sondern in erster Linie daher rührt, dass jemand ein Idiot ist! (M. Tegge)




    www.modell-und-geschichte.jimdo.com


    Mitglied der Luft'46-Gang

  • Hallo Heiner !
    Vielen Dank für deinen Bericht über Cousteau und die Calypso ! Bin als kleiner Junge mit seinen Sendungen und Berichten aufgewachsen und habe auch die Calypso aus Lego nachgebaut. Später, als bei Revell die Calypso herauskam, musste ich diese auch bauen....
    Die Geschichte und die Entwicklung der Cousteau Society habe in letzter Zeit aus den Medien dann weiter verfolgt, sicherlich genauso wie du.
    Auch die traurigen Überreste der Calypso in Concarneau in Frankreich habe ich besichtigt, als wir dort in der Nähe Urlaub gemacht haben....


    Ja, der Schornstein ist auf der Brücke "abgelegt" worden....


    Als wir dort diese Fotos machten, wurde uns das Schiff von den Werftarbeiter "zum Verkauf angeboten"... ;)
    Leider hat mein Auto keine Anhängerkupplung.... :D:D:D


    Auf den Film über das Leben von Cousteau bin ich auch gespannt!


    Bin übrigens auch dabei, eine Calypso zu "erstellen"...


    Die Catalina habe ich schon fertig...




    Bis dann
    Rainer

    "Der Mensch macht viele Pläne, aber es geschieht, was Gott will" Sprüche 19,21


    Projekt: Startkomplex Space Shuttle (b.a.w.)

  • Moin, alle miteinander!
    Ausgangspunkt für meine Calypso wird, wie im richtigen Leben, ein Minensuchboot der YMS-Klasse werden. Die Calypso entstand als BYMS-26 bei der Ballard Marine Railway Co., Inc. Werft in Seattle, Washington, wo sie am 12.08.1941 auf Kiel gelegt wurde und am 21.03.1942 vom Stapel lief. Insgesamt entstanden 481 YMS, wobei es über die Bedeutung des Y verschiedene Auffassungen gibt: mal heißt es "Yard Minesweeper", also ein im Normalfall einem Hafen oder Marinestützpunkt fest zugeteilter Minenräumer, mal "Yacht", weil praktisch alle auf vielen verschiedenen Sportbootwerften gebaut wurden wurden, nicht auf den großen Kriegsschiff-Werften. 70 von ihnen sowie weitere 80 nachproduzierte waren als BYMS (vermutlich British Motor Minesweeper) zur Abgabe an die Royal Navy und die französische Marine vorgesehen, einige gingen kurz vor Kriegsende an die Sowjetunion, die 2 davon nach Außerdienst-Stellung in den 60er Jahren noch an die VR China weiterverkaufte (man weiß also nie, wo eine Waffe am Ende landet...), ein paar an die griechische Marine . Falls sich noch jemand daran erinnert: 5 Einheiten gingen später auch als Versuchsträger an die Bundesmarine: die Adolf Bestelmeyer (Y 881), gebaut als YMS 213, Rudolf Diesel (Y 889), gebaut als YMS 279, Hans Christian Oerstedt (Y 877), gebaut als YMS 247, sowie Hermann von Helmholz (Y 878) und OT 2 (W 54, später Y 847), deren YMS-Nummern ungeklärt sind und die zwischen 1975 und 1988 ausgemustert wurden (für alles: Danke Wikipedia!). Alle unterschieden sich nur in einem Punkt: die ersten 134 Stück besaßen 2 Schornsteine, die Nr. 135 - 445 und ganz zum Schluß nochmal die Nr 480 und 481 dann einen, und die übrigen 34 gar keinen (zu sehen auf Wikipedia . Ansonsten gilt: hast Du einen (B)YMS - hast Du alle :D .
    Die Calypso wurde von den Engländern flugs auf den schönen Namen "HMS J-826" getauft und im Mittelmeer eingesetzt, im folgenden Jahr 1944 dann immerhin zu "HMS BYMS-2026" gemacht und 1946 in Malta auf Reede gelegt. 1947 wurde sie verkauft, zu einer Fähre umgebaut, die nun endlich unter ihrem Namen "Calypso" zwischen Malta und der Nachbarinsel Gozo verkehrte, von deren Existenz ich eben erst erfahren habe (im Gegensatz zu Odysseus übrigens, der dort immerhin 7 Jahre bei Kalypso (der echten, nicht der aus "Fluch der Karibik") verbingen durfte/musste, je nach Perspektive)), bevor sie (also Calypso, nicht Kalypso) an Herrn Guinness verkauft wurde, der sie wiederum Cousteau überliess. Den Rest könt Ihr in dessen Büchern nachlesen.


    Dankenswerter Weise fanden 10 BYMS auch ihren Weg in die Koninklijke Marine, wo sie als MSC Zuiderdiep (und 9 andere Schwesterschiffe - sagte ich schon, dass sie sich sehr stark ähnelten?) zu Ansehen kamen und deshalb von Meister Czolczynski für JSC im Auftrag des Scaldis Modellbauclubs kartonal umgesetzt worden sind.
    Jos hat den Bausatz hier schon mal auf 1:350 skaliert gebaut, hier das Ergebnis fantastisch in Szene gesetzt und hier den Bogen vorgestellt; ich kann mir also die weitere Vorstellung sparen, nur so viel: der Bogen ist vielleicht auch deshalb interessant, weil von JSC, aber mit konventionellem Spantengerüst, so "richtig" mit Bodenplatte und allem - sieht man auch nicht oft.


    @ Hadu: Kompositbau ist eigentlich nur die Bugspitze mit der Unter-Wasser-Beobachtungskammer, wo Stahl auf den Holzrumpf gesetzt worden ist, ansonsten ist sie immer ein reines Holzschiff geblieben. Ein bißchen was davon siehst Du, wenn Du auf YouTube Teil I und Teil II der Dokumentation ansiehst, wie sie von La Rochelle nach Concarneau gebracht und dort abgestrippt wird - zwar alles auf französisch (empörend, ich verstehe kein Wort - was soll das???), aber mit einer Begeisterung, die aus heutiger Sicht fast schon schmerzen würde, wäre es nicht dieses Jahr endlich weiter gegangen... Und zu Cousteau erstmal Danke für den Filmtipp, den hatte ich noch gar nicht auf dem Schirm. Dass bei ihm nicht alles Licht war - geschenkt, wo Licht ist, ist Schatten, alles andere macht mich nur um so mißtrauischer. Manches erklärt sich vielleicht auch aus der Zeit heraus, in der er seine Augnahmen gemacht hat; ein Walt Disney war sich auch nicht zu schade, für "Die Wüste lebt" den Rotluchs auf die Kaktee zu jagen, egal, wie sehr das das Tier schmerzte - aus heutiger Sicht blanke Tierquälerei, damals hätten sie wahrscheinlich kaum verstanden, worüber man sich aufregt.
    @ Rainer: da sind wir eine Generation, auch, was Revell angeht. Danke für die Bilder, und schade eigentlich, dass sie auch mit Hängerkupplung nicht auf den Standart-Trailer gepasst hätte :thumbsup: An Deiner Calypso bin ich seh interessiert, wenn Du so viel Zeit hast, können wir hier gerne einen Sammelbaubericht versuchen. Die "Catalina" habe ich auch, aber noch in 1:300 auf Festplatte, vielleicht ändere ich das mal zwischendurch :D
    Im Übrigen Danke für alle Vorschusslorbeeren, Likes und ähnliches - jetzt muss nur noch das Ergebnis so gut werden, wie Eure Reaktion bis hierher :S

    "Ich glaube nicht, dass der Shitstorm die Weiterentwicklung der Demokratie ist." (Wolfgang Schäuble)

    Wer "Remigration" wählt, wird "Endlösung" ernten.

    Die Würde des Menschen ist unantastbar. (Artikel 1 Grundgesetz)

  • Moin Heiner,


    der größte Teil der Boote wurde in Husum auf der Alten Krögerwerft umgebaut. Wenn mann etwas genauer und intensiver sucht, wird man fündig. Es ist so, dAss die Rümpfen aus Holz waren, Beplankung Form weiss ich leider nicht mehr.


    Auf jeden Fall lieferte die Krögerwerft qualitativ hochwertige Umbauten ab.


    Viele Grüße
    Arne

    Viele Grüße vom Rande der dänischen Südsee

    Arne



    als Langläufer:

    Helgen 1 einen 299 BRT Kümo kurz vor dem Stapellauf, vom Reeder zurückgestellt
    Helgen 1a einen AHTS in Arbeit.
    Helgen 2 einen 1599 BRT Mehrzweckfrachter in Arbeit, wird auf Wunsch der Reederei umgebaut