Hallo,
seit ca. 2 Monaten schlage ich mich mit diesem Flieger herum und bin nicht annährend fertig. Das hat leider auch etwas mit der Konstruktion zu tun, die für mich recht gewöhnungsbedürftig ist.
Aber von Anfang an: Der Wektor-Verlag ist noch recht neu auf dem Markt, ich hatte von ihm noch kein Modell unter der Schere. Die Bristol finde ich aus verschiedenen Gründen optisch ansprechend: Die Rumpfform, die für WW I futuristische Propellerabdeckung, die Ausführung als Eindecker und die Flügelform, beim Modell kommt noch das braun-weiße Streifenmuster hinzu.
Das Titelblatt des Modells reißt einen nicht vom Hocker, die Fotos vom gebauten Modell hingegen machen Appetit! Das Modell bietet eine optisch vorbildliche Bildanleitung in Zeichnungen, der Druck ist eigentlich sehr gut, allerdings bei einer Farbe (hellbraun) leicht verrutscht.
Mit ca. 300 Teilen weiß Gott kein Schwergewicht, ABER (1) gleich am Anfang stehen zwei der Hauptschwierigkeiten dieses Modells: Der Rumpf und das Cockpit und dann der Karton. Und ABER (2) es zeigt sich schnell, dass der Karton vieles zu wünschen übrig lässt:
Man sieht dem Karton eine leichte Textur an, er lässt sich m.E. mit der Klinge nur unangenehm schneiden, wenn man zieht (egal ob mit frischer oder gebrauchter Klinge), gehen die Schnittkanten deutlich nach oben bzw. unten und müssen mit einem Fingernagel vorsichtig glattgestrichen werden. Dabei wiederum kann der Karton sich schon in Schichten zerlegen. Bei Rundungen, wie den Motorzylindern spaltet er sich dann gnadenlos (die innere Schicht stand bei den Zylindern bis 1,5mm über, es musste alles beschnitten werden).
Auch beim engen Runden (Fahrwerksbeine) stellt der Karton seine minderwertige Qualität unter Beweis: Ohne Anfeuchten gibt es massive Knicke und selbst angefeuchtet wird es allenfalls sosolala.
Außerdem zieht die raue Oberfläche auch kleinste Schmutzbehaftungen der Finger geradezu magisch an.
Ein Blick auf die erste Hauptschwierigkeit: Der Rumpf (Teil 1)
Folgendes ist zu leisten:
Der hintere Abschnitt des Rumpfes bildet ein 20seitiges Vieleck. Nicht nur das exakte Ausschneiden, sondern auch das Verkleben und vor allem das exakte Ausrichten (jedes Segment muss im selben Winkel an seine Nachbarn anschließen, Profilteile zur Ausrichtung gibt es nicht) stellen bedeutende Herausforderungen dar. Das Kantenfärben und Hinterkleben von Laschen aus dünnem Papier ist auch eine sehr zeitaufwändige Fummelarbeit.
In Teil 1 müssen 14 Löcher für Verstrebungen bzw. für Zapfen von Fahrgestell und Verspannungsdrahthaltergestell (Teil 22) gestochen werden. Wenn die Verspannungen mit Fäden ausgeführt werden, müssen diese jetzt schon eingefädelt und verklebt werden (Ausnahme: die ganz vorne unten liegenden zwei Löcher, da kommt noch Teil 9 drüber). Dies gilt auch für die Steuerkabel, die in die sechs ovalen Öffnungen hinten am Rumpf kommen.
Superung
Die zwei Fußlöcher für den Piloten sind nur an der Seite des Rumpfs aufgedruckt, man sollte sie dreidimensional gestalten.
Anmerkungen zur Konstruktion
Mir erschließt sich nicht, warum Teil 1 aus lauter Streifen zusammengeklebt werden muss. Es wäre doch auch möglich gewesen, es in zwei Rumpfsegmente zu spalten und die hintere dann als zu knickendes Teil zu gestalten. Sicherlich, die Knicklinien werden nach hinten hin sehr schmal, aber machbar und sehr viel einfacher zu bauen wäre es doch.