Die Batavia-Werft ist eine Schiffswerft mit außergewöhnlichen Zielen. Hier werden Schiffe aus dem Goldenen Zeitalter rekonstruiert, die eine wichtige Rolle in der maritimen Geschichte der Niederlande gespielt haben. Dieses geschichtliche Erbe wurde seinerzeit wegen der eingeschränkten Lebensdauer abgewrackt oder liegt als Schiffswrack auf dem Meeresboden. Im April 1995 wurde nach zehnjähriger Bauzeit die „Batavia", die weltweit beste Rekonstruktion eines VOC-Schiffes aus dem 17. Jahrhundert, zu Wasser gelassen. Initiator war der Schiffbaumeister Willem Vos. Nach der Vollendung der Batavia wurde auf der Werft mit einem zweiten Projekt begonnen, dem Nachbau des Kriegsschiffes „De 7 Provinciën", mit dem der niederländische Admiral Michiel de Ruyter im 17. Jahrhundert viele Seeschlachten führte.
Besuch auf der Batavia-Werft (Niederlande)
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So Kameraden...
Seit fünf Jahren ist es mein Wunsch diese Werft zu besuchen.
Aber leider kam immer irgend etwas dazwischen. Diesmal hat es am letzten Wochenende endlich geklappt. Und selbst meiner Freundin Geli hat dieser Ausflug gefallen.
Auf dem Weg in die Niederlande kam natürlich mein kürzlich erworbenes Navi zum Einsatz, welches mich vollauf zufrieden stellte.
Beim Betreten der Werft stach mir als Erstes ein ca. zwei Meter großes Modell der "Batavia" in die Augen und nach Entrichten der Eintrittsgebühr ging's als nächstes zum Bauplatz der "sieben Provinzen".
Das war schon recht imposant zu sehen, wie so ein Schiff entstanden ist. Vor lauter stützendem Baugerüst (Helling) war das eigendliche Schiff kaum zu erkennen.
Und erst ein Besteigen des Selben ließ einen Eindruck von den Schwierigkeiten eines solchen Unterfangens im 16./17. Jahrhuntert erahnen.
Allein schon die Ausmaße des Mastes oder der Rahen, trieben meine Hochachtung zu ungeahnten Höhen.
Und von hier aus ließ sich auch die im Wasser befindliche "Batavia" erkennen. -
Dabei viel mir sofort die fehlende Großmars- und abgesenkte Marsstenge auf.
Auch ein Punkt den ich mir trotz theoretischer Kenntnis, so nicht vorstellen konnte.
Beim Näherkommen wurde danach dann die ganze Pracht des Heckspiegels offenbar.
Aber dann ging's an Bord und nach Würdigung der "Knechte" alsbald auch unter Deck. -
Alles ungemein faszinierend und enorm!
Genau wie die Kanonen auf dem "Batteriedeck", wo wir außer der "Kombüse" auch noch auf ein "Spill" und "Lenzpumpen" trafen.
Die Kanonen hatte ich mir übrigens nicht so hoch, sondern gedrungener vorgestellt. -
Von dort kam man auch auf ein Zwischendeck, dessen lichte Höhe zu gebückter Haltung mahnte.
Danach wandten wir uns, vorbei an den Kanonen und etlichen "Grätings", dem Heck zu. Hier war ein "Bratspill" zu sehen und wie die dazugehörige "Falle" funktioniert.
Vom etwas höher gelegenen Raum des Rudergängers, in dem der "Kolderstock" zu bestaunen war, ging's wieder runter zu "Ruderpinne" und der Mechanik.
Diese "Ruderpinne" endet im "Hennegatt" und damit wird durch den "Kolderstock" das "Ruder" bewegt.
(Bild 7 ist eine Fotomontage, weil ich durch die Enge im Raum nicht gut fotografieren konnte) -
Nach dieser eindrucksvollen Beschau, wurde zur "Kapitänskajüte" "aufgeentert".
Im Hintergrund ist eine Tür zu sehen, durch die mann in die "Seitentaschen" gelagt.
Auch dieses Kontruckt hatte ich mir bislang anders, vor allem geräumiger vorgestellt.
Von hier begaben wir uns, nun über Deck, zum "Bugkastell", oder der "Back". Und dort gab's auch gleich die nächste Überraschung.
Der Aufgang zum "Backdeck" wird durch eine durchgehende Brüstung erschwert. Ein Detail, das ich bei meinen Modellen bislag als falsch erachtete und demzufolge geändert hatte.
Hier war auch ein "Kreuzholz" zu sehen, dessen Größe mich ebenfalls überraschte. Im "Kastell" dann der nächste Schock.
Die Mastbefestigung, der Mastkragen. Also, etwas zu lesen oder zu sehen, sind doch zwei paar Schuhe.
Auch die "Ankerbeting" über dem "Kabelgatt" hat mir enorm imponiert.
Dann ein letzter Blick auf das Vorschiff und bei Regen zurück an Land, bevor die gewonnenen Eindrücke mit einer Portion Pommes verdaut wurden.
Bis die Tage im laufenden Baubericht, Euer Renee -
Hallo Renee,
große Klasse, dieser Bild- und Eindrucksbericht über die Batavia Werft! Vielen Dank, dass Du dies mit uns teilst.
Nicht-Seefahrt- Begeisterte lassen sich übrigens prima durch die "Batavia-Stadt" anlocken, eine Art "Outlet-Dorf" direkt neben der Werft...
Ich entnehme aber Deinen Worten, dass ein solcher Anreiz von Dir zuvor nicht eingesetzt wurde ?
Die 7-Provincien ist immer noch etwa in dem Zustand von vor 2 Jahren. Geht es bei diesem Projekt nicht so richtig weiter?
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Danke für den klassen Bericht und die tollen einladenden Bilder.
Leider ist es in meiner Familie einfacher den langen Weg nach "Plastikland" in Günzburg durchzubekommen als ein Besuch auf der Bataviawerft. Ich muss mich halt der Mehrheit beugen.
Blöde DemokratieAber später bestimmmt..........
Gruß Uwe
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Hallo Renee
Vielen Dank für die tollen Bilder. Da kommen mir wieder die langen Abende in den Sinn, an denen ich alle Hornblower-Bücher gelesen habe und ich kann mir die Verhältnisse jetzt noch viel besser vorstellen.
Gruss
Andi -
Hi,
Mann, die Batavia sieht ja inzwischen "fertig" aus!
Ich war vor rund 10 Jahren da, das war kurz nach ihrer ersten Tour durch die europäischen Häfen; voll aufgetakelt und bereit, loszusegeln.Hast Du Informationen bekommen, ob und wie das Schiff wieder instand gesetzt wird?
Viele Grüsse
Thomas -
Schöne Fotos. Theorie und Praxis ist halt nicht immer das selbe. Wenn man die Gelegenheit hat was historisches zu sehen, soll man es nutzen.
Gruß Michael
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Moin Reinhard,
tolle Bilder, die einen so richtig in die Vergangenheit entführen. Aber wie ich sehe, war die Rollenverteilung im Gegensatz zu heute noch in Ordnung: Frau mit Kochlöffel in der Kombüse und Mann an der Kanone !
Gruß aus Flensburg
Jochen -
Danke für den klassen Bericht und die tollen einladenden Bilder.
Leider ist es in meiner Familie einfacher den langen Weg nach "Plastikland" in Günzburg durchzubekommen als ein Besuch auf der Bataviawerft. Ich muss mich halt der Mehrheit beugen.
Vielleicht läßt sich mal ein gemeinsamer Trip dort hin planen. Wenn man ein Auto voll bekommt, halten sich auch die Benzinkosten in Grenzen.Gruß Michael
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Hallo Reinhard,
danke für die tollen Bilder. Das Schiff ist schon auf den Fotos beeindruckend, aber wenn man es dann mal im Original vor sich liegen sieht und besichtigt, erfaßt man erst richtig die gewaltiigen Dimensionen und wenn man den Bau der Batavia über die vielen Jahre (1985-1995) verfolgt hat mit einem jährlichen Besuch auf der Werft, kann man nur staunen, dass die damaligen Schiffsbauer solch ein stolzes Schiff in gut einem halben Jahr!! fertigstellen konnten.
Helmut -
Hallo Reinhard !
Ich habe mich über die Bilder von Deinem Besuch in Lelystad gefreut.
Ich war dort 2007 nach einer Fortbildungsveranstaltung in der Nähe. Ich habe oft darüber nachgedacht, die Bilder im Forum zu zeigen. Habe mich aber nie aufraffen können, 'das kennen die doch alle'. Nun war es doch nicht so. Also versuche ich, Bilder einzustellen, die Unterschiede zwischen damals und heute oder auch Gemeinsamkeiten zeigen.Tschüß !
Dieter
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Jetzt hat es erstmal mit den Bildern nicht geklappt.
Vielleicht geht es mit dem nächsten Versuch!Dieter
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Hervorragend gute Bilder, Dieter !
Vielen Dank für das Einstellen.
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moin Dieter...
dem kann ich mich nur anschließen!
Und eine tolle Ergänzung wird's obendrein.
Gruß, Renee -
Moin Reinhard,
danke für den tollen Bericht und die gelungenen Fotos!
Ich habe den Bau der Batavia einige Male begutachtet, der erste Kontakt war zufällig im Jahre 1986 während eines Segeltörns im Ijsselmeer. Da hatte Willem Vos (2.v.l.) noch die Zeit, sein Tun den wenigen Besuchern zu erläutern. Zu der Zeit waren gerade der Kiel gestreckt und der Hauptspant gerichtet. Der gewaltige Heckspiegel war fast fertig und stand kurz vor dem Richten. Wir waren schwer beeindruckt.
Zum Beweis zwei Bilder aus dem Jahr 1986. -
Hallo Reinhard,
danke für die Bilder. Ich war im Mai auf der Rickmer Rickmers, das war schon ein Erlebnis, aber das hier ist um ein vielfaches interessanter.Gruß
Michael
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Hallo Reinhard und Mitleser,
Gestern klappte die Übertragung von neun Bildern nicht. Also versuche ich es heute mit weniger.
Das erste zeigt den ersten Eindruck nach Verlassen des Eingangsgebäudes:
Das Gerüst um die "Sieben Provinzen", dann die Eichenholzstücke. Die Eichenhölzer stammen aus Wäldern in Dänemark, die für den Bau von Schiffen gepflanzt wurden im Auftrag der VOC oder Amsterdams. Und nun nach Jahrhunderten dem Nachbau alter Schiffe diente, wenn ich es richtig verstanden habe. Nachhaltigkeit - ist das nicht toll und lehrreich ?!
Dann die Seitenansicht der Batavia mit Kleinen oder Beibooten. Dann Gang zum Heck. Nochmal geknipst mit den kleinen Booten an der Bordwand, Und dann das Heck.
Mehr in der nächsten Mitteilung.Ade !
Dieter
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Liebe Freunde,
wieder etwas weiter. Ich war etwas aufgeregt und neugierig gespannt. Da lag nun ein Schiff wie ein Traum, so hatte ich es mir trotz Filmen und Büchern kaum vorstellen können.
Da stand ich nun unter dem Heck und sah das Gemälde - was für ein Aufwand - ich war richtig beeindruckt. Und dazu die Höhe des Heckspiegels !
An der Schiffswand Fand ich die Naht - solch baulichen Einzelheiten faszinieren mich. Übrigens tun dies auch die Kabelzuleitungen. Und die beiden Rohre, links und rechts am Heck - es sind die Ablaufrohre für die Brett-mit-Loch- Toiletten, die in den Seitentaschen von der Kapitänskajüte aus zugänglich sind. Ob die wohl früher auch so waren ? Dann müssten sie ja auch an sehr detaillierten Modellen zu finden sein. Naja.Spaß mit den Bildern wünscht Euch
Dieter
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Und weiter geht es, interessierte Betrachter !
Ich werde nun weniger Text bringen und mehr die Bilder für sich sprechen lassen.Freude beim Anschauen wünscht
Dieter
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Diese "Brett-mit-Loch-Toiletten" waren, wenn ich mich recht an meinen letzten Besuch dort erinnere, nur für die Offiziere vorgesehen.
Das gemeine Personal erledigte dies im Bereich des Bugspriets.Zu den Rohren:
Keine Ahnung, Dieter. -
Weiter geht's mit
Großmastbeting und Belegnägel, Besanstag,
Im Inneren,
Toilette in der Galerie
Ausblick von Toilette in und aus der Galerie rausTschüß
Dieter
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Nach einer Pause weiter:
Auf das Senden von Bildern von Kombüse und Kapitänshütte verzichte ich, die hat Reinhard schon gesandt.
Ebenso Geschütze und Zwischendecks. Beeindruckt war ich von den Betonballastwürfeln und der Museumstechnik.
Es roch nach Teer und ich war fast ganz allein unterwegs, hörte einige Geräusche und die Überraschung kommt mit dem nächsten BeitragDieter
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Liebe Interessierte,
hier die Überraschung: Während ich durch das Schiff streunte hörte ich verschiedene Geräusch und Stimmen. Und als ich wieder an Deck war boten sich mir folgende Bilder.
Die Yacht hatte angelegt. Ich war platt. Voller Freude. Was für ein Glück an dem Tag !
Dieter
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Liebe Leute !
Jetzt noch ein paar Aufnahmen von der Yacht. Der hellblaue Luxus der Kajüte bildet schon einen Kontrast zu den übrigen Teilen der Yacht und zur Batavia. Und dann Einzelheiten, die mir auch im Hinblick auf einen möglichen Modellbau wichtig waren. Zum Beispiel das vor der Kajüte mit einem kleinen Holzteil festgemachte Steuer. Dieses hat sicher einen Namen, aber den Fachausdruck kenne ich nicht. Zum Abschluß die Gallionsfigur.
Solltet Ihr noch mehr sehen wollen, lasst es mich wissen.
Noch ein paar Gedanken: Die Besanstenge der Batavia war runtergelassen, ansonsten machte die Takelage einen ziemlich vollständigen Eindruck und ergab die ansehnlichen Gesamtaufnahmen. Da war ich etwas bekümmert, als ich Reinhards Gesamtaufnahmen sah, die stolze Batavia sah da etwas abgebaut aus. Und auch die Baustelle der "Sieben Provinzen" ließ keine großen Fortschritte erkennen seit meinem Besuch (2007). Ich hatte mich damals nach meiner Heimkehr auch im Internet mit der Batavia Werft befasst, auf deren Seiten schon damals um Spenden gebeten wurde. Das beschäftigt mich sehr, da ich dieses Unternehmen als wichtigen Beitrag zur Neugewinnung und zum Erhalt verlorenen Wissens und Könnens geschätzt habe. Ich bin aber da auch etwas resigniert, dass vielleicht auch hierfür keine Mittel mehr da sein könnten.Tschüß !
Dieter
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Hallo,
einen kleinen Nachtrag zu dieser tollen Berichterstattung möchte ich noch machen, war ich doch vor gut zwei Wochen auf der Rückreise von Den Helder auch dort aufgeschlagen.
Die Arbeiten an den "Sieben Provinzen" schleppen sich wohl auch deswegen so mühsam voran, da die immerwährende Instandhaltung der "Batavia" wohl recht viele Mittel verschlingt. Und um eine Frage zu beantworten, die hier gestellt wurde, ja, die "Batavia" wird wieder instand gesetzt werden. Bei der Führung über das Museumsgelände wurde erläutert und gezeigt, wo die neuen Masten für die "Batavia" liegen und wie sie erstellt wurden. Auch die Segel müssen größtenteils neu genäht werden, denn dummerweise gab es vor einigen Jahren auf der Werft einen Brand. Die Schiffe blieben als solches unbeschädigt, aber die Segelmacherwerkstatt fackelte komplett ab und dazu wohl teilweise die dort eingelagerten Segel der "Batavia".
Hier ein Blick auf die neu aufgebaute Segelmacherwerkstatt, die ausgebreiteten Segel sind schon der Ersatz für die "Batavia".
Viele Grüße
Axel
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Administrator
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