Ausflugschiff "Etta von Dangast" (Klaus Jürgen Witt, skaliert auf 1:220)

  • Hallöhli,

    hier kommt mein Baubericht des Ausflugschiffes "Etta von Dangast". Den Bogen habe ich diesen Sommer an Bord erworben (hier geht's zur Bausatzvorstellung)
    Wie ich nach dem Kauf wieder zurück ans Oberdeck kam - links mein Jever, rechts den Bogen in der Hand - kam mein Bübchen gleich daher, ob ich die etwa für unsere Modelleisenbahn bauen würde. Der Gedanke war mir ja tatsächlich auch selber schon gekommen, somit war das keine Frage mehr.

    Also erstmal alle Bögen eingescant und auf 1:220 verkleinert. Dabei habe ich noch zwei Veränderungen am Bogen vorgenommen: Zum einen habe ich alle Fenster mit einem dunklen Blaugrau durchmultipliziert, zum anderen habe ich das "Jever" Schild rechts neben dem Schornstein rekonstruiert (s. Pfeil). Auf dem Originalbogen ist das irgendwie himmelblau geworden, aber bei mir soll es natürlich schön grün sein, so wie ich es an Bord gesehen habe.


    ROMANES EVNT DOMVS !

    Edited once, last by MichiK ().

  • Der Bau beginnt ganz normal mit einem ganz normalen Spantengerüst zwischen einer Grundplatte und dem Hauptdeck.




    Der Zylinder der Ruderansteuerung soll schon gleich eingebaut werden, weil man später nur noch schlecht an diese Stelle herankommen wird (das selbe würde eigentlich auch für den achteren Poller gelten, aber na ja...). Achtern sind die Bordwände einmal geschlitzt. Sie werden vorgeformt, am Schlitz verklebt und nach dem Trocken nochmal gut nachgeformt damit die Etta auch einen schön runden Popo bekommt.




    Danach werden die Bordwände angebracht, was ein Bisserl kitzeliger ist, als man auf den ersten Blick sieht. Es gibt nämlich zunächstmal keinen Punkt am Spantengerüst, an dem man die exakte Position der Bordwände in Längsrichtung festmachen könnte. Die kritische Stelle ist der Decksprung zur erhöhten Poop, insofern würde ich jetzt diese Position auf die Rückseiten der Bordwände und das Hauptdeck übertragen und dann schauen, daß ich alles gut zusammenbekomme. Hab' ich aber natürlich nicht gemacht...



    Die "angegossene" Reling verwende ich nicht, prompt ist mir gleich die Backbord-Brückennock abgefallen - macht aber nix! Nach den Bordwänden werden weitere Spanten, die Rückwand des Salons und das Oberdeck angebracht, danach die vordere Aufbauwand (und immer schön nachmessen und anpassen!) Im zweiten Bild kann man dann auch schon erahnen, daß sich bei mir ein leichter Versatz dere Bordwände in Längsrichtung eingeschlichen hat...



    Nach der Montage der erhöhten Poop blieb dann prompt ein Spalt im Rumpf, den ich mit einem Stückchen Karton verschließen musste.


  • Auf der Back habe ich die Innenteile des Schanzkleids verzichtet und die Schanzkleitstützen und die markanten Aussteifungen der Türen aus Kartonstreifen plastisch nachgebildet. Ob das wirklich eine brilliante Idee war, bin ich mir immer noch nicht sicher - es beißt sich schon ein wenig mit dem Stil der Binnenzeichnungen vom Rest des Schiffs...



    ROMANES EVNT DOMVS !

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  • Brückendeck und Maschinenschacht sind ein Bauteil, das mehrfach zu falten ist. Hier wie es laut Anleitung aussehen soll - dabei fällt das Stück hinter der Backbord Brückennock aber dann sofort steil ab, was sich mit dem darunterliegenden Niedergang wohl so nicht vereinbaren läßt.



    Ich habe dann das enstprechende Stück so flach wie möglich bis zum Teil 29, "Rückwand Brücke", verlegt. So stimmt das auch nicht und die Wahrheit dürfte irgendwo dazwischen liegen. Das Treppenhaus wird über das Brückendeck gestülpt...



    ...dann kommen Ruderhaus und Brückenfront. Die Brücke sitzt, wie man sieht, bei mir etwas zu weit hinten, so daß noch ein Streifen grünen Decks darunter hervor schaut. Dem bin ich mit Acryl Titanweiß von Schmincke zu Leibe gerückt. Die Stirnfenster in den Nocken habe ich ausgeschnitten und mit verdünntem Weißleim verglast.



    Nachdem die Brücke zu weit hinten sitzt musste ich auch noch die Steuerbord Nock von der Bordwand abschneiden und neu anpassen. Bei der Gelegenheit habe ich auch gleich noch die Positionslichter etwas plastischer gestaltet.



    Dach und die hinteren Wände der Brückennocken vervollständigen das Ganze dann.


  • Weiter geht's mit den Bänken und der Reling. Letztere müsste eigentlich größtenteils drei Durchzüge haben, ich hatte aber nur welche mit deren zweien zuhause und habe die verwendet. Das ist insofern etwas ungünstig, weil ich die meisten Bänke so nur an den Relingstützen und nicht am mittleren Durchzug verkleben konnte, aber sie halten auch so.
    Auf der erhöhten Poop ist die umlaufende Bank ausschließlich an der Reling befestigt. Dazu habe ich erst die Bank genau an den Decksverlauf angepaßt (abzüglich der Materialstärke der Laserreling), die Reling möglichst gut vorgeformt und dann Bank und Reling verklebt.



    Die fertige Baugruppe wurde dann im Ganzen auf die Poop gesetzt und die restliche Reling ergänzt.



    Ein untergelegter Kartonstreifen sorgt für eine Gleichmäßige Höhe der Sitzflächen (irgendwann muß ich wohl auch schon den Schornstein zusammengebaut haben, jedenfalls ist er hier schon zu sehen).


    ROMANES EVNT DOMVS !

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  • Jetzt nähere ich mich auch schon wieder rasend schnell dem Ende dieses Bauberichts, denn
    a) ist ja tatsächlich nicht mehr so wahnsinnig viel zu verbauen und
    b)bin ich hintenraus auch recht photograohierfaul geworden - wobei man auch sagen muß, daß Kistenkleben auch nicht viel hergibt...


    Als erstes geht's zurück auf die Back:
    Das Schanzkleid hat noch Handläufe aus einem schmalen Papierstreifen bekommen. Die wurden natürlich auch noch rot angestrichen. Und die erste Kiste ist auch schon an Bord...



    Die Ankerwinde ist im Bogen nur durch das Gehäuse repräsentiert, da geht noch mehr. Die Innereien habe ich freischnauze zusammen gedengelt und grün und braun (Rost!) angewaschelt, die Handräder sind von HMV.
    Na ja, auf die Bremsen hätte ich wohl besser verzichtet, andererseits sieht man das grüne Teilchen auf dem grünen Deck aber eh kaum.




    Die Poller soll man von Graupner nehmen, aber auch wenn der Bogen nicht verkleinert wäre, wären die zu groß (und außerdem keine Kreuzpoller). Dadurch wiederum sind die Markierungen für die Poller nicht unbedingt an der richtigen Stelle auf dem Deck, was gerade an den Türen im Schanzkleid auffällt. Das habe ich
    aber erst während des Baus bemerkt, als es schon zu spät war, sie noch zu entfernen.
    Jetzt noch zur wichtigsten Baugruppe des Modells überhaupt: Dem Grill! Vom vorgesehenen Bauteil habe ich nur die Schmal- und die Oberseite verwendet. Ich habe dann die Höhe nachgemessen, die käme auf gerade mal 66cm, da kann sich auch schon ein kleinwüchsiger Grillmeister schnell mal Rückenbeschwerden einfangen. Also habe ich oben ringsum nochmal niedrige Wände aufgesetzt und das Ganze in einem Eisen-Farbton gestrichen. Nur so für den Fall, daß man hinterher davon noch etwas sähe (also genaugenommen für die Katz!) habe ich dann ein wenig feinen Sand eingeklebt und grillkohlig angemalt.




    Für das Grillrost habe ich einen Gußast dünn ausgezogen, bemalt und dann aus kleinen Abschnitten das Rost zusammengesetzt.

  • Die letzten Bilder zeigen schon das "fertige" Schiff. Hinzugekommen sind noch


    - zwei Anker und Scheuerleisten
    - eine ausgestichelte (und schmutzig-grau gewaschelte) Leiter und ein Beiboot auf dem kleinen Deck vor der Brücke
    - zwei Stützen unter dem Selben
    - das Radar auf dem Ruderhausdach
    - die zwei Masten und der Flagstock
    - eine Kiste neben dem Schornstein
    - zwei Doppelbänke auf dem Oberdeck
    - eine weitere Kiste auf der erhöhten Poop
    - zwei Stützen unter diesem Deck und
    - Rettungsringe
    aus dem Bogen und zusätzlich noch


    - die Schiffsglocke (eine halbe zwei-Millimeter-Scheibe Papier zur Tüte gerollt und golden bemalt)
    - ein Lüfter und das Abgasrohr auf dem Schornstein
    - eine rudimentäre Takelage aus chirurgischem Garn und
    - auf Zigarettenpapier gedruckte Flaggen.






    Damit ist mein Baubericht auch schon wieder am Ende, das Schiffchen ist jetzt "fertig". Es müssen natürlich noch Leute an Bord damit die Etta nicht so ausgestorben wirkt, und vielleicht ergänze ich auch noch ein oder zwei Details (z.B. das Nebelhorn). Und dann wird die Etta auch wirklich fertig sein!


    Bis dahin
    Michi

  • Hallo Michi,


    ein auffällig schönes Modell eines urigen Schiffchens hast Du da gebaut! Klasse und Glückwunsch!


    Mir war dieser Bogen ehrlich gesagt bisher noch nicht aufgefallen... Seltsam eigentlich, obwohl in BHV beim Treffen ein gebautes Modell ausgestellt war.

    Fertig: MS WILHELM GUSTLOFF, 1:250



    Aufwachen - es ist 5 vor 33...

  • Moin Michi,


    die Etta von Dangast ist dir wirklich sehr schön gelungen ^^
    Ein toller Bogen. Asche auf mein Haupt, dass ich die in BHV nicht gekauft hatte :S


    LG
    Riklef

    "Nein, ich bin nicht dumm. Ich habe nur Pech beim denken."


    ----------------
    Projekte:
    Fertig:
    Iljushin IL-14 1:33
    Lockheed L-1649 A 1:100 (1. Version fertig)
    SIBAJAK von Scaldis 1:250


    Im Bau:
    Hauptfahrwerk einer Boeing B777
    De Haviland Comet 4B 1:100


    Geplant: so vieles... :rolleyes:

  • Danke schön, Jo, Helmut, Riklef und alle Daumenheber!



    Und warum war der Bogen so unbekannt? Da kann ich auch nur mutmaßen:
    In Bremerhaven war er letztlich auch "nur" eine unter vielen Neuheiten, und auch keine besonders spektakuläre. Und danach trat er "in der Szene" einfach nicht mehr in Erscheinung, bis diesen August war der Bogen ja nur an Bord und bei Herrn Witt erhältlich, Also keine Chance, ihn beim Blättern in einem [Online]Katalog zu entdecken und - quasi als Beifang - mitzubestellen.


    Das ist aber, wie gesagt, nur Spekulation und hat sich im übrigen jetzt auch erledigt!


    Michi


  • [...]das Schiffchen ist jetzt "fertig". Es müssen natürlich noch Leute an Bord damit die Etta nicht so ausgestorben wirkt, und vielleicht ergänze ich auch noch ein oder zwei Details (z.B. das Nebelhorn). Und dann wird die Etta auch wirklich fertig sein!


    ...Das wird nix mehr! Doch der Reihe nach:
    Nachdem letzen Sommer die Wattwanderung zum Arngaster Leuchtturm dem einzigen Gewitter weit und breit zum Opfer gefallen ist, mußten wir heuer nochmal nach Dangast in Urlaub fahren um das nachzuholen (hat auch geklappt!). Ich hab' dann die Etta provisorisch in ein altes Vitrinchen geschraubt und mitgenommen, und so sind noch ein paar Bilder im Dangaster Hafen entstanden (die Grundplatte müßt Ihr Euch halt wegdenken, dann geht's schon...)



    (Meine Familie durfte derweil diesen prächtigen Anblick genießen... :pinch:



    )


    Na ja, und dann hab ich die Gute dem Käpt'n Tapken gezeigt,



    und der wollte sie mir vom Fleck weg abschwatzen - mit Raffis Einverständnis kam es so zu einem Spontanen Eignerwechsel und ich darf das Boot dann bei Gelegenheit nochmal bauen. Mehr dazu, wenn es dann so weit ist!


    Michi