Auf Kante kleben - Da hätte ich gerne ein Problem

  • Moin zusammen,
    da der Kartonbau für mich noch Neuland ist, habe ich eine Frage zum "auf Kante kleben".


    Ich soll lt. Bauanleitung Poller (1:250), die bekanntlich rund sind, auf Kante zusammen kleben.
    Ich habe die Teile ausgeschnitten und soweit gerundet wie ich konnte. Allerdings stehen die Kanten trotzdem auseinander.
    Wie kann ich den Karton überreden, dass die Kanten zusammen kommen und ich sie verklebt bekomme?


    Für Eure Hilfe wäre ich sehr dankbar.

    Grüße aus Essen
    Detlef

  • Hallo Detlef,


    das ist in der Tat nicht so einfach, ich habe mittlerweile diverse Möglichkeiten angewendet:


    1) Den Poller nicht paßgenau ausschneiden sondern mit Verlängerung und dann aufrollen bis der richtige Durchmesser erreicht ist. Das funktioniert am Besten mit möglichst dünnem Papier. Das hat den Nachteil, dass nicht stumpf geklebt wird sondern überlappend. Aber wenn man die Naht bei der Montage zu einer Seite dreht, wo sie nicht zu sehen ist, ist das kein Problem. Manche Baubogen-Papiere kann man auch mehrmals hin und herrollen bis sich das Papier spaltet. Damit läßt sich dann bei solchen Fitzelteilen besser arbeiten.


    2) Um einen genau passenden Kern aus Rundprofil, Zahnstocher etc. kleben.


    3) Mit einem Locheisen mit passendem Durchmesser aus einem Stück Moosgummi ausstanzen (mein Favorit). Entweder man nimmt Moosgummi in der richtigen Farbe oder malt es an. Dann kann der Karton-Fitzelpoller auf dem Bogen bleiben und in die Tonne wandern.


    4) Einen Plastik- oder Holzrundstab auf die richtige Dicke bringen und dann kleine Pöllerchen abschneiden.


    Wenn man bei allen Varianten dann noch jeweils das "Pollerdeckelchen" oben drauf klebt, ist der Eindruck perfekt.


    Viel Spaß beim Testen.


    Beste Grüße
    Uwe
    :thumbsup:

  • Moin Detlef,


    "...Ich habe die Teile ... soweit gerundet wie ich konnte...."


    Das ist das Problem: Du musst die Teile mit Hilfe eines Drahtes o.ä. soweit runden, bis die Röhrchen enger als der gewünschte Durchmesser sind.
    Z.B. gewünschter Durchmesser: 3 mm ---> bis auf 2 mm runden, die Enden überlappen sich.
    Wenn Du jetzt ganz vorsichtig die beiden Enden aufeinander "Stoß an Stoß" stellst, verharren sie aufgrund der Eigenspannung des Röhrchens.
    Flugs ein Tröpfchen (Weiß-)Leim von innen angebracht - so ist das Ganze dann fixiert.
    Am besten ersma mit Abfallstückchen o.ä. üben ^^


    Viele Grüße - Ully

    "Fröhlichkeit ist nicht die Flucht vor Traurigkeit, sondern der Sieg über sie."
    Gorch Fock

  • Hi Detlef,


    ich bin dazu uebergegangen die Poller aus entsprechend gefaerbtem Tonkarton (130gr) zu bauen. Hat den Vorteil, dass man sich die Kantenfaerberei schenken kann und das der Karton etwas duenner und somit flexibler ist. Einfach die Masse aus dem Bogen nehmen, auf den Tonkarton uebertragen - los gehts.
    Ansonsten - das Runden an sich mache ich so, wie es von Ully schon beschrieben wurde. Ich verwende Kittifix Weissleim, der sich mMn sehr gut eignet und schnell und fast rueckstandsfrei abbindet.


    Die 'Deckel' kann man mit einem Locheisen (Screw&Punch zum Beispiel) sehr leicht aus demselben Tonkarton herstellen.


    Viel Spass. :)


    Viele Gruesse
    Peter

  • Ich kopiere die Poller auf dünnes Papier (70g), dann geht es nit dem Rollen einfacher. Zum Rollen nehme ich eine passende Nadel, klein bisschen dicker als eine Stecknadel. Dann wird so lange gegen den Finger gerollt, bis es passt. Leim dann von innen rein.
    So funktioniert das bei mir ganz gut

  • Sehr hilfreich bei solchen feinen Detailarbeiten sind lange, gepflegte Fingernägel an Daumen, Zeigefinger und Ringfinger. Damit kann man bis zum Aushärten der Klebenaht vorsichtig die Enden in die richtige Position bringen und halten. Falls das Vorrunden doch nicht ganz ausreichend war wie oben bei Ully beschrieben, kann es gelingen, die zu klebenden Enden mit Kleber betupfen, mit den Fingernägeln von Daumen und Ringfinger in Position zu bringen und dann mit der Spitze einer Pinzette sanft auf die Naht drücken, bis der Kleber die Restspannung halten kann.


    Eine andere Variante ist es, daß der Karton beim Vorrunden von sehr kleinen Durchmessern im Verhältnis zur Materialdicke in seine Schichten aufspaltet. Dann ergibt sich an der Nahtstelle quasi eine hochfeine, überstehende Klebelasche, die innen liegt oder man entfernt die innere Schicht und erhält dünnes, leichter verformbares Material. So mache ich es bei Flaggen, um einen schöneren Faltenwurf zu erzielen.

  • Hallo,
    dazu noch einen kleinen Trick, das Stückchen Karton anhauchen. die Luftfeuchtigkeit erhöht die Bereitschaft des Karton zum Verformen.
    Ulrich

                                                                                   Artikel 1 GG:

    Die Würde des Menschen ist unantastbar.

    Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt



  • Moin zusammen,
    ich bin ja mehr als begeistert über die vielen Tricks und Tipps.
    Danke, danke, danke.


    Ich werde dann mal einiges ausprobieren und berichten ob und wenn, wie es mir gelungen ist.

    Grüße aus Essen
    Detlef

  • Tja, immer wieder faszinierend, verschiedene Arbeitsweisen und Kniffe an einer Stelle zu finden. Es gibt dann jedesmal neue Ideen zum Probieren und die Möglichkeit, die eigenen Arbeitstechniken zu erweitern und zu verbessern.


    Danke auch an die Gemeinde für die Tipps und Tricks! :D

  • Kleine gerollte Teile lassen sich am besten über ein geeignetes Werkzeug (z.B. Stahldraht) rollen. Als Kern verwende ich hier einen kleinen Streifen Seidenpapier, der über den Draht gerollt wird. Der ergibt eine hauchdünne Auflage auf dem Draht und der eigentliche Bauteil kann dann flächig verklebt werden; das Seidenpapier verhindert das Verkleben mit dem Draht. Der Seidenpapierstreifen kann mit ruhigem Gewissen mit Weißleim auf den Draht geklebt werden - so funktioniert das Röllchen machen sehr gut ... nach Fertigstellung des Bauteils kann mit einem kräftigen Dreh die Verklebung vom Draht gelöst werden und die Rolle kann abgezogen werden. Das Verkleben von widerborstigem Papier ist durch Feuchtigkeit sehr zu erleichtern. Mit einer alte Airbrush-Pistole oder einem geklauten Parfümzerstäuber wird Wasser auf die Innenseite des Bauteils aufgetragen ... und er rollt sich fast von selbst ein. :D


    Bei sehr kleinen Bauteilen kann man sich das sparen, durch die flächige Verklebung mit wasserhaltigem Leim (Weißleim oder Tapetenkleister) wird bereits genügend Feuchtigkeit zur Verfügung gestellt. Bei größeren Bauteilen (vor allem bei spiralförmig erstellten Teilen) macht die zusätzliche Befeuchtung aber schon Sinn, die verklebe ich nur am Anfang und am Ende - so kann ich nach Fertigstellung noch durch Druck auf die Stirnflächen einen perfekten Zylinder formen. Die Fixierung erfolgt dann durch Leim auf die Stirnseiten.